trum,
das
;
–/trümmer
, auch
-en
, teilweise + Uml.;
zu
mhd.
drum
›Ende, Grenze, Rand‹
(
Mwb
1, 1386
).
1.
›räumlich oder flächig gedachtes, spitzes oder stumpfes Ende, Endstück eines Gegenstandes‹ (z. B. eines Steinbrockens, Körperteils, Randbereich eines Ortes, einer Grundstücksfläche); im Einzelnen z. B.: ›Fingerkuppe‹; ›Tischende‹; ›Schluss eines Textkapitels‹; auch temporal: ›Ende, Schluss (einer zeitlich bemessenen Größe)‹.
Phraseme:
weder trum noch end / ort haben
; ˹
trum und end, von trum zu end
˺ ›alles, in Gänze, vollständig‹;
(an etw.) das rechte trum finden
›eine Angelegenheit richtig, vom rechten Ende her anpacken‹ (auch zu 2 stellbar).
Bedeutungsverwandte:
 15,  5a; 7, ; vgl.  5, , .
Gegensätze:
 1,  1.
Syntagmen:
das t. finden, jm. bekant machen, das schlachten ein t. nemen
;
sich an ein t. legen
;
das t. des fingers / steines, der welt, des kapitels
;
das deutsche / kurze / rechte / stetswärende t
.
Wortbildungen:
trumchen
›kleines Ackerstück‹,
trumstein
(a. 1579),
trumzange
.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
Dâ nâmin tôdis pîne | wol sibinzic kungelîne | [...]. | Und daz slachtin nam ein drum.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
281, 13
(
preuß.
,
1425
):
2 czegehorn und 1 dromczange und 2 hantczangen.
Struck, Kollegiatstifte
405, 4
(
mosfrk.
,
um 1355
):
nebin dem mittelwege 1 dromechin. [...] an dem Hatzingraben 1 dromichin.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Daz begin und daz drum | Machte er [Abraham] in gar bekant, | Wie Crist von himele wart gesant.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
laz nu Lazarum | Hindne sines vingers drum | Netzen in wazzer.
Doch ist da bi bezeichent | Jar zale die da reichent | Von der geburt uf erden | Jhesu Cristi des werden | [...] | Vurbaz an der werlde drum.
Fastnachtsp. (
nobd.
1529
):
Nim sy recht und für sy hein! | Sy hat nun versuocht ein klein | Und solt nun wüssen end und drumm.
Sachs (
Nürnb.
1550
):
Ey, eh du nein-riedtst in den waldt, | Hab ichs gesagt von trumb zu endt | Was [...].
Ebd. (
1567
):
Ein narr macht alle zeit vil wort, | Und haben weder trumb noch ort.
Schade, Sat. u. Pasqu. (wohl ˹
schweiz.
1525
˺):
Ich hoff, Karl der durchleuchtig held | Werd [...] | [...] laßen beruͤfen ein gmein concilium: | So findt man an der sach das recht trum.
Kottinger, Ruffs Adam (
Zürich
1550
):
den himmel ich also hab g’macht, | den underscheid des tags, der nacht, | [...] | mit wasser, lufft, zerteilten winden, | mit trom und end.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Wann böser zungen schnatter | Hat weder trum, noch endes zil.
Gereke, Seifrits Alex.
8868
(
oobd.
, Hs.
1466
):
oben an des staines drum | was ein ephitaphium.
Niewöhner, Teichner
442, 176
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
so spricht ainer: ,der ist frum‘, | so spricht ainer an einem drum
[›Tischende‹]
: | ,er ist nicht ein piderman.‘
Bretholz, Liechtenst. Herrsch.
118, 19
(
smähr. inseldt.
,
1414
):
in dem Dewtschen Drwm
[›Endbereich des Dorfes‹, Tendenz zum Eigennamen]
die lehen vnd dinent als die vorgschriben.
Hübner, a. a. O. ;
Mayer, Folz. Meisterl. ;
Wackernell, Adt. Passionssp. Pf. I,
204
;
2.
›Ende eines eindimensional gedachten Gegenstandes, eines Fadens, einer Schnur u. dgl.‹; daran anschließend auch: ›Faden‹; speziell: ›Zündschnur‹; ütr.: ›Handlungsstrang‹; als Spezialisierung zu 1 auffassbar.
Phraseme:
jm. das trum nicht zu kurz werden
›ein Vorhaben (wie geplant) durchführen können‹ (a. 1519).
Bedeutungsverwandte:
, ; vgl.  1, ,  2.
Syntagmen:
ein t
. (Subj.)
heraushängen
;
etw
. (z. B.
ein zochen
)
mit einem t
. [wohin]
gehen, etw
. (z. B.
zündstricke
)
mit trümmern hin und wieder ziehen
;
das t. der historia
›Handlungsstrang; roter Faden‹;
kurze trümmer
.

Belegblock:

Schade, Sat. u. Pasqu. (o. O.
1542
):
Der sich [...] ein herzogn nant, | Bracht im [Charon] ein büntlein alzuhant | [...]: drin stak ein bein, | War mit salpeter gfüllet fein, | Doran ein zochen glimmend hieng | Der mit eim drum ins pulver gieng.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Drum / druͤmmer / daran die weber das garn knuͤpffen / licium.
3.
›größerer oder kleinerer Teil, Stück, Bruchstück‹ (von einem meist als Körper gedachten Ganzen); speziell: ›Splitter‹; ›Scherbe‹; vereinzelt auch: ›Überreste, Ruinen‹; häufig im Pl.: ›Trümmer‹.
Phraseme:
etw. zu trümmern gehen
.
Bedeutungsverwandte:
 3, ,  1; vgl. ,  2,  1, .
Syntagmen:
trümmer halten / sehen, jm. geben, ein t. von etw. abschneiden
;
ein t
. (Subj.)
von etw. kommen, die trümmer aneinanderwachsen / stieben, sich in den lüften winden
;
sich
›gegenseitig‹
auf trümmer zerreissen, etw
. (Subj.)
in trümmer zerbrechen, jn. mit einem t. schlagen, die welt zu trümmern gehen, einen korb / spies zu trümmern reissen / rennen / schlagen, eine bleide zu trümmern brechen
;
der t. des spiegels, des evangeliums, der spere
;
kleine trümmer
;
trümmer von büchsen, ein t. von einem stul
.
Wortbildungen:
trümmerweise
.

Belegblock:

Schade, Sat. u. Pasqu. (o. O. o. J.):
So ir euch gleich auf drümlein klein | Zureißen thetet all gemein.
Luther, WA (
1524
/
7
):
wo sie [die Jugent] nicht yn eim zaum gefuret wird, gehet also alles zu trummern.
Ebd. (
1530
):
Gleube ich dem wort also, so sol und mus es so hinaus gehen, wie das wort mir saget und solt gleich himel und erden drob zu trummern gehen.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
68
, 7c (Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
wo er getailt oder geprochen wirt, alszdenn erscheint in yedem drumme des spiegels vielfeltige vnnd ganntze pildnuss.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
177v, 22
(
Leipzig
1588
):
Gerechtigkeit sol geschehen / vnd solt die Welt zu druͤmmern gehen.
Holtzmann, Gr. Wolfdietrich (
A. 15. Jh.
):
Die schilde sie zerkluben und spielten ouch die helm, | daz die drumer stuben.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1428
):
am eritag vor aller heiligen tag do warf man aus einer pleiden
[›Steinschleuder‹]
, die prach zu trumeren und schlug wol 6 menschen zu tot.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1528
):
was bey jnen [Roͤmer] gemacht ist worden, der druͤmer wir noch sehen.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
Ehe müst zu trümmern gehn die Stadt, | Ehe ich mich wolt dem König ergebn.
Argovia (
halem.
,
1449
):
Welher den andren mit den fünsten oder mit einem trümel
[›Knüppel‹]
schlêcht, [...].
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1533
):
hand die zechmaister [...] haimlich den grosen messin weichkessel aus der kirchen gefiert und erschlagen und die tremmer maister Marren um 49 fl geben.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
34
(
oobd.
,
1607
/
11
):
1 trum oder stuckh von erst obgemeltem horn abgeschnitten.
Ebd.
1065
:
Ein schalen [...], ist aber in vil trimmer zerbrochen.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Der Tiberius Gracchus ward im hohen stift mit einem drum von einem zerprochen stuel an das hirn geschlagen.
Der stain ist in der mit zerbrochen, [...], ist ain drum davon komen, das die geschrift nit ganz da ist.
Chron. baier. Städte. Regensb. (
moobd.
,
1541
):
Der gut Gabriell [...] ward [...] gein altencapellen drümerweiß begraben.
Zingerle, Inventare (
tir.
,
1465
):
ii zeprochen eren hafen vnd drümer von ii püchsen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
372, 3519
;
Knape, Messerschmidt. Bris.
15, 17
;
Brandstetter, Wigoleis
204, 42
;
Bauer u. a., a. a. O.
116
;
Reithmeier, B. v. Chiemsee ;
4.
›(kleine) Reststücke, Abfälle‹ (z. B. der Tuchverarbeitung); speziell: ›Tuchreste, Lappen; Fetzen‹; auch bildlich; Spezialisierung zu 3.
Bedeutungsverwandte:
,  4, ,  2, , .
Syntagmen:
trümmer machen
(z. B.
aus der warheit
)
/ stelen
;
etw
. (z. B.
tuch
)
von trümmern machen
;
x trümmer tuch
.

Belegblock:

Lau, Qu. Siegburg (
rib.
,
1433
):
Vort so we da doich machde van flocken off van dromen off van schroedelingen, dat sal man verbyrnen.
Roloff, Brant. Tsp.
309
(
Straßb.
1554
):
Die Weber machen auß mir [Warheit] truͤmen.
Müller, Nördl. Stadtr. (
schwäb.
,
1446
):
Wer auch planckinger würken wil, der sol sie machen von uswürf, flocken, schnitzlings, lochen, trummern und von andern sachen.
Bastian, Runtingerb.
2, 196, 17
(
oobd.
,
1403
):
dez gewandz ist noch da drew drumer.
Chron. baier. Städte. Regensb. (
moobd.
,
1542
):
ein unüz weib [...] hett [...] etliche drümer thuch gestolen
(auch zu 2 stellbar).
Schmidt, Frankf. Zunfturk. .
Vgl. ferner s. v. .
5.
›Teil, Abzweigung eines Ganges im Bergbaustollen; Nebengang‹.
Bedeutungsverwandte:
,  7.
Gegensätze:
.
Syntagmen:
der hauptgang trümmer von sich teilen
;
trümmer
(Subj.)
voneinanderfallen / zusammenkommen
;
auf einem t. bleiben
;
ein t. von einem hauptgang
.

Belegblock:

Helbig, Qu. Wirtsch.
4, 142, 19
(
md.
,
1559
):
Es [erzs] bricht [...] vffm Stolnn vber sich, do kommen (wie man sagt) Zwen genge ader zwey drömmer zusammen.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
102, 31
(
omd.
,
1548
):
ob sich der hauptgange getheilt, drumer und abkemen von sich getheilt.
Ebd.
103, 10
:
Theilet sich des eltern gang in einer beweisung, alsden mag der elter auf einem drum, [...], bleiben [...], sofern es augenscheinlich, das ein drum von seinem heuptgange ist.
Ebd.
85, 5
.
6.
›kurzer, unbehauener und nicht gespaltener Holzklotz‹.

Belegblock:

Schwäb. Wb. (a. 
1399
).