trostlos,
Adj.
1.
›ohne Hilfe und Unterstützung in Grenzsituationen des Lebens‹ (allgemein); im Einzelnen: ›ohne Hoffnung auf Rettung, Erlösung oder Besserung in einer existentiellen Situation (z. B. der Trauer, des Leides)‹; ›hoffnungslos, mutlos (im Krieg, in Verfolgung, in sozialer Einsamkeit), den Feinden schutzlos ausgeliefert‹; ›schrecklich, unerträglich‹ (von Leiden und Schmerz gesagt);
vgl.  1, (Adj.) 3.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Verzweiuelt trostloß mißtroͤstig mißmuͤtig verzagt desperat hoffenloß.
Luther, WA
41, 117b
, 30 (
1535
):
,Du Elende und trostlose‘ und armes widfrewlin, uber die alle wetter gehen, und jederman dir auff den kopff trit.
Wunderlich, Fierrabr.
124, 23
(
Simmern
1533
):
sie waren gantz trostloß / wann sie wurden jrer heuser veriagt.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Wan vindet och in diser welt meng uͤpig und trostloses liden.
owe min kint, wie bin ich [Maria] nu so lieblos! Wie ist min herz so gar trostlos worden!
Wickram
4, 19, 15
(
Straßb.
1556
):
er ist ein solcher / so yederman inn seiner widerwertigkeit troͤsten kan / ihm selb aber / ist er in seinem eygnen truͤbsal gantz trostlos.
Brandstetter, Wigoleis
198, 19
(
Augsb.
1493
):
kame jch heym on allen troste. wee mir dz jch in diß land ye kam seyd jch so gancz trostlos von dannen scheyden sol.
Weber, Füetrer. Poyt.
131, 4
(
moobd.
,
1478
/
84
):
seyd meiner frewden sunnen | an im verlasch, vnd trostlos schaid mich hynn.
Matthaei, Minner. I, ;
Munz, Füetrer. Persibein
157, 5
.
2.
›ohne geistliche Unterstützung; ohne religiöse Zuversicht, verzweifelt‹; speziell: ›im Zustand der Gottesferne und ohne Vertrauen, diesen zu überwinden; Sünde und Hölle verfallen, von Gott verlassen‹ (dies auch von Christus in der Passion gesagt);
als Spezialisierung zu 1 auffassbar; vgl.  2, (Adj.) 3.
Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
 1, (Adj.) 14,  2, (Adj.) 3, , , , .
Wortbildungen:
trostlosigkeit
.

Belegblock:

Luther, WA (
1531
):
Et misere moritur, ut eitel schrecken, Teuffel wort, pro labsal essig ec. [...]. In tota passione gar trostlos verbis und labsal.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
95, 29
(
Nürnb.
1548
):
solche trostlose [...] menschen haben nit alle so grosse / greuliche suͤnde begangen.
Ebd.
152, 20
:
vberfelt sie [narren] Gottes gericht / vñ vrtheyl bloͤtzlich / das sie nit wissen wie jnen geschicht / vñ sind gar vñ gantz trostloß.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Dich such ich HErr, | [...] | Laß mich nicht Troßloß werden.
Ebd. (
Mainz
1605
):
Trostloß warstu von hertzen, | [...], | Als werestu von Gott, | Verlassen in der noth.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
Weles ist sin von úch varn anders danne gelassenheit, trostlosekeit und ungeschickeit zuͦ alleme guͦte, trege und kalt und swer und dúnster?
Ebd. (
1359
):
[si werdent] gezogen in einen engen weg, der zemole vinster und trostlos ist, [...]; so wa si sich hin kerent, so vindent si ein grundelos ellende, das wuͤst und trostlos ist und vinster.
wer in disem aller werlichest stuͦnde ellende und in trostloskeit, der were dem vatter aller gevellichest.
Steer, Schol. Gnadenl.
5, 187
(
halem.
,
15. Jh.
):
Jn soͤlichem darbenne vnd in dem troͮstloͮsen innren armuͦte ist got aller naͤchest der sele.