trinken,
das
,
auch
der
;
-s, -Ø/-Ø
;
selten mask.; vgl. ; unter 1-3 tritt das Wort gehäuft in additiver Verknüpfung mit
essen
auf.
1.
›das Trinken, Löschen des Durstes; die Einnahme von Flüssigkeit‹;
zu (V.) 1.
Obd.
Bedeutungsverwandte:
 2; vgl.  1.
Syntagmen:
t
. (Subj.)
js. willen, der natur untertänig sein
;
trinkens pflegen, sich trinkens üben
;
jm. acht auf t. sein, durch t. das verständnis schwächen, im t. js. gedenken, jm. mit t. dienen, sich mit t. redlich halten, sich vom t. abziehen, der durst von wegen des trinkens in die natur gesezt sein
;
das ware t
.;
abbruch an t
.

Belegblock:

Mylius (
Görlitz
1577
):
Abstemius Der nicht Wein trinckt.
Gille u. a., M. Beheim
104, 485
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Ain nacht und ainen ganczen tag, | das leut nach vich nit trinkens pflag, | wann man kain wasser vande.
Sudhoff, Paracelsus (
1530
):
in diser krankheit ist essen und trinken des kranken willen.
Goldammer, Paracelsus
4, 243, 12
(
1530
):
darumb hat er uns den durst in die natur gesetzt vonwegen des drinken, daß wir seiner gedenken in allem unsern drinken.
Maaler (
Zürich
1561
):
der durst ist mit [...] Trincken vergangen.
Anderson u. a., Flugschrr.
29, 5, 4
([
Augsb.
]
1524
):
Das reich Gottes / ist nit essen noch trinckē / sonder gerechtigkait.
Bauer, Imitatio Haller
94, 23
(
tir.
,
1466
):
Wand die ding die muessen alle vndertenig sein der natur, als denn ist essen vnd trinkchen, schlaffen vnd wachen vnd ander notürfftikhait.
Dietrich. Summaria
18v, 2
;
Morrall, Mandev. Reiseb.
175, 21
;
Dreckmann, H. Mair. Troja
16, 23
;
Bauer, a. a. O.
83, 18
;
Vgl. ferner s. v.  12,  1.
2.
›Getränk, flüssiger Teil einer Mahlzeit‹; als Metonymie an 1 anschließbar.
Phraseme:
essen und trinken
›Verpflegung; Gastmahl‹;
js. mit essen und trinken pflegen
›jm. eine Mahlzeit vorsetzen, Gastfreundschaft erweisen‹.
Bedeutungsverwandte:
; vgl.  1, ,  1.
Syntagmen:
(ein) t. herfürtragen / hergeben, jm. essen und t. bringen / geben / reichen
,
sein t. austrinken, in flaschen haben
;
Christi blut ein wares t. sein
;
jm. almosen an essen und t. reichen
,
jn. mit t. versehen / versorgen, etw. um trinkens willen anrichten, jn. zu t. laden
;
ein korb vol essens und trinkens
;
notdurft an t
.

Belegblock:

Luther, WA (
1525
):
Gleich wie es nicht des essens und trinckens schuld ist, das ettlich zu sewen druͤber werden.
Ders., WA Br. (
1523
/
5
):
daß wir [...] kaiserliche Recht fahren lassen, als wenig als umb Essen und Trinkens willen Secten und Zwietracht anzurichten seind.
Kollnig, Weist. Schriesh.
200, 41
(
rhfrk.
, o. J.):
Da dann denen fuhrleüten [...] bey hof eßen und trinken gereicht worden.
Karnein, Salm. u. Morolf
466, 1
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
Ein drincken wart da her fur getragen.
Harms u. a., Alberus. Fabeln
34, 11
(
Frankf./M.
1550
):
ein korb voll essens vnd trinckens.
Ralegh. America (
Frankf.
1599
):
Flaͤschen [...] in welchen sie meinten / daß er sein Trincken hette.
Küther, UB Frauensee
259, 33
(
thür.
,
1489
):
Davor sal sie der pferner widderumbe uff solche feste mit esßen unde trincken [...] vorsorgin.
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
16b, 17
(
nobd.
,
E. 14. Jh.
):
mein plut ist ain wares trincken.
Wickram
4, 28, 18
(
Straßb.
1556
):
Robertus pflag sein auch gar wol / mit essen / trincken / und aller wartung.
Große, Schwabensp. ;
Kollnig, a. a. O.
14, 36
;
Henschel u. a., Heidin
1635
;
Goldammer, Paracelsus
2, 56, 22
;
Sappler, H. Kaufringer
16, 381
;
Nyberg, Birgittenkl.
1, 237, 33
;
410, 11
;
Vgl. ferner s. v. .
3.
›das Trinken von Alkohol (als Genuss- oder Rauscherlebnis)‹;
zu (V.) 3; häufig mit Betonung des Aspekts gemeinschaftlichen Erlebens: ›Feier, Umtrunk‹; negativ konnotiert: ›Besäufnis‹; vgl. (V.) 4.
Gehäuft obd.
Syntagmen:
ein t
. ›Gelage‹ [wo]
sein / werden
;
sein herz auf t. setzen, aus t. nichts gutes kommen, schande erwachsen, j. durch t. die gesundheit verletzen, durch trinkens willen in ein leithaus gehen, ein mandat trinkens halb ausgehen lassen, im t. freude suchen, sich mit t. überladen, die weber ir wesen mit trinken gehaben
›beim gemeinsamen Trinken ihre Angelegenheiten regeln‹,
vom t. geil werden
;
das grosse / unmenschliche / unordentliche / übermässige t
.;
aufrur bei trinken
(Pl.).

Belegblock:

v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
2, 72, 14
(
omd.
,
1487
):
Wan aús sollichem vnmenschlichen trincken nichtes guts komptt.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
vil Menschen, die groß Froͤd suͦchen nit allein in dem Trincken, auch [...] in der Weiß des Trunks.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1532
):
[Das]
Mandat so min gnediger her [...] trinckens halb us hat laußen gon.
Maaler (
Zürich
1561
):
Das Trincken vnd sauffen. Potatio.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 232, 14
(
schwäb.
,
um 1495
):
in aufruͤren bey wirtschaften, essen, trincken, spilen, karten, tantzen.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Mitler weil und der tag weret, do war ein gross drinken von den herren.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1544
/
5
):
dieweil etlich der zunft von webern aus aignem gwalt und willen ain Trinckstuben auf irem Zunfthaus, darinnen sie ir wesen mit trincken und sonst gehaben möchten.
Klein, Oswald
117, 34
(
oobd.
,
n. 1438
):
der acht von trincken wirt so gail, | das im sein er, gut, weib und kind ist alles vail.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
um 1365
):
Ez sol auch in der marterwochen niemant in chain leithaus gan durch trinchens willen.
Bauer, Geiler. Pred.
104, 20
;
Wyss, Luz. Ostersp.
4295
;
Gehring, a. a. O.
116, 27
;
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
52
;
Vgl. ferner s. v.  2.
4.
›das, was (im Wirtshaus) ausgeschenkt wird; alkoholisches Getränk‹ (allgemein); speziell auch: ›Portion (z. B. ein Becher, ein Glas) eines alkoholischen Getränks‹; ›Maßeinheit für alkoholische Getränke‹;
als Metonymie zu 3 auffassbar; vgl. (V.) 3.
Gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte.
Phraseme:
jm. sein t. abstreichen
›die Zeche prellen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,
1
 2, , ,  1,  2, ,  12.
Syntagmen:
t. mischen / austrinken, bei dem mas verschenken, t. um geld haben wollen
;
ungeld auf t. setzen, pfand um sein t. nemen, ungeld von (dem) t. nemen
.
Wortbildungen:
trink
(
das
) ›Portionsgröße, Maß für ein (alkoholisches) Getränk‹,
trinkenkandel
›Kanne, die die Maßeinheit eines Trink(en)s fasst‹,
trinklein
›ein Schlückchen (Alkohol)‹,
trinkmas
,
trinksetzen
(
das
) ›Gebührenordnung für in Wirtshäusern ausgeschenkte Getränke‹.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
man sal deme heren geben vier gerichte, / den knechten zwey / vnde ieslichem heren zwey trinche wines.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
159, 15
(
thür.
,
1474
):
daz die [zcu Wassenrode] geschangkt unde feylen kouff gehabit habin, darczu her komen sy unde habe wolle tringken umbe sin gelt.
Mon. Boica, NF. (
nobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
das wandel umb dy setze [...] wein und pir und daz trinksetzen.
Hampe, Ged. v. Hausrat
1, 5, 14
(
nürnb.
,
n. 1480
):
ein perber
[›Krug mit Tragegriffen‹]
kraus | da mit mon aüs | ein heimlich drincklein düt.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1363
):
ain ungelt hie ze Auspurg ze nemen [...] allain von trincken, von iedem aymer vier mazz, es sy wein, met oder pier.
Auer, Stadtr. München (
moobd.
,
1343
):
Swer daz trinchen mischet, [...], der geit dem richter zehen schilling pfenning.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
um 1365
):
Swer ein unrechtes maz hat, [...], an trinchmaz oder an unrechtes geloͤt oder chornmazz [...].
Und wil man die glocken darumb [...] dester lenger lan laͤwten, daz iederman sein trinchen [...] muͤg ausgetrinchen.
Doch die gest muͤgen [...] chain trinchen pey dem mazz verschenken.
Chron. baier. Städte.
398, 16
(
moobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Allev maz geleich nach dem alten recht [...] di viertail geleich, di trinchen geleich.
Vogel, Urk. Heiliggeistsp.
1, 518, 44
(
moobd.
,
1470
):
yedem menschen drew kuͤchel, ain essen visch, ain trincken weyns.
Zingerle, Inventare (
tir.
,
1470
):
iii masskandelen vnd i trinkchenkandel.
Ebd. (
1479
):
ii klain zynnen kantlein vonn ain halbs tringken.
Vgl. ferner s. v.  3,  1, .
5.
›medizinischer Trank, Heiltrank‹;
Spezialisierung zu 2; vgl. (V.) 2.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  4,
1
 4,  1.

Belegblock:

Sudhoff, Paracelsus (
1536
):
der [teufelbeschwörer] heilet mit dreien trinken wunden, beinschrötig, auch abgehauen geeder.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
wenne des wolfs herz verprant ist und gepulvert, geit man ez in trinken den hinvallenden läuten.
Vgl. ferner s. v.  10.