triaker,
tiriak,
der
;
-s/–
;
hohe Schreibvarianz;
aus
lat.
thēriacus
›gegen das Gift der Tiere, besonders gegen den Schlangenbiss dienlich‹
(
Georges
2, 3106
).
1.
›Gegengift; Medikament gegen Schlangen- und sonstige Tiergifte sowie andere Vergiftungen‹; der Stoff besteht aus mehreren, meist pflanzlichen, zu Pulver zerstoßenen und mit Honig zu einer Latwerge verarbeiteten Zutaten; im Sinne des Simile-Prinzips begegnet aber z. B. auch die Verwendung von Schlangenfleisch gegen Schlangengift.
Bedeutungsverwandte:
, .
Gegensätze:
(
die
4, .
Wortbildungen:
triakelwurm
›Schlange (deren Fleisch als Zutat für das Schlangengegengift dient)‹.

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
526, 615
(
Magdeb.
1608
):
Das er [der verwund] endlich daran verdirbt / | [...] | Legt er nicht mit Essig die Stundt / | Senff oder Knobloch auff die wund / | Trinckt Wermut Wein odr Tyrjack / | Vnd was vom Gifft erretten mag.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
12281
(
rib.
,
1444
):
Sij
[zwei
bevelinge
]
dunckent mich as ungelijch sijn | As guyt triakel ind fenijn
(Gift).
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
94, 18
(
Frankf.
1535
):
Für das keichen nim Arsenicum / vnd lege den auff gluͤend kolen / vnd laß den rauch in dich gehn durch einen trechter / darnach nim bewerten guͦten tiriackes [...] so schadet dir der rauch nit.
Neumann, Rothe. Keuschh.
4944
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
glich also [...] | [...] der driakels die vorgifft | [...] | also vortribet die rechte kuscheid | [...] | [...] alle bose, unkusche gedancken.
Fischer, Folz. Reimp.
45, 205
(
Nürnb.
1482
):
nach aller erczt sag so ist der bewert tiriac das aller fürnemst in der behütung vor aller vergifft und in ausdreibung der enpfangen gift.
Bremer, Voc. opt.
46087
(
oalem.
,
1. H. 15. Jh.
):
triacelwrm [...] Cum isto conficitur tiriaca venenum.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
welher mensch mit der vergift
[Natterngift]
gelaidigt wirt, der stirbt, man helf im dann pei der zeit mit tiriaca, daz ist triaker.
wenn man der slangen flaisch beraitt mit andern dingen, diu dar zuo gehœrent, dâ wirt ain electuarium auz oder ain confect, daz ist ain auzwal und ain beraitung sô edel, daz si die vergift auzwürzelt [...]. daz confect haizt tiriaca, daz ist triaker.
Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. vngerat. Sohn ;
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch ; ;
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
92, 18
;
Fischer, a. a. O.
3, 46
;
Rohland, Schäden
388
;
Martin, H. v. Sachsenh. Jesus
5
;
Eis, Gottfr. Pelzb.
132, 2
;
161, 17
;
Lehmann, Rezeptb.
169
;
Eckel, Fremdw. Murners.
1978, 73
f.;
Rosenqvist, Frz. Einfluß.
1932, 237
;
240
f.;
1943, 296
;
587
.
Vgl. ferner s. v.  2.
2.
›Arzneimittel gegen die Pest‹; als Spezialisierung zu 1 auffassbar; zu Rezeptur und Zubereitung s. d.

Belegblock:

Buch Weinsb. (
rib.
,
um 1560
):
gebruchte fil winrauschs, weis klobloich, essich, pestilenzpillen, driakel und derglichen vil raitz, [...] und unser here got hat sich uber mich erbarmet, das [...].
J. W. von Cube. Hortus
89, 40
(
Mainz
1485
):
Platearius spricht daz diß wurtzel sunderlich guͦt sy fur den gebresten der pestilentz das pulver in genōmen mit tyriakel vnd endiuien wasser.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1437
):
[die leute] triakes in die nasen strichen für die pestilentz.
Sudhoff, Paracelsus (
1529
):
Alle trenk für die pestilenz, | [...] | pfeffer, paradiskörnlin, | cardamemlin und dergleichen tiriakas.
Fischer, Folz. Reimp.
45, 202
;
3.
im Vergleich zu 1 und 2 erweitertes (teils unspezifisches bzw. oft nicht genau bestimmbares) Indikationsspektrum: ›zusammengesetzte Arznei, Heilmittel‹; auch: ›Universal- bzw. Allheilmittel, Wundermittel‹; vereinzelt synonym für: ›Arznei, Medikament generell‹.
Phraseme:
venedischer triaker
›qualitativ bester Triaker‹ (zu Venedig als zeitweiligem Zentrum der Triaker-Produktion vgl.
Lex. d. Mal.
8, 677
);
knoblauch ist der gebauern triaker
›Knoblauch ist das Allheilmittel der Bauern‹.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld): , , , , ,  2; vgl.  1.
Syntagmen:
t. auf etw. binden, feil tragen, (mit wein) nemen / trinken, dem vieh venedischen t. mit brot / salz eingeben
;
mit t. etw. schwitzend machen
;
t. metallorum, t. von mumia
›Leichenbalsam‹
, t. wol gemacht
;
triakers fläschel, eine büchse vol triakers
;
der alexandrinische / edele t
.
Wortbildungen:
tiriakskraut
.

Belegblock:

J. W. von Cube. Hortus
3, 68
(
Mainz
1485
):
darūb sprechent die lerer das knobelauch ist eyn tyriackel der buren.
Lichtenstein, Lindener. Katzip. (o. O.
1558
):
Doch war der mann listiger dann sein weib, [...] unnd gebraucht ein remedium, das ist auf teutsch ein triachß.
Erben, Omd. Chrestomathie
181, 11
(
omd.
,
2. H. 15. Jh.
):
noch der purgaczien sal man nemen tyriacam mit wyne, dor ynne gesoten sin neylekin.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
79, 33
(
osächs.
,
1570
/
7
):
vihetiriack, diptanwurzel, bibenelwurzel, hollwurzel, alles gepulfert, solches alles mische ein iedes einen halben löffel vol und gib es dem vihe.
Ebd.
80, 10
:
Venedischen tiriack, uf ein stück vie als eine welsche nuß gros mit brot und salz eingeben, und den tiriak aufs brot gleich der butter geschmiret.
Pyritz, Minneburg
1495
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Leg mir driakkers trost zu stund | In miner wunden sichen munt!
Mayer, Folz. Meisterl. (o. O. o. J.):
Wan mit yrem freuͤntlichen gruß | Ist sie
[
froͤlich weib
]
der edelst tiriack.
Sachs (
Nürnb.
1557
):
Darzu mancherley würtz ich han, | Ragwurtz, senfft und entzian, | [...] | Triackes unnd gut mucken-schwammen.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Baldrian / Valerian / katzen wurtzel [....] Tiriackskraut.
Erben, a. a. O.
185, 10
;
Pyritz, a. a. O.
5445
;
Fischer, Folz. Reimp.
42, 114
;
Menge, Laufenb. Reg.
5414
;
5557
;
5637
;
Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
742, 40
;
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. ; ;
Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib.
1989, 281
.
Vgl. ferner s. v. .
4.
›angebliches Heilmittel, Arzneifälschung, unsachgemäß angefertigtes, unwirksames Medikament‹.
Bedeutungsverwandte:
›mit Essig vermischter Honig‹; vgl.  2 (in der negativen Konnotation von Ware als ›unnützer Kram‹ hier nicht gebucht).
Gegensätze:
 13.
Syntagmen:
t. verkaufen
;
j
. (z. B.
die apoteker
)
ein oximel für t. schreiben
.
Wortbildungen:
tiriaksbüchse
,
tiriaksgäukler
,
tiriakskram
,
tiriakskrämer
,
tiriakskrämerei
,
tiriakerleute
, ˹
triakerman
,
triakersman
˺,
tiriakverkäufer
.

Belegblock:

Luther, WA (
1530
):
es lautet gleich, als wen auff dem marck ein thyriackskremer spreche, ehr wolte ein Thiriack verkeuffen, wer den brauchte, der solt nimmermehr kranck [...] werden.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1563
):
Ein landstreicher oder zanbrecher [...] kam mit seinen thyriacksbüchsen in einen flecken, [...], thet sich großer artzney und kunst.
Berthold u. a., Zwick. Stadtrref.
62, 3
(
osächs.
,
1542
/
70
):
Von den spinnenfressern und tiriakverkaufern. Dieweil es am tage, das die landfahrer, so tiriak, öl, salben und dergleichen verkaufen, [...] landesbetrieger sein.
Mylius (
Görlitz
1577
):
Medicus circumforanens Triackersman.
Gajek, Seidelius. Tych.
15, 17
(
Breslau
1613
):
weil er nicht / | Anders gelernt / bigibt er sich / | Auff die Tyriacks kremerey.
Sudhoff, Paracelsus (
1528
):
dieselbigen so ich meinte, sind der logic underriben, leider wenig in der rhetoric, das sind theriacs leut, die man nennt triacs geukler.
Ebd. (
um 1570
):
ist gleich den nigromanticis mit iren ceremoniis, ein gaukelsack und ein teriaks kram, damit man den zusehenden und umbstehenden leuten [...] das gelt aus dem seckel locket.
Roloff, Brant. Tsp.
326
.
Vgl. ferner s. v.  1, .