treuten,
auch
trauten,
V.;
– Gehäuft ˹frühes und mittleres Frnhd.; Verstexte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘˺.
1.
›jn. / etw. lieb haben, lieben, liebkosen; jn. herzen, küssen‹; häufig auch: ›mit jm. schlafen‹; teils mir poetischen Anspielungen / Verhüllungen; in den Belegen sind die einzelnen Nuancen nicht immer klar zu trennen.Im mittleren Frnhd. auslaufend; meist Texte gebundener Form.
Phraseme:
jm. den flachs treuten
(erotisch anpielend).Syntagmen:
seinen gemahel, die jungfrau, das herzlieb, sein weib, einen bracken t., js. leib
(pars pro toto) t
.; das freundliche treuten
.Wortbildungen:
treutel
Belegblock:
Quint, Md. Karl u. Eleg.
1727
(Hs. ˹thür.
, n. 1455
˺): Den vngetruwē he [Ellegast] sparte | Dor v̄me, dz he karles swesterlin | Trutet vnd wz dy fröwe sin.
Gille u. a., M. Beheim
22, 127
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): wann er mit ganczen treuen, lieb und stet | Sein elich weib treuten und lieb wirt hon.
Sappler, H. Kaufringer
14, 236
(schwäb.
, Hs. 1464
): da er nun trütet iren leib | und mit ir lebt in fräudenspil.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin
2, 68, 307
(schwäb.
, 1471
): Nun hab ich doch gesehen dick | Süfz vnd gar lieplich plick, | Auch friuntliches treẅten, | Zwischen zwain leẅten.
Pfaff, Tristrant
142, 10
(Augsb.
1498
): Als sy nun den
[
pracken ›Schoßhund‹]
gestrichen und getrautet, truͦg sy yn wider in sein haus. Schade, Sat. u. Pasqu.
2, 166, 29
; Voc. Teut.-Lat.
mm vr
; Schweiz. Id.
14, 1549
; Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 447
.2.
›jn. lieben‹ (von Gott als Liebendem gesagt; vereinzelt); dazu reziprok: ›jn. / etw. lieben‹ (vom Menschen mit Bezug auf Gott bzw. das Wirken Gottes gesagt).Alteres und mittleres Frnhd; Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Belegblock:
Valli, Baldemann
244
(rhfrk.
/nobd.
, um 1350
): Den starb zuͤ O
u
ch der keiser frum. | [...] | Got in in himel trute. Hübner, Buch Daniel
1866
(omd.
, Hs. 14.
/A. 15. Jh.
): welch ein richer vunt | Ist er [der schatz] geistlichen luten, | Welche en wellen truten! | Wand Got ist ir und sie sin.
Gille u. a., M. Beheim
125, 77
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): daz sy mit uns und wir mit in | gat den hern mit pegerden | Liep czu habenn und cztreüten.
Rieder, St. Georg. Pred.
275, 1
(Hs. ˹önalem.
, 1387
˺): daz dú sele irn gemaheln trútet und umbvaht mit hitze in suͤsser minne.
Primisser, Suchenwirt
5, 30
(oobd.
, 2. H. 14. Jh.
): Di heilig geschrift und goͤtleich chunst | Chund er in hertzen trewten.
Päpke, Marienl. Wernher
14708
.3.
›etw. hoch achten, schätzen‹; mit Betonung unterschiedlicher Aspekte im Einzelnen auch: ›jn. / etw. freundlich begrüßen, jn. bei sich aufnehmen‹; ›jm. helfen‹; ›jn. besänftigen, beschwichtigen‹; ins Negative gewendet: ›jm. schmeicheln‹.Literarische Texte gebundener Form.
Wortbildungen:
treute
Belegblock:
Hübner, Buch Daniel
2536
(omd.
, Hs. 14.
/A. 15. Jh.
): Gliche geschiet den luten | Die mit ir spise truten | Den armen zu aller zit.
Pyritz, Minneburg
4114
(nobd.
, Hs. um 1400
): [die Mynn] Sprach von allen luten | Die die unstete truten.
v. Groote, Muskatblut
95, 15
(nobd.
, 1. H. 15. Jh.
): Auch fursten herren gar gemeyn | rede ritter vnd knechte | [...] | priester buͦman vnd hantwerk lude | nyemant helt recht waz man gebüdet, | ir loff ich nit uff erden truͦde.
Sachs
14, 103, 7
(Nürnb.
1550
): Ich [Fraw Warheyt] kam hienein in die stadt-maurn | Zu burgern unde den kauffleuten, | Die theten mich im anfang dreuten.
Ebd.
16, 463, 11
(1563
): Dem herren sie [Der schmaichelhaften heuchler schar] schmeychlen und trewten.
Ebd.
23, 16, 14
(1528
): war er [Albrecht Düerer] pey füersten und herren | Erlich gehalten [...] | Und pey all kunstlichen wercklewten, | Die noch sein kunst loben und drewten.
Stackmann u. a., Frauenlob
5, 48, 5
(Hs. ˹alem.
, 1. H. 14. Jh.
˺): Genuge herren haben wandelberen mut, | [...] | so sie dürfen liute, | ir riche rede, ir süze wort nemens um niuwe triute.
Klein, Oswald
59, 1, 14
(oobd.
, 1422
): das sis ain andern treuten kan, | der mir vil laides hett getän, | das laidot mir mein essen
(hier wohl ›jn. umgarnen; jm. schöntun‹).
Ebd.
112, 218
(1438
): Der keiser nimpt auch geren güt, | vil fürsten han denselben müt: | [...] | da für ich gsatzte recht wol treut.
Ebd.
117, 12
(n. 1438
): Mit zwelferlaie trunckenhait, | darnach und jeder ist geschickt mit underschaid | der sinne brait nach der nature treute.
Gierach, Märterb.
7277
(Hs. ˹moobd.
, A. 15. Jh.
˺): do er [der pabst] hort der herren sin, | er trewte sy czü im liepleich.
Schmitt, Ordo rerum
670, 18
.