treuten,
auch
trauten,
V.;
– Gehäuft ˹frühes und mittleres Frnhd.; Verstexte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘˺.
1.
›jn. / etw. lieb haben, lieben, liebkosen; jn. herzen, küssen‹; häufig auch: ›mit jm. schlafen‹; teils mir poetischen Anspielungen / Verhüllungen; in den Belegen sind die einzelnen Nuancen nicht immer klar zu trennen.Im mittleren Frnhd. auslaufend; meist Texte gebundener Form.
Phraseme:
jm. den flachs treuten
(erotisch anpielend).Syntagmen:
seinen gemahel, die jungfrau, das herzlieb, sein weib, einen bracken t., js. leib
(pars pro toto) t
.; das freundliche treuten
.Wortbildungen:
treutel
Belegblock:
Den vngetruwē he [Ellegast] sparte | Dor v̄me, dz he karles swesterlin | Trutet vnd wz dy fröwe sin.
wann er mit ganczen treuen, lieb und stet | Sein elich weib treuten und lieb wirt hon.
da er nun trütet iren leib | und mit ir lebt in fräudenspil.
Nun hab ich doch gesehen dick | Süfz vnd gar lieplich plick, | Auch friuntliches treẅten, | Zwischen zwain leẅten.
Als sy nun den
[
pracken ›Schoßhund‹]
gestrichen und getrautet, truͦg sy yn wider in sein haus. Gretel, wiltu sein mein treutel? | so sprich, sprichs!
swenzel, renzel mir den flachs! | treut in, wiltu, das er wachs!
2.
›jn. lieben‹ (von Gott als Liebendem gesagt; vereinzelt); dazu reziprok: ›jn. / etw. lieben‹ (vom Menschen mit Bezug auf Gott bzw. das Wirken Gottes gesagt).Alteres und mittleres Frnhd; Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Belegblock:
Den starb zuͤ O
u
ch der keiser frum. | [...] | Got in in himel trute. welch ein richer vunt | Ist er [der schatz] geistlichen luten, | Welche en wellen truten! | Wand Got ist ir und sie sin.
daz sy mit uns und wir mit in | gat den hern mit pegerden | Liep czu habenn und cztreüten.
daz dú sele irn gemaheln trútet und umbvaht mit hitze in suͤsser minne.
3.
›etw. hoch achten, schätzen‹; mit Betonung unterschiedlicher Aspekte im Einzelnen auch: ›jn. / etw. freundlich begrüßen, jn. bei sich aufnehmen‹; ›jm. helfen‹; ›jn. besänftigen, beschwichtigen‹; ins Negative gewendet: ›jm. schmeicheln‹.Literarische Texte gebundener Form.
Wortbildungen:
treute
Belegblock:
Gliche geschiet den luten | Die mit ir spise truten | Den armen zu aller zit.
[die Mynn] Sprach von allen luten | Die die unstete truten.
Auch fursten herren gar gemeyn | rede ritter vnd knechte | [...] | priester buͦman vnd hantwerk lude | nyemant helt recht waz man gebüdet, | ir loff ich nit uff erden truͦde.
Ich [Fraw Warheyt] kam hienein in die stadt-maurn | Zu burgern unde den kauffleuten, | Die theten mich im anfang dreuten.
Dem herren sie [Der schmaichelhaften heuchler schar] schmeychlen und trewten.
war er [Albrecht Düerer] pey füersten und herren | Erlich gehalten [...] | Und pey all kunstlichen wercklewten, | Die noch sein kunst loben und drewten.
Genuge herren haben wandelberen mut, | [...] | so sie dürfen liute, | ir riche rede, ir süze wort nemens um niuwe triute.
das sis ain andern treuten kan, | der mir vil laides hett getän, | das laidot mir mein essen
(hier wohl ›jn. umgarnen; jm. schöntun‹).
Der keiser nimpt auch geren güt, | vil fürsten han denselben müt: | [...] | da für ich gsatzte recht wol treut.
Mit zwelferlaie trunckenhait, | darnach und jeder ist geschickt mit underschaid | der sinne brait nach der nature treute.
do er [der pabst] hort der herren sin, | er trewte sy czü im liepleich.
Ebd.
21452
: do in der pabst sach ann, | er enphie in willichleich. | si trawtten an ein ander sich.
Schmitt, Ordo rerum
670, 18
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