treulich,
Adv.;
seltener auch als Adj.
verwendet. – Bedeutungsfeld mit unterschiedlich ausgeprägten semantischen Bezügen zu und ; die Ansätze 1 und 6 korrespondieren mit treue
1 und 10; 2-5 entsprechen im Wesentlichen treu
1; 2; 3; 4.1.
›unverbrüchlich, pflichtgetreu einem Versprechen, Vertrag, einer Verpflichtung nachkommend‹; in Rechtstexten häufig formelhaft in der nachgestellten Fügung (alles) treulich und ungefärlich
oder in Verbindung mit Verwahrformeln (z. B. ane arglist
; ane betrug
; ane gefar
; ane alles gefärde
u. ä.) verwendet; Meist narrative und rechtsbezügliche Texte.
Syntagmen:
die bäumlein t. fruchten, j. t. hausen / pfänden
; etw. t. ausrichten / halten
(z. B. einen bund
), stat haben
(›handhaben‹, z. B. die freundschaft
), sich einer ordnung t. halten, sich t. in eine ordnung geben
; jm. wieder
›wider‹ jm. t. helfen, e. S. t. nachkommen
; j. t. in seinem wort stehen
; mit treulichem verheissen
.Wortbildungen:
treulichkeit
Belegblock:
Das sagen die Römer zu / vnd wollen solchen Bund trewlich vnd on betrug halten.
dat uch Coelne die stat | truwelich halp weder al Brabant.
so sollē die selben [truwenhendere] [...] zun heiligen schweren solchs [ein Inuentarium] zum trüwlichsten uß zu richten.
wir gereden unnd geloben [...] unssern waren worten unnd truwen [...] den [vor tracht] jn allen stucken [...] zu halden, alles truwelich, ane argelist unnd ane alles geverde.
Die [vorfaren] sich einander han erfaren | In standhaftiger treulichkeit | Und treulicher standhaftigkeit.
[die beumlin] gelobent das sie drülich wollent fruchten, | uff das sie pfiler werden | des trons.
[sin gnad] versprochen hat, [...], das erberest und best ze tuͦnd, trúwlich und ungevärlich.
wer trüwelich sich git in dise ordenunge [...], der sol geadelt werden billich vor got.
So bechennen wir [...] di vorgeschriben friuntschaft auch also lauͤterlich stat ze haben trewlich ân alle arglist.
2.
›dienstbar, folgsam, gehorsam, ergeben, gefügig; bereitwillig‹; charakterisiert das (oftmals aus 1 resultierende) idealtypische Handeln und die entsprechende Haltung einer untergebenen oder untergeordneten gegenüber einer rechtlich bzw. sozial höherstehenden oder mächtigeren Person; speziell bezogen auf das Handeln und die ideale Haltung des Gäubigen gegenüber Gott, dann: ›demütig, dankbar‹; Phraseme:
˹jn. t. gottes schuz empfelen
; jn. t. götlicher protection befelen
u. ä.˺ (als Ergebenheitsformel); so treulich bei jm. halten wie der hase bei seinen jungen
›es bei jm. nicht lange aushalten‹.Gegensätze:
.Syntagmen:
sich an jn. t. lassen, etw. t. (vol)leisten, einen dienst t. aushalten, die arbeit t. aufnemen
; jm. t. beistehen / dienen
; e. S. t. eingedenk sein
; die treuliche afterhut
(›Nachhut‹).Belegblock:
die andern [junger] alle hatten so trewlich bey yhm [Christus] gehalten, wie der has bey seinen jungen.
E. E. Hh. vnnd Ggn. sampt all den Ihrigen thue Ich Gottes Schutz trewlich empfehlen.
[das du] meinem Herren dienest trewlich, | Auffrecht, [...] freundtlich.
Jns Vaters hend, | Thest du behend, | Dein Seel trewlich ergeben.
In seinem ersten alter, | [...], was er [Jesus] ghorsam. | all leiplich erbait er auff nam | treulichen der behalter.
er [Christo] heyßt dem Kaiser den zinß geben [...]. Das er auch selbs trewlich hat geleist.
Was man dem gibt der trewlich dienet / ist alles zu wenig.
Sich an einen Treüwlich lassen / Sich in seinen schirm vnd schutz gaͤben.
ich [Jason] erzaig mich iu [der frauwen] ze ainem mann in gantzer diemut, und triulich ze vollaisten allez, daz ir gebietend.
3.
›verantwortungsvoll, wohlwollend; Sicherheit, Schutz gewährleistend‹; charakterisiert das idealtypische Handeln und die entsprechende Haltung einer religiös, rechtlich oder sozial übergeordneten / mächtigeren Person gegenüber Untergeordneten, Schutzbefohlenen und Schutzbedürftigen; speziell bezogen auf das Handeln der göttlichen Personen, Marias und der Heiligen, dann: ›gnädig, gütig; barmherzig‹; Überwiegend Erbauungsliteratur, auch Rechtstexte und Chroniken.
Belegblock:
Also wird auch vnser HERR Gott / gewislich die Euangelische Churfuͤrsten / Fuͤrsten vnd Herrn die es Treulich meinen [...] behuͤten.
Dye selen in gnaed to brengen, bys, frauw, truwlych bereyt!
Wer sie [Maria] damit thut ruffen an, | Dem will sie trewlichen beystahn.
Dar vmb dyen der mensch got fleissigklich, so hilfft er ym [...] trewlich vnd auch sein heiligen.
Bey solchen leuten will der heylige Geyst sein [...] Vnd sonderlich im letzten stu̇ndlein trewlich bey vns halten.
und soͤllen ouch [...] die vorberuͤrten luͥtt truͥwlich beschirmen und behuͤten.
Desgleichen solten sie [ratspersonen] [...] die gemaind inen lassen zum treulichisten bevolhen [...] sein.
4.
›liebevoll, herzlich, wohlmeinend; von Herzen kommend‹; charakterisiert das idealtypische Handeln und die entsprechende Haltung einander nahestehender, verwandtschaftlich, emotional oder gemeinschaftlich verbundener Personen; gelegentlich in Verbindung mit Kommunikationsverben auch: ›offen; vertraulich‹; Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Phraseme:
jm. treulich mitsein
›jn. unterstützen‹.Belegblock:
wenn sich zwischen guten Freunden was beschwerliches findet [...] / sol man nicht bald ein gros Fewer auffblasen / Sondern trewlich leschen vnd dempffen.
Daz man do mynnet gentzlich gar | Mit truwlichen truwen.
[ein falscher man] fecht sie [die frommen leut] dückisch und geweltig | [...] | Als meyn er es trewlich und gut.
Nun ists aber ein heiligs werck / dem menschen inn seiner not trewlich helffen.
[das] sie mit roseletem munnd | in trulich wurd an lachen.
wa minne tru̇ilich hat geleist | zwey in genzzer stedicheit.
Er ward von Roberto und seinem weib trewlich geklaget.
Deinen eltern und ıͤrm rat | Scholt du volgen fruo und spat, | Ob seu treuleich mainent dich.
si empfalch in gottes segen | gar trewlichen die zwen man, | damit schieden si von dan.
so batt er dann sein zunftgenossen mer treulich und fraintlich wann ernstlich, daß [...].
5.
›redlich, rechtschaffen, genau, sorgfältig, gewissenhaft‹; charaktrerisiert die (teils aus 1 resultierende) idealtypische Ausführung einer Aufgabe (eines Amtes, Berufes u. Ä.); mit Tendenz zu ironischer Übertreibung auch: ›eifrig, fleißig, beharrlich‹; speziell bezogen auf sprachliche Handlungen und Handlungsergebnisse häufig: ›angemessen, verlässlich, wahrheitsgemäß‹ (gelegentlich mit Verwahrformel, z. B. ane gefar
); Phraseme:
den bären treulich zwischen jn. treiben
›eifrig Kuppelei betreiben‹; sein treulichstes und bestes tun
.Syntagmen:
die welt
(Subj.) t. sein
; j. t. aren
›pflügen‹, jn. t. schlagen, etw. t. aufzeichnen / behalten / besamlen
(z. B. zinsen
) / bewaren / erklären
(z. B. die heilige schrift
) / herabmalen
(vom Getreide gesagt) / predigen / sagen / schreiben / trinken / volfüren
(z. B. den witwenstand
) / warten / werben
(z. B. js. botschaft
) / zusammentragen, in den schaz legen, die stube t. heizen, sich in / um etw. t. (be)mühen, sich vor sünde t. hüten, jm. t. raten, in seinem beruf / handwerk / stande t. fortfaren
; in treulichem wert
.Belegblock:
her nimt sin guͦt wol mit rechte, also daz her ime truͦwelichen rate.
ein Rechtschaffenn predig Ampt, do vleissig vnnd Treulich gepredigt vnnd geleret wirdet das hailig gotlich wort.
Denn jetzt die welt so trewlich ist, | Das, wenn man dir das best vorlißt, | So ists im grund betriegerey
(hier ironisch).
Von unzelbaren Schrifften unnd Buͤchern / darmit die heylige Schrifft [...] trewlich inn allen Sprachen erklaͤret werden.
Derhalben sol ein jeglicher in seinem Stand /[...] wol zu frieden seyn / vnd treuwlich darinnen fortfahren.
DIs wolt jhr nu fleissig vnnd trewlich von dem handel vnd von dem Inhalt dieses Capitels behalten.
Wann ich hab zwischen beyden lieben | Den beren ie trewlich getrieben.
Fuͤr solcher suͤnde last vns trewlich huͤten.
Trewlich / Redlich / Auffrichtig.
er [maister artzt] [...] sol meniglich ertzneyen umbsünst den armen [...] und sol sein pfründt verdinen ernstlich und treülich.
Des solt du gewis sein, | ich wil treuleich werfen di potschaft dein.
Er [Prior] soll [...] alle zinß vn̄ einkhom̄en treulichen besamlen / vnd auch treulichen in den schatz des Closters legen.
6.
›eindringlich, ernsthaft, mit Nachdruck; inständig‹; zur Verstärkung sprachlicher Handlungen (z. B. von Bitten, Warnungen) gebraucht; Phraseme:
jm. etw. treulich leid sein
.Syntagmen:
jn. t. bitten / ermanen / vermanen / warnen, got t. anrufen, etw. t. klagen
; t. an got denken
.Belegblock:
Derhalben will ich jederman hiermit auffs trewlichst gewarnet und gebeten haben [...] das ers [das Sauffen] Gott zu ehren [...] unterlassen woͤlle.
O sent Quiryn, [...], | Du hyeldes Nuyssz, hylgh rytter schoen, | As sy dych truwlych baeden.
Dem Authori [...] welcher mich mit angeheffter seiner bewilligung / das in druck zu geben treulich vormanet.
Drey Vhr thut dich trewlich mahnen, | An die hoͤchst Dreyfaltigkeit.
Damitt ich [Magdalena] Jesum geeren mag. | Min grosse sünd im trüwlich klag!