treten,
V., unr. abl.
– Heterogenes, jedoch eng miteinander verzahntes Bedeutungsspektrum: An 1-3 als Grundbedeutungen lassen sich 4-12 auf der Basis verschiedener Bewegungs- und Richtungskomponenten und deren Ütr. anschließen; 13 ist als Intensivierung, 14-16 sind teilweise als Spezialisierungen zu 13 auffassbar.
1.
›etw. mit dem Fuß berühren, den Fuß auf etw., in etw. setzen; auftreten; einen Ort betreten, von einem Ort wegtreten‹ (von Personen und personenähnlich gedachten Wesen sowie von Tieren gesagt; im Unterschied zu 2 eher zeitpunktuell); speziell: ›etw. (z. B. ein Schiff) besteigen‹; ›von etw. (z. B. von einem Pferd) herabsteigen, absitzen‹; ›Fußspuren hinterlassen‹ (jägersprachlich); in der Verbindung
an etw. treten
auch ütr.: ›etw. berühren, betreffen‹ sowie ›an einen Ort heranreichen‹; offen zu 3.
Phraseme:
es trete hoch oder nieder
›es betreffe etwas Hohes oder Niedriges, ein schweres oder ein leichtes Vergehen‹.
Bedeutungsverwandte:
(V.) 1,  3; vgl.  2,  1,  2,  1,  1, ,  2,  25, (V., unr. abl.) 6.
Syntagmen:
der fus drek und stein, die sele das gestirne t., ein steinlein unter seine füsse t
.;
dem pferd auf den fus t
.,
e. S. an den hals, an die hand t., ein acker auf jn
. ›auf js. Grundstück‹
t., j
. [wohin, z. B.
auf den schuzstecken, auf spanischen boden, auf die erde, an das land, in einen nagel, in eine lache, in das schif, aus dem schif, zu schif, von dem pferd
]
t., ein wipfel an des himels grad t
. ›heranreichen‹,
das pferd
(Subj.)
von dem mantel t
.
Wortbildungen:
˹
tret
1,
tretschemel
˺ ›Steigbügel‹ (dazu bdv.:  1),
tretelein
›ein Steinchen‹,
tretling
›Fußvorrichtung‹,
tretstul
›Tritt, Trittschemel‹,
trittenbrei
›,Tritt in Brei! Tritt in Dreck!‘‹ (als Schimpfwort für einen bäuerlichen Verehrer gebraucht).

Belegblock:

Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1408
):
10 scot dem cleynsmede vor ysen zu machen zu den tretlingen zur tretmole.
Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
der vatir mag sich ledigen myt eyme wergelde [...] ab dy sache an den hals tryt. Tryt abir dy sache an dy hant. so mag sich der vatir ledyen myt eyme halben wergelde.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
423, 5061
(
Magdeb.
1608
):
Der Fuß muß treten Dreck vnd Stein / | Die Haͤnd arbeiten gar allein.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth
365, 31
(
Frankf.
1563
):
halt das pferd beym zügel und sich zuͦ, das es mit keinem fus vom mantel trette.
Ralegh. America (
Frankf.
1599
):
daß er also gezwungen ward [...] sich vberzufuͤhren lassen [...] von dem ort / da sie zuvor zu Schiff waren getreten.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Hoch was er [boum], [...], | Also daz sin wibpel trat | Oben an des himels grat.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
35, 20
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
Do trotin dy Tartirn von den pferdin [...] unde gingin czu vuze uf di elefant.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
155, 62
(
schles.
,
1358
):
Jst auch, ab vnsir keynis man vf des andirn gut busuellik wirt, [...], is trete hoch adir nidir, dem sal der here volgin.
Opitz. Poeterey
51, 18
(
Breslau
1624
):
Da sie [Seele] mit nicht⸗menschen⸗fuͤssen | Das gestirne tretten kan.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
72, 32
(
nobd.
,
1523
):
wenn der muller die mule geheybt, mag er uff den schutzstecken drethen.
Eichler, Ruusbr. steen
197
(
els.
,
sp. 14. Jh.
):
Dis steinlin ist genant ein tredelin vmbe sine kleinheit, wanne trittet es der mensche vnder sine fuͤsse, es [...].
Bremer, Voc. opt.
17042
(
oalem.
,
1. H. 15. Jh.
):
Scansile [...] trett
(Var. wobd., 1338f.:
treta
).
Ebd.
17042
:
tretschemel [...] fuͦsbret [...] vulgariter stegraif.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Basel
,
um 1440
˺):
alles erterich, daz da uwer fuͦs trittet, das wurt uwer.
Brack (
Basel
1483
):
Scansile, drettstuol.
Merz, Urk. Wildegg
81, 8
(
halem.
,
1515
):
Heini Fridrich [...] zinste ... ab einer juchart ackers im Hard, [...], lit zwüschen Vͤli Fridrichen vnd trettet vff Heini Hugen.
Klein, Oswald
79, 3, 6
(
oobd.
,
1418
?):
Sim, wenstu, Hainzel Trittenbrei?
Piirainen, Stadtr. Sillein
109a, 31
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
er sol mit seinem rechten fuͤzze dem phert auf den lenken fuͤz voren treten.
Dreckmann, H. Mair. Troja
29, 29
;
Rauwolf. Raiß ;
Dalby, Lex. Mhg Hunt.
1965, 242
;
Vgl. ferner s. v.  1, (V.) 1.
2.
›sich von einem Orientierungspunkt ausgehend ziellos fort oder gezielt auf etw. hin bewegen‹ (im Unterschied zu 1 steht hier die eher durative Bewegung im Zentrum); im Einzelnen: ›gehen, laufen; sich fortbewegen; spazieren gehen‹ (von Menschen gesagt); speziell: ›(in einer Gruppe) dahergehen‹; ›über etw. (z. B. über Hindernisse, Stufen) steigen‹; ›tanzen; sich ungestüm bewegen‹; auch ütr. auf verschiedene Bewegungsvorgänge und -verläufe nichtmenschlicher Bezugsgrößen: ›sich auf etw. (z. B. auf dem Land, im Wasser) bewegen (können)‹ (von Tieren); ›fliegen‹ (von Bienen, Vögeln); ›strömen, fließen‹ (von Blut); ›(in eine Laufbahn, in ein Zeichen) eintreten‹ (von Gestirnen); ›wohin verlaufen, sich erstrecken‹ (lokal bei Angaben zu Verläufen von Grenzen, Wegen, Linien, Bahnen u. Ä.); ›zeitlich auf etw. zugehen (z. B. auf den Abend)‹ (mit unpersönlichem
es
).
Phraseme:
j. auf seine füsse treten
›j. (wieder) auf die Beine kommen, aufstehen‹;
auf keinem bein treten können
›nicht mehr laufen, nicht aufstehen können‹;
hinter sich treten
›erlahmen; es an etw. fehlen lassen‹;
von jm. einen schu treten
›sehr dicht hintereinander gehen‹;
einen (her) treten lassen
›einen (Wind) fahren lassen‹.
Bedeutungsverwandte:
 111,  2,
1
 10, (V., unr. abl.) 5, ,  2; vgl. , ,  1,  1, , ,  1,  2,  5, (V.) 125,  3, , .
Syntagmen:
es trit auf den abend, j. t. gehen, getreten kommen, j. / etw
. (Subj., z. B.
die füsse
)
t., j
. [wie, z. B.
ungewär / vorab / vorwärts, am Rein
]
t., etw
. [wie, z. B.
mutig / sündlich
]
t
. (jeweils absolut);
j. etw
. (z. B.
den firlefanz, die prozession
)
t., etw. mit jm
. (z. B.
mit allen teuflischen gesellen
), [wo, z. B.
in der hölle
]
t., j. etw. weidenlich, unter seinen füssen, mit gedrang t., die frösche etw
. (z. B.
das land / wasser
)
t., j. an das alter, die bienen in den luft, die sonne in ein zeichen t., die nase
[wo]
herab t
. ›verlaufen‹,
j. / etw. auf der gasse t., hinter die linie, über die toten t., das blut
(Subj.)
von jm. t
.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
[dâ] iz ûf den âbint trat, | dô vîlen sî vor Pisten.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
240, 6034
(
Magdeb.
1608
):
[Reinick] Lag vnd blutet gleich wie ein Schwein / | Kunt gar tretten auff keinem bein.
Ebd.
573, 2113
:
Wir [Froͤsch] trettens
(›bewegen sich im ...‹)
Wasser vnd das Land.
Oorschot, Spee. Trvtz-N.
113, 25
(
wmd.
,
1634
):
Jn Lufft sie [Bienen] mütig tretten, | Mitt brommen, vnd gesaus.
Buch Weinsb. (
rib.
,
um 1560
):
Wie wir nu bei die stat seir nach quamen, ginken zwein paffen am Rhein treden.
sint etliche gesellen bei mich in die kuch komen, [...] und im uff- und affgain, treden, haben wir widder [...].
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
Dornoch also marggraven Heynrichs ssone etzwas gross worden, [...], unde her ouch an das aldir trad, do [...].
M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
unter dessen die *Sonne* in ein zeichen diversæ ascensionis getreten.
Holtzmann, Gr. Wolfdietrich (Hs.
A. 15. Jh.
):
mit beiden iren fusten zu den brüsten sie sich schlug, | daz daz rote plut von ir trate dan.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1512
):
dy nasen gett vnder den awgprawen mit der gestrackten linj herab [...]. Dornach tritt sÿ einwenig hinder dy gestrackten linj.
Bell, G. Hager
332, 3, 2
(
nobd.
,
1610
):
wurt er [prophet Elisa] wider für ware lebentig, vnd drate allein auf seine fiese gar frisch vnd ge sunde.
Bobertag, Eulensp. (
Straßb.
1515
):
ließ er [wirt] aber einen her dretten dz er stanck.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Der minekeliche süssen | Tratt aber uff sin füsse: | Behendenklich kertt er dan | Tall, berg.
Sappler, H. Kaufringer
16, 180
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
er [tiufel] ratet oft dem torothen weib, | das si hupf, danz oder ring, | ungewär trett oder spring.
Klein, Oswald
19, 137
(
oobd.
,
1416
):
der trat wir die prozession | ze hauffe mit gedrange.
Ebd.
21, 10
(
1416
):
Ir voglin, smierbt eur rauhe kel, | trett auff höher, singet hel!
Ebd.
77
:
Gar waidenlich tritt si den firlifanzen, | ir hohe sprüng unweiplich sind zu tanzen.
Gierach, Märterb.
18358
(Hs. ˹
moobd.
,
A. 15. Jh.
˺):
in Gottes dïnst frü und spat | hinder sich er nie getrat.
Froning, Alsf. Passionssp.
302
;
Neumann, Rothe. Keuschh.
2198
;
Vetter, Pred. Taulers ;
Stammler, Berner Weltger.
622
;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 125
.
Vgl. ferner s. v.  1.
3.
›sich von einem Raumpunkt her auf einen Orientierungspunkt hin bewegen, kommen; herbeikommen, hinzukommen, herankommen‹; auch: ›herauskommen, herausgehen‹; mit verschiedenen Möglichkeiten der Lokalisierung und Richtung; im Einzelnen: ›sich aufstellen, sich an einen Ort (z. B. als Priester vor den Altar) hinstellen‹; ›in ein Haus, in ein Zimmer u. Ä. eintreten, kommen; auf die Bühne kommen‹; ›aus einem Gebäude heraustreten‹; unpersönlich auch: ›jm. etw. (z. B.
die reichheit, das lob
) zufallen, zukommen‹.
Phraseme:
˹
an tisch treten
;
an eine kost treten
˺ ›gegen Bezahlung regelmäßig eine Mahlzeit bekommen‹;
nahe zu jm. / e. S. treten
›jm. / etw. nahekommen, ähnlich sein‹;
zu feld treten
›die Deckung verlassen‹ (vom Wild; jägersprachlich).
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  1,  1, (V.) 1,  1, ,  5,  1, (V.) 2,  1,  15,  4,  24, (V., unr. abl.) 1.
Syntagmen:
j. auf die büne t., etw. auf jn. t., j. aus dem kloster, bei jn., für den altar, in die stube, in das haus / land, nahe der säule, vor die tore, zu jm. / e. S
. (z. B.
zu dem gesangbuch / haufen, zu js. bet
)
t
.

Belegblock:

Luther, WA (
1524
):
Er [Christus] kan erretten | alle die zu yhm tretten.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Antonius, der gute man, | Horte wol wie rehte grob | Uf den bruder trat ir lob.
Die richeit algemeine | Die vater und muter heten, | Solde alzu male uf in treten.
Froning, Alsf. Passionssp.
6047
(
ohess.
,
1501ff.
):
O we, o we! [...] | nymmant triddet vor die thore, | der disse noit wolle anden!
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Swen si [die besanten] horten irschellen | Busunen, [...] | [...] | So solden sie alle glich | Nahen der sule treten.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
206, 21
(
els.
,
1362
):
do sant Veltin in daz hus dez fúrsten trat, do sprach er: [...].
Ebd.
242, 27
:
Do er [múnch] us dem closter trat do sach er vor ime einen trachen ston.
Sappler, H. Kaufringer
11, 117
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
in die stuben er [knecht] da trat.
Weber, Füetrer. Poyt.
120, 6
(
moobd.
,
1478
/
84
):
sunst trat si [künigin] zu des hellden pett | vnnd legt sich an des küenen seyten nackte.
Moscouia
D 2r, 23
(
Wien
1557
):
Nach endung des gebets / tretten der Metropolit der Alt vnnd jung großfuͤrst auff die Puͤn.
Anderson u. a., Flugschrr.
1, 12, 12
;
Sappler, a. a. O.
11, 379
;
Dalby, Lex. Mhg Hunt.
1965, 242
;
Vgl. ferner s. v.  2,  1.
4.
›sich (freiwillig oder unfreiwillig) vor eine (häufig mit Machtbefugnissen ausgestattete) Person (z. B. vor den Richter) oder Instanz (z. B. in die Gerichtsversammlung) begeben‹; auch: ›vor jn. / etw. (z. B. vor das Gericht, vor die Bilder der Heiligen) hintreten‹; als Spezialisierung anschließbar an 3.
Texte der Sinnwelt ,Recht‘ sowie der ,Religion / Erbauungsliteratur‘.
Phraseme:
für js. anblik, jm. ins angesicht, unter die augen treten
u. ä. ›jm. entgegentreten; jm. unter die Augen, vor das Angesicht kommen‹; ˹
an / in das recht, in erbrecht t
.˺ ›den Rechtsweg einschlagen; Rechtsansprüche geltend machen‹ (dies offen zu 5).
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  3,  5,  5, (V.) 1, ,  9,  11.
Syntagmen:
für got, den ältesten, einen rat, in den ring, in die bänke t., vor die taufe, (das) gericht, die bilder der heiligen t
.

Belegblock:

Luther, WA (
1544
):
wenn das stuͤndlin kompt, und der Tod und Gottes gericht jm unter augen trit, da [...].
Ebd. (
1531
):
noch stehet da der arme mensch fur sein person allein und gehet auff das fest und tritt ihnen ins angesicht.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
145, 12
(
thür.
,
1474
):
Daz dye [zcweyer bruder kint] met myr in erbrecht trettin sollen
[hier: ›konkurrieren‹],
vorsehe ich mich zcum rechten nicht.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
, Hs. 
v. 1325
):
di vrowe trittet vor gerichte.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
169v, 50
(
Leipzig
1588
):
Hier sollen wir gar wol zusehen / das wir nicht [...] mit heuchelischem Gebete fuͤr Gott tretten.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
93, 15
(
mslow. inseldt.
,
1610
):
Anno domij 1610 [...], iśt Schebian von Schibniekh für einen Erwürdigen rath getretten, vnndt bittlichen für bracht.
Grosch u. a., a. a. O.
321, 19
;
Buchda, Schöffenspr. Pössneck
4, 300
;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 125
.
Vgl. ferner s. v.  1,  4, , ,  16.
5.
›in einen Stand, eine Gemeinschaft, Institution, Ordnung u. Ä. eintreten, in ein Recht eingesetzt werden‹; auch: ›ein Amt antreten; mit einem Amt oder einer Handlungspraxis (z. B. mit der Buße, dem Fasten) beginnen‹; ›an js. Stelle treten‹; ›einen Glauben, ein Amt annehmen, übernehmen; sich etw. aneignen‹; als Ütr. anschließbar an 3.
Phraseme:
in die narrenkappe treten
›zum Narren werden‹.
Bedeutungsverwandte:
 13,  4; vgl.  56,  13,  3,  24.
Syntagmen:
j. an den glauben, den ort der grossen, die busse / faste, js. stat, das königreich, sein recht, für got
›ganz so wie Gott‹,
in js. dienst, in den ehestand / orden / rat, in die / eine gemeinde / gemeinschaft / ordnung / regierung, in ein ampt / recht / regiment / band, in seine freiheiten, zu dem evangelio / glauben, stand der ehe t
.

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
567, 1936
(
Magdeb.
1608
):
Darumb sollen die Alten beten / | Die Mittelmessigen in Raht tretten / | Vnd die Jungen Helden erbeiten.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
Stirbet der zinsman vor lichtmissen, sin erbe [...] treten an sine stat vnde Diene da von.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
An rehtem gelouben | Was er [Mucius] noch niht getreten.
Du salt an die vaste treten, | Beide wachen unde beten.
Froning, Alsf. Passionssp.
1182
(
ohess.
,
1501ff.
):
das well (ich) [Sathanas] alles geben dir, | wiltu dich unterdenigk machen mer | und yn mynen dynst tredden.
Stoltzius, Chym. Lustg. (
Frankf./M.
1624
):
[zween Loͤwn] tretten alle beyd zuhand | In der wahrn Freundschafft festes Band.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
32, 49
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
trit in welichen orden du wilt, du findest gebrechen und eitelkeit darinnen.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
257, 3
(
Nürnb.
1548
):
was ist ein mensch das er fu̇r Gott / mit eygenen wercken tretten / vnnd jhm selb helffen wolt?
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
wer in die bruderschaft wolte und an die buͦße tretten.
Goldammer, Paracelsus
7, 172, 9
(
1530
):
wie Eva ein jungfrau zu Adam kamb, also sollen die jungfrauen zu dem stand der ehe treten.
Lemmer, Brant. Narrensch.
98, 15
(
Basel
1494
):
Die wuͤst [Saracenen / Türcken / Heyden] jnn die narren kappen trettē | Glich wie all die anders an betten.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1550
):
er [ertzherzog Maximilian] sei ain erwölter könig zuͤ Behem, wisse nit, wann er an das königreich treten müß.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 152, 2
([
Augsb.
]
1548
):
Prange nicht vor dem Künige / und trit nicht an den ort der grossen
(vgl. auch
Luther
1545, Spr. 25, 6).
Piirainen, Stadtr. Sillein
138b, 6
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
ein man [...] ist [...] ir vor muͤnde vnd si [weyb] ist seyn gnoͤssinne vnd trit in seyn recht wenne si in seyn bette gat.
Große, a. a. O. ;
Goerlitz u. a., Magd. Schöff./Schweidnitz
108, 12
;
Moscouia
B 4v, 37
;
6.
›in etw. (z. B. einen Zustand, eine Eigenschaft) eindringen, eingehen, versinken; in etw. aufgehen, festwachsen; etw. (z. B. eine Eigenschaft) annehmen‹; als Ütr. anschließbar an 3; 5.
Älteres Frnhd.; Texte der Mystik.
Bedeutungsverwandte:
 4, ; vgl.  6,  19,  7,  1,  24, ,  2,
1
 10.
Syntagmen:
die sele in got, in ein licht, j. in die gotheit, in gottes willen, in ruhe / reue, einen grund, in ein bild, ein leben / liecht, in eine eigenschaft t., mit kraft in etw. t., got in die sele t., ein mensch, js. son, die sele in got t., die wurzel götlicher dinge in das herz t
.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
dar umbe sol sich diu sêle ûf erheben [...] und alsô treten in engelischez lieht und mit engelischem liehte komen in götlich lieht.
Diu sêle tritet mê in got dan kein spîse in uns, mêr: ez wandelt die sêle in got.
Hie mite lêret er uns, wie wir treten süln in unsern grunt rehter dêmüeticheit und rehter blôzheit.
West diu sêle, wanne got in sie træte, si stürbe von vröuden.
Ders., Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
sô sol man wizzen, [...], daz ein guot mensche, [...], tritet in alle die eigenschaft götlîcher natûre.
Strauch, Par. anime int.
113, 2
(
thür.
,
14. Jh.
):
daz di worzele gotlichir dinge tridit in daz herze mit craft.
Schmidt, Rud. v. Biberach
7, 20
(
whalem.
,
1345
/
60
):
„wer sich an got hoͤftet, der wirt ein geist mit im“ vnd trit in die verborgenen gotheit‘.
Ebd.
47, 8
:
Er wolt verre sich machen von den sachen, [...], das er in ganz rvͦwe trete.
Quint, Eckharts Pred. ; ;
ders., Eckharts Trakt. ; .
7.
›von einem Orientierungspunkt ausgehend etw. (z. B. eine Grenze, ein Gewicht, das Recht) übertreten; etw. überschreiten‹; neutral bzw. positiv wertend auch: ›über etw. hinausgehen‹; ›von etw. auf etw. übergehen‹; speziell ütr.: ›das Thema wechseln‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  12,  4.
Wortbildungen:
tretung
1 wohl ›Überschreitung der Grenze eines Gebiets‹.

Belegblock:

v. Bunge, Livl. UB
4, 102, 3
(
nrddt.
,
1395
):
Dorumb so bitten wir uch, [...], das ir behulfen seit euwerm herren und dem orden do zu Lifland, und gestattet keinerlei tretunge nicht.
Chron. Magdeb. (
nrddt.
,
1505
, Hs.
E. 16.
 / 
A. 17. Jh.
):
Der erste guldene Rinck soll uber sech Reynischer gulden gewicht [...] nicht treten.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
die gewonheit | Die Got hat sus an dich geleit, | Die dritt verre uber mich.
Jostes, Eckhart
11, 6
(
14. Jh.
):
die sel tritet uber an iren hohsten naturlichen liht, uber zit und uber stat.
Ebd.
41, 36
:
Wild du got ruren, so solt du uber dein natur treten.
Strauch, Par. anime int.
117, 11
(
thür.
,
14. Jh.
):
den [unsehilichin dingen] sin alle creature [...] ein wec zu Gode und tredin fon einir creature uffe di anderin alse uf einir leiterin zu Gode
(bildlich anschließbar an 1).
Ebd.
119, 29
:
wilt du Got rurin, so salt du uber di nature tredin.
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
16a, 24
(
nobd.
,
E. 14. Jh.
):
doch ist dirr abganc nit vnpillich gewesen. daz ich von gotes leichnamen getreten han auf gotes‘ minne.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
um 1507
):
[dy erst linj] gett dornach wider heraws an dy linj a d vnd trit nit v̈ber als dy stirn.
8.
›sich auf einen (längeren) Weg begeben‹ (in Kombination mit den Präpositionen
auf, in
, seltener
an
); meist ütr.: ›jm. / e. S. (stetig) nacheifern, folgen; einen Weg, eine Bahn (dauerhaft) verfolgen‹ (meist bezogen auf Lebensbahnen und -wege, die langfristig in das Himmelreich oder in die Hölle führen).
Überwiegend Texte der Sinnwelt ,Theologie / Didaxe‘.
Phraseme:
zur kirche treten
›regelmäßig die Kirche besuchen‹;
in js. fustapfen / fustappen / tritte treten
›einem Vorbild, einem Beispiel folgen‹ (bildlich).
Bedeutungsverwandte:
 10,  1,  38,  3, ; vgl.
1
 7,  1.
Syntagmen:
zur kirche t
.;
den höllenpfad, eine falsche ban t
.;
an den weg der busse, auf der sünder ban / strasse, auf der busse steg t
.

Belegblock:

Luther, WA (
1535
):
[Das] wir [Schuͤler] fro werden, [...], das wir jnn jre [Veter, Lerer und Meister] Fustappen tretten.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1582
):
SElig zuͦpreisen ist der mann, | Der sich enthelt von den gotlosen, | Vnd [...], | Trit auch nicht auff der suͤnder ban.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Daz geveze vallen clar | Ist andacht, vasten, beten | Kuscheit, zur kirchen treten, | Uben barmherzikeit.
Doch nemet wider kere! | Tretet uf der buze stec! | Kumet zu des himels wec | Biehtende uwer bosheit!
Vasten, venien, beten, | Heizet sie menlich treten | An den wec der buze.
Sachs (
Nürnb.
1563
):
Wol dem, der weder frü noch spat | Wandelt in der gottlosen rhat, | Noch trittet auff der sünder straß.
Klein, Oswald
112, 37
(
oobd.
,
1438
):
richter, vorsprech, urtailer, scherg, | die tretten all ain valsche pan.
Froning, Alsf. Passionssp.
5109
;
Perez, Dietzin
2, 60, 8
;
9.
›eine Orientierungsperson, einen Orientierungsort verlassen; von jm. / e. S. Abstand nehmen‹ (in Verbindung mit den Präpositionen
ab, aus, von
; auch:
ausser, neben, wieder
); im Einzelnen: ›sich von etw. lösen, lossagen, entfernen‹; ›jm. / e. S. ausweichen, entweichen‹; ›von jm. / e. S. abweichen‹; ›jm. / e. S. abschwören‹; als Gegensatz anschließbar an 6; offen zu 13.
Phraseme:
aus dem recht treten
›auf Rechtsansprüche verzichten‹.
Bedeutungsverwandte:
(V., unr. abl.) 4,  7; vgl.  4,  469,  1,  2,
1
 2,  34,  3,  6,  45, ,  1, .
Gegensätze:
 10.
Syntagmen:
j. / etw
. (Subj.)
ab / aus dem weg, aus dem angel / glauben, aus dem rechten flug, aus der ban, ausser der welt t., j. jm. ausser dem weg t., j. neben die warheit, verre von der warheit, von seinem amt / gemahel / gut, von der gerechtigkeit / warheit, wieder
›wider, gegen‹
etw
. (z. B.
wieder die stücke
)
t
.

Belegblock:

Luther, WA (
1532
):
das du nicht darinn handlest, wie dein ampt und Gottes befel gibt, sondern trittest aus der pan und denckest nur [...].
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Ouch habent ire sinne | Getreten uz den wegen, | Sie gen nu an den stegen | Vol aller unstetikeit.
Bell, G. Hager
468, 3, 6
(
nobd.
,
1591
):
Er [johannes huss] wolt sich weisen lasen, | Wo er wer dretten ferr | von der warheit al tage.
Lauchert, Merswin (
els.
,
1352
/
70
):
sv́nder, der erst mit ganzen willen vser der welte getretten het.
Maaler /v (
Zürich
1561
):
Von seinem ampt Traͤtten / Etwas thuͦn das sich weder gebürt noch zimpt. [...]. Von seinem guͦt Traͤtten oder faren lassen / darmit sein laͤben zeerretten.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
der vorderst kranch, [...], der schreit [...], dar umb, daz die andern niht auz dem rehten flug treten.
Auz dem gelauben tretent etleich ketzer.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
der genant Pipinus drat ein weil von seinem gemahl und nam an sich ein schlafweib.
Vock u. a., Urk. Nördl.
2172
;
Vgl. ferner s. v.
1
 1,  2,
1
 4.
10.
›an einem Kampf teilnehmen, in einen Kampf eingreifen‹; auch: ›jn. / etw. angreifen; zum Angriff, Kampf oder Sturm herankommen‹; ›jm. feindlich entgegentreten‹; teilweise Überlappung mit 3 und 4.
Bedeutungsverwandte:
 13; vgl.  8,  16,  14,  4,  1,  5,  8,  3, (V.) 6,  15.
Syntagmen:
j. an / in den kampf / sturm, in die burg, in einen krieg / streit, in der feinde plaz, in eine sache, mit sturm, zu jm., zu einem streit, zu der stat t
., [von woher, z B.
von beiden teilen
],
nach
›nahe‹
zuhin, zu einander t
. ›von beiden Seiten kommen, angreifen‹,
j., tod und leben in kampf t
.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
[er] mit den anderin began | vaste allumme tretin an | dî burc mit sturme unde slân | leitirn an dî zinnen.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, zu
1380
):
di von Limpurg traden zu in unde daden große gewer mit werfen unde schißen.
Wunderlich, Fierrabr.
121, 35
(
Simmern
1533
):
zuͦ diesem streit kam gedretten eyn Rieß.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Bautzen
1567
):
Todt vnd leben tratten in kampff.
Bachmann, Morgant (
halem.
,
1530
):
Ruolland tratt ŏch inn stryt.
Maaler (
Zürich
1561
):
Nach zuͤhin Traͤttē / Dapffer zum zil ston.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
als der kaiser an den sturm will treten mit den seinen, so vallen die mäur der stat nider.
Roth, E. v. Wildenberg ;
Vgl. ferner s. v.
1
 10,  8.
11.
›jm. / e. S. beitreten, beistehen; mit jm. gemeinsame Sache machen, einig sein; für jn. Partei ergreifen‹.
Bedeutungsverwandte:
 2, ; vgl. ,  3,  2,  2,  2.

Belegblock:

Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
so were he vil liever bi si getreiden dan zo Arsburg.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Ich halt es vor den hoͤchsten schutz | [...] | Das einer grosse Freundtschafft hat, | Die bey jn tretten in der not.
Logau. Gott
157, 23
(
Breslau
1644
):
triett freundlich vns zu unser seiten / | Hilff wider dein vnd unsre Feinde streiten.
Gille u. a., M. Beheim
70, 84
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Er auch czu Luciveren trat | mit hundert kungen.
Ebd.
71, 442
:
ander engel vil, | die mit im [Luciver] traten in das spil | und im mitthelig woren.
Maaler (
Zürich
1561
):
In einsi meinung Traͤtten / Einsi sinn vnnd meinung sein.
12.
›zum Zwecke der eigenen Feldarbeit mit einem Gerät (z. B. mit dem Pflug) oder mit Tieren (z. B. mit dem Vieh) ein bestimmtes Grundstück betreten‹; auch: ›das Weide- und Durchgangsrecht für Tiere haben und nutzen‹;
vgl. .
Phraseme:
ätzen und treten
o.ä.;
treiben und treten
(a. 1536).
Bedeutungsverwandte:
 2, (V.) 1.
Wortbildungen
tretacker
wohl ›Acker, der beim Weidgang überquert werden und auf dem der Pflug gewendet werden darf‹ (dazu bdv.:  2).

Belegblock:

Merz, Urk. Wildegg
155, 7
(
halem.
,
1583
):
ist ein trettacker old anwander.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
, Hs.
17. Jh.
):
welcher aines den andern ezt und tret und aines ain vich an seinem schaden findt.
Ebd. (Hs.
1561
/
72
):
niemand soll auf dem Mos kain gerechtigkait haben weder mit etzen noch tretten, er sei dan angesessen hie im markt.
Piirainen, Stadtr. Sillein
42b, 22
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
Von dem tretten der sot.
13.
›fest auftreten, stampfen‹; meist in Verbindung mit den Präpositionen
auf
,
unter, in, zu
gebraucht; im Einzelnen: ›etw. zerstampfen, zertreten‹; ›auf etw. herumtrampeln‹; oft ütr.: ›etw. missachten‹; ›etw. für nichtig, unwirksam erklären‹; ›etw. beseitigen, vernichten, überwinden‹; als Intensivierung anschließbar an 1.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):  282930,  1,  1, , , , ; vgl.  15, (V.) 7, , .
Syntagmen:
das ros das gras t., j. etw. in das kot, zu grund, js. leben zu boden t., ein tier jn. in die erde t., j. die kutte, säue die perlen mit füssen t., die sele die dinge unter den füssen t
.;
j. auf die bulschaft / liebe, auf js. meinung, auf brot, mit füssen auf das sacrament t
.

Belegblock:

Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1582
):
Mein leben moͤg er [feind] grimmiglich | Zuͦboden tretten vnter sich.
Jostes, Eckhart
102, 1
(
14. Jh.
):
[die sele] allú zergȧnklich dink under iren fússen hat getreten, und ist mit dem lieht gotes gecleidet.
Jahr, H. v. Mügeln
1120
(
omd.
, Hs.
1463
):
das selbe ros vil tugende hat; | kein mensche siner füße pfat | noch sinen trit erkisen kan: | das gras es trit uf keiner ban.
Anderson u. a., Flugschrr.
13, 10, 28
(
Leipzig
1522
):
Jr solt nicht werffenn / die edeln berleyn vor die sew / vff das sie die nicht mit fuessen tretten
[
Luther
1545, Mt. 7, 6:
zutretten
].
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
sü noment [...] dem priester daz heilge sacramente [...] und drotent deruf mit den fuͤssen.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Vber dreye missetat damasck vnd vber vier beker ich in nit: dorumb das sy traten in den eysnin wegen galaad
[
Luther
1545, Am. 1, 3:
Darumb / das sie Gilead mit eisenen Zacken gedrosschen haben
].
Maaler /v (
Zürich
1561
):
Auff einsi meinung Traͤtten / Mitt einem auffhaben. [...]. Traͤtten / Stampffen / Zertraͤtten. [...]. Auff die liebe oder buͦlschafft Traͤtten oder ǔberwinden.
Klein, Oswald
6, 3
(
oobd.
,
um 1425
?):
Ich spür ain tier | mit füssen brait, [...]; | das wil mich tretten in die erd.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
darumb reis er [konig] im [dem hertzog] das [panir] nider und trett es in das kott.
Moscouia
D 1r, 28
(
Wien
1557
):
als der Metropolit Jr [des hannsen Sapur tochter] wainenden [...] die Khutten gereicht / hat sy die genumen / vnd auff die erden geworffen / mit füessen getretten.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
62, 588
;
Vgl. ferner s. v.
1
 4,  5.
14.
›jn. / etw. mit den Füßen treten, angreifen, schlagen; jm. / einem Tier einen Stoß mit den Füßen versetzen‹; ütr. auch: ›jn. prügeln; mit jm. kämpfen‹; ›jn. malträtieren, quälen, zurichten‹; ›jn. demütigend, schlecht behandeln‹; eng anschließbar an 13.
Phraseme:
der han die hüner treten
›begatten‹;
jn. mit den füssen treten
1 ›jn. schlecht behandeln‹.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld): (V., unr. abl.) 3, , (V.) 1,  3,  3,  2,  1,  1, , ,  1, , ; vgl.
2
 2,  8, ,
2
 1,  2,  2.
Syntagmen:
etw
. (Subj., z. B.
ein vieh
)
t., j
. [wie, z. B.
grimmig
]
t
. (jeweils absolut);
j. jn
. (z. B.
einen menschen
)
t., jn
. [wohin, z. B.
auf den kopf / fus / rücken, auf die oren, in den bauch, in das gemächt
]
t., j. ein pferd t
.;
j. jm
. [wohin, z. B.
auf den hals / nacken
]
t., jn. mit den füssen treten
›jm. einen Tritt versetzen‹; subst.:
das treten strafen
.

Belegblock:

Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. Weibe (
Wolfenb.
1593
):
Da gehe hin, vnd hole es, Oder ich wil dich mit Füssen tretten.
Luther, WA (
um 1535
):
Tret keiner den andern.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
580, 2330
(
Magdeb.
1608
):
Wer oben sitzt lesset sich gruͤssen / | Vnd trit die vntersten mit Fuͤssen.
Ebd.
688, 5694
:
Woher komstu mein Wundermann? | Wer hat dich zu dem Kampff gebeten / | Wer heist den Han die Huͤner treten?
Jostes, Eckhart
64, 6
(
14. Jh.
):
Tritet mich einer uf den fuz, so spricht mein munt: Wer trit mich? Tritet man ein ander, so enspricht mein munt niht.
Loersch, Weist. Boppard (
mosfrk.
,
1552
, Hs.
17. Jh.
):
die hohe obrigkeit, als maulstreich, treten, reufen, mit feusten schlagen und plauderwett etc., vogt und schultheiß zu strafen haben.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
35, 8
(
omd.
,
1487
):
Da gott Eúam machte Adam czu einem weÿbe Nam er nicht eÿn gebein aúßem fúsße [...] Dar Jnne bedeẃt menner ÿre weyber nicht (als ein dinstmaÿt) mitt fússen treten.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
das du als wol getretten werdest in dem lidende das du senftmuͤtkeit dinne lerst.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Di pferd di wurden ser getrett, | Daz maniges muste hinchen.
Klein, Oswald
55, 17
(
oobd.
,
1422
):
Von ir [bül] ich dol | zu Ungern wol | der kinder vol, | genant mit siben füssen. | die tretten mich | und jetten mich | und knetten mich | und fretten mich, | das ich mein sünd möcht büssen.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
22, 32
(
tir.
,
1464
):
die da schmëhen vnd trëten die andern schlëchten menschen.
Piirainen, Stadtr. Sillein
86b, 20
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
LEmet ein vich daz ander [...] odir tret odir peyzet.
Peil, a. a. O.
662, 4902
;
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
167, 29
;
Menge, Laufenb. Reg.
3505
;
Vgl. ferner s. v.
1
 2,
1
 1,
1
.
15.
›etw. (mit wiederholten Trittbewegungen) tretend bearbeiten‹; im Einzelnen: ›Getreide dreschen‹; ›(Trauben) auspressen, zerstampfen‹; ›(Lehm, Ton, Töpfererde) durch Treten zu verarbeitungsfähiger Masse geschmeidig machen, vermischen‹; ›(ein Gerät, z. B. einen Blasebalg, die Fußpedale einer Orgel) tretend bedienen, in Gang setzen‹; anschließbar an 13.
Syntagmen
(den) leim / wein t., etw. mit füssen t
., mit verschobener Bezugsgröße:
die kelter / torkel / totenglocke, das gerüst t., etw. in dem eisernen wagen t
.;
der tretende
›dreschende‹
ochse, der getretene saft, das (ge)tretene sieb
(›Werkzeug in der Schmelzhütte‹; vgl. ).
Wortbildungen:
˹
tret
2 (a. 1584/1653),
tretbret
,
tretspinnel
˺ ›Presse, Kelter‹,
treter
›j., der durch Treten Arbeit verrichtet (z. B. beim Herstellen von Ziegeln, in der Weinbereitung; zu Letzterem bdv.:
presser
1)‹,
trethaber
eine Naturalabgabe in Hafer (a. 1312), ˹
tretkolben
,
tretstab
˺ ›Dreschflegel‹ (dazu bdv.:  12),
tretlon
›Lohn für das Treten der Trauben‹, ˹
tretschaf
,
tretzuber
˺ ›Holzgefäß zum Einstampfen der Trauben in der Weinbereitung‹,
tretspate
,
trettensieb
›Werkzeug in der Schmelzhütte (vielleicht ein Mischsieb)‹,
tretung
2 ›Tenne, Dreschplatz‹ (im Beleg bildlich).

Belegblock:

Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1407
):
3½ m. Grunegras dem zygilstricher of syn lon. item 3½ m. Bartusch Flomig dem treter of syn lon.
Ziesemer, Marienb. Ämterb.
147, 24
(
preuß.
,
1410
):
1 mistgabel, item 1 misthocken, item 3 tretspaten, item 1 beyl.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
72, 910
(
Magdeb.
1608
):
Lag dazu begabet
[›beschenkt‹; ironisch]
im Bett / | Als wenn ich leym getretten hett.
Franz u. a., Qu. hess. Ref.
4, 73, 8
f. (
hess.
,
1533
):
Widertaufer ime stift Fulda: Hans von Fulda hat ein tretstab mit einem stachel.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Frankf.
1545
):
wann er [Fuchs] kompt, so gedenck, das du [Bawer] den Tretkolben bei der Handt habest!
Burkhardt, UB Arnstadt (
thür.
,
1418
):
leselon, tragelon, furlon, tretelon, hutelon, kelterlon, adder was von dem wyn koist inzubrengen.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Umme senten gallen tagk begunde man den win in zu lessen. [...] Zu lessen XIII ₰, zu treten VII lawen gr.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1617
):
1 bergeisen 2 trettensiebe 1 altes tretenes sieb zum gestuebmach 2 aschersiebe.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel f. (
Straßb.
1466
):
Nit verbind den munde des ochsen des trettenden
[Var. 1475-1518:
dez treschenden ochssen
;
Luther
1545, 1. Kor. 9, 9:
der da dreschet
].
vnd alle die bilde ir abtgoͤtter seint zerknischt auf der erde. Mein tretung vnd ein tochter meins tennen
[
Luther
1545, Jes. 21, 10:
Mein liebe Tenne / da ich auff dresche
] (bildlich; auch zu 13 stellbar).
Bremer, Voc. opt.
25032
(
halem.
,
1329
):
Calcatorium tretzuber.
Ebd.
48257
(
önalem.
,
1. H. 15. Jh.
):
Prelum tretbrett
[Var. schwäb., 1436:
torgelbritt
].
Ebd.
48258
:
Torcula tretspinel.
Rot
337
(
Augsb.
1571
):
Fuͦß geschirr / instrument das man mit den fuͤssen uͤbt: Als in den Orglen / das vnter geruͤst das man tritt.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1450
):
ob ettlich lesen und die weinper haim in puiten oder tretschaffen zugen oder truͦgen.
wellich leser oder leserin puttner tretter nachsteer etc., jung oder alt, weinper verpergen.
Rechn. Kronstadt
1, 260, 15
(
siebenb.
,
1520
):
Item pro labore eiusdem argillae getredenn asp. 6.
Vgl. ferner s. v. .
16.
›sich am Fuß verletzen‹ (von Pferden gesagt); wohl Spezialisierung zu 13; 14.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  4,  34,  1.
Wortbildungen:
tret
3 ›Fußverletzung bei einem Pferd‹.

Belegblock:

Eis, Albrants Roßarzneib.
113, 32
(
schles.
,
2. H. 14. Jh.
):
Welch ros den tret hot.
Deinhardt, Ross Artzney
89
(
oobd.
,
1598
):
Vom dretten
[Überschrift]
Wellches roß sich gedretten hatt in dem sehen oder sonnst [...].
Vgl. ferner s. v.  6.