trennen,
V.;
häufig mit Rückumlaut;
Kausativum zu
mhd.
trinnen
, 2. Hochstufe ().
1.
›jn. / sich / etw. zerstreuen, zerschlagen, auseinandertreiben‹ (bezogen auf Gruppen, militärische Einheiten u. Ä.); unter Betonung des Aspekts konkreter Gewalt auch: ›etw. (z. B. das Herz) durchstechen‹.
Bedeutungsverwandte:
 10, (V., unr. abl.) 8,  18, ; vgl.  8,  10, , , .
Syntagmen:
das volk sich t
.;
einen haufen, die spitze der feinde, die armada, die frösche t., jm. das herz t
.;
das volk unter sich getrent sein
.

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
414, 4800
(
Magdeb.
1608
):
Als Zweyspalt sie [Froͤsche] verblendt vnd trant | So nimpt denn auch solch Regiment | [...] sein End.
Ebd.
634, 4006
:
[So wollen wir] Nicht allein trennen jhren hauffen / | [...] | Sondern allsampt so gar erschrecken / | Das [...].
v. Groote, Muskatblut (
nobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
daz sper | daz her Longinus brachte, | Da mit er trant [...] | dem fursten reyn daz hertze sin.
Chron. Nürnb. , 181f., Anm. 2 (
nobd.
,
1449
/
50
):
in meynung daz sie nü sicher wern, trat unser fußvolk auß seiner ordnung und geschick und trantten sich.
Neubauer, Kriegsb. Seldeneck
116, 24
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
domit wurd der feind spicz getrant vnd werlos.
Anderson u. a., Flugschrr.
18, 7, 4
([
Straßb.
]
1523
):
Dasselbig schwert schlecht nit leiblich wunden / aber tre͂net vnd scheydet alles was võ gott abwe͂det.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
811
;
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
9, 14
;
2.
›jn. (als einmütig gedachte Gruppen) / etw. (als Einheit Gedachtes, z. B. einen Bund, eine Freundschaft) auseinanderreißen, trennen, spalten; (ein Land, Reich) aufteilen, zerteilen, auflösen, zerstören‹; bei Personengruppen auch reflexiv, dann: ›auseinandergehen; sich entzweien, aufspalten‹; auch bezogen auf Stoffe, Gewebe, Nähte u. Ä., dann: ›etw. auftrennen, zertrennen‹.
Bedeutungsverwandte:
 13,
2
, ,  12, , , ; vgl.  2,  1,  1.
Syntagmen:
die kinder, die herzen sich t., sich nimmermer t
.;
die hintersassen, den bok
›Böcklerbund‹,
die freundschaft / ordnung / samlung, die einigung der stände, das reich, das volk, die gestikten stücke t., etw. ser, durch verkleinerung
t.;
die getrenten christen
.
Wortbildungen
trennung
1 ›Spaltung, Zerwürfnis; Schisma‹ (dazu bdv.: (
die/das
), , ).

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
598, 2921
(
Magdeb.
1608
):
[Wenn] jhr [lieben Kind] euch trennet nimmermehr / | So bleibt jhr wol bey Gut vnd Ehr.
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
12, 23
(
Frankf./M.
1626
):
Dahero / wie gemeldt / entstunde eine Trennung vnd Vneinigkeit.
Ebd.
16, 15
:
Drumb macht vnser Poet da erst den Anfang / wie Gott [...] die getrenten Christen wieder zusammen bringt.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Bautzen
1584
):
Wie Corah, Dathan, Abiron, | [...] | Namen gar ein erschrecklich lohn, | Die GOttes ordnung tranten.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
129, 20
(
Nürnb.
1548
):
dz letzlich die hertzen sich trennen / vn̄ die liebe sich gar verleurt.
Goedeke, Fischart Schiff/Kehrab
550
(
Straßb.
1576
):
[Wie iene] unterstehn durch ir los schwetzen | Die leut in ainander zu hetzen, | Und durch der stend verklainerung | Zu trennen der stend ainigung.
Adomatis u. a., J. Murer. Bab.
64
(
Zürich
1560
):
Biß der wybsch küng Sardanapal | regiert / der trennt srych überal.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
533
f. (
Genf
1636
):
Die freundtschafft (trennen) [...]. Trennung Vneinigkeit / Zwytracht [...] Schisma. Trennung anrichten.
Vock u. a., Urk. Nördl.
2442
(
schwäb.
,
1448
):
Die Gült darf nicht geändert oder geteilt (trenen) [...] werden.
Rosenthal. Bedencken
8, 17
;
Anderson u. a., Flugschrr.
11, 3, 15
;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. ;
3.
›jn. / sich / etw. als Teil von jm. / etw. absondern, abspalten, abgrenzen, isolieren‹ (ohne Auflösung der jeweiligen Ordnungseinheit); auch: ›sich e. S. / P. entziehen, befreien; sich von jm. / etw. wegbegeben‹; mit Bezug auf persönliche Bindungen, auch auf die Ehe: ›sich scheiden, trennen‹; bezogen auf Gegenstände: ›etw. von etw. unterscheiden, ablösen‹.
Gegensätze:
.
Syntagmen:
ein reich sich von der untertänigkeit t., j. sich von der ehefrau t
.;
die zwei speisen [brot / leib] t
. (statt:
unterscheiden
),
jn. von den freunden t., etw. von der ordnung t
.
Wortbildungen:
trant
(hier ›Grenze, Grenzpfahl‹),
trenne
›Abtrennung‹ (hier bezogen auf das Abpflücken des Apfels beim Sündenfall),
trenner
›Zerteiler; j., der etw. sortiert, ausliest, scheidet‹,
trennung
2 ›Abspaltung; Scheidung‹ (dazu bdv.: , ).

Belegblock:

Rosenthal. Bedencken
41, 20
(
Köln
1653
):
zur staͤrckung im Catholischen Glauben gehoͤrt. daß wider allerley jrrthumben vnnd trennungen gehandelt werde.
Koeniger, Sendgerichte (
mosfrk.
,
15.
/
16. Jh.
):
Dan sullen eme [gnedigsten herren] die seintscheffen entgegen comen gereden myt an den trant.
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
8, 16
(
Frankf./M.
1626
):
damit sie von jhren Freunden vnd guten Bekandten nicht wolten getrennet noch gescheiden [...] seyn.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
34, 50
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
der helle stifter; der erden kloßes bauer; des meres streum trenner; der luft unstetigkeit mischer.
Gille u. a., M. Beheim
109, 86
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
vil reich der kristenhait | sich van der undertenikait | der romschen kirchen trennen.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
533
(
Genf
1636
):
trennen / von einander scheiden [...]. Trenner [...] Disiunctor. trennung / Scheidung / Sonderung.
Andreae. Ber. Nachtmal
80r, 18
([
Augsb.
]
1557
):
Dise Lehrer trennen bayde speyß [Brot / Leyb Christi] / so sy es allain solten vnderschayden.
Vgl. ferner s. v.  4, ,  5.