treid,
auch
treide,
das
;
vereinzelt auch:
der
;
-(e)s/–
;
zu
mhd.
tregede
(kontrahiert
treide
)
›das, was der Erdboden trägt‹
().
– Eng vernetztes Bedeutungsfeld; Einzelzuordnungen teils diskutabel; vgl. .
1.
›Getreide‹ als lebensnotwendiges Nahrungsmittel, einfache alltägliche Speise und Grundlage der täglichen Versorgung (mit Nahrung), auch als Futtermittel für Vieh; häufig im Orientierungsfeld mit Gegebenheiten des Alltagsbedarfs wie  12,  1, , , ,  1, , , , , , ; offen zu 2 und 3.
Syntagmen:
(das) t. behalten / behüten / holen / kaufen / nemen / verzeren, hinweg geben, jm. t. schaffen
;
des treides genug überkommen
;
etw. an t. vorhanden sein, sich mit t. versehen, mäulinnen mit t. mästen, jm. mit t. zu hilfe kommen, etw. von t. auffressen
;
t. auf / von den kästen
;
das gute t
.;
frucht von t
.

Belegblock:

Kehrein, Kath. Gesangb. (
Bautzen
1567
):
Durch dein leiden woͤlst du vns fein, | Behuͤten Traͤid vnd auch den Wein.
Bell, G. Hager
283, 1, 3
(
nobd.
,
1606
):
Als Ben Jamin | kam mit den Brüedren seine | jn Egipten, zu Holen dreid.
Sachs (
Nürnb.
1563
):
er alle frucht | Von trayd und koren, was da was, | Von seinen kästen alls auffraß.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1618
):
Ich mest all Jar etliche Schwein, | [...] | Guts Dreits gnug kan ich vberkummen, | Das ich nit als verzehren kan.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
das traide
[
Luther
1545, 1. Mose 41, 35:
Getreide
]
werd behalten [...] daz es werd bereit dem kunftigen hunger.
Müller, Nördl. Stadtr. (
schwäb.
,
1493
):
Es ist auch dem volk mündlich gesagt, [...], wer es vermöcht, das er sich mit wein, traid, holtz und anderer notturft fürsehen het.
Wedler, W. Burley. Liber
14v
(
moobd.
,
v. 1452
):
Er mestet zwo meylin mit traid vnd macht sy gar vaist.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. ;
Bell, a. a. O.
146, 3, 65
;
Dirr, Münchner Stadtr. ;
Vgl. ferner s. v.  1,
2
 4,  2, (V.) 6.
2.
›Getreide‹ als Nutzpflanze, die im bäuerlichen Jahresrhythmus gesät, angebaut, geerntet, gedroschen und deren Ertrag zu Nahrungsmitteln weiterverarbeitet wird; metonymisch: ›Getreidefeld‹; ütr. gebraucht für das Wachsen und Gedeihen der
heiligen schrift
; offen zu 3.
Bedeutungsverwandte:
, (hier wohl: ›Kraut‹),
1
 1,  2,  12, , ; vgl.  4,  3.
Syntagmen:
(das) t. (ab)schneiden / bauen
(mehrfach) /
dörren / dreschen / egen / einfüren / erfinden / erschlagen / haben / mäen / pelzen,
[wo]
einlegen, mit der masse nemen
, [wohin]
gesprengen, ein acker t. tragen
;
(das) t
. (Subj.)
dürre / genug / gut / verbrant sein / werden,
[wo]
am höchsten sein
;
der hagel, das wild schaden am t. tun, jn. durch das t. ziehen
;
das edele / schöne t
.
Wortbildungen:
treidacker
.

Belegblock:

Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
42, 6
(
Frankf./M.
1568
):
Ich muß Ackern / Seen vnd Egn / | [...] | Holtzen / vnd einfuͤhrn Hew vnd Treyd.
v. Groote, Muskatblut (
nobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Wer nun abschnaid | das edel traid | die hailigen schrifft.
Gille u. a., M. Beheim
104, 308
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Waz sy mochten erlangen, | dorffer und drait, daz waz verprant.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
der summer ward nit ze haiß und regens gnueg, korn und ander traid ward gnueg und guet.
Ebd. (
1523
/
7
):
es hat ditz jar der hagel grossen schaden am traid gethon.
Ebd. (zu
1527
):
da zogen sie den armen paurn durch das traidt, wa es am höchsten, mit roß und wägen hindurch.
Langmantel, Schiltb. Reiseb. (
oobd.
,
n. 1427
):
am ersten das sie [in der grossen Thatrey] chainerlai treyd pauen.
in dem land paut man allerlay trayd.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1630
):
wann ainer dem andern fräventlich uber ainen angebauten traitacker fuhr.
Bretholz, Liechtenst. Herrsch.
18, 14
(
smähr. inseldt.
,
1414
):
das traid, das man auf den vorgenanten ekchern pawt, das mues die gemain absneyden.
Tittmann, Schausp. 16. Jh. Rebh.
42, 5
;
Gereke, Seifrits Alex.
6458
;
Leidinger, V. Arnpeck ;
Vgl. ferner s. v. (V.) 1, .
3.
›Getreide‹ als Frucht der Getreidepflanze, im Einzelnen: des Roggens, Weizens, Hafers, der Gerste, des Dinkels, damit als Besitzwert (Teil der beweglichen Habe), als Saat-, Handels- und Raubgut, Zahlungsmittel, Naturalabgabe; als Metonymie auch ›Getreidebewirtschaftung einer Stadt‹; in den Belegen wird
treid
oft unter abgabe- und verarbeitungsrechtlichen sowie lagerungs-, handels- und preisbezogenen Aspekten behandelt; in 1 Beleg für das als fruchttragend metaphorisierte Handeln der Märtyrer gebraucht.
Gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte, chronikalische Texte.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld): , ,
1
(
das
4,
1
 1,  7,  2,
1
 1, ,
1
, ; vgl.  5, , ,
3
, , ,  2.
Syntagmen:
(das) t. bezalen / bringen / dienen / finden / geben / hingeben / kaufen / malen / verkaufen, in die erde werfen, in das feld sprengen
›säen‹,
auf dem boden / kasten,
[wohin]
füren / treiben / verkaufen
;
t
. (Subj.)
wol geraten, vorhanden bleiben, auf dem kasten sein, in der scheuer liegen
;
die böden voller t. sein
;
etw. reich an t. sein, j. für t. dienen
, [einen Betrag]
um t. ausbezalen / ausgeben
;
etw. von t. geben, etw
. (Subj.)
wegen des treides an jn. kommen
;
das t. der stat
;
das ringe / schwere / ungewundene
(›nicht geworfelte‹)
t
.;
x viertel t
.;
allerlei / viel treides, der zehent des treides
;
der dienst an t., ein aufschlag, eine maut auf t., etw
. (z. B.
mesgeld
)
vom t., der zehente von t., js. schlüssel zu t
.
Wortbildungen:
treidampt
,
treidbüchlein
,
treiddienst
›Getreideabgabe‹,
treideskauf
›Getreidekauf‹ (v. 1361),
treidgewelbe
›gewölbter Raum für die Getreidelagerung‹,
treidgülte
,
treidhändler
,
treidhaus
,
treidkamer
,
treidkaste
›Kornkasten; Kornkammer‹,
treidkauf
(›Getreidekauf‹; wohl auch: ›Getreidepreis‹),
treidmas
›Getreidemaß‹,
treidmeister
wohl ›Verwalter des Getreides‹,
treidmesser
›j., der zum Abmessen des Getreides bestellt ist‹,
treidmesserei
,
treidsamnung
›das Einsammeln der Getreideabgabe‹,
treidstadel
›Getreidescheune‹ (a. 1607),
treidzehent
.

Belegblock:

Wenn du [...] zuͦ einem [voͤgelin] sprechest: wie singestu so froͤlich, hast du doch noch kain thrayde in der scheüren?
v. Groote, Muskatblut (
nobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
weislich sach man sy pflugen, | bis doch das traitt mit vil arbaitt | ward in das veld gesprenget.
Dienes, E. Gros. Witwenb.
282, 24
(
Nürnb.
,
1446
):
Wann die mertrere woren gleich dem treyde, das man in die erde wirft.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1449
/
50
):
[bei 550 drabanten] brachten plundern, wein und traid.
Ebd. (
E. 15. Jh.
):
1494 ward das traid haus [...] an gefangen zu pawen.
Ebd. (
1468
):
darnach wart ich [...] der stat treid und kesten bevolhen.
Loose, Tuchers Haushaltb. (
nürnb.
,
1502
):
1502 [...] pin ich czu einem traidmaister erkorn [...] und darnach [...] ward mir par auß der loßungstuben ein jarsolt von dem traidampt.
Sachs (
Nürnb.
1566
):
Du [Gott] lest das treid gerhaten wol.
Ebd. (
1563
):
Darinn
[in der
mül
]
man das treid malen thet, | Daß man oben zu bachen het.
Müller, Nördl. Stadtr. (
schwäb.
,
1480
):
wievil dannoch des übrigen traids vorhanden belib, das sol in recess gesetzt und dann die rechner in das traidbüchlin beschriben [...] werden.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1500
):
Solang der reichstag hat gewert, ist das traid in disem kauff gewessen: haber 21 grosch, gersten 20 grosch, koren 12 ß, rogken 8 ß.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 596, 17
(
schwäb.
,
1588
):
Meßgelt vom traid.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Zw dennselben zeyten wurden in des kaysers lanndt new aufslag und maut gemacht auf trayd.
Herzog, Landsh. UB
441, 38
(
moobd.
,
1373
):
allez daz er [...] ein genomen hat [...], ez sei von traidguͤlt oder von pfennig guͤlt.
UB ob der Enns (
moobd.
,
1377
):
da uon wıͤr Jm [...] gebenn süllen zuͤ rechter dıͤnstzeit für den traid dıͤnst, [...], Sechczk wienner pfenning.
Ebd.
10, 292, 16
(
1384
):
varund hab, es sey vrchauff wein oder traid.
Leidinger, V. Arnpeck (
moobd.
,
v. 1495
):
ist das geschloss gewunnen worden [...] und [...] trayd und gut gen Rengspurg gefürt.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Das ganz land [...] ist vast fruchtpȧr, reich an salz traid viech vischen holz waid wildprät [...]. Viech salz traid wird in ander lant getriben.
Clodio Marino, so ain traidmesser ist gewesen und castner.
Do nun neu Rom, das ist Constantinopel, gepaut, ward ir Aegypten zue einem traidkasten zuegeaigent.
Rintelen, B. Walther
11, 14
(
moobd.
,
1552
/
8
):
wan [...] der Holdt [...] dem Grundtherren die Dienst, es sey an Traidt, Wein, Gelt oder Anderm, haimb zu Hauß bringet.
Ebd.
146, 6
:
Wann [...] der Weingarten zu einen Acker gemacht wirdt, so folgt dem Zehendtherren der Traidtzehendt allermassen.
Winter, Nöst. Weist.
255, 24
(
moobd.
,
1630
):
das ist des herrn pfarrer samblung: [...] ain viertl haber zu dem traitsamb.
Ebd.
264, 23
(
16. Jh.
):
der pharrer hat [...] ain traitsamung
[Var.:
traitsamblung
]
und ain habersamblung.
Ebd.
578, 8
(
1643
):
alle ambt und huet so zum markt gehörn, als weinkoster vaßziher traitmesser weingart- und krauthuet.
Sexauer, Schrr. in Kart.
248, 2
(
nöst.
,
v. 1450
):
Der phister nympt den traid in den chasten mit der maz. vnd derrt vnd reitert den vnd melt in. vnd pächt prot.
Wackernell, Adt. Passionssp. Vsp.
1544
(
tir.
,
1530
/
50
):
Allain das trayd korn in die ert | Vallet unnd gettod wert, | So haltet es allain sich, | Sunst bringt es frucht manigfeltigcklich.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1508
):
Das auch traidmass, smalzmass, die weinmass [...] gemerkt werdt.
Ebd. (
17. Jh.
):
sollen burgermaister, richter und rath [...] die zimmentirung der wein- und traitmässereien [...] ungewarnet der interessenten fürnemben.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
1523
):
das prot waizen und rocken ain ides in seinem wert und nach gelegenhait des traidkaufs zu pachen und zu verkaufen.
Ebd. (
1568
):
so ist [...] in dem ganzen markt bei den traidhandlern, mülnern, auch andern hantierunden personen in den traid und allen andern maßen [...] ain solche ungleichhait sich befunden.
Ebd. (
17. Jh.
):
Wo einer ein ungewundnes traid oder blutiges kleid zu einem leutgeb bröcht dasselbig zu versetzen [...], solle der leutgeb eilend nach dem richter schicken.
Zingerle, Inventare (
tir.
,
1485
):
Im traidgwelb pei der kellersvolten.
ain hülczeinr traidkastn mit dreien klöstern von neu gemacht.
In der traidkamer.
Schnurrer, Urk. Dinkelsb.
5, 1612
;
Franck, Klagbr.
222, 13
;
Müller, a. a. O. ; ;
ders., Welthandelsbr.
182, 21
;
Baumann, Bauernkr. Oberschw. ; ;
Bastian, Runtingerb.
2, 414, 7
;
Grossmann, a. a. O. ;
UB ob der Enns
10, 159, 14
;
Herzog, a. a. O.
668, 37
;
Hör, Urk. St. Veit
235, 26
;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. ;
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
184, 14
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Dirr, Münchner Stadtr. ;
Siegel u. a., Salzb. Taid. ;
Zingerle, a. a. O. ;
Skála, Egerer Urgichtenb.
180, 2
;
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
69
;
Mollay, Ofner Stadtr.
149, 2
;
Vgl. ferner s. v.  1, ,  6, ,  1,  1,  2.