trecken,
V.,
zu
mhd.
trecken
›ziehen‹
, Intensivbildung zu
trechen
(;
Pfeifer
2000, 1453
).
– Nordd./Md.
1.
›etw. ziehen, heraus-, hineinziehen; durch Ziehen fortschaffen‹; häufig im Sinne von ›heftig oder gewaltsam ziehen, zerren, (aus)reißen‹; bei Arzneien: ›extrahierend wirken‹; in mehrfacher Hinsicht bildlich und ütr. gebraucht; dann z. B. ›sich in die Haare, in die Wolle geraten‹.
Phraseme:
js. leine trecken
›mit jm. an einem Strang ziehen‹;
den afterhame trecken
›sich zurückziehen‹.
Bedeutungsverwandte:
 2,  15; vgl.  1,  2,  2,  2,  13,  1,  1, .
Gegensätze:
 4.
Syntagmen:
etw
. (Subj.)
t
. (absolut);
jn
. (z. B.
die braut
)
/ sich / etw
. (z. B.
den faden, die leine
)
t
.;
jn. / etw
. [wie] (z. B.
mit hochfart
)
t
., [wohin] (z. B.
in etw., hin zu etw. wärts
)
t
.
Wortbildungen:
trecker
›Bergarbeiter‹ (a. 1529),
trekgarn
›Zugnetz‹ beim Fischfang (a. 1540).

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
286, 797
(
Magdeb.
1608
):
Wenn Herrn sich reuffen vnd trecken / | Muͤssen die Bawren jhr Haar darstrecken.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
daz si sine
[Gottes]
liben brut ouch nicht | uz irre innekeit irwecken | noch in di werlt widir trecken.
vrouwe Lachtasis daz ist mir bekant, | di trecket mit irre hochvart | den vadem hin zu tale wart.
Dat nuwe Boych (
rib.
,
1396
):
off sij eynen Ertzbusschof van Coelne vnderstain weulden an sych zo weruen, [...], want he seulde yre lyne wail trecken.
Stedtfeld, Roger-Glosse
120
(
omd.
, Hs.
15. Jh.
):
heilen mit den dingen dÿ do trecken vnde stopffen.
Vgl. ferner s. v. .
2.
›an einer Glocke ziehen; läuten‹.
Bedeutungsverwandte:
 2,  1; vgl.  1,  4,  2,  1, .

Belegblock:

Koeniger, Sendgerichte (
rib.
,
1567
):
wan ein donnerwetter vorkombt, soll der kuster das wetter anzeichen [...], das ist, er soll das klein klöckelgen antrecken alsdan behürth die grosse klock [...] zutrecken, item die missklock [...] zu leuthen.
3.
›sich an einen Ort bewegen; wandern, (aus)ziehen; sich [wohin] begeben‹; auch: ›in den Krieg ziehen‹.
Bedeutungsverwandte:
 3,  9,  2, (V., unr. abl.) 1, , , ; vgl.  10,  6,
1
 1,  1,  4.
Syntagmen:
j. t
. (absolut);
j
. [woher, wohin] (z. B.
aus der stat, in / nach / vor etw
.)
t
.; subst.:
das grosse trecken
.

Belegblock:

Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
sy treckden vys der stat gemein | rich, arm, grois ind clein.
ind treckent myt eyme starcken her | her vur Coelne.
Ebd. (
Köln
1499
):
ind was ein groisse trecken zo eme [konink Rodulf] van heren ind van steden.
Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
nicht ferne von dem creutze, da man auss dem fussteige nach Golis trecket.
Valli, Königsb. Apostelgesch.
1947, 53
f.;
56
.
Vgl. ferner s. v.  3,
1
 2.
4.
phras.:
sonder trecken
›ohne zu zögern‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  7,  1,  2,  4,  1.

Belegblock:

Thiele, Minner. II,
30, 409
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
das machstuͤ genczlich da by pruͤven, | of ein snel und ain bedruͤven | deit sonder trecken leives bede.