traut,
Adj.
›lieb, geliebt, vertraut; zart‹; häufig formelhafter Bestandteil direkter Anrede an Personen in nähesprachlichen oder als nähesprachlich aufgefassten religiösen Situationen, oft an Gott, Jesus oder gottnahe Personen, darunter an Maria, gerichtet; auch von Sachen gesagt, dann z. B. ›sanft‹ (von der Haut); ›freundlich‹ (von Handlungen).
Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
 25, (Adj.) 1, , ; vgl. ,  4,
1
(V.) 3 (als part. Adj.),  2, (Adj.) 1, , , (Adj.) 313,  4,  2,  2.
Syntagmen:
j
. (z. B.
die braut
)
/ etw
. (z. B.
js. haut
)
t. sein, j. jm
. (z. B.
dem friedel
)
t. sein
;
jn. t. minnen / preisen
(z. B.
Maria
) /
holen
(z. B.
die braut
);
der traute biederman / engel / gemahel / geselle / son / sozie / vater, die traute [jung]frau / magd / tochter / tocke
›Puppe‹
/ weisheit, das traute fräulein / gold / kind / weib
.
Wortbildungen:
trautfrom
(a. 1519),
trautherzliebst
›allerliebst‹ (a. 1476),
trautkind
für Jesus gebraucht,
trautlich
1 ›liebenswert‹ (dazu bdv.:  1); 2 ›geliebt, herzlich‹ (a. 1559),
trautvasal
›mit geschäftlichen Angelegenheiten betrauter Vasall, Zeuge‹.

Belegblock:

Wilkes u. a. Urk. Diersfordt
42
(
snfrk.
od. mnl.,
1350
):
Zeugen: Arent Duvel und Hendrick van Egher, [...], als
„trawtvasallen“
(Regestbeleg).
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
6864
(
rib.
,
1444
):
geve ich
[Müßigkeit]
yme
[dem Pilger]
krentzgyn groen | Ind doin yn ouch besien syne huyt | Off sij suverlich sij ind druyt.
Froning, Alsf. Passionssp.
5910
(
ohess.
,
1501ff.
):
ich klage [...] von der groissen jamerkeyt, | die die Judden hon an mynes liebes trudkynt geleyt!
Knape, Messerschmidt. Bris.
3, 37
(
Frankf./M.
1559
):
Hertzete liebe haußfrawe / vnd freuntlicher trauter gemahel / ich hab mancher hand gedancken bey mir.
Mone, Adt. Schausp. (Hs. ˹
omd.
,
1391
˺):
alz du
e
[Herre] hatest [...] | gesant zcu
e
diner werden bruͦt, | daz du
e
sy wollest holen trut | selber zcu
e
dinem rich here.
Feudel, Evangelistar
411
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
o trutes kynt, nu troste mich, | sich mich an unde sprich.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Nu laz, arger vi
e
nt, die brut | (Sie ist lieb, zart, unde trut | Irme vridel [...]).
Gille u. a., M. Beheim
51, 11
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Ich preis dich [Maria] traut | fur plumen, craut | richen und smeken.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
also muͤss miner sele hút [...] etwaz sunderlicher gnaden [...] geboten werden, zartú trútú min wisheit!
(gemeint ist das Jesuskind). Ebd. :
ich [got] bin als trutlich ze minnenne, ich bin als lieplich ze umbvahenne [...], daz ellú herzen nah mir soͤltin brechen.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Maria sprach: ,trut sun min [...]‘.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Ze dienst ist üch min sunderer lib | Fürbas beraitt, drutt sällig wib.
Sappler, H. Kaufringer
27, 104
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
die selb tochter edel und trawt, | [...] | ist gehaissen rew und puoss.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Daz nie chain mensch noch engl wart, | Der got so lieb, so trawͮt, so tzart | Jn hertzen hab.
Klein, Oswald
48, 12
(
oobd.
,
1417
/
18
):
bleib hie, nicht eil, | mein trauter Chünzel!
Ebd.
52, 12
(
um 1408
):
Jagt nach, ir trauten hundes kind!
Ebd.
74, 9
(
v. 1408
):
Ach raines töckel, traute, schöne tocke, | du liebst mir mit dem zipfel an dem rocke.
Ebd.
82, 29
(
um 1418
):
Awi, awäch, ir vil trautes gold, | wie wol kündt ir neur spächten.
Munz, Füetrer. Persibein
308, 2
(
moobd.
,
1478
/
84
):
Den pesstten rat gar funden | hastu, hör, trawt gesell.
Kochendörffer, Tilo v. Kulm ;
Frantzen u. a., Kölner Schwankb. ;
Kehrein, Kath. Gesangb. ; ;
Thiele, Minner. II,
11, 40
;
75
;
Päpke, a. a. O. ;
Lindqvist, K. v. Helmsd.
325
;
Koppitz, a. a. O. ;
Jörg, Salat. Reformationschr.
333
, Anm.;
Sappler, a. a. O.
5, 168
;
Klein, a. a. O.
77, 20
;
92, 1
;
107, 4
;
Kummer, Erlauer Sp. ;
Weber, Oswald. ;
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 353
.
Vgl. ferner s. v.  2,  8, I, 1,  8,  3.