traurig,
trauriglich,
jeweils Adj.
/ Adv.
– Gewisse Beleghäufung für Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
1.
›traurig, betrübt, aufgrund eines persönlichen Verlustes Schmerz und Trauer empfindend, sorgenvoll, ohne Lebensfreude, ohne Hoffnung‹ (von Personen und personenabhängigen Bezugsgrößen gesagt); vereinzelt auf natürliche Gegebenheiten (wie z. B. das Wetter) bezogen; dann: ›trüb, schlecht, das Gemüt beeinträchtigend, auf das Gemüt schlagend‹; im Unterschied zu 2 als Zustand einer durch äußere Umstände verursachten, meist zeitlich begrenzten Eintrübung des Gemüts verstanden; Syntagmen:
t. sein / wesen / werden, js. wille t. sein
; jn. t. machen, etw
. (z. B. ein flor
) t. anzusehen sein
; t. abgehen / aussehen, leben / reden / sprechen
, [wo] sitzen / stehen, [wohin] gehen, sich t. beklagen / erzeigen / gebaren / stellen, von jm. t. scheiden, t. zu jm. kommen, die gogelheit t. in ein keichen abgeraten
; der traurige gedanke / gesang / lauf / mut, die traurige farbe / frau / gestalt / pein, das traurige beginnen / gedenken / gemüt / herz / lied / werk / wetter, die traurigen augen
.Wortbildungen:
traurigen
Belegblock:
Leidig vnmuͤtig traurig leidenhafft truͤbig betruͤbt trubselig bekuͤmmert.
es wird sich nicht so wechseln noch so unbestendig ding sein, [...], heut froͤlich, morgen traurig, jtzt stehend, bald gefallen.
Als nu seine MitGefangene trawrig waren / da war Franciscus freidig vnd guter dinge.
Gefelt der kerstach vp eynē saterdach, so wyrt [...] trurich wedder mit vyl wyndes.
Darümb, so das mensch frolich ist, so ist es bas geferwet, wann aber ist, das die sele jn trurigen, leidsamen gedencken ist, so [...].
als er [Noe] [...] keinen Menschen vmb sich sahe [...] vnd daruͤber auß Mitleyden der verderbten Welt in trawrige Gedancken gerieht.
anders ich unmutig und sie [die kinder] traurig immer wesen müßen.
daruͤber war ein duͤnner schwartzer Flor gebreitet [...] sehr traurig anzusehen.
Der grave trvriclichen ane sach | Die vrowen.
so ist auch billich im singen der vnterschied [...] zu halten, dz man bei froͤlicher zeit froͤliche, bei trauriger trawrige Gesaͤnger singe.
er [der guͦte man] machet eine guͦte ruͦte und zerslecht sú [die kint] wol, das sú also trurig werdent alsu sú ie fro wurdent.
die richter khommen schon | Und vil die sich gar traurig stellen | Die hie ir urtheyl suchen woͤllen.
Da ist yederman zimlich froͤlich gewesen / allein Robertus der hatt [...] sich gantz trawrig erzeiget.
ich sach die werden frawen an | mit drurigen augen.
So ein mensche trurig ist vmbe geislichen gebresten iemans vnd sich froͮwet geistliches zvͦ nemens [...], das ist ein zeichen, daz der mensche in minne ist gesetzzet.
Wie möcht mein leib | nu traurig sein, wen ich gedenck von ort zu end.
mein gogelhait
[›Ausgelassenheit‹]
mit aller gail | geriet vast trauriklich ab in ain keichen. Steer, a. a. O.
722
; Hoffmeister,
Kuffstein. Gef. A 2v, 10
; Gajek, Seidelius. Tych.
14, 26
; Pyritz, Minneburg
5015
; Roloff, a. a. O.
49
; Thiele, a. a. O.
9, 137
; Martin, H. v. Sachsenh. Tempel
828
; Lindqvist, K. v. Helmsd.
4141
; Wyss, Luz. Ostersp.
4344
; Sappler, H. Kaufringer
5, 692
; Dreckmann, H. Mair. Troja
50, 7
; Brandstetter, Wigoleis
233, 13
; Bauer, Imitatio Haller
104, 3
; 2.
›das irdische Dasein (im Gegensatz zum ewigen leben
) von seiner Seinsweise sowie vom Zutun des Menschen her als zeit- und umständeübergreifend freudlos, trostlos, ohne metaphysische Zuversicht, gottverlassen empfindend‹; die Bestimmungen dieser Erläuterung sind jeweils an einzelne Belegaussagen gebunden; Texte der Sinnwelt ,Religion Didaxe‘.
Syntagmen:
j. / alles, die sele t. sein / wesen / werden
; die bosheit t. machen, die erkentnis nicht t. stehen
(dies subjektbz. präd. Attr.); der traurige diener / mensch, die traurige rede / sele
.Wortbildungen:
traurigen
Belegblock:
Waz wunders ist daz danne, daz ich leidic wirde und trûric bin?
Trurig ist myn
[Jesu]
sele byß yn den doit, | want ich weyß vor mer groisße noit! daz dritte darumme wir uns betrubin mugin, ist daz wir so lange fon deme ewigin lebine gesunderit sin. ,ir sullit nu truric sin, daz ist in der zit [....]‘.
Swenn dv [got] dein antlutz von in
[den Gläubigen]
kerest so werden si traurik. die trawrikeit betrubt, die betrubnuß trawrigt.
Frey bekantnüß bedarff nicht fragen / noch nach plicken, wan es sey, ainvaltig in manigualtig geleich / in allen dingen stan trawrig noch fro.
Verbirgst du [herr] aber dein angsicht, | Das du die erd gesegnest nicht, | So ist es alles trawrigklich.
die azzate Melancolici die artent nach der erden vn̄ sint sorghaft. gerne truric. gitic vn̄ habende.
die [poßhait] hat söllich art, das sy macht trurig in andrer gluglichait.
ich ge von der vinsternus in das liecht, [...] von dem zeitleichen zu dem ewigen, [...]. Hie pin ich albegen traurig.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
693
; Feudel, Evangelistar
56, 8
; Steer, Schol. Gnadenl.
5, 70
f.; Lemmer, Brant. Narrensch.
107, 93
; Bauer, Zist.-Pred. Haller
41, 10
.