traurig,
trauriglich,
jeweils
Adj.
/
Adv.
– Gewisse Beleghäufung für Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
1.
›traurig, betrübt, aufgrund eines persönlichen Verlustes Schmerz und Trauer empfindend, sorgenvoll, ohne Lebensfreude, ohne Hoffnung‹ (von Personen und personenabhängigen Bezugsgrößen gesagt); vereinzelt auf natürliche Gegebenheiten (wie z. B. das Wetter) bezogen; dann: ›trüb, schlecht, das Gemüt beeinträchtigend, auf das Gemüt schlagend‹; im Unterschied zu 2 als Zustand einer durch äußere Umstände verursachten, meist zeitlich begrenzten Eintrübung des Gemüts verstanden;
vgl. (V.) 1.
Gegensätze:
, , .
Syntagmen:
t. sein / wesen / werden, js. wille t. sein
;
jn. t. machen, etw
. (z. B.
ein flor
)
t. anzusehen sein
;
t. abgehen / aussehen, leben / reden / sprechen
, [wo]
sitzen / stehen, [wohin] gehen, sich t. beklagen / erzeigen / gebaren / stellen, von jm. t. scheiden, t. zu jm. kommen, die gogelheit t. in ein keichen abgeraten
;
der traurige gedanke / gesang / lauf / mut, die traurige farbe / frau / gestalt / pein, das traurige beginnen / gedenken / gemüt / herz / lied / werk / wetter, die traurigen augen
.
Wortbildungen:
traurigen
1 ›traurig sein‹.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Leidig vnmuͤtig traurig leidenhafft truͤbig betruͤbt trubselig bekuͤmmert.
Luther, WA (
1536
):
es wird sich nicht so wechseln noch so unbestendig ding sein, [...], heut froͤlich, morgen traurig, jtzt stehend, bald gefallen.
Alberus, Barf. (
Wittenb.
1542
):
Als nu seine MitGefangene trawrig waren / da war Franciscus freidig vnd guter dinge.
Beckers, Bauernpr.
52, 12
(
Köln
1515
/
18
):
Gefelt der kerstach vp eynē saterdach, so wyrt [...] trurich wedder mit vyl wyndes.
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
718
(
pfälz.
,
1436
):
Darümb, so das mensch frolich ist, so ist es bas geferwet, wann aber ist, das die sele jn trurigen, leidsamen gedencken ist, so [...].
Perez, Dietzin
1, 316, 23
(
Frankf.
1626
):
als er [Noe] [...] keinen Menschen vmb sich sahe [...] vnd daruͤber auß Mitleyden der verderbten Welt in trawrige Gedancken gerieht.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
21, 13
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
anders ich unmutig und sie [die kinder] traurig immer wesen müßen.
v. Ingen, Zesen. Ged.
392, 27
(
Breslau
1641
):
daruͤber war ein duͤnner schwartzer Flor gebreitet [...] sehr traurig anzusehen.
Henschel u. a., Heidin
1001
(
nobd.
,
um 1300
):
Der grave trvriclichen ane sach | Die vrowen.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
so ist auch billich im singen der vnterschied [...] zu halten, dz man bei froͤlicher zeit froͤliche, bei trauriger trawrige Gesaͤnger singe.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
er [der guͦte man] machet eine guͦte ruͦte und zerslecht sú [die kint] wol, das sú also trurig werdent alsu sú ie fro wurdent.
Roloff, Brant. Tsp.
752
(
Straßb.
1554
):
die richter khommen schon | Und vil die sich gar traurig stellen | Die hie ir urtheyl suchen woͤllen.
Wickram
4, 21, 26
(
Straßb.
1556
):
Da ist yederman zimlich froͤlich gewesen / allein Robertus der hatt [...] sich gantz trawrig erzeiget.
Thiele, Minner. II,
7, 349
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
ich sach die werden frawen an | mit drurigen augen.
Schmidt, Rud. v. Biberach
98, 25
(
whalem.
,
1345
/
60
):
So ein mensche trurig ist vmbe geislichen gebresten iemans vnd sich froͮwet geistliches zvͦ nemens [...], das ist ein zeichen, daz der mensche in minne ist gesetzzet.
Klein, Oswald
12, 26
(
oobd.
,
1416
):
Wie möcht mein leib | nu traurig sein, wen ich gedenck von ort zu end.
Ebd.
26, 38
(
oobd.
,
1422
):
mein gogelhait
[›Ausgelassenheit‹]
mit aller gail | geriet vast trauriklich ab in ain keichen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
279, 570
;
526, 607
;
570, 2015
;
Steer, a. a. O.
722
;
v. Keller, Amadis ;
Hoffmeister,
Kuffstein. Gef. A 2v, 10
;
Gajek, Seidelius. Tych.
14, 26
;
Pyritz, Minneburg
5015
;
Baumann, Bauernkr. Rotenb. ;
Kehrein, a. a. O. ;
Roloff, a. a. O.
49
;
Thiele, a. a. O.
9, 137
;
Goedeke, P. Gengenb. ;
Martin, H. v. Sachsenh. Tempel
828
;
Lindqvist, K. v. Helmsd.
4141
;
Wyss, Luz. Ostersp.
4344
;
Sappler, H. Kaufringer
5, 692
;
Dreckmann, H. Mair. Troja
50, 7
;
Brandstetter, Wigoleis
233, 13
;
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. ;
Kummer, Erlauer Sp. ;
Bauer, Imitatio Haller
104, 3
;
Schwartzenbach ;
N vijr
;
Vgl. ferner s. v.
2
 2, ,  3,  3,
1
, (
das
1.
2.
›das irdische Dasein (im Gegensatz zum
ewigen leben
) von seiner Seinsweise sowie vom Zutun des Menschen her als zeit- und umständeübergreifend freudlos, trostlos, ohne metaphysische Zuversicht, gottverlassen empfindend‹; die Bestimmungen dieser Erläuterung sind jeweils an einzelne Belegaussagen gebunden;
vgl. (V.) 1.
Texte der Sinnwelt ,Religion Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
(als part. Adj.:)  2,  1,  2, , ; vgl. (Adj.) 2, , (Adj.) 5.
Gegensätze:
, .
Syntagmen:
j. / alles, die sele t. sein / wesen / werden
;
die bosheit t. machen, die erkentnis nicht t. stehen
(dies subjektbz. präd. Attr.);
der traurige diener / mensch, die traurige rede / sele
.
Wortbildungen:
traurigen
2 ›traurig machen‹.

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Der Trawrig ist der Melancholey Wirthshauß.
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Waz wunders ist daz danne, daz ich leidic wirde und trûric bin?
Froning, Alsf. Passionssp.
3308
(
ohess.
,
1501ff.
):
Trurig ist myn
[Jesu]
sele byß yn den doit, | want ich weyß vor mer groisße noit!
Strauch, Par. anime int.
65, 22
(
thür.
,
14. Jh.
):
daz dritte darumme wir uns betrubin mugin, ist daz wir so lange fon deme ewigin lebine gesunderit sin. ,ir sullit nu truric sin, daz ist in der zit [....]‘.
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
9a, 33
(
nobd.
,
E. 14. Jh.
):
Swenn dv [got] dein antlutz von in
[den Gläubigen]
kerest so werden si traurik.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
15, 49
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
die trawrikeit betrubt, die betrubnuß trawrigt.
Langen, Myst. Leben
227, 10
(
nobd.
,
1463
):
Frey bekantnüß bedarff nicht fragen / noch nach plicken, wan es sey, ainvaltig in manigualtig geleich / in allen dingen stan trawrig noch fro.
Sachs (
Nürnb.
1532
):
Verbirgst du [herr] aber dein angsicht, | Das du die erd gesegnest nicht, | So ist es alles trawrigklich.
Plant u. a., Main. Naturl.
293rb, 13
(
ohalem.
, Hs.
E. 14. Jh.
):
die azzate Melancolici die artent nach der erden vn̄ sint sorghaft. gerne truric. gitic vn̄ habende.
Ruh, Bonaventura
326, 14
(
oschwäb.
,
2. V. 15. Jh.
):
die [poßhait] hat söllich art, das sy macht trurig in andrer gluglichait.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
15, 8
(
tir.
,
1464
):
ich ge von der vinsternus in das liecht, [...] von dem zeitleichen zu dem ewigen, [...]. Hie pin ich albegen traurig.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
693
;
Feudel, Evangelistar
56, 8
;
Steer, Schol. Gnadenl.
5, 70
f.;
Lemmer, Brant. Narrensch.
107, 93
;
Bihlmeyer, Seuse ;
Barack, Zim. Chron. ;
Bauer, Zist.-Pred. Haller
41, 10
.
Vgl. ferner s. v.  5,  2,  2,  13.