trauen,
V.
1.
›jm. vertrauen, sich auf jn. (oft speziell: auf Gott) / etw. verlassen; auf jn. / etw. hoffen, etw. erhoffen; jm. etw. zutrauen‹.Vielfach Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘, auch narrative Texte.
Syntagmen:
(nicht) t
. ›(nicht) vertrauensselig sein‹; trauen, zu
[+ V. im Infiniv, z. B. zu erarbeiten / finden / haben / verdienen
], t
. [+ Infinitivsatz, z B.: ere zu behalten, hinauf zu kommen
]; (jm.) e. S
. (Gen.obj., z. B. des lobes
) t
.; jm
. (z. B. Christo / got, dem herren, den gelerten / jungfrauen / mönchen
) t., e. S
. (Dat.obj., z. B. z. B. dem zufal, der gnade / tugend / welt, einem wort, js. gelübde
) t., jm. etw
. (z. B. ere und eid
) t
.; jm. hart / übel / wol t
.; auf jn
. (z. B. auf Christum
) t., auf etw
. (z. B. auf den eid, das werk
) t
.Wortbildungen:
trauenhänder
trauig
trauwol
Belegblock:
Daß man dem hencker / weilen er hiebey zu prosperiren allein nicht trawe: weil sie offtmals selbsten zeuberer sein.
das man noch frome leut findet, die Gott glauben und trawen.
VLysses sagt du darffst nicht trawn / | Der Raubvogel hat scharffe klawn.
Ebd.
568, 1946
: du [der alte Mann] fuͤrchst der alten haut / | Es wehr thorheit / das man dir trawt.
Do komen wir an einen engen steg der ging von einem hohen berg / vnd ie me ich ging [...] ye minner getruwet ich wider hin vff zu kommen.
will der liebe Gott mich auff das bette lassen kommen / so trawe ich seinen genaden.
Doch, mein esel, brauch kluger sinn, | Wan Traw-wol rait das pferd da-hin.
wer auff jn [Christus] trawet / wird nit fehlen.
So gehts mit [...] | [...] dem München nicht gar recht zu. | Der Teuffel soll jhn trauen!
Also fuͦr er [keyser] [...] zuͦ kloͤstern und stiften, do er gros heiltuͦm truwete zuͦ vindende.
Wir [Woͤlf] haben sie [Lemlin] also gewent, das sie unß uͤbel truͤwen.
glücks zuͦfall ist nit zuͦ trauwen.
Wer Got trawet / hat wol gebawet.
Wir hond noch êr und guͦte pfand, | Die trûwen wir ze bhalten.
darzuͦ wurden erwelt gelert und dennen wol zuͦ truwen was er und eit.
Trauwenhender / Hinder den etwas zebehalten gelegt wirt / Ein verwarer vnnd huͦter gehaltner dingen.
Peil, a. a. O.
153, 3378
; Perez, Dietzin
2, 294, 1
; Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
244, 22
; v. d. Broek, Suevus. Spieg.
152r, 47
; Thür. Chron.
23r, 27
; Banz, Christus u. d. minn. Seele
623
; Goedeke, Fischart Bündnis/Erlustigung
6
; Steer, Schol. Gnadenl.
1, 14
; UB Zug
730, 17
; Schib, H. Stockar
94, 7
; Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
42, 7
; Weber, Füetrer. Poyt.
19, 1
; 2.
›etw. annehmen, vermuten, glauben; jm. Glauben schenken; jm. etw. glauben‹.Syntagmen:
t
. (absolut); etw. t., nicht t., das [...]
; js
. (Gen.obj. d. P., z. B. sein
) / e. S
. (Gen.obj.) (nicht) t
.; dem eid t
.Wortbildungen:
traunis
Belegblock:
do tradt er [rathsmeister] hinzu und gebott ihnen [schuller] fride und traueten, er wolde sie in die stöcke und thorme werfen.
[der Truchseß] trauet, er hett sein feind angriffen und hett nit unrecht getan.
trawt man daruber seinem [des redners] aid, | sundt man daran, daz ist mir laid.
er [kunig Philipp] traut nit das mit solher chraft | der kunig von Brithania | in sein landt wer chomen so.
da die Pöckler gen Rengspurg [...] kumen, da verparg etlicher seinen pock [...], das sy sich des schambten vor hertzog Albrechten, [...] zu den er sein nit traunüss het.
3.
›jm. etw. anvertrauen, überlassen‹.Syntagmen:
jm. eine heimlichkeit, die krone, leib und leben t., einem schif ein gut t
. ›anvertrauen‹; jm. e. S
. (Gen., z. B. des briefs
) t
.; sich den stätten t
.; jm. zu etw. t
.Belegblock:
[ein Vogel] fleugt hier und da umbher und traut sich sichern Stäten.
Ein Kaufman, der sein Gut nur einem Schiffe traut.
Was sonst sich Niemand vnterfing / | Schickt so meisterlich alle ding / | Das sie mir trawn jhr heimligkeit.
Ebd.
5422
: So war kein Frosch so klug vnd from / | Dem sie wolten trawen die Kron.
4.
›sich etw. trauen, zutrauen; etw. wagen‹.Syntagmen:
trauen
[+ Infinitivsatz ohne zu
, z. B.: etw. entberen, ane jn. genesen
]; trauen, zu
[+ Infinitivsatz, z. B.: t., etw. zu behaupten / geniessen
], refl.: sich t., zu
[+ Infinitivsatz, z. B. eine stat zu halten, etw. darzubringen, e. S
. (Gen.) zu behelfen., etw. vor got zu verantworten, das volk ins babsttum umzupredigen, ane jn. zu leben
].Belegblock:
Das auch ich [...] gar leichtlich trawete mein volck jnn zwo odder drey predigten widder umb zu predigen jnns Bapstum.
hieruff nam er [Oliuier] des Heyden Krebs / vnnd andern Harnisch / des er sich trawet zubehelffen.
Sÿ haben das alder, thuͦn was sÿe trawen vor gott vorantworten.
Dann er [Künig Cyrus] on dich [Daniel] nicht trouwt zuͦ leben.
Ich traut deins scheines wol emberen.
der kunig von Franckreych [...] pekriegt den hertzogen [...], was er nicht trawt ze halten, ließ er in den grundt abprechen.
5.
›jm. etw. zutrauen‹.Belegblock:
wer hette myner husfrouwen das getrüwet.
wer hett dem bößwicht das trawt.
Wer hett im das ie getrúwet, | Das er söliches ie het gebrúwet?
So treüwt er mir kein arges nitt.
6.
›heiraten; jn. heiraten; sich verheiraten; jn. mit jm. verheiraten‹.Vorwiegend nrddt. und md.
Syntagmen:
j. jn. t
. (z. B. ein könig js. tochter
), jn. zur ehe t
.; eine frau sich mit jm. t. lassen, j. jm. getraut sein
(z. B. ein weib einem manne
) / werden
(z. B. die jungfrau Joseph)
.Wortbildungen:
traubet
trauring
Belegblock:
sî [...] lîz sich offinbâr | mit im trûwin zu der ê.
die [vrauwe] wart krank ind starf, [...] ind ir eeman lies ir durch [...] jamers wille irren truwerink an dem vinger.
so daz wip deme manne getruwet wirt.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
61, 4
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