trauen,
der / das
;
–/-Ø
;
seltener auch:
traue,
die
;
Abgrenzung vom (subst.)
V.
unsicher; das lautliche Verhältnis zu
treue
ist ungeklärt, die Zuordnung der Belege ist z. T. unsicher (vgl. f.);
zur Wortgeschichte vgl. .
1.
›Vertrauen, Zutrauen, Glaube, Hoffnung‹; vereinzelt: ›Misstrauen, Befürchtung‹; in weltlichem wie geistlichem Kontext gebraucht;
vgl. (V.) 1.
Phraseme:
auf trauen
›im Vertrauen, in der Hoffnung auf etw.‹;
in trauen
›in Wahrheit, zuverlässig‹; ˹
auf / bei mein(en) / unser trauen
o. ä.˺ ›wahrhaftig, bei meiner Treu‹ (Bekräftigungsformel); ˹
in guten trauen
1,
in ganzen trauen
˺ ›in gutem Glauben, arglos‹;
in guten trauen
2 ›zuverlässig‹;
etw. mit hand gebender trauen versprechen
›etw. zuverlässig, fest versprechen‹.
Bedeutungsverwandte:
1
 8, (
das
9, ,  11,  5, , ; vgl.  2,  2, (
das
),  2, (
das
1,
2
(
der
).
Gegensätze:
(
das
2.
Syntagmen:
t. zu jm. haben, das t. auf / in jn
. (z. B.
in Christus
)
/ etw. setzen / stellen
;
das t
. (Subj.)
jm
. (z. B.
dem bund
)
war werden, zu jm. stehen
;
ein versprechen bei t. haben / halten, im t. auf den herren bauen, mit t. auf got fallen, einem beruf mit t. nachstellen
;
das feste / grosse / hohe / volle t
.;
das t. zu got
.
Wortbildungen:
trauman
›Vertreter, Bevollmächtigter‹ (vgl. dazu ).

Belegblock:

Luther, WA (
1531
):
Du must helffen, das niemand auff Christum sein trawen und trost setze.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
3822
(
rib.
,
1444
):
vrauwe, | Ich en kan nyet gelaissen up myne trauwe.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
1068
(
Köln
1476
):
O sent Elysszbeth, [...], | Du hays behoit in gantzer trouw | Den furstlych stam van Hessen.
Ebd.
2366
:
Sus geloeuen wyr ouch, vrouwe, | Dyner gnaed vp vns trouwe, | Dat der wall [...] | Dyr zo laeff ind eren vort.
Weingart u. a., Seelb. Rhodt
274, 10
(
pfälz.
,
1557
):
Und es haben sich auch die lehener versprochen fur sie ir erben mit hand gebender trauwenn.
Köbler, Ref. Wormbs
121, 17
(
Worms
1499
):
Vñ verspruchnuss by truwen vnd Eidspflichten geneme zuhaben vnd zuhalten.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
der schmuck der Frawen | Gefellt mir wol, bey meinen trawen.
Schwartzenbach (
Frankf.
1564
):
Glaub. Traue. Vertrauung. Vertraulicher guter glaub.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Frankf.
1560
):
als er [Edelmann] sein Weib in keuschem Wandel und guten Sitten wohl hett beweret, setzet er alles Trewen auff sie.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
123, 27
(
schles.
,
1500
):
Sottene zcwenczig marg geldis globen wir [...] zuehanden gedocht George Cromers kynder In gutten trawen vnd ane arg.
Sachs (
Nürnb.
1552
):
ich kum auff trawen, | Zu raten mir betrübten frawen.
Sappler, H. Kaufringer
14, 476
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
vil pald si
[die Schwester des Königs]
besunder nam | aine irer junkfrawen; | zuo der hett si besunder trawen.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
um 1400
, Hs.
15. Jh.
):
alles das wïr dertailen in dem rechten, daz sprech wïr bei unsern trann.
Piirainen, Stadtr. Sillein
55a, 30
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
Dirre chuͤnich philippus wart erslagen von dem phalencz graven [...] in guͤten trewen.
Meijboom, a. a. O.
10828
;
Meisen, a. a. O.
1945
;
2334
;
Weingart u. a., a. a. O.
32, 17
;
Kurz, a. a. O. ;
Behrend, Magd. Fragen ;
Küther, UB Frauensee
277, 22
;
v. Keller, Ayrer. Dramen ;
Kehrein, Kath. Gesangb. ; ;
Vetter, Pred. Taulers ;
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 325
.
Vgl. ferner s. v.  7.
2.
in formelhafter Verwendung
trauen und glauben
(auch
trau und glauben
) mit mehreren Bedeutungsnuancen; im Einzelnen:
a) ›Vertrauenswürdigkeit, gesellschaftlich-moralisches Ansehen‹;
b) ›Kaufmannskredit, bei dem das Ansehen des Geschäftspartners als Bürgschaft dient‹;
c) ›Kreditwürdigkeit‹;
d) ›Ehrlichkeit‹.
Bedeutungsverwandte
a):
1
 89; b):  2, ; d):  1.
Syntagmen
(für die einzelnen Nuancen zusammengefasst):
glauben und t. haben / halten / meren / verlieren, einen t. und glauben erobern, jm. t. und glauben halten
;
auf glauben und t. halten, etw. auf t. und glauben leihen, etw
. (z. B.
eine rechnung
)
auf js. t. und glauben stehen, etw
. (z. B.
ein schwankendes gemüt
)
in t. und glauben halten
.

Belegblock:

Zu a):

v. Keller, Amadis (
Frankf.
1571
):
die strenge handhabung trauwens vnd glaubens.
Sachs (
Nürnb.
1551
):
Solt wir abr so grob im schalcksperg hauen, | So verlür wir glauben und trawen.
Ebd. (
1566
):
Durch nachred die leut in kessel hawen, | Daß der fromm sein glauben und trawen | Verleust.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
v. 1536
, zu
1449
):
da ist Erhardt, [...], ain mann ainer erbare gestalt und guͦtten glaubens und trauͦen.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Er [Stlick] was auch ein Teutscher, überkam diejenigen, so aller aufruer und räuberei anheber warn, weder trau noch glaub hetten.
wier [...] halten also [...] das regiment der welt [...] darumb, das wier die ungehorsamen [...], straffen, damit glaub und trau gemêrt werd.

Zu b):

Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
1525
):
ir wöllend bey hauptlewten und räten der versamlung handeln und daran sein, das sie uns gemelts artickels [...] in dem fall erlassen wöllen, damit wir ungehindert desselben die glaubiger irer zinsgelt und leybding entrichten, trawen und glauben halten [...] mögen.
Anderson u. a., Flugschrr.
24, 5, 10
([
Nürnb.
]
1525
):
damit sie [Burger] andern / aus yrem Commun gleicher weise bezalung trawen vnd glauben halten muͤssen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
v. 1564
):
Also hat er [...] angefangen zuͦ handlen [...], daß er bald ainen großen trauen und glauben [...] erobert.

Zu c):

Sachs (
Nürnb.
1549
):
Seit mir mein wahr wurt auffgehawen, | Hab ich verlorn glauben und trawen.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 23, 34
(
schwäb.
,
1574
):
da ein mitpfleger [...], dem [sie] [...] uff trawen und glauben gelihen haben, so würdet dasselb [...] wie eines andern gleubigers schuld zugelassen.

Zu d):

Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
das die rechnung sölichs ungelts nye kain sondern titel ainicher gewissen oder gestimpten summa gehapt hett und allwegen allain auf der stewrer trawen und glauben gestanden were.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1526
):
fremkait, erberkait, trau und glaub und krechtigkait sind in seinem
[Jacob Fuggers]
hertzen zuͦ haus gewessen.
Baumann, a. a. O. ;