trüknen,
trucken,
treugen,
V.;
Fortsetzung von
mhd.
truckenen, trucken
›trocken werden‹
und
trücken, trückenen
›trocken machen‹
().
1.
›das Gleichgewicht der Primärqualitäten zugunsten der trockenen Komplexion verschieben; die trockene Qualität (mit negativer oder positiver Konsequenz für etw. bzw. jn.) begünstigen‹;
zu (Adj.) 1.
Wortbildungen:
trüknerin
.

Belegblock:

J. W. von Cube. Hortus
75, 53
(
Mainz
1485
):
Der safft ist heysser vn̄ mee druckender natuer wan das holtz oder die frucht.
Böhme, Morg.R.
148, 21
(Hs. ˹
schles.
,
1612
˺):
die suͤsse qualitaͤt hat die herbe auch lieb [...] darumb daß sie die herbe trocknet / daß sie nicht duͤnne wird.
Ebd.
157, 19
:
der plitz an ihm selber behaͤlt seine grimmigkeit / davon entstehet die bittere qualitaͤt oder der bitter geist / der [...] entzuͤndet die haͤrtigkeit [...] und das liecht oder der plitz trocknet sich in der haͤrtigkeit.
Menge, Laufenb. Reg.
1923
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
So hüte vor allen sachen | Die dir hitze kúnnent machen | Oder trúkenent ze vil | Als übunge groß vnd mynne spil.
Wedler, W. Burley. Liber
160r
(
moobd.
,
v. 1452
):
„Was ist die kelten?“ „Ain trücknerin der krewter, ain pannd des erdreichs, ain pruck des wassers.“
2.
›etw. trockenreiben, -wischen, -tupfen; etw. abtrocknen (häufig mit Bezug auf den menschlichen Körper)‹; in Texten religiösen Inhalts gehäuft mit direktem Bezug auf Bibelstellen, die eine Fußwaschung thematisieren (z. B. Joh. 13, 1-11, Lk. 7, 38); auch: ›sich abtrocknen‹;
zu (Adj.) 2.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  1.
Gegensätze:
vgl. ,  1,  1.
Syntagmen:
j. sich t
.;
etw
. (z. B.
das geschmeide / kind, die füsse, hände, die augen, wunden
)
t
.,
jm. etw
. (z. B.
das antliz, die füsse, die augen / glieder
)
t
.,
etw. an / mit etw
. (z. B.
mit einem schurz, mit dem har, mit einem tuch
)
t
.

Belegblock:

Luther, WA Bibel (
1522
/
46
):
[Jesus]
hub an den Juͤngern die fuͤsse zu wasschen, vnd trucknet sie mit dem schurtze.
Buch Weinsb. (
rib.
,
um 1560
):
und heilten mir do das heubt mit weschen, drogen
[hier subst.]
, smeren algemach.
Ebd. (
1568
):
als die andern der orter warnamen, sint disse durch die Mais komen mitsamt allen marketenten, haben sich do getrucht und gerust.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1619
):
Last vns zum Kindlein bucken, | Sein Nasse Euglein trucken.
Ebd. (
Bautzen
1567
):
Mit jhren trenen netz sie gar, | Sein fuͦß vnd treugt sie mit dem har.
Keil, Peter v. Ulm
182
(
nobd.
,
1453
/
4
):
dornach trucken im die glider gar wol vnd salbe in dornach.
Sachs (
Nürnb.
1541
):
Fraw Paciencia | Und fraw Justicia, | Drueckneten ir [Veritas] die augen | Und drösten sie on lawgen.
Menge, Laufenb. Reg.
4542
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
Mit einem tüchly sufer reyn | Das kindly trúknen als ich meyn.
Wyss, Luz. Ostersp.
4423
(
Luzern
1571
):
So hatt diß wyb mitt iren trähen | Min füß gewäschen [...] | Mitt irem har getrücknett schon.
Jaksche, Gundacker (
oobd.
, Hs.
1. H. 14. Jh.
):
daz du [herre] der junger fuͤze | diemûtlich twuͤge, | ein tuͤch um dich du trûge, | da mit dus zeflîze | trûckents.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Die weiber muesten [...] die wunden zelen trücknen pinden heilen
(auch zu 4 stellbar).
Froning, Alsf. Passionssp.
2804
;
Kehrein, a. a. O. ;
Holtzmann, Gr. Wolfdietrich ;
Vetter, Pred. Taulers ;
Rieder, St. Georg. Pred. ;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Jaksche, a. a. O. ;
3.
›etw. trocken machen, trocknen‹; auch: ›etw. dörren, mürbe machen‹; gelegentlich intrans.: ›trocken werden, Feuchtigkeit verlieren; austrocknen‹; dann meist in der Wendung
etw. truknen lassen
;
vgl. (Adj.) 45.
Syntagmen:
jn
. (z. B.
den boten
)
t
.,
etw
. (z. B.
den hof, die leinwat / lunge / wäsche, das papier / wachs, die würste, die badtücher / beine
›Knochen‹
/ kleider / körner
)
t
.,
etw
. (Subj., z. B.
die arbeit / kraft / sonne / wegung, das feuer
)
jn. / etw. t
.,
etw
. (Subj., z. B.
das har, krebse, würste
) [wo] (z. B.
an der luft / sonne, bei dem feuer
)
t
.
Wortbildungen:
trüknung
›das Prinzip, das etw. trocknet‹; metonymisch: ›trockenes Land‹.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Exiccare. Duͤrren trocknen.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
262, 28
(
preuß.
,
1396
):
2 ochsen im salcze, item 3 ochsen getruget.
Luther, WA (
1524
/
7
):
darauff folgete balde der Wind, der es
[das Meer]
teilete und trucknete.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Dawider scheyn die liebe Sonne, | Bracht nach dem Regen freud vnd wonne: | Mit hitz thet sie den Botten trucken.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
, Hs. 
v. 1325
):
gesalzen rintvleisch unde schefin vleisch unde wurste unde waz getrockent ist.
Ders. u. a., Haush. Vorw.
28, 36
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Laß sie also den Merzmonat uber hengen und an der luft treugen.
Keil, Peter v. Ulm
15
(
nobd.
,
1453
/
4
):
nym krebs vnd seud das in gutem wein, [...], vnd laß sie wol trucken.
Gille u. a., M. Beheim
251, 41
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Gat sprach [...]: | ,als wasser [...] | [...] | das samel sich in ainen wak, | Und es erschein ein trukenung dar uber her.‘
Ott-Voigtländer, Rezeptar
214v, 6
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1400
˺):
Dem die milwan das har essend, der zwah / jm wol vnd lass es denne truknen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1558
):
ob dem Freithof, wann die ehrlichen matronen ire weschen trücknen.
Stopp, Kochbuch S. Welserin
23, 10
(
Augsb.
1553
):
ýe er man sý
[Würste]
tricknet, ýe pesser / hencken sý jn stúben oder jn kúchin.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
überigeu wegung und arbait trückent diu pain und macht si alle ze dürr.
Wedler, W. Burley. Liber
159v
(
moobd.
,
v. 1452
):
„Was ist der wind?“ „[...] ain trückung des erdreichs.“
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
man hat’s [das papier] auf einem pret aufeinander legen, pressen laimen [...] an der sun trücken müessen.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
55, 3
(
mslow. inseldt.
,
1538
):
Gregor Pinter beśchwert, das der Hanns Gotl śein kerich vnnd andern vnflat hinein śchüettet, vnnd weret alśo dem waśśer, das er śeinen hoff nit trucknen möcht.
Keil, a. a. O.
38
;
Ott-Voigtländer, a. a. O.
216v, 6
;
Pfeiffer, a. a. O. ;
Vgl. ferner s. v. ,  1,  1,  2.
4.
›dem Körper, einem Körperteil (mit Hilfe von Medikamenten) Feuchtigkeit entziehen; Geschwüre austrocknen, heilen‹; vereinzelt auch: ›Blut stillen‹;
zu (Adj.) 3.
Überwiegend Texte medizinischen, heilkundlichen Inhalts.
Bedeutungsverwandte:
,  2, ; vgl.  1.
Syntagmen:
etw
. (Subj.)
etw
. (Akk.obj.)
t
., z. B.:
die sele die wunden, die coralle das milz, des igels fleisch den magen t., etw
. (Subj.)
jm. das haupt t
.
Wortbildungen:
trükpulfer
.

Belegblock:

J. W. von Cube. Hortus
130, 25
(
Mainz
1485
):
corallen gepuluert vn̄ gedruncken mit regenwasser drucket das miltz vn̄ benympt des magen vnd buchs wethum.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
192, 20
(
Frankf.
1535
):
sein tugent ist / das es trücknet on beissen / vnd heylet die betruͤglichen geschwer.
Keil, Peter v. Ulm
204
(
nobd.
,
1453
/
4
):
Die salb trucket die wunten vnd fült sie mit gutem flaisch.
Cirurgia H. Brunschwig (
Straßb.
[
1497
]):
So du aber wilt haben ein arczeny die do me drücknet vnd restruiert. So nim [...].
Sudhoff, Paracelsus (
1536
):
nach dem und der brant ausgezogen ist, so heil mit der wundarznei zu oder mit trückpulvern.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
des igels flaisch [...] hât ain kraft ze trücknen und ze entsliezen den magen.
Bastian, Runtingerb.
2, 24, 4
(
oobd.
,
1392
):
ich sol alle morgen nuͤchtern in den muͤnt nemen fumf chorn kubeben [...] und in dem muͤnt behalten [...]; daz trukchent mir daz haubt fuͤr di fluͤzz.
Deinhardt, Ross Artzney
77
(
oobd.
,
1598
):
Nimb arwes, prenns zu puluer. Oder gersten, das drickhent vnd hailt seer.
Belkin u. a., a. a. O.
78, 15
;
102, 13
;
122, 9
;
Fischer, Eunuchus d. Terenz .
Vgl. ferner s. v.  8,  1,  1, .
5.
›Bezugsgrößen flüssiger, feuchter Konsistenz (z. B. Tränen) reduzieren, aufsaugen‹;
vgl. (Adj.) 2.
Bedeutungsverwandte:
vgl. .

Belegblock:

Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
126, 7
(
Frankf.
1535
):
Er [der corall] [...] stercket die augen [...] vnd trucknet die starcken feuchtigkeit in jnen.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
399, 13
(
els.
,
1362
):
Er truͦg [...] ein tuͦch do mit er die trehen sinre oͮgen trúckente die er gos.
6.
›einen Stollen, eine Grube trockenlegen, drainieren; Wasser aus einer Lagerstätte abführen‹;
zu (Adj.) 6.
Überwiegend omd.; Fachtexte zum Bergbau.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
3
 2.
Wortbildungen:
˹
trükner
,
trocker
˺ ›Grubenarbeiter‹.

Belegblock:

Löscher, Erzgeb. Bergr.
126, 12
(
omd.
,
1548
):
keme ein stollen, erschluge in derselben eine, treugete die andern [stollen] auch mitte, auf diesen fall sollen dieselben zechen [...] das halbe neunthe zu geben schuldig sein.
Ermisch, Sächs. Bergr. (
osächs.
, Hs.
15. Jh.
):
Fert er abir synen stollen also verre, [...] das er bewysen mag, das er sebin lochter [...] treuget eyns lehens tyff [...].
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1529
):
es sollen alle die arbeiter heuer fueller trocker seilwerter und andere von ihren schichten [...] nicht abstehen.
welche umbligende gruben sie alsdann mit iren kunsten trucken wurden, von denselben sollen inen das neunte teil der ertz [...] volgen.
Piirainen, Igl. Bergr.
23, 16
;
30
;
ders., Stadtr. Kremnitz
2
;
Veith, Bwb. .