tröstlich,
Adj.;
1 und 2 auf die Haltung des Tröstenden gegen einen des Trostes Bedürftigen bezogen.
1.
›in Trauer oder Notsituationen mit jm. empathisch mitfühlend, jn. beruhigend, jm. beistehend (auch militärisch), Trost spendend, jn. psychisch wie moralisch aufrichtend‹ (von Personen und ihren verbalen wie nonverbalen Handlungen); metonymisch: ›hilfreich, trostreich‹ (von Zuwendungen und Hilfsmitteln); speziell: ›für jn. (auch für ein Gemeinwesen wie eine Stadt) dienlich, hilfreich, nützlich, vorteilhaft‹; ›jm. Mut zusprechend (vor militärischen Auseinandersetzungen)‹;
vgl.  134,  1.
Bedeutungsverwandte:
 2, .
Gegensätze:
.
Syntagmen:
j
. (z. B.
ein freund, die frau
)
jm
. (z. B.
einem freund / menschen
)
t. sein, j. / etw. der stat, die werke jm. t. sein
;
jn. t. seines leides ergetzen, jm. etw. t. antragen
;
der tröstliche römer / stab, die tröstliche zusprechung, das tröstliche versprechen, die tröstlichen dinge / worte
; subst.:
jm. etw. tröstliches sagen
.

Belegblock:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
, Hs.
1601
):
Cubito Thumprediger wolten verfuegen, [...] den armen Kindern tröstlich zu sein durch Gottes willen.
Luther, WA (
1531
):
der glaube ist gahr gerienge bei ihme [Bapstesell], aber die werck sindt ihnen gahr tröstlich.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
73, 917
(
Magdeb.
1608
):
es ist troͤstlicher zuhoͤren / | Denn das euch fewer oder wurm verzern.
Ebd.
148, 3226
:
Jch bedanck mich der grossen Ehr / | Das jhr [...] | Mir troͤstlich seid in meinem leid.
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
sît dem male dem menschen allez daz, daz guot oder trœstlich oder zítlich ist, im ze borge gelihen ist.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, zu
1351
):
Ein frunt sal sime frunde trostlich sin.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Die not thut Freunde kennen leren. | Wenn sie in noͤten zu dir keren, | Vnd troͤstlich deines leydts ergetzen.
v. Keller, Amadis (
Frankf.
1571
):
haben doch mich etlich ding fröligkeit vnnd tröstlicher zusprechung dermassen behertzigt, daß [...].
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
29, 8
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Mit solicher warheit hat den tröstlichen Römer Boecium hingelegt Philosophia.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
den sú doch globen soͤllent, und súnderliche, der in út troͤstliches seit.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
es si daz gemach, der frúnt [...] oder die troͤstlichen ding, daz man Got dicke let gon.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
3138
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Wa kunt nun [...] der knab, | Unsers alters ain trostlich stab?
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
das si [handwerk] und ir nachkomen [...] der statt troͤstlich sin moͤgen.
Bauer, Geiler. Pred.
473, 13
(
Augsb.
1508
):
Wann es moͤcht ir etwann troͤstlich [...] sein, so ich ir zuspraͤche mit guͤten früntlichen worten.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
[sie] haimlich gen Dinklspühl umb hilf, die in auch tröstlich ward.
Ebd. (zu
1548
):
[dise handlung] will [...] inen in ihren anligen und beschwerungen tröstlich, hilflich und beistendig zuͤ erscheinen.
Ebd. (zu
1564
):
Darauf sich auch Lupari sein gantz vetterlich annam, mit tröstlichem versprechen, wann es sich künftiger zeit an in ergeb, wollt ers [...].
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Dise trostlichen wort von Ruelanden erkückten wider alle erschrockne und pleuge hertz der seinen.
Peil, a. a. O.
517, 321
;
Froning, Alsf. Passionssp.
6500
;
Vetter, a. a. O. ;
Welti, a. a. O. .
2.
›jm. in religiöser Not beistehend, geistlichen Trost spendend, jn. religiös aufrichtend, js. religiöse Angst lindernd; hilfreich für das Seelenheil, zum Seelenheil gereichend‹ (von den drei göttlichen Personen, Maria, den Heiligen sowie von den Sakramenten gesagt); ›jn. im Angesicht der Anfechtung oder zu befürchtender Seelen- bzw. Höllenqual o. Ä. beruhigend‹; auch: ›jn. erlösend, rettend; erbaulich, religiös verheißungsvoll‹ (vom Wort Gottes, von Predigten gesagt); im Unterschied zu 1 auf die religiös bedingte Angst-, Zweifelssituation bezogen;
zu  2;  2.
Vorwiegend Texte religiösen Inhalts.
Bedeutungsverwandte:
 1,  5.
Syntagmen:
j
. (z. B.
die mutter
) /
etw
. (z. B.
der spruch, die historie, gottes marter
)
jm. t. sein
;
jn. t. erfreuen, jm. etw. t. sagen, sich jm. t. erzeigen, jm. etw. t. zuschicken, mit etw. t. arbeiten
;
der tröstliche anblik / freund / same, die tröstliche behulfenheit / ermanung / geburt / predigt / prophezei / stimme / süssigkeit / trösterin, das tröstliche ding / getrauen / wort
.

Belegblock:

Luther, WA (
1518
/
9
):
dein sund sein vorgeben, [...]. das ist ein troͤstliche rede.
Ebd. (
1530
):
Es ist ausdermassen ein schone, liebliche und trostliche predig gewest.
Ebd. (
1546
):
wo fur man [Christus] yhnen halten sol, nemlich nicht fur einen Richter [...] Sondern fur einen [...] trostli(ch)en freund.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
336, 2364
(
Magdeb.
1608
):
Habt jhr niemahls gehort / | Deß HERRN Christi troͤstlich Wort.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
In einer andern wise ist ez troestlich, daz diu sêle dar inne wirt widerbrâht.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Bautzen
1567
):
[Gottes Son] | [...] | Von dem die Propheten haben Prophezeit, | Sich seiner troͤstlichen Geburt erfreut.
Gajek, Seidelius. Tych.
31, 12
(
Breslau
1613
):
sehr herzlich vnd troͤstlich ist die Historien / welche wir jetzunder aus dem heiligen Evangelisten Matthæo gehoͤret haben.
Gille u. a., M. Beheim
69, 112
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Wann du pist ein warhaftigs und | trostliches licht, das da enczunt | alle glaubige sele.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
163, 6
(
Nürnb.
1548
):
es solt je kein Christ sein / er solte alle tag [...] solche schoͤne troͤstliche / nuͤtzliche vnd noͤtige predigt / wie das Vater vnser bey sich sprechen.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Augsb.
,
um 1440
˺):
Wann nü die siben sacrament got uns so tröstlich zugeschickt und geordent hat.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
[sol der mensche] begeren das da Got sin ere und sin lob wúrke und nútzlichen und trostlichen den lúten die im bevolhen sint.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Owe, troͤstlichú troͤsterin, | Wie súllent wir ane dich gesin.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
3519
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Den schirmt sÿ [Maria] mit trostlichem somen.
Anderson u. a., Flugschrr.
2, 1, 3
([
Augsb.
]
1523
):
Ain Sermon Darin zuͦ allen Euãgelische͂ prediger / ain froͤliche͂ troͤstliche ermanu͂g ist.
Ebd.
23, 7, 8
([
Augsb.
]
1525
):
jr geet damit ainer trostlichen gewisen Prophecey entgegen.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst. Vorr.
44
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
Damit gab er vns ein türren vnd ein tröstleich getrawen, daz [...].
Piirainen, Stadtr. Sillein
38a, 10
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
daz dv mir sendest czu trost deynne muͦter [...] als sy mir vnd allen svͤndern ist also troͤstlich vnd also Frevͤden reich als sy dir vnd allen engeln ist.
Strauch, Par. anime int.
53, 20
;
64, 3
;
Mathesius, Passionale ;
Reichmann, a. a. O.
97, 5
;
Dietrich. Summaria
18r, 6
;
22v, 43
;
213r, 15
;
v. Keller, Ayrer. Dramen ;
Lauchert, Merswin ;
Koller, a. a. O. ;
Schmidt, Rud. v. Biberach
31, 14
;
85, 15
;
Päpke, a. a. O. ;
Rieder, St. Georg. Pred. ; ;
Steer, Schol. Gnadenl.
4, 54
;
Anderson u. a., a. a. O.
29, 7, 1
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
125, 3
.
Vgl. ferner s. v. (V.) 1, , .
3.
›zuversichtlich, hoffnungsvoll, vertrauensvoll, optimistisch, e. S. sicher, sich auf etw. verlassend; getrost, ohne Furcht; glaubensgewiss‹ (jeweils aus der Perspektive des Trostbedürftigen); in 1 Beleg: ›gefasst‹;
offen zu 4; vgl.  5,  34.
Syntagmen:
j. t. sein
;
etw
. (z. B.
einen brand
)
t. leschen, t. auf etw. bauen, t. etw. von jm. bitten, jm. t. über den weg helfen, sich t. halten, auf etw. verlassen, zu jm. keren
;
die tröstliche zuversicht
.

Belegblock:

Luther, WA (
1525
):
Dw hast yhe Zw sancto petro gesagtt, das er nicht alleine sieben mahl vorgeben solt, vnd vns heissen tröstlichen von dir bitten.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
860
(
Köln
1476
):
Troystlych wart der brandt dayr bynnen | [...] | Gelescht van den gemoeten.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Wenn ich die noth fuͤr handen sich, | Troͤstlich darauff verlaß ich mich.
Drauff fordert troͤstlich seinen lohn.
Opitz. Poeterey
14, 19
(
Breslau
1624
):
ich bin der troͤstlichen hoffnung / es werde nicht alleine die Lateinische Poesie [...] bey jhrem werth erhalten werden.
Kehrein, Kath. Gesangb. (o. O.
1517
):
Er gieng, senfft, dultig, trostlich, mied | Begierig [...] | [...] als das laͤmlin würt.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1559
):
der tröstlichen, ungezweifelten zuͤversicht, sein götliche mt. wurde Jr kay. mt. gnad [...] verleihen.
Uhlirz, Qu. Wien (
moobd.
,
1461
):
[Er befiehlt ihnen daher, sich]
in disen leuffen tröstlich zu halten und [...] nit verdriessen zu lassen.
Bauer, Imitatio Haller
45, 25
(
tir.
,
1466
):
der mag sich tröstleichen kcheren czu got.
4.
›beherzt, zuverlässig, tapfer, mutig gegenüber einem Feind‹;
als Spezialisierung zu 3 auffassbar; vgl.  4,  4.
Gehäuft berichtende Texte.
Bedeutungsverwandte:
 2,  1,
1
 5, ,  3.
Syntagmen:
sich t. streiten / weren, t. zu jm. reiten / schiessen
;
der tröstliche hauptman / man / held / herre
.

Belegblock:

Chron. Köln (
Köln
1499
):
die up der burch weirden sich troestlich.
her Hilger [...] mit sime sone [...] streden ouch troistlich up ir viande.
Chron. Nürnb. Anm. 2 (
nobd.
,
1449
/
50
):
do sich dann der marggraff alsdann für sie gefesstet hett, und schussen trostlich zu in.
Rennefahrt, Statut. Saanen (
halem.
,
1441
):
mit im vil redlicher, trostlicher, angesichtiger, weidenlicher mannen von üwerm lannd.
Tobler, Schilling. Bern. Chron. (
whalem.
,
1484
):
sol man aldann die ding angendes trostlichen zü handen nemen, diewile die viend ungewarnet [...] sind.
Adomatis u. a., J. Murer.
1270
(
Zürich
1565
):
zuͦ aller zyt sich trostliche und dapffere menner haͤrfür thuͦnd.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Trostlicher held, manlicher hordt, | Sprich zu mir ain friüntlich wort.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
die burger werten sich so tröstlich und so kecklich mit schießen, püchsen und armbrost.
Ebd. Var. z. Z. 4 (
schwäb.
,
1504
):
darnach warden die 2, die kellerin, u. töchterlin [...] lebendig vergraben, u. sie beid wassen über die maß keck u. trostlich.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
ein ritter, der was ein gar ernstlich und trostlich man.
[Scipio] wirt hochgepreist, das er der züchtigest êrbärest gerechtest tröstlichest künstlichest sighaftest beredtest weisest holdsäligest tapfrest hauptman gewesen ist.
Bernoulli, Basler Chron. ;
Kurz, Murner. Luth. Narr ;
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
1, 232, 19
;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. ; ; ;
5.
›jm. in Liebe zugewandt, jn. aufmunternd; jm. Gesellschaft leistend; jm. Freude bereitend; Glück versprechend‹; wohl auch: ›jm. erotisch zugewandt‹; ütr.: ›angenehm, lieblich, erfreulich‹ (dies von Orten gesagt); anschließbar an 1;
vgl.  15,  7.

Belegblock:

Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
do fügte der erbarmherzige got, daz si an einer vil trostlicher stat ward enphangen, denn si vor waz.
Rieder, Gottesfr. (
els.
, Hs.
15. Jh.
):
wann der liebe stifter [...] den boumgarten zierte und machte mit dem koͤstlichen urgange uff das aller troͤstlicheste, [...] mit lustlichen burnen und wassergraben, fliessende und qwellende.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Die ir gespilen warend e | [...] | Warint bi ir wonehaft | Mit trostlicher geselschaft.
Sappler, H. Kaufringer
11, 254
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
sie empfalch sich da dem knecht. | si sprach: „du solt nun fürbas mir | trostlich sein, wo will ich dir | gern undertänig wesen [...]“.
Klein, Oswald
46, 15
(
oobd.
,
v. 1408
?):
Tröstlich gedingen ich zu der gütten han, | wie si mich nicht well län.
Ebd.
47, 23
:
dein helen | pald mir trostlichen schick.
Ebd.
83, 26
:
leicht kompt zu mir, die mich erweckt | mit ganzen freuden trostlich kün.
6.
›vielversprechend, abbauwürdig, zur Hoffnung auf Ertrag Anlass gebend‹ (von
bergwerk
2; 3).
Bedeutungsverwandte:
,  3, , (Adj.) 2.

Belegblock:

Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1529
):
[bergwerg] darinne dann ganghaftig trostlich und gewinmessig ertzt befunden.
Ebd. (
1542
):
so gott der allmächtige gnade verleihe, dass dasselbe aufm gebirge bergwerk fündig [...] und sich was tröstlichs ereignete.
Ebd. (
1625
):
Dieser bericht giebt bergwerkverständigen tröstlich nachdenken, dass in der teiffe die reichsten fletze [seyn müssen].