tonne,
die
;
–/-n
; vereinzelt im Plural mit lat. Flexionsendungen;
zu
mhd.
tunne
›Tonne‹
(), dies aus
mlat.
tunna
›Fass‹
(
Duden
7, 2014, 858
;
Niermeyer
2002, 2, 1368
).
1.
›größeres Fass; größeres Verpackungsbehältnis‹ zur Aufbewahrung und zum Transport von flüssigen oder trockenen Waren (meist mit Angabe des Tonneninhalts), besonders von Nahrungsmitteln (z. B. von Bier, Wein, Käse, Salz, Heringen und anderen Fischen), Waffenbestandteilen, Schießpulver und Baumaterial (z. B. Pech, Pfeile, Schießpulver, Schiffsteer), Münzen (Geld, Gold); auch als Wasserbehälter verwendet; offen zu 2.
Gewisse Beleghäufung für Rechts- und Wirtschaftstexte.
Phraseme:
eine tonne vol hergot
(ein Fluch; a. 1604).
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):  1, ,  1,  1,  1,  1, ,  2 ›Strohgebund, in dem Bücklinge verpackt werden‹,
1
 1, ›Büschel, Gebinde‹; vgl. ,
1
 7, ,
2
,
1
,  3,
1
,
1
 1, ,  1, ,  12,  1, , ,
2
,  15.
Syntagmen:
eine t. anstechen / herbringen, kaufen / verbrennen
, [wie]
machen
, [wohin]
schicken, alleine trinken, auf den boden setzen
;
die tonnen
(Subj.)
klingen, überhand nemen, zu schwer sein
;
der tonnen
(Gen.obj.)
gedenken
;
sich bei tonnen setzen, etw. für eine t. geben, etw. in einer t. finden, in tonnen einfassen / einlegen, mit tonnen verkaufen, etw
. (z. B.
wasser
)
mit tonnen halten
; Bezug auf die Tonneninhalte: ˹a) Getränke und Lebensmittel:
eine tonne (ausspeiser)hering / bier / butter / fische / fleisch / honig(s) / öl / salz / schmalz / wein, mit nüssen
; b) Waffenbestandteile, Schießpulver, Baumaterial (z. B. für Wehranlagen), Bergbau:
eine t. aderkam / aschen / krauts
(vgl.  5)
/ pech / pfeile / pulfer(s) / schifter / wasser
; c) Münzen:
eine tonne gold(s) / münzen
˺;
x tonnen, eine grosse / leere t., eine t. vol, ganze tonnen vol e. S
.;
eine last einfacher / dreifacher tonnen
.
Wortbildungen:
tonnenband
,
tonnenborer
, ˹
tonnenfisch
,
tonnenlachs
˺ ›Fisch bzw. Lachs, der in
tonnen
verpackt und transportiert wird‹,
tonnentrichter
.

Belegblock:

Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1399
):
10 scot vor zwu tonnen schiffther. item 2 scot vor 2 tonnen, do man das yserwerg in legete.
Sattler, Handelsrechn. Dt. Orden
51, 34
(
preuß.
,
1420
):
1 cordyel. Item 1 schute. Item 400 tunnenbant.
Ebd.
66, 33
(
1417
):
10 leste minus 2 tunnen, item 4 tonnenbor, item 1 czappumbor.
Toeppen, Ständetage Preußen
2, 222, 4
(
preuß.
,
1440
):
eyn yderman, der do bier bruwe, der vorkouffe is mit fassen adir thunnen.
Ebd.
394, 30
(
1442
):
das man der tonnen gedengke und czur nehsten tagefart bestelle, das die rechtferdich gemacht werden.
Ebd.
5, 36, 22
(
1460
):
wer do tonnenlachsz ausfureth, sal von der tonnen ein firdung geben.
Ebd.
163, 2
(
1465
):
die zcur wage nichten dienet, alse hering, dorsch und allerley tonnenfisch.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
43, 8
(
preuß.
,
1440
):
3000 herrenkese, 3 tonnen potter, 1½ tonne smaltcz.
Ebd.
58, 8
(
1482
):
2 biervas, 6 thonn, 1 thonnentrichter, 2 standen, 3 grosse thynen, 2 cleyne thynen, 9 thonnen iglich mit einem boden.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
590, 2660
(
Magdeb.
1608
):
[die Roͤmer] Setzten sich bey Toͤpff vnd Tonnen / | Fressen vnd sauffen Bier vnd Wein.
Helbig, Qu. Wirtsch.
3, 66, 16
(
md.
,
1465
):
die gesalczen vnd thunn fisch.
Lau, Qu. Neuß (
rib.
,
1420
):
2 leste dryvacher tunnen. Item 8 leste eynvecher tunnen.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
1134
(
Köln
1476
):
Ind synt ouch, so as ich verstayn, | By hondert tonnen kruytz verdayn.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Er fandt kein deichtes volles Vaß | [...] | Vor eytelkeit die Dunnen klungen, | All Hauptreyff waren abgesprungen.
Lippert, UB Lübben
2, 202a, 21
(
osächs.
,
1523
):
8 ar. g. [...] vor eyn tunne byr den knechten gegeben, do sie den herren lantvoit angenommen.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1533
):
wo sach dass die obgemelten kunst ire umbliegende gruben [...] ir wasser zum teil mit tonnen aber rohrwerg halten müssen.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1427
):
ein große püchsen, die schoß einen zentner, [...], vier tunnen pulfers.
Ebd. (
15. Jh.
):
ließ der Kuntz Mendel [...] ein tunnen piers, anderhalb aimer pirs, selber in seinen keler.
Loose, Tuchers Haushaltb. (
nürnb.
,
1515
):
adi 12 settember kauft von predigermünchen ½ thun darinn pei 60 oder 70 paurnkeß.
Sachs (
Nürnb.
1553
):
So müst ir essn der würste mein, | Wil euch anstechn ein thunna bier.
Bobertag, Eulensp. (
Straßb.
1515
):
die dunn ist mir zuͦ schwer, ich kan dz allein nit gewaltigen.
Schib, H. Stockar
131, 5
(
halem.
,
1520
/
9
):
Uff dye zytt schlug stral zu Zug in bulferdurm und verbrant 5 dona bulfar.
Lemmer, Brant. Narrensch.
16, 84
(
Basel
1494
):
Die biersupper ich dar zuͦ meyn | Do eyner drinckt eyn tunn alleyn.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
es ist zu wißen, daß der bösen müntz sovil geschlagen was, daß man groß tunnen voll gen Wien schickt.
Ebd. (
1536
):
und wardt das ausgelassen schmaltz in tunnen eingefaßt.
Henisch (
Augsb.
1616
):
In einer leren Toñen / findt man selte͂ ein hauffen ameiß.
Thielen, Gr. Zinsb. Dt. Ord.
17, 9
;
136, 15
;
Schmidt, St. Kastorst.
2, 279, 47
;
Struck, Joh. Pfannstiel
178, 36
;
Vgl. ferner s. v.  10, ,
1
 1, , ,
1
 1,  1,  4, , (
das
2.
2.
›größeres Hohlmaß; Maßangabe (für schüttbare flüssige und trockene Produkte)‹; zählbare variierende Rechen-, Bemessungs- und Gewichtseinheit mittlerer Größe; in den Belegen meist handelsbezogen als Maßangabe für Geldwerte und Abgaben verwendet; auch ütr., dann generell: ›eine große Menge von etw.‹; eng anschließbar an 1.
Rechts- und Wirtschaftstexte.
Zur Sache: f.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):  1,  2,  3,  1,  2, (
die
), ,  3,  2,  1,  3,
1
 156,  1, ,  2, ,  2,  13, ; vgl.
2
 3,  1,
1
 2,  2,  3, (
der/das
5,
1
 23, ,  2, , .
Syntagmen:
die tonnen amen / eichen / merken, etw
. (Subj.)
eine t. bedeuten, etw
. (Subj., z. B.
eine salma grossa
)
x tonnen tun
;
eine t
. (Subj.)
überbleiben, über das ganze land sein, jm. überwerden, x pfennige geben, x gulden gelten, zwei fas halten
;
eine t. etw
. (z. B.
ein halbes fas
)
sein; etw
. (z. B.
eine last
)
x tonnen sein
;
für eine t. bezalen, mit tonnen messen, sich mit tonnen vergleichen, etw. von einer t. geben
;
die t. zu x altin
;
eine behemische t., eine zweieimerige t., x tonnen
;
die grösse der tonnen
;
x gulden für eine t., der lon / x ₰ von einer t., masse / satzungen von tonnen
.
Wortbildungen:
tonnenfas
.

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
1, 199, 2
(
preuß.
,
1412
):
die tonnen [...] sullen geychtet, geomet vnd gemerket werden.
Ebd.
260, 20
(
1415
):
das ein scheffel, eine ele, eine tonne sal sin obirs gancze land.
Ebd.
5, 418, 25
(
1494
):
das menn sich mochte vorgleichenn mit tonnenn, mossze, scheffelenn, pfunnden etc., das szy allesamptt gleiche werenn.
Luther, WA (
1535
):
der mus nicht mit sieben, sondern sieben und siebenzig tonnen vol teuffel besessen sein.
Helbig, Qu. Wirtsch.
3, 67, 30
(
md.
,
1487
):
ir lon ist von einer gantzenn ader halben thunn fisch drei pfennig, und von einer thonne heringen itzlichen einen hering.
Struck, Joh. Pfannstiel
196, 41
(
mosfrk.
,
1553
):
2 thonnen reinfisch, die thoine 3 tl.
Röhrich u. a., Cod. Dipl. Warm.
4, 216, 19
(
omd.
,
1427
):
satczunge von dem gewichte, scheffel und tonnen und nemlich ussatczunge von den gekouften czinsen.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
,
um 1450
):
so sullen die pender alle fas, nemelichen kuffen, halbe fuder, virteil thunnen, und eine thunne sal einen eymer behalden, und ouch halbe thunnen yn einen reiff machin
(auch zu 1 stellbar).
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
53, 13, 7
(
schles.
,
1327
/
1538
):
welch gast heryn furet ... vn̄ sin glich, so gebt dy tunne j scot vnd das pfert nicht.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
1462
):
wart grossz guͦt do genon [...], besunder im koͧfhussz unmessig guͦt funden, ein tonfasz mit golde.
Roder, Hugs Vill. Chron. (
önalem.
,
1515
):
hundert maul tußend kronen, das ist ain ton golds.
Schib, H. Stockar
163, 14
(
halem.
,
1520
/
9
):
Uff dye zytt hatt mian ain donen fesslin mit rindflasch gain Zürych gefürt.
Müller, Welthandelsbr.
257, 3
(
schwäb.
,
1514
/
5
):
es sind 2 maß in Zezilia: salma grossa und salma general. Ain salma grossa thuet 16 thonnine [...] ain moia korn in Messina thuet 34
22
/
37
thoninne grosso salma (hier wohl mit ital. beeinflusster Endung: ›[spezielles] Kornmaß‹).
Ebd.
263, 21
:
ain last häring ist 12 thunnen.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1496
/
1615
, Hs.
1660
):
wehr füerth härring oder öel und waß mit thunen zu messen ist, der ist von iedem poden zween pfenning.
Bretholz, Liechtenst. Herrsch.
337, 13
(
smähr. inseldt.
,
1414
):
ob ainer hëring her fürt ain laist vnd verchaufft dew, so geit (er) zöl, wirt im aber ein tün vber oder wie vil im vber beleibt, das mues er vermautten.
Toeppen, a. a. O.
2, 633, 6
;
Hilliger, Urb. St. Pantaleon ;
Wyss, Limb. Chron. ;
Hoffmann, Würzb. Polizeisätze
111, 34
;
198, 4
;
Kläui, Schweiz. Urbare
3, 314, 2
;
Vgl. ferner s. v. , ,
2
 1,
1
, .