todsünde,
die
;
/-
Ø, -n
.
›Todsünde, besonders schwere, da absichtsvolle Abkehr des Menschen von Gott, damit verbundene Verfehlung gegen Gottes Gebote‹; die
todsünde
führt zur ewigen Verdammnis, ist nur bedingt durch menschliche Möglichkeiten (
beten, beichten, minne, reue
u. Ä.) sühnbar;
zu  4, (
die
3.
Texte der Sinnwelt ,Religion/Didaxe‘.
Zur Sache:
LThK
9, 1169
; besonders 1178;
Lex. d. Mal.
8, 839
.
Phraseme:
sieben todsünden
.
Bedeutungsverwandte:
vgl. , , , .
Gegensätze:
; (s. v.  1).
Syntagmen:
eine t. beichten / bekennen / tun / verbringen, die minne die t. vertreiben, j. eine t. auf sich haben
;
etw. eine / keine t. sein
;
die / eine t. geschehen / bestehen, gros sein, jn. / etw
. (z. B.
die sele
)
beschweren, jm. greises har machen
;
sich der t. bewust sein
;
der t
. (Dat.)
verdamt / verloren sein
;
ane / sonder t. sein, etw. bei t. gebieten, etw
. (Subj.)
durch t. unempfänglich / unfruchtbar / unverdienlich werden, j. in t. fallen / liegen / schlafen / sein / sterben / strauchen, messe lesen, jn
. (z. B.
got
)
in t. empfangen, etw. in t. verbringen, die sele mit t. gebunden sein, etw. unter die t. zälen, j. von t. aufstehen
;
die bewuste / eitele / grausame / grosse / lästerliche / offenbare / rechte / schlechte / schwere / schwerwichtige / ungebüste t., die siebte t., hundert / tausend todsünden
;
die eigenschaft / finsternis / die vergessung der t., das anzeigen einer t
.

Belegblock:

Luther, WA (
1521
):
Eyn groß und schedlich yrtum ist das, ßo yemand tzum sacrament gehet des vortrawenß, das er gepeicht, das er yhm keyner todsund bewust, das er seyn gepetle unnd bereyttung gesprochen hat: alle diße essen und trincken yhr vordamnis.
Ebd. (
1521
):
Das ist aller todsunden die aller todlichst, so ymand glewbt, er sei fur got nit schuldig an todlicher, vordamlicher sund.
Ebd. (
1524
):
Da haben uns unsere prediger viel fur geplewet mit den funff synnen, sieben todtsunden, zehen gepotten etc. damit sie unser gewissen verwyrren.
Ebd. (
1545
):
WEr Milch isst am Freitage [...], das ist eine Tod suͤnde und ewig verdamnis.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
37, 38
(
omd.
,
1487
):
Szo brüder vnd sẃestern des ehlichen ordens einander vorsagen bezcalung der ehlichen wergk, ane redliche vrsach, thún ein swere thodtsúnde.
Ebd.
60, 38
:
Wÿe dem allen werden etliche stucke irfúnden dar Jn ehliche wergk zcuuorbringen ein thodtsúnde ist.
Ebd.
61, 31
:
so ehliche wergk widder dÿe natur gescheen Jst ein swere thotsunde.
Ebd.
63, 22
:
Jst all wege ein thottsúnde. den ein frembde weÿp allein Jn vnzcuchtiger begirligkeitt anzcusehen ein thotsunde ist vill mehr vnzcuchtiglich Jn böser begirligkeitt anzcugreiffen.
Sermon Thauleri 8ra
7
(
Leipzig
1498
):
Jch sprich er mag in keiner weiße in tod sunde gefalle͂ sie liden ee den schentlichste͂ tode, ee sie die aller minsten todt sunden theté.
Langen, Myst. Leben
172, 13
(
nobd.
,
1463
):
Also ist auch das sacrament der heiligen olum auffgeseczt zw vergebung der leslichen sund vnd vergessung der todsund.
Gille u. a., M. Beheim
118, 610
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Wann so ain mensch verdirbet | in der anpornen sünd ververt, der wurt dach nit vertampt so hert | sam der in tat sünd stirbet.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
4, 24
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
das geistlich gesicht, das ist die vernunft, die da ist in der vinßternuß der todsund, sich selber und das war licht, das got ist, nicht beschawen.
Reichert, Gesamtausl. Messe
6, 4
(
Nürnb.
um 1480
):
Aber lese er ein epistel oder prophecey in einer messe, er thete aber todsuende. Auch wer in dem kleynen bann ist und in todsuenden, allein dem verbotten sey sein ambt [...] yedoch helt er messe, er [...] thut groß suende. Es wer im denn verbotten von den richternn oder das dy todsuende als groß wer, das er von ir wurd irregularis.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
ein grozer súnder, der vil licht me denn hundert totsúnde hat getan, und umb ieklich totsúnde soͤlte nach der scrift siben jar buͤzen.
Eichler, Ruusbr. steen
17
(
els.
,
sp. 14. Jh.
):
daz ein guͦt mensche haben mvͦz, daz ist ein reine consciencie svnder bregunge von totsv́nden.
Strauch, Schürebrand (
els.
,
E. 14. Jh.
):
wie doch unluterkeit eine sunderliche grosse swere lesterliche dotsünde ist.
Anderson u. a., Flugschrr.
7, 7, 1
(
Straßb.
1524
):
das kein münch od’ geystlicher prelat / gebieten mag bey todsünd / vff etlich tag dise oder jhene speiß zuͦ meide͂.
Ebd.
18, 3, 19
([
Straßb.
]
1523
):
Wuͦcher ist in seiner natur / als wider die liebe des nechsten / [...] ein schwaͤrwichtig vnd offenbar todtsünd. [...]. Alle die bewilligen in todtsünd / noch vil meer / die hilff / schütz / schirm / zuͦr todtsünd thuͦnd / seind des todts wirdig.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
784
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Das der hailig toͮff benimpt mit krafft | Der súben todsúnd aigenschafft.
Schmidt, Rud. v. Biberach
110, 7
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Si [genedeliche minne] ist als kreftig, daz si vertribt alle tot svnde von der sel.
Warnock, Pred. Paulis
10, 141
(
önalem.
,
1490
/
4
):
Won durch die súnd verlúrt der mensch alle die guͦtten werch [...]: alles sin bichten, betten, fasten [...] wirt gott unenpfengklich und im unfruchtber [...] ze ewigem leben durch todsúnd, und daz aller hertest ist, er verlúrt die ewigen fröd und falt in den ewigen tod.
Maaler (
Zürich
1561
):
Todsünd (die) Peccatum criminale, Capitale peccatum.
Morrall, Mandev. Reiseb.
13, 6
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
sprechent sie [Kriechen] daz ebrechen und unkúschhait nit kain tod súnd sy, wann es sy ain natúrlich ding.
Sappler, H. Kaufringer
25, 28
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
ich main die siben totsünt, | damit die sel gepunden ist.
Klein, Oswald
39, 62
(
oobd.
,
um 1426
):
Dorumb hab ich die zechen gebot, | die siben todsünd, grosse rot, | die fremden sünd an allen spot, | bekannt durch reulich schulde.
Reithmeier, B. v. Chiemsee (
München
1528
):
Wann fleischliche raytzung bedachtlich beschiecht, alszdenn wirt daraus ein laesliche sünd, beschiecht sy aber williklich, alszdenn wirt daraus ain todsünd von wegen des freyen willenns.
Rosenthal. Bedencken
37, 12
;
v. d. Lee, a. a. O.
61, 4
;
37
;
Asmussen, Buch d. 7 Grade
1313
;
Wagner, a. a. O.
4, 27
;
17, 21
;
25
;
Langen, a. a. O.
160, 7
;
168, 20
;
207, 14
;
Dienes, E. Gros. Witwenb.
8, 7
;
Reichert, a. a. O.
3, 27
;
9, 34
;
Gille u. a., a. a. O.
118, 618
;
143, 159
;
Mayer, Folz. Meisterl. ; ; ;
Kehrein, Kath. Gesangb. ; ;
Lauchert, Merswin ;
Vetter, Pred. Taulers ; ; ; ;
Eichler, a. a. O.
286
;
Kurrelmeyer, Dt. Bibel ; Var.;
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 330, 2
;
Bihlmeyer, a. a. O. ;
Lindqvist, a. a. O.
1258
;
Welti, Stadtr. Bern ;
Warnock, a. a. O.
1, 135
;
Koller, Ref. Siegmunds ; ;
Reithmeier, a. a. O. ;
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
33
;