toben,
V.
1.
›sich wild, wie wahnsinnig gebärden, wie von Sinnen fluchen, rasen, schreien, wüten; (destruktiv) herumtoben‹ (auch z. B. vom Wind gesagt).
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld): , (V.) 1, (V., unr. abl.) 1, ,  2, (V.),  2,
2
 3, (V., unr. abl.) 5,  2, ,  35, , , , , ; vgl. , (V.),  1, ,
2
 2,  5.
Syntagmen:
j
. (z. B.
der mensch, der besessene, der teufel, js. eiden
) /
etw
. (z. B.
die welt, der neid, js. mut
)
t., j. heftig, ane mas, ane sinnen, in bosheit, wieder die schrift t., etw
. (z. B.
die bosheit
)
in jm. t
.
Wortbildungen:
tob
,
tober
(dazu bdv.: ),
toberin
(dazu bdv.: ),
tobhaftig
(dazu bdv.: ),
tobsegen
,
tobwütend
.

Belegblock:

Boon, St. Prätorius
56, 6
(
Ülzen
1579
):
Las jmer hin stuͤrmen vnd toben was da wil.
Luther, WA (
1522
):
das du deynn maul getrost auffthust, fluchist, vormaledeyest, tobest und wutist ubir alle welt, als weristu rasend und unsinnig.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
509, 65
(
Magdeb.
1608
):
Wolten
[die Titanen]
zu dem Himmel eindringen / | Vnd jhre vornemen vollbringen. | Biß Gott sie nicht mehr toben ließ / | Mit Blitz vnd Donnr alles zerschmiß.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Mainz
1605
):
Koͤnig Herodes das verdroß, | [...] | Er wuͤtet vnd tobet on alle maß.
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
622
f. (
pfälz.
,
1436
):
das der selb krancke jn siner süchte wiederzörnet oder tobt.
Ebd.
636
:
Also machst du [...] dinen nechsten menschen, der dann tobet jn bosheit, auch zu gutikeit bringen.
v. Ingen, Zesen. Ged.
395, 16
(
Breslau
1641
):
Neid tobe / wie du wilt / und wuͤte.
Gille u. a., M. Beheim
148, 20
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Auch sagt es von dem hern Jacob | und wie sein sün waren so grob, | das sy Joseph durch neides tob | verkauften gen Egipten.
Voc. Teut.-Lat.
pp iijr
(
Nürnb.
1482
):
Wuthafftiger od’ tobhafftiger od’ grißgramiger.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
72, 12
(
Nürnb.
1548
):
Wie yetzundt / da der Teuffel in aller welt so tobet.
Ebd.
229, 1
:
Bist du ein Christ / laß die welt toben / vnd wuͤten.
Sachs (
Nürnb.
1557
):
König Saul wird unsinnig, schreyet und tobet.
Ebd. (
1556
):
Ey lieber aiden, pleibt zu rw; | Ir seit gar an der dobsuecht kranck. | Legt euch pald nider auf die panck, | So wil ich den dobsegen sprechen.
Thiele, Minner. II,
18, 323
(Hs. ˹
wobd.
,
15. Jh.
˺):
ich arm gesell ward uß gericht, | alz der toͤber tet sin magkt. | das sy den wilden gensen clagt!
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
den Teuffel vermeyntlich stumm zumachen, besprengte er
[Pater]
den Mänschen offt mit Weyhwasser, davon der besessene heftig tobete.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Sú wurdent vaste ruͦfen, | Toͮben und wuͦffen | Mit luter stim inaller schar.
Maaler (
Zürich
1561
):
Tober. Oblatrator, Rabula, Furens. Toberin / Rumpelelssy, Oblatratrix.
Martin, H. v. Sachsenh. Tempel,
358
(
schwäb.
,
1455
):
Ich müst an sinnen toben, | Solt ich ir art plesniern.
Klein, Oswald
3, 21
(
oobd.
,
1431
/
2
):
ist si
[die Frau]
versmächt, so tobt ir müt | geleich des meres flüten.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
Die matery stayg im in das hyrn; er ward tobwüttend.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
vast alle menschen miteinander [...] tuen, ringen und dringen, toben wüeten kain rûe haben, sich darumben zanken greinen hadern und raufen, schlahen, kriegen, vil pluets darumb vergiessen.
Asmussen, Buch d. 7 Grade
1073
;
1613
;
Päpke, a. a. O. ;
Eschenloher. Medicus ;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 123
;
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 290
;
Dalby, Lex. Mhg Hunt.
1965, 241
.
Vgl. s. v. ,  1,  2, (Adj.) 2, (
der
6.
2.
›aufsässig sein, sich aufsässig verhalten; mit jm. streiten, gegen jn. kämpfen, aufbegehren; sich gegen jn. wenden‹.
Bedeutungsverwandte:
; vgl. , .
Syntagmen:
etw
. (
das leben
)
wieder die billigkeit, die welt wieder jn. t., j. dicke, mit jm., als unsinnig mit / wieder jn. t
.

Belegblock:

Luther, WA (
1523
):
Darumb soll man sich nicht wundern, das sie widder das Euangelion toben und die Christen verfolgen.
Anderson u. a., Flugschrr.
19, 11, 23
([
Eilenb.
]
1524
):
Sehestu das alle vnser leben / widder die billickeit des gotlichen willens tobet.
Franck, Klagbr.
231, 39
(˹wohl
Nürnb.
˺
1529
):
Aber dise heissen sy ketzer / dise verprennen sy mitt feur / vnd wider dise thoben sy als vnsynnig.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
214, 19
(
Nürnb.
1548
):
Diß ist nu der erst [...] trost [...] / ob es vns des bekentnuß halb vbel gehet / vñ die welt wider vns tobet / vnd wuͤtet.
Goedeke, Fischart
311
(
Straßb.
1576
):
Man wurd mainen, ich tobt mit dir.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Er sprach: ,das ich so faige bin | Daz mich nieman hie loptt, | Und ich och vil dik getobtt | Han an den wider sachen min, | Den ich lange werende pin | Mitt minen henden han gegeben!‘
Anderson u. a., a. a. O.
17, 5, 33
;
Reichmann, a. a. O.
195, 24
;
Bobertag, Eulensp. .
3.
›wild und ausgelassen sein; fröhlich lärmend und schreiend umherherlaufen; herumtollen, sich wild bewegen‹.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld): , , ,  2, ; vgl.
1
 1,  2, .
Syntagmen:
j. t., etw
. (z. B.
katzen, die sinne, das herz
)
t
.;
mit jm
. (z. B.
mit einer hure
)
t., vor freuden t
.

Belegblock:

Enders, Eberlin (
Erfurt
1524
):
wir syngen vnnd springen, fuͤllen vnd toben.
Pyritz, Minneburg
3473
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Ob dann min hertze wuttet | Vor freuden als ez tobet.
Franck, Decl.
334, 31
(
Nürnb.
1531
):
was mag laͤsterlicher / was stinckender sein / dann mit der schnoͤdesten huͦren lieb wuͤten vnd doben / vnd gemartert werden.
Fischer, Eunuchus d. Terenz (
Ulm
1486
):
Wiewol der Jüngling vor grossen freüden tobet.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
5318
;
Fischer, Brun v. Schoneb. ;
Asmussen, Buch d. 7 Grade
1235
.
Vgl. s. v. .
4.
›übertreiben, sich versteigen‹; häufig im Kontext von hyperbolischem Lobpreis (v. a. als Reimwort zu
loben
).
Bedeutungsverwandte:
 1; vgl.  6,  3.

Belegblock:

Valli, Baldemann
149
(
rhfrk.
/
nobd.
,
um 1350
):
Sie sprach: ,ich pruͤf, du tobist, | Daz du mich der glich lobist‘.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Sy sprach: ,frund Wolfran, du tobest | Das du mich also serre lobest.‘
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Solt ich sy völliclichen loben, | Man wënt villeicht, ich wolt toben!
Fischer, Brun v. Schoneb. ; ; ; .