text,
der
;
-es
, auch
-Ø/–
;
zur Wortgeschichte s. .
›Text als sprachlich konstruierte Gestaltungs- und Sinneinheit in meist schriftlicher, seltener gesprochener Form und von unterschiedlicher, oft größerer Länge‹; die Belege betonen eher den (richtigen, wahren)
sin
, die
meinung
einschließlich der Haltungs- und Handlungsinstruktion des Textes als seine sprachliche Form; in 1 Beleg: ›typographische Form eines Textes‹ (s. u.
Schmidt
).
Phraseme:
den text und die glosen können
›sich auf sein Geschäft verstehen‹;
den text nicht sagen wollen
›mit etwas hinter dem Berg halten wollen‹;
den text zu dem galgen hinaus versprechen
›jn. bis zum Tode verfolgen‹;
jm. einen harten / scharfen, den rechten text lesen
o. ä. ›jm. eine scharfe Lektion erteilen‹.
Bedeutungsverwandte:
.
Syntagmen:
einen / den t. auslegen / besehen / erzälen / lesen / merken / verstehen, den t. rüren
›genau treffen‹,
jm. den t. leren
;
der / ein t. eine glose haben, zweifel tun, eine auslegung brechen
›widerlegen‹,
lauter sprechen
[+ Hauptsatz],
jehen, swar [...], sagen, das [...]
, [wie]
hergekommen sein
;
j. dem t. anhangen
›sich streng auf den Text beziehen‹,
die übersetzung dem t. nicht zusagen, aus dem t. etw. schliessen, etw. aus dem t. zwingen, durch einen t., in einem t. etw. beweisen, etw. im t. stehen, im t. etw. exemplifizieren, in einem t. verkleinen, was [...], in einen t. welsche wörter flicken, ein buch nach dem t
. ›Textlaut‹
verwandeln, die eigene deutsch nach dem t
. [wie]
liegen, sich (nicht) nach dem t. fügen / halten, die schrift im t. etw. klar bescheiden, etw
. (Subj.)
wieder den t. sein, jn. wieder den t. anrufen
;
der t. des buches / evangelii / segens, der bibel / rede / schrift, des propheten, der evangelisten
;
der finstere / grobe / heilige / helle / lange / lautere / offenbarliche / wunderbarliche t
.;
der ausleger / inhalt / kern / laut / ursprung / verstand, die auslegung / glose / meinung, die worte des textes
.
Wortbildungen:
textur
.

Belegblock:

Helm, Maccabäer (
omd.
/
nrddt.
, Hs.
A. 15. Jh.
):
Horet eine bedutunge | hie von des textes uzsprunge.
Anderson u. a., Flugschrr.
12, 6, 33
(
Wittenb.
1522
):
dz ir aber dz durch de͂ text luce 2. wolt beweisen.
Ebd.
19, 11, 19
([
Eilenb.
]
1524
):
vñ ruffen darnach sanct margreten an / wider den offenbarliche͂ text der biblie͂.
Ebd.
13, 9
:
nein meine brudere / das ist nicht der rechte weg zum leben / ist widder den hellen text Math. vij.
Luther, WA (
1525
):
wie wol ich noch nichts schedlich drinnen finde geleret, so ist doch offt mals des texts meinunge gefeilet
(›verfehlt‹).
Ich wil dir, Juncker Meuchler, den rechten text lesen.
Ebd. (
1532
):
[wie] Stephanus auch Act. 7. den hohen priestern ein harten scharffen text lieset.
Ebd. (
1540
):
Iohannes vertit: ,Habitavit in nobis‘. Bene exposuit. Da ruret er den Text fast.
Stackmann u. a., Frauenlob
5, 121, 15
(Hs. ˹
md.
auf nd. Grundlage,
v. M. 14. Jh.
˺):
der text mir jet, | swer ir list spet, | daz er den sin nicht überset.
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. (Hs. ˹
pfälz.
,
M. 16. Jh.
˺):
Ich bin bey meinem muetterlen gewesen, | so hat sy mir den text gelesen: | daheymen soll ich bleiben.
Schmidt, Frankf. Zunfturk. (
hess.
,
1573
):
Folget der setzer tagwerk und besoldung. [...] Grosser text. Gross Schwabacherin.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
100, 5
(
Frankf./M.
1568
):
Tenor / Discant / Allt vnd der Baß / | Mit schoͤn hoͤfflichen Text dermaß / | So lieblich zusammen concordirt.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Dar uf ich mich nu schichte | Zu der uzlegunge bar | Und des textis glosen war.
Vurbaz wil ich nu kosen | Aber von des textis lut.
Schein, NA
7, 11b, 8
(
Leipzig
1621
;
Straßb.
1632
):
Als habe ich [...] fortfahren / vnnd fuͤr dieses mahl etliche Politische Teutsche Textlein / in gleicher gestalt auff Italiaͤnische Art / nicht allein selbst fingiren vnd dichten / solche mit drey Stimmen [...] oder auch in ein Corpus, als Clavicimbel, [...] oder Lauten / zu spielen / Componiren vnd accomodiren.
Ebd.
19b
, 9 (
Erfurt
1644
):
Daß 1. der jetzigen Texte Art / zumahln wo die Composition etwas geschwinde leufft / mit desto langsamern Tact zu beobachten.
Mathesius, Passionale (
Leipzig
1587
):
die [zeugnis] wollen wir / in der außlegung des Texts dieses Capitels / vmb der Juͤden willen / die da diesen Text lieber auff sich deuten vnd ziehen wolten / mit einbringen.
Opitz. Poeterey
13, 20
(
Breslau
1624
):
wiewol dieselbe [vbersetzung] dem texte nicht genawe zuesaget.
Ebd.
24, 32
:
wenn allerley Lateinische / Frantzoͤsische / Spanische vnnd Welsche woͤrter in den text vnserer rede geflickt werden.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Das doch die schrifft ym text clar gnung bescheit.
Ebd. (
um 1480
):
Allz auch der profet hot | Erzelet und im text clar stot, | Welcher außlegung auch ist not.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
217, 34
(
Nürnb.
1548
):
wie der text lautter spricht: Mein heil / spricht Gott / bleibet ewigklich.
Thiele, Minner. II,
18, 255
(Hs. ˹
wobd.
,
15. Jh.
˺):
der kann den texst und och die gloß.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
2287
(
schwäb.
,
1453
):
So es [nünlin] den text nit sagen wil, | So kan es finden glößlin vil, | Das es der bichter nit verstand.
Goldammer, Paracelsus
3, 279, 18
(
1530
/
35
):
daß wir den text also für sich selbst wöllen verstehn, auf die bilder, wie sie dann gewesen sein zu den zeiten, da das gebott beschehen ist.
Jörg, Salat. Reformationschr.
42, 24
(
halem.
,
1534
/
5
):
den lutern text der evangelisten wie der so clare warnung tuͦt / bedütend uff diß unser zytt.
Wiessner, Wittenw. Ring
3288
(
ohalem.
,
1400
/
08
):
Dar zuo ist die glos vil guot, | Wan der text uns zwivel tuot, | Daz sei uns beschaide schon | Rechtes sinns in chluogem don. | Nu spricht mein text: „Das böse ist | Nichtznicht wesen älleu frist.“
Fischer, Eunuchus d. Terenz (
Ulm
1486
):
wellich text in diser Comeda ain gloß und apparat hat.
Rot
335
(
Augsb.
1571
):
Paragraphus [...] ist auch ein verzeichnuß herauß in Margine / vnnd gleichsam ein außlegung des Text.
Ebd.
356
:
Text, Ein geweb. Jtem der Text oder die wort eines Gesangs so vnter die notten geschriben vnd gleichsam gewebet ist. Textur, ein gemeine Gschrifft / nicht zu groß oder klein / damit man die Text vnter die noten schreibt.
Fuchs, Kart. Aggsbach (
moobd.
,
1432
):
in demselben insigil sach man ratscheib umb ingedrukcht figur und puchstaben auch von text: S. Lewpoldi Neidekker.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst. Vorr.
97
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
Darczu mag sich an allen steten aigne dewtsch nach der latein als die lawtet vnd nach dem text liget weder geschikchen noch gefügen.
Ebd.
471
:
Darnach sagt der heylig text daz got menschleiche natur beschaffen hab als ain gemaine.
Ebd.
675
:
die auslegung ist keczerleich vnd die pricht der text, wann [...].
Schottenloher, Flugschrr.
61, 5
(
Landshut
um 1523
):
der Hencker [soll] den Text zuͦ dem galgen hinausz versprechen.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
6, 31
(
tir.
,
1464
):
Ich han auch das vorgenant puch verwandelt nach dem tëxt vnd etwen nach dem sinn vnd han das pracht zu ainer schlëchten gemainen teücz, die man wol versten mag.
Gropper. Gegenw. ;
Karsten, Md. Paraphr. Hiob ;
Hübner, a. a. O. ; ;
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
150r, 27
;
Mathesius, a. a. O. ; ;
M. Cunitia. Ur. Prop. ; ;
Gille u. a., M. Beheim
117, 1
;
Mayer, a. a. O. ;
Dietrich. Summaria
25r, 31
;
Goldammer, a. a. O.
6, 191, 18
;
Anderson u. a., a. a. O.
7, 5, 3
;
Barack, Zim. Chron. ;
Seemüller, Chron. 95 Herrsch. ;
Eckel, Fremdw. Murners.
1978, 64
.
Vgl. ferner s. v.  5,  2.