türkisch,
Adj.
– Belegung seit der 2. H. des 15. Jhs., vor allem im 16. Jh.
1.
›türkisch‹; im Einzelnen: ›den Türken bzw. Osmanen zugehörig‹; ›mit ihnen verbunden‹; ›von den türken
ausgeführt‹; ›durch die türken
‹, jeweils bezogen auf das osmanische Reich als vom christlichen Abendland unterschiedenen Herrschaftsraum mit eigenen Verfassungs- und Rechtsinstituten; aufgrund des Ineinandergreifens mit der religiösen Identitätsbestimmung offen zu 2, so dass 1 und 2 auch als geschlossenes Gegenbild zu christlich
erscheinen; Mittleres und späteres Frnhd.
Syntagmen:
der türkische admiral / dieb / haufe / hof / kaiser
(mehrfach) / sultan, die türkische belegerung, das türkische gefängnis / lager, türkische herren
.Belegblock:
denn sie hätten das deutsche Kriegsvolk, [...], gefuhrt bis an das türkisch Lager; da aber ein Christe, so aus dem türkischen Haufen entrunnen und entloffen war, kam und sagte ihnen, [...].
Von allerley des türckischen hoffs gelegenheit.
Also ist dem türkischen dieb, | manch tumer spricht, er sei so lieb | des Türken als ains kristen.
Der türckisch kaiser schickt dem sophoi in Persia bei seinem ambassatorn [...] schanckungen.
[Bergschloß] welches Anno 1543 der Türckische Ammiral, Barbarossa lange zeit mit grossem gwalt belaͤgert.
wo Er im türkiśhen gfengnis mit todt abging.
2.
›islamisch, muslimisch‹ (bezogen auf den Islam, in der Regel auf den religiösen Gegner); auch generell: ›heidnisch, ketzerisch, gottesfern‹ (von den Andersgläubigen gesagt); Belegblock:
Der mensch sol den ersten stein legen. Das ist juͤdisch, heidisch, Tuͤrckisch i.e. habens angefangen an irem eigen werck.
Frey, Christlich, Deudsch, sind dem Bapst [...] nichts denn eitel gifft, tod, teuffel, und die helle, [...], Er liesse sich ehe zu reissen, und wuͤrde ehe Tuͤrckisch oder Teufflisch oder wer jm sunst helffen kuendte.
Buͤcher, von den vnsern geschrieben wider das Mahometisch vnd nu Tuͤrckisch Reich.
Vß dem folgendts der Machumetisch vñ Türkisch greüwel entstanden ist.
die heylig schrifft tröstet, daß derselb [jüngste tag] bald erscheinen solle nach zerstörung dieses türckischen reichs.
wenn die Hertzen in der Religion getrennet sein / das eines Juͤdisch / das ander Tuͤrckisch / eins Lutherisch / das ander Papistisch / eins ein Christ / das ander ein Vnchrist ist / Da kan keine rechte Freuntschafft sein.
rechte lehr ist da gewest / yetzund ist es alles Mahometisch / oder Tuͤrckisch?
Luther, WA .
Phraseme:
[auf etw.] von einem türkischen pfenning antworten
›eine ausweichende Antwort geben‹.Syntagmen:
etw. türkisch binden
; der türkische knebelbart / teppich / säbel, die türkische münze, türkisches gerät / schreibzeug, türkische handtücher / kappen / ware
.Belegblock:
saget man ihnen von einem apffeln, so antwortten sie vom Turckisschem pfenning.
Trugen all Tuͤrckische knebelberth.
Tuͤrckischer Teppich [...]. Tuͤrckischer saͤbel.
Asper / Ghaspar, ein Tuͤrckisch oder Griechisch muͤntz / deren 40. ein thaler machen.
1 türckischer schreibzeug [...] mit silber vergultten spangen oder blatten geziert.
Ebd.
2579
: mappen, von der hand mit farben, uf tirckisch gebunden.
das Balaśśa Melcheors [...] das Viehe weg getrieben, tüerkiśch geradt, tüerkiśch kaPPen aufgehabt.
Müller, Welthandelsbr.
274, 21
; ‒
Vgl. ferner s. v. .5.
sekundärstigmatisierend zur Beschimpfung von Christen in einem kontextuell varianten und begrifflich kaum exakt bestimmbaren Sinne gebraucht, z. B.: ›ungläubig‹; ›heidnisch‹; ›grausam, schrecklich, barbarisch‹.Gegensätze:
.Belegblock:
Einen solchen Türckischen glauben haben alle Papisten.
Du Türckischer feister Kühwanst, | Nun wehr dich mein, so wol du kanst!
solch uncristlich und unmentschlich / unerhoͤrt mishendell / und türkisch sachen / mit der hand und gwalltiger taat zestraaffen.
wüsten ir wie türckist regiment in kloͤsteren ist, wie ein endtchristlich wesen.
Das ist nytt kristlich sunder tyrckeysch gehandelt.
[warumb sy all] wider christenlichen verstandt predigent wider das opffer der heyligen meß [...] unnd vill ander unnchristenlicher türckischer artickel?