türkisch,
Adj.
– Belegung seit der 2. H. des 15. Jhs., vor allem im 16. Jh.
1.
›türkisch‹; im Einzelnen: ›den Türken bzw. Osmanen zugehörig‹; ›mit ihnen verbunden‹; ›von den
türken
ausgeführt‹; ›durch die
türken
‹, jeweils bezogen auf das osmanische Reich als vom christlichen Abendland unterschiedenen Herrschaftsraum mit eigenen Verfassungs- und Rechtsinstituten; aufgrund des Ineinandergreifens mit der religiösen Identitätsbestimmung offen zu 2, so dass 1 und 2 auch als geschlossenes Gegenbild zu
christlich
erscheinen;
zu  1.
Mittleres und späteres Frnhd.
Syntagmen:
der türkische admiral / dieb / haufe / hof / kaiser
(mehrfach)
/ sultan, die türkische belegerung, das türkische gefängnis / lager, türkische herren
.

Belegblock:

Luther, WA Tr. (
n. 1530
):
denn sie hätten das deutsche Kriegsvolk, [...], gefuhrt bis an das türkisch Lager; da aber ein Christe, so aus dem türkischen Haufen entrunnen und entloffen war, kam und sagte ihnen, [...].
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1602
):
Von allerley des türckischen hoffs gelegenheit.
Gille u. a., M. Beheim
101, 131
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Also ist dem türkischen dieb, | manch tumer spricht, er sei so lieb | des Türken als ains kristen.
Sachs (
Nürnb.
1529
):
Historia der türckischen belegerung der stat Wien.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1562
):
Der türckisch kaiser schickt dem sophoi in Persia bei seinem ambassatorn [...] schanckungen.
Rauwolf. Raiß ([
Lauingen
]
1582
):
[Bergschloß] welches Anno 1543 der Türckische Ammiral, Barbarossa lange zeit mit grossem gwalt belaͤgert.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
67, 13
(
mslow. inseldt.
,
1586
):
wo Er im türkiśhen gfengnis mit todt abging.
Schade, Sat. u. Pasqu. ;
Diehl, Dreytw. Essl. Chron. ; ;
Roth, E. v. Wildenberg .
Vgl. ferner s. v.
2
 1,  1,  3, .
2.
›islamisch, muslimisch‹ (bezogen auf den Islam, in der Regel auf den religiösen Gegner); auch generell: ›heidnisch, ketzerisch, gottesfern‹ (von den Andersgläubigen gesagt);
zu  1.
Bedeutungsverwandte:
,  1.

Belegblock:

Luther, WA (
1545
):
Der mensch sol den ersten stein legen. Das ist juͤdisch, heidisch, Tuͤrckisch i.e. habens angefangen an irem eigen werck.
Ebd. (
1545
):
Frey, Christlich, Deudsch, sind dem Bapst [...] nichts denn eitel gifft, tod, teuffel, und die helle, [...], Er liesse sich ehe zu reissen, und wuͤrde ehe Tuͤrckisch oder Teufflisch oder wer jm sunst helffen kuendte.
Ebd. (
1548
):
Buͤcher, von den vnsern geschrieben wider das Mahometisch vnd nu Tuͤrckisch Reich.
Gropper. Gegenw. (
Köln
1556
):
Vß dem folgendts der Machumetisch vñ Türkisch greüwel entstanden ist.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1603
):
die heylig schrifft tröstet, daß derselb [jüngste tag] bald erscheinen solle nach zerstörung dieses türckischen reichs.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
176v, 29
(
Leipzig
1588
):
wenn die Hertzen in der Religion getrennet sein / das eines Juͤdisch / das ander Tuͤrckisch / eins Lutherisch / das ander Papistisch / eins ein Christ / das ander ein Vnchrist ist / Da kan keine rechte Freuntschafft sein.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
237, 21
(
Nürnb.
1548
):
rechte lehr ist da gewest / yetzund ist es alles Mahometisch / oder Tuͤrckisch?
Roder, Hugs Vill. Chron. (
önalem.
,
1529
):
Allain zuͦ erbarmend, das man den turckyschen hund uff den unseglichen schaden und spott, so er ieczo mit ferderbo des lands, wegfuͦring und mürdung so fill krisstlichs bluͦtt fergossen hautt [...] hautt laußen abzhien.
3.
›im weitesten Sinne aus Kleinasien stammend; nach Art und Sitte der Osmanen‹;
zu  1.
Phraseme:
[auf etw.] von einem türkischen pfenning antworten
›eine ausweichende Antwort geben‹.
Syntagmen:
etw. türkisch binden
;
der türkische knebelbart / teppich / säbel, die türkische münze, türkisches gerät / schreibzeug, türkische handtücher / kappen / ware
.

Belegblock:

Luther, WA (
1531
):
saget man ihnen von einem apffeln, so antwortten sie vom Turckisschem pfenning.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
50, 195
(
Magdeb.
1608
):
Trugen all Tuͤrckische knebelberth.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
539
(
Genf
1636
):
Tuͤrckischer Teppich [...]. Tuͤrckischer saͤbel.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Asper / Ghaspar, ein Tuͤrckisch oder Griechisch muͤntz / deren 40. ein thaler machen.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
812
(
oobd.
,
1607
/
11
):
1 türckischer schreibzeug [...] mit silber vergultten spangen oder blatten geziert.
Ebd.
2579
:
mappen, von der hand mit farben, uf tirckisch gebunden.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
17, 25
(
mslow. inseldt.
,
1546
):
das Balaśśa Melcheors [...] das Viehe weg getrieben, tüerkiśch geradt, tüerkiśch kaPPen aufgehabt.
Müller, Welthandelsbr.
274, 21
;
Zingerle, Inventare ;
Rechn. Kronstadt
2, 382, 38
;
3, 1, 29
;
Vgl. ferner s. v. .
4.
›auf Türkisch, türkisch, türkischsprachig‹;
zu  1.

Belegblock:

Gille u. a., M. Beheim
104, 168
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Altintach hiess der perg türkisch.
Rauwolf. Raiß ([
Lauingen
]
1582
):
welche der Türckischen vnd Arabischen sprachen erfahren.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Beglerbeg / ein Tuͤrckisch Wort / ist so vil als ein kriegs obrister.
5.
sekundärstigmatisierend zur Beschimpfung von Christen in einem kontextuell varianten und begrifflich kaum exakt bestimmbaren Sinne gebraucht, z. B.: ›ungläubig‹; ›heidnisch‹; ›grausam, schrecklich, barbarisch‹.
Bedeutungsverwandte:
, , .
Gegensätze:
.

Belegblock:

Luther, WA (
1544
):
Einen solchen Türckischen glauben haben alle Papisten.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
Du Türckischer feister Kühwanst, | Nun wehr dich mein, so wol du kanst!
Jörg, Salat. Reformationschr.
285, 7
(
halem.
,
1534
/
5
):
solch uncristlich und unmentschlich / unerhoͤrt mishendell / und türkisch sachen / mit der hand und gwalltiger taat zestraaffen.
Enders, Eberlin (
Basel
1521
):
wüsten ir wie türckist regiment in kloͤsteren ist, wie ein endtchristlich wesen.
Diehl, Dreytw. Essl. Chron. (
schwäb.
,
1548
):
Das ist nytt kristlich sunder tyrckeysch gehandelt.
Meisen u. a., J. Eck
24, 18
(
Ingolst.
1526
):
[warumb sy all] wider christenlichen verstandt predigent wider das opffer der heyligen meß [...] unnd vill ander unnchristenlicher türckischer artickel?