türke,
der
;
-en/-en
.
– Belegung seit der 2. H. des 15. Jh.; mit besonderer Dichte im 16. Jh.
1.
›Angehöriger der islamischen Religion; Bewohner des osmanisch-türkischen Kultur- und Herrschaftsraumes‹; aus der Sicht der (christlichen) Gegengruppe politisch und religiös abgrenzend: ›die christliche Welt bedrohender Feind (aus dem osmanischen Reich)‹; dazu metonymisch: ›Heer der Türken‹; unter Hervorhebung speziell der religiösen Andersartigkeit: ›Ungläubiger, Heide, Ketzer, Glaubensfeind‹; von da ausgehend ütr.: ›Handlanger des Teufels,
türke
als Inbegriff des Bedrohlichen, Bösen‹; häufig im kollektiven Sing.:
der türke
generalisierend zur Eigenschafts- und Handlungsstereotypisierung des anderen, des Religions-, Kultur- und Herrschaftsfremden; sekundärstigmatisierend auch zur Beschimpfung von Christen gebraucht (gleichsam als ,wie
der türke
seiend‘; dies häufig in Aggregationen, z. B. mit
heide
(
der
),
husse
›Hussit‹,
jude
1; 2,
ketzer, sarazene
).
Zur Sache:
Lex. d. Mal.
8, 1103-1106
;
Lobenstein-Reichmann, Sprachliche Ausgrenzung
103
f.
Phraseme:
mit dem türken in ein loch blasen; über jn. durch den türken einen staupbesen binden
›jn. durch den Türken züchtigen lassen‹.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld): , (
der
),  13,  12, , , , , ; vgl. , (
der
1.
Gegensätze:
.
Syntagmen:
den türken abfertigen / bestreiten / fressen / jagen / schlagen, etw. leren, die türken besichtigen / erwürgen
;
türken türken sein lassen, jn. einen türken schelten, den türken antichrist, die türken armenier nennen
;
die türken
(Subj.)
from, teufelsgesinde sein, jn. bekümmern
(z. B.
die Ungarn
)
/ bestreiten
(z. B.
die Christen
)
/ kriegen / verderben, etw. veruneren
(z. B.
kirchen
)
/ verwüsten, Griechenland gewonnen haben, sich ires Mahomets rümen, sich an christi kreuz stossen, auf christenblut stellen, aus der tartarei kommen, mit kriegsrüstung ausziehen
;
dem türken etw. nicht gefallen, den türken etw. sagen
;
das kreuz auf die türken predigen, j. bei den türken in ansehen sein, hilfe bei den türken suchen, durch den türken alle regiment umkeren / zerrütten, wüst machen, für die türken bitten, jn. für einen türken halten, frieden mit den türken halten, got jn. mit dem türken strafen, einen straus mit den türken ausrichten, j. von den türken gefangen werden, jn. vom türken auslösen, wieder die türken auskommen / streiten, jn
. (z. B.
einen riesen
)
wieder den t. brauchen
;
der arge / große / römische / tyrannische / ungetaufte t., arge / kriegsblutdürstige / reisige türken, der t. eine strafe gottes
;
das gleichnis / weib des türken, die schreiber, die untugend der türken
;
der vertrag mit den türken, die steuer wieder den türken
;
beschnitten als ein t
.
Wortbildungen:
türkenbruder
›Eintreiber der Türkensteuer‹,
türkenbund
›Turban, Fez‹,
türkenglaube
,
türkenhut
,
türkenkeiser
,
türkenreise
›Türkenkrieg‹,
türkenwein
spöttische Bezeichnung für den sauren Wein, der 1529, dem Jahr der Belagerung Wiens, geerntet wurde (a. 1529).

Belegblock:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
, Hs.
E. 16. Jh.
):
des turcken weib kam alhier in die wochen und das kind war zu S. Johannis getaufft.
Luther, WA (
1518
):
ists nit schrecklich zu hoͤren, wie Turcken unser kirchen und creutz voruneren. Wir haben bey uns hundertmall ergere Turcken, die uns [...] das wort gottis [...] tzu nicht machenn.
Ebd. (
1519
):
auch die Heyden unnd Turcken mugen noch der weyß frum seyn.
Ebd. (
1519
/
20
):
Von dem glauben und keinem andern werck haben wir den namen, [...] alle andere werck mag ein heyd, Jude, Turck, szunder auch thunn.
Wen der Turck stedt, landt und leut vorterbet, kirchen vorwustet, so [...] viel mal erger Turcken solten Hertzogen, heubtleut und fenrichen sein, die sein eben selbst solcher Turcken und teuffelisches heres fursten und furgenger, wie Judas.
[...] das sie [Christenheit] dennoch den Turcken fressen wollen.
Ebd. (
1520
):
als wen ich glaub, das war sey, was man vom Turcken, teuffel, hell sagt.
Ebd. (
1521
/
2
):
sie sind eyttel Samaritan, wilchs wort bey den Juden szo ubel lautet, als wen mann ytzt yemand einen Turcken, Juden, Heyden odder ketzer schulte.
darumb sein Tuͤrcken, Juͤden so hart darwider, denn ein Tuͤrcke sagt, es muß nur ein einiger Got sein.
das Gott die hohiste gerechtigkeit sey [...]. Diß mus ich yhm geben ouch ym Turcken glauben.
Ebd. (
1541
):
[Juͤden und Tuͤrcken] lestern [...] uns Christen als Goͤtzendiener.
Anderson u. a., Flugschrr.
17, 11, 2
([
Wittenb.
]
1523
):
so gehet sie das predig ampt vnd seel sorgen [...] eben szo viel an / als den turcken vnd die Juden.
Ebd.
19, 9, 28
([
Eilenb.
]
1524
):
die Tuͤrcken rhume͂ sich yres Machomets / ya so hoch wie wir vnsers Christs.
Ebd.
10, 24
:
solt ich die Tuͤrcken auch wol besichtige͂ / finde ich im Alchoran [...] das JESVS [...] einer reinen iungfrawen son sey.
Ebd.
13, 2
:
worden wir nicht mit dem Turcken in ein loch blaßen.
Ebd.
28, 7, 3
([
Augsb.
]
1524
):
ich halt warlich mer auff den Türcken dañ auff die münch.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1602
):
Türckenrüstung gegen die Christen. Der Türck, in hoffnung, [...] die Christen zu verderben, ist mit großer kriegsrüstung außgezogen.
Hernach seind die Türcken auß der Tartarey in Asiam kommen [...] derhalben suchten die Persen hülffe bey den Türcken, das warn Tartarn.
Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
20 schog den turgkennbrudern gegeben.
Mathesius, Passionale (
Leipzig
1587
):
WEnn wir nu zur jetzt heutigen zeit hoͤren moͤgen / das die Juͤden / Tuͤrcken / Schwermer / sich an Christi Creutz ergern.
Gajek, Köler. Maÿen-Lust
66, 5
(
Breslau
1642
):
Nun kompt die Tulipan / | Die einen Tuͤrckenbund an Farben trotzen kan.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
nobd.
1524
):
Zuͦ letst der römsch Türk komen ist | (Den man sonst nent den Antichrist).
Dar zuͦ der Türk im [bapst] wol ist komen, | Den zuͦ vertilgen fürgenomen.
Ebd. (
orhein.
1520
):
Wan man den Türken jagen wil, so eße der wolf gerne rote spis.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
1517
/
8
):
Schem dich jüd, heid, türck, machmetist | Der dw gelaübest nicht | Das [...].
Gille u. a., M. Beheim
101, 32
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Mit disem teufelischen hund, | dem Türken, der vil zwitracht | und irrung wirret.
Ebd.
141, 263
:
[die menschen] die hy daz creucz harn predigen auff dy türken, haiden und keczer.
Franck, Klagbr.
224, 27
(˹wohl
Nürnb.
˺
1529
):
Der Tuͤrck wuͤrd die Christen lang nit bestreyten [...] wan in seinem reich so vnrein hewschrecken die fruͤcht aboͤtzten.
Sachs (
Nürnb.
1540
):
Weyl er in nun hielt für ein Türcken, | Lert er in glauben und bußwürcken.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
72, 14
(
Nürnb.
1548
):
Er [der Teuffel] woͤlt gern durch den Tuͦrcken alle Regiment vñ durch den Bapst / [...] alle Kirchen [...] zerruͤtten.
Ebd.
81, 7
:
wehre dem Türcken / vnnd allen feynden des worts.
Ebd.
170, 15
:
So nu die Juden so verzweyflet sind vnd woͤllen sein [Heyland] nicht / Der Bapst / Tuͦrcken / vñ Heyden / woͤllen sein auch nit.
Goldammer, Paracelsus
7, 163, 19
(
um 1530
):
so der glaub verkündet würde von bischofen [...] mit solchem ernst, als die [...] der huren warten, es wer lang kein Türk mehr.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
Tiara, [...] Ein huͦt der künigen Persie / Ein Türcken huͦt der nit gespitzet ist.
Müller, Lands. St. Gallen
101, 27
(
halem.
,
1562
/
4
):
dieweyl laider pestilentz, vech prest, thüre, der thürgkh, der gäch tod und ander erschröckenlich strafen Gottes vor ougen, soll hiemit das tanzen allenthalb abgestellt sein.
Diehl, Dreytw. Essl. Chron. (
schwäb.
,
1552
):
Auff dise kamenn ein schöner reisiger zeig lutter Behemer und Unger, Gschariottenn, Dyrcken, allerley tyffells gsind.
Rot
357
(
Augsb.
1571
):
Turci, Die Tuͤrcken haben jnen selbs den namen auß Griechischer sprach geschoͤpfft / Heyst gantz Theorici, das ist heylig / Gott ergeben Leut.
Rauwolf. Raiß ([
Lauingen
]
1582
):
traffén wir drey raysige Türcken an / [...] die liessen vns durch jren Dolmetschen ansprechen.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Beschnitten als ein Jude / oder Tuͤrck.
Wer die wortstraff außschlegt / vber den lest Gott gewißlich durch den Hencker / Tuͤrcken oder Teuffel einen Staupbesen binden.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Der Turckhenkayser liess vil herren und guetten lewdten die hawbt abschlahen.
das das lanndt Kerndten von dem haylossen kryeg mer zu schaden khomen ist, dann vor von vier Turckhenrayssen.
das die Venediger den vertrag mit den Turcken sollten abverkunden.
Reithmeier, B. v. Chiemsee (
München
1528
):
aws denen numals worden seinn Hayden, türcken, sarracen, marran, hussen, Luterisch vnd mer ander aberglawb.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Tegernsee
1577
):
Vnzucht, Schand vnd Laster, welches auch bey Türcken vnd Hayden abschewlich ist zuhoͤren.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
19, 27
(
mslow. inseldt.
,
1568
):
das er śich vom türcken ausgelöśt hat.
Qu. Brassó
4, 154, 4
(
siebenb.
,
1612
):
mit dem Michel Weiss ziehen viele Croner willig, viele teutsche Studenten, Pauren, Zekel, Wallachen, Türken.
Lichtenstein, Lindener. Katzip. ;
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
8, 6
;
Wunderlich, Fierrabr.
6, 28
;
8, 9
;
Gille u. a., a. a. O.
101, 7
;
238, 32
;
Kehrein, a. a. O. ;
Goedeke, Fischart Flö Haz
1185
;
4017
;
Welti, Urk. Rheinfelden
613, 22
;
Baumann, Bauernkr. Oberschw. ; ;
Nyberg, Birgittenkl.
2, 306, 34
;
Grothausmann, a. a. O.
60, 29
;
Qu. Brassó
5, 458, 12
;
2.
eine türkische Goldmünze.

Belegblock:

Engel, Rats-Chron. Würzb.
260, 15
(
nobd.
, Hs.
M. 17. Jh.
):
umb 1 heller, den nent man den Türckhen.
Matzel u. a., Spmal. dt. Wortschatz.
1989, 313
.