sturm,
der
;
-(e)s/-e
+ Uml.;
die Ansätze 1 bis 4 des Bedeutungsfeldes betreffen eher in der Möglichkeit des Menschen liegende Gegebenheiten; 5 ist auf Naturgewalten bezogen.
1.
›Kampf, militärische Auseinandersetzung, Schlacht, wie sie aufgrund herrscherlicher Zielsetzungen zwischen größeren bewaffneten Verbänden nach einer gewissen Ordnung ausgeführt und gewonnen, verloren werden oder unentschieden ausgehen kann‹; innerhalb dieses Rahmens steht ›Sturmangriff‹ im Mittelpunkt; in Einzelfällen begegnen folgende tropische Verwendungen (meist metonymischer Art): ›Zweikampf‹; ›den
sturm
ausführende Einheit‹; ›Kampf mit Tieren‹; ›verbale Auseinandersetzung‹; ›Sturmbanner‹; ›Kopfschmuck der Streittiere‹; offen zu 2.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):  11,  3,  2, ,  3,
1
 2, ,  1, I, 2.
Syntagmen:
den / einen s. anlaufen / anstellen / antreten / erobern / haben / tun / verlieren / gewinnen / behalten / beheben, gehen lassen
›den Landsturm aufbieten‹,
die würme stürme fechten, j. jm. den s. aberhalten
;
der s. ergehen, sich erheben, ängstlich werden, einen turn zerstören
;
der stürme
(Gen.obj.)
mit gewürme, rittern tun, sich eines sturmes beraten, des sturmes warten
;
an den s. treten, etw. mit einem s. zu handen nemen, einem ort mit stürmen zusetzen, jn. mit s. erwischen, eine burg / stat, ein dorf / schlos mit s. anwenden / gewinnen / erobern, einer burg mit s. zutreten, zu sturme gehen, sich zum s. rüsten, zum s. laufen / treten, eine stat zum s. schiessen
›sturmreif schießen‹,
jn. zum s. stellen, die rosse zu s. fassen, feindlich mit jm. zu s. gehen, es komt zum s
.;
der freise / grausame / heftige / schwere s
.;
der s. der kriegsleute, der welt, an ein schlos, stürme
›Kopfschmuck‹
auf den rossen
;
das stabschlingen zum s
.
Wortbildungen:
(auch zu
stürmen
1 stellbar):
sturmbanner
(Gw zu  1; dazu bdv.: ), ˹
sturmbaum
,
sturmblok
,
sturmbok
˺ ›schwerer Balken, Baumstamm oder technisches Gerüst zum Brechen / Einrennen von Festungsteilen‹,
sturmbühel
›Schamhügel‹ (Bw ütr.; dazu bdv.: vgl.
1
 5),
sturmdach
›Raumgebilde, dessen Abdeckung aus Reisig, Häuten, Leder besteht und von dem aus die
kriegsleute
den Angriff ausführen‹ (zum Gw vgl.  12),
sturmgabel
ein zweizinkiges einfaches Sturmgerät,
˹sturmgeit
›kampfbegierig‹ (Gw zu  1),
sturmhart
›kampferprobt‹˺ (jeweils schmückendes Beiwort),
sturmgezauwe
›Sturmgerät‹ (unspezifisch; Gw zu  1),
sturmhake
ein einfaches Sturmgerät,
sturm|
1
katze
ein kleiner Schild (zum Gw vgl.
1
 2; dazu bdv.: , ),
sturmmässig
›sturmreif geschossen, erstürmbar‹,
sturmpflegel
eine Schlagwaffe (a. 1644),
sturmreich
schmückendes Beiwort,
sturms
›im Sturm‹,
sturmsold
›Soldzulage bei der Erstürmung eines Angriffszieles‹ (16. Jh.),
sturmtartsche
(Gw zu ),
sturmwort
›aggressiver, beleidigender Ausdruck‹ (auch zu 4 stellbar; dazu bdv.: vgl. ).

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Und wirt ein sturm als engestlich | Daz nie sturm engestlicher wart.
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
er [Diwanis] richte zû mit drouwe | al sin sturmgezouwe.
Ziesemer, Marienb. Ämterb.
2, 17
(
preuß.
,
1391
):
do wart im geentwort diz nachgeschrebene harnasch: 17 hundeskogelen, item 3 bruste, item 130 rennetartschen, item 80 stormtartschen.
Ders., Gr. Ämterb.
485, 5
(
preuß.
,
1432
):
2 tonnen pulver. item 7 yseren stormgabeln.
Ebd.
617, 24
(
1415
):
Geschos: 5 steynbuchsen, 12 lothbuchsen, 5 schog steyne gros, 8 stormtarczen.
Luther. Hl. Schrifft.
1. Makk. 5, 51
(
Wittenb.
1545
):
das das Kriegsuolck eine Ordnung machen solt / vnd den Sturm anlauffen.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
drierlei worme, | di mit vorgift vechten storme: | aspis tyr und basiliscus.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
,
3. Dr. 14. Jh.
, Hs.
2. H. 16. Jh.
):
der vorgenante Cone ging selber mit den von Limpurg [...] vigentlichen zu storme.
Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
ind
[die
heuftlude
]
hadden vort mit stichleideren, nachen mit oever die wier zo vaeren ind donrebussen ind sturmegezuich, dat floß mit zo sturmen.
Ebd. (
Köln
1499
):
Jn dem selven jair wonnen die Brabender Bilsen sturms.
Karnein, Salm. u. Morolf
758, 2
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
Morolff und der Surian | die hettent einen sturm freißan.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Mit sturme sie irwischten | Ouch den kunic Joachym.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
Do liess her füer yn die stat schiessen [...] unde tradt der burgk zu mit storme unde gewan sie.
Anderson u. a., Flugschrr.
5, 4, 32
([
Zwickau
]
1524
):
den andern durch ware lieb vnderweysen vñ leren / nit mit gryßgrammen / mit sturm worten / mit aufsaͤtzigen spotworten.
Neubauer, Kriegsb. Seldeneck
68, 16
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
stabschlingen [...], damit man stein werff; das jst zum sturm, auch jme schlagen wider roß vnnd man, vast gut.
Gille u. a., M. Beheim
453, 1993
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Mit fraisamer grauslicher furm | und ungestüm sie zw dem sturm | Und an die mauren traten.
Voc. Teut.-Lat.
aa vijr
(
Nürnb.
1482
):
Renneschilt. antile odʼ sturmkatz. oder puckler.
Ebd.
ff vr
:
Sturmkatze. antile. [...]. Sturm. insultʼ [...] bespottung odʼ anfallũg mit worten.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
Zu dem Sturm wir gestellet send. | Iedoch die Lieb uns vberwind.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Jesus, din nam ein starker turn, | den nit zerstoͤret enkeiner sturn.
Roder, Hugs Vill. Chron. (
önalem.
,
1519
):
do lies herzog Uorich den stuͦm in sinem land allenthalben gon dermauß, das so vil lutt zŭsamen komend, das [...].
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Hector der sturm hertte | Ward unmassen gemaitt.
Nun han ich [Marcuss] der stürme | Mitt vil dem gewürme | Geton und och mit rittern, | Daz ich kampff so bittern | Noch nie under stünd.
Durch mine liben frowen gütt | Wil ich dich sturm giten man | Vor dem kaisser bestan.
Der edel sturm riche man | Ilte aber für bas in den tan.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
ubergab er der Eidgnossen hopluͤten [...] dise fuͤrstliche gab, namlich [...] ein kostlichen, roten, sidinen herzogshuͦt mit guldinem knopf und vehem sturm, und uf dem sturm des heiligen geists tuben, mit gold und perlin gestikt.
Maaler (
Zürich
1561
):
Sturm (der) Das anrennen / stürmen / anfallen. [...]. Jm ersten Sturm oder ansprung. [...]. Sturmbaum (der) Sturmblock. Aries. Sturmbühel od der scham. Pecten. Sturmhacken (der) Falx. [...]. Ein Sturmtach / Was vor zeyten ein kriegßrüstung von hurden geflochten / vnd mit heuten oder laͤder überzogen darunder die kriegsleüt an sturm fuͦrend.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
516
(
Genf
1636
):
Sturm der Kriegsleuthe / wann sie einen anfall an ein Statt thun.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1378
):
im legt man daz sturmpanier des richs und sein rennschilt.
Ebd. (Hs.
16. Jh.
):
zu im
[dem Kaiser]
legt man das sturmpaner des reichs und sein rennschilt.
Ebd. (
um 1530
):
alle leichte harnesch mit armzeug und ringen settlen und stirm auf den rossen, alle gancz gleich.
Baumann, Bauernkr. Oberschw. (
schwäb.
,
v. 1542
):
Darnach send sy fur ayn andre veste statt gezogen, [...], vnd die zum sturm geschossen.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
tetten die Turckhen ainen hafftigen sturben an dem geschloss.
Daran verloss er zwen sturm, den dritten gewanng er.
und liess von erst das gschlos vast niderschiessen, das die stat davon sturmmassig wuerd.
Panzer, Merlin Füetrers
100, 4
(
moobd.
,
1473
/
8
):
ains sturms man sich do zu hannde periet.
Wyss, a. a. O. ; ;
Kurz, Waldis. Esopus ;
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
131, 13, 26
;
Neubauer, a. a. O.
76, 5
;
25
;
Gille u. a., a. a. O.
113, 12
;
v. Keller, a. a. O. ;
v. Birken. Erzh. Österreich ;
Koppitz, a. a. O. ; ;
Adrian, Saelden Hort
6470
;
Rennefahrt, Recht Laupen ;
Baumann, a. a. O. ;
Vgl. ferner s. v. ,  8,  4,  5,  1, (V.) 13, (V.) 7.
2.
›Alarm, der bei Gefahr von außen, bei inneren Unruhen, Feuersbrünsten u. Ä. durch Anschlagen der
turmglocke
bekannt gegeben wird‹; das Spektrum der Anlässe ist gegenüber demjenigen von
sturm
(
der
) 1 deutlich enger.
Phraseme:
sturm läuten / schlagen
.
Bedeutungsverwandte:
.
Syntagmen:
s. blasen / hören, über jn. läuten, s. über feuer schlagen
;
der s. angehen
.
Wortbildungen:
sturmläuten
,
sturmstreich
.

Belegblock:

v. Keller, Amadis (
Frankf.
1571
):
dieser liesse nun gleich, so bald er jn kommen sahe, Sturm schlagen.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
90, 30
(
nobd.
,
sp. 15. Jh.
):
so einer hort sturm oder suenst einen onschlack, so sol einer von stundt an fur den kirchoff fugen.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
So eym ein hauß unwissent print | [...] | Sturm lewten, plasen, groß geschrey, | [...] | Geschicht gancz unbesunnen.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
am pfingstag zu morgens, als man das Ave Marie gelewt, hett man auch sturm gelewt uber die pundischen.
Jörg, Salat. Reformationschr.
288, 22
(
halem.
,
1534
/
5
):
wenn ein sturmm angang / so werdend die usserthalb der Ejgnoschaft ouch dero von Zürch lüt [...] all uf prechen / und ein solich volk zuͦ samen kon.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1524
):
man hat kein sturm geleut, ist still zuͦgangen, ehe man von der predig gangen.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 113, 18
(
schwäb.
,
1554
):
ob man sturm schlieg und es nit im dorf brönne, so soll [...].
Ebd.
535, 14
(
1705
):
[wan] fewr aufgienge, [...] oder sturm darüber geschlagen wurde, solle [...].
Ebd.
671, 47
;
807, 22
;
Müller, Nördl. Stadtr. ; .
3.
›soziale Unruhe, Erregung, Aufruhr, Volksauflauf‹; als Metonymie: ›den Auflauf anführender Trupp‹.
Bedeutungsverwandte:
 1,  2,  2,  1, ,  1, ; zur Metonymie: .
Gegensätze:
.
Syntagmen:
den s. (die scharwacht) füren
;
ein s. kommen
;
j. in den tempel als in einen s. gehen, sich mit dem s. fürweisen lassen
;
der grosse s
.

Belegblock:

Luther, WA (
1544
):
er brennet, der liebe HErr, [...], und also hinein in den Tempel gehet, als in einen sturm.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Judas vor tag sich fru auff macht | Zu furen die grausam scharwacht, | Latern, schaub, fackeln warn besacht, | Den sturm furt er mit grossem pracht.
Voc. Teut.-Lat.
ff vr
(
Nürnb.
1482
):
Sturm odʼ poldrunge. impetus.
Jörg, Salat. Reformationschr.
292, 4
(
halem.
,
1534
/
5
):
wann allso ein ufruͤr / enboͤrung / oder ein sturmm kaͤme / davor gott sig / wes wir uns zuͦ jnen
[der
orte
]
versechen und getroͤsten sottend.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1640
):
bey Stürm, Störeyen, Ufläufen soll jederman sich behutsamb halten, scheiden, friden und sich niemands partheyen an zweyfache Buoß.
Ebd. (
1562
/
4
):
wo brunsten, stürm [...] sich zuͦtrüegen, das nit menigklich zuͦ den selben loufe, sonder nach anzal des volcks etlich manns personen in hus und hof lassen pliben.
Donalies, Augsb. Bibelhs.
72, 2
(
oschwäb.
,
v. 1350
):
do aber pilatus sach daz ez nihtes / niht frvmet. svnder der stvrm
[
Beheim
1343:
geschrei
;
Mentel
1466:
wuff
; Var. 1475
1
:
aufflauf
; nd. Bibel um 1478:
geruchte
;
Froschauer
1530:
aufruͦr
;
Luther
1545, Mt. 27, 24:
getümel
]
ie / grozzer wart. do [...].
Klein, Oswald
111, 127
(
oobd.
,
1436
):
Mit grossem sturm | und ungefügem heulen, schawren / brausen | liess sich der küng [...] | [...] | gedultiklich recht als ein lamp | Pilato smächlich wider weisen für.
4.
›von
sturm
(
der
) 1 (auch 5) her metaphorisierter extremer innerer Unruhezustand des Menschen sowie Gottes‹ (Letzteres seltener); im Einzelnen: ›Zorn, Wut Gottes über den Menschen‹; ›Wutanfall, innere Unruhe, Zerrissenheit des Menschen‹; ›Macht, Kraft, übervernünftige,
weiselose
Heftigkeit der
minne
4‹; ›mit
gebrechlichkeit
1; 2,
verrüklichkeit, vergiftung
synonymisierter Widerstand des Menschen gegen den Willen Gottes‹; ›Todesnöte, Todesängste, Todeskampf des Menschen‹; ›Anfall von Hunger‹; ›unkontrollierte Schnelligkeit bei der Aussprache von Lauten‹; vereinzelt mit bedeutungstragendem genitivus explicativus, z. B.
sturm des lasters
.
Meist Texte der Sinnwelt ‚Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):  1,  12, (
der
23, , , , , , , , , , , , .
Gegensätze:
; vgl.  1.
Syntagmen:
j. einen s. leiden, den s. behalten / tun
›den Todeskampf (
todsprung
) vollziehen‹;
der / ein s
. [wohin]
springen, scharf fliegen, von etw. erkült werden, der s. des herren auf dem haupte der bösen ruhen
;
einem s. folgen, den stürmen wiederstreben
;
die biene nicht in s. ausfaren, in einem s. zwei geiste streiten, der glaube mit einem s. eingegossen werden, sich von einem s. entziehen / verbergen, sich vor dem s. hüten
;
der s. der minne / von minnen, der s. der vermaledeiung, des hungers / lasters, inwendiger gedanken
;
der grosse s
.
Wortbildungen
sturmwütig
›jäh, ungerichtet‹ (dazu bdv.: ).

Belegblock:

Ziesemer, Proph. Cranc. Jer.
30, 23
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
der sturm
[
Mentel
1466:
tobheit
; nd. Bibel um 1478:
sturmwint
;
Froschauer
1530:
vngestüm waͤtter
;
Luther
1545:
Wetter
]
des herren, der uzdringede zorn, das vallinde ungewittir wirt ruyn uf dem houbte der bosin.
Ebd. Kl. Jer.
5, 10
:
unse hut ist gebrant als eyn bacovyn von dem sturme des hungirs
[
Mentel
1466 /
Eck
1537:
vngewitters des hungers
;
Luther
1545:
für dem grewlichen Hunger
].
Luther, WA (
1520
/
1
):
wie der glawb vnnd gnad mit eynem grossen sturm wirtt eyngossen.
Es ist yhr woll nott geweßen, das sie wider solch geschutz tzukunfftiger vormaledeyung gesterckt [...] wurd [...], dieweyll sie alleyn hatt sollen tragen unnd leyden ynn yhrer seelen solchen grossen sturm der vormaledeyung yhrs kinds.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1563
):
So bald hinfalt ein zorn, sein da | tausend brausend mehr sturn hernah, | Den du mußt widerstreben.
Jahr, H. v. Mügeln
1596
(
omd.
, Hs.
1463
):
unwegelich recht sam ein turm | ich ste: von wanne das der sturm | des lasters flügt mit winde scharf.
Strauch, Par. anime int.
82, 16
(
thür.
,
14. Jh.
):
inzuch und forbirc dich fon deme storme innewendigir gedenke, di auch unruwe machin in der sele nature.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
7, 39
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
schol der mensch erkennen die geprechikeit des innern menschen, das ist die verrucklikeit in der sele, das ist die angeporn geprechlikeit, [...], dadurch die pant und die aynigung der obersten krefft unter got und der nydern unter der vernunft czuprochen sein und [...] mit sturm sich neygent [...] wider das wolgefallen des gotlichen willen.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
sich fúr dich das du die nature nút mit dinen uswendigen ufsetzen enverderbest, wenne die minne ir werk súlle wúrken, das du ir denne út entwichen dúrfest. du múgist ir denne gevolgen in irme sturme und in ir uswúrklicheit.
Strauch, Schürebrand (
els.
,
E. 14. Jh.
):
liebe junge clorerin, getruwent gotte in allem widerwertigem getrenge one alle sturmwuͤtige angestbere ungelossenheit.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
2, 400
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
sv́ [bine] vert vs nút in sturme, mer in stiller gesassekeit.
Ders., Ruusbr. steen
953
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
in disem sturm von minnen sint vnser werg v́ber vernvnft vnd wiselos.
Ebd.
632
:
So get der mensche vs vnd vindet sich arm, ellendig, gelassen. Hie wurt aller sturm vnd wuͤte, grit vnd vngebeitikeit von minnen erkuͤlet.
Ebd.
1431
:
IN disem sturme von minnen stritent zwene geiste, der geist gottes vnd vnser geist.
Lemmer, Brant. Narrensch.
85, 34
(
Basel
1494
):
Dann wellen er [dot] begrifft / vnd schütt | [...] | Den lert er gar eyn seltzen sprüng | Den ich billich den dotsprung heiß | Das eym vß dringt kalt / grym / vñ schweiß | Vñ streckt / vñ krymbt sich / wie ein wurm | Dann do duͦt man den rechten sturm.
Baumann, Bauernkr. Oberschw. (
schwäb.
,
v. 1542
):
gott welle, das er am letzsten seines absterbes den kampf und sturm wider seinen feint ach behalten hab.
Kohler, Ickelsamer. Gram. (wohl ˹
Augsb.
1. Dr. 16. Jh.
˺):
Wa man aber behend vnd gleich mit ainem gewalt vnd sturm über den laut auff den mitstymmer springt [...].
Pleuser, Leid b. Tauler.
1967, 170
f. (mit Belegen für
sturm
als Metapher für „innere Bedrängnis“).
5.
›starke bis zerstörerische Bewegung der Elemente Luft, Wasser, Erde; starker Wind, heftiges Gewitter; Wasserflut; erdbebenähnliches Getöse‹; in einer Reihe von Belegen überlagern sich die Elemente.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ‚Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld): (
der
), , , (jeweils mit Bezug auf die Luftbewegung); , ,  1 (mit Bezug auf das Getöse), (mit Bezug auf die Wasserbewegung).
Syntagmen:
einen s. hören
;
˹ein s. werden, dem himmel (nicht) nahe kommen
;
der mensch sich mit s. wieder etw. neigen, der wind viel des landes mit s. einwaschen
;
der s. aus osten
,
sturmes band
(hier gen. explicativus),
sturmes macht, das ungewitter des sturmes
˺ (jeweils zur Luftbewegung);
˹der s. mit geprassel durchbrechen
;
der anker das schif an dem s. enthalten
;
der s. des flusses / meres
;
der grosse s.
˺ (mit Bezug auf die Wasserbewegung);
einen s. hören
(mit Bezug auf ‚Getöse‘).
Wortbildungen:
sturmteufel
›als
teufel
1 metaphorisierter Sturm‹,
sturmwag
›Wasserwoge‹,
sturmwasser
1 ›schnell fließendes Wasser‹ (dazu bdv.: ); 2 ›Wasserstrudel‹ (dazu bdv.: ).

Belegblock:

Boon, St. Prätorius
53, 24
(
Ülzen
1579
):
das solchs auch der getrewe Gott nicht sollte bey Tuͦrckē vnd Moschowitern / ja wider alle lebendige Stormteufel aus der Hellen thun koͤnnen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
639, 4152
(
Magdeb.
1608
):
wenn das Eyß mit einem Knall / | Jm grossen sturm birst vberall / | Vnd mit eim geprassel durchbricht.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
si helt di sele also ein ankor | daz schif an dem storme enthaldet.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
‚der sturm des vluzzes ervröuwet mîne stat‘, daz ist mîne sêle.
Ders., Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
dar umbe enmac kein regen noch wint noch allerleie stürme noch ungewitter von unden dem himel sô nâhe komen, daz [...].
Jan.-Off.
25, 41
(
rib.
,
um 1400
):
Here bekere
[Vorlage:
Converte
]
vnse geuancknisse als die sturmen die wasser in dem wimde.
Feudel, Evangelistar
1, 3
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
in den ertrichen gedrenge der geslechte von dem sturme des luttenden meres unde der wazzere.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Stroͮwen wil ich ir uppe | Als der wint ein gestuppe | Tut, von rechtes sturmes macht.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
55, 26
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
in den Landin was ich Marcus, eyn dichter disis buchis, eyn monde durch des sturmis ungewittir in dem mere.
Ebd.
58, 18
:
wen der nordin wint mit syme sturme unde des meris irgysunge hot des landis vil ingewaschin.
Gille u. a., M. Beheim
447, 183
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Zum driten er [Alexander] | die sturm wag walt gelegen | und die vertunnen auff dem mer.
Voc. Teut.-Lat.
ff vv
(
Nürnb.
1482
):
Sturm im wasser wassersturm vnne
[wohl:
unde
]
odʼ welle im wasser.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
als ungewitter wirt und wint und sturm, so vallent si [oͤphel] ab, und fint man das sie ze mole vol wúrme sint.
Maaler (
Zürich
1561
):
Der Sturm oder vngestuͤmigkeit auff dẽ wasser / Die windsbraut.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
516
(
Genf
1636
):
Sturm [...]. Die Macht vnd gewalt des windes [...], Tempestas.
Klein, Oswald
18, 26
(
oobd.
,
1416
):
Ich hab umbfarn insel und arm, manig land, | auff scheffen gross, der ich genos von sturmes band.
Ebd.
20, 16
(
1415
):
Den sturm erhort ain freulin zart, | do es mit armes banden hart | mit liebem lust verslossen ward.
Schmitt, Ordo rerum
25, 27
(
oobd.
,
1468
):
stuerm videlicet aqua que valde impetuose et recenter currit vel locus vbi aqua per circuitem ipsius immergit quicquid capere potest proprie werfel [...] sturmwasser.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
108, 23
(
tir.
,
1464
):
da hörten si ain grossen sturm vnd vngestüemikchait in der chirchen vnd das gros seüsen von dem schnellen leüten der glocken, vnd si westen nicht, was das was.