1
stupfel,
1
stoppel,
die
;
–/-n
, auch
;
meist als
pl. t.
gebraucht;
zur Etymologie s.
Kluge/S.
2002, 387
.
›Stoppel (des abgeernteten Getreidefeldes)‹; teils als Synekdoche mit Tendenz zu: ›Stroh‹ sowie zu: ›Stoppelfeld, in den Stoppeln liegende Getreidefläche‹; ütr. (vereinzelt) auch: ›abgeernteter Weinberg‹;
stupfeln
werden in den Belegen unter folgenden Aspekten angesprochen: ihrer relativen Wertlosigkeit, ihrer dennoch vorhandenen Nutzbarkeit für Düngezwecke, ihrer Feuergefährlichkeit, ihres Gebrauches für die Herbstweide (von Schafen).
Phraseme:
jn. in die stüpfeln schlagen
›jn unbeachtet lassen‹;
so nütze sein als der regen, der stupfeln rürt
›so nützlich sein wie der Regen, der zu spät kommt‹; ähnlich:
so recht, wie der donner in die stupfeln komt
.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld): , (
das
1, , , ,  1, , .
Syntagmen:
die stupfeln besuchen / anzünden / umackern
(zu Dungzwecken),
stupfeln auf ein fundament bauen, des feuers brunst die stupfeln verburnen
;
got einer s. schar legen
[Zusammenhang: ›jn. so behandeln wie die Pflugschar ein Stoppelfeld‹];
ein feld in den stupfeln liegen, feuer in den stupfeln hitzig sein, j. (nicht) in die stupfeln faren / treiben,
[Rüben]
in die stupfeln
säen,
ein feuer mit stupfeln leschen
;
die stupfeln des feldes
;
die dürren / grünen stupfeln
.
Wortbildungen:
stupfelacker
,
stupfelbere
,
stupfelfaren
wohl ›Stroh fahren‹,
stupfelgans
(a. 1554; zum Verständnis vgl. ),
stupfelhalm
›einzelner Stoppelhalm‹ (offensichtlich auch für Schreibzwecke genutzt; dazu bdv.: ),
stupfeln
›Ertragsreste eines abgeernteten Grundstückes (z. B. Ähren) sammeln‹; speziell: ›(Ähren) lesen‹ (dazu bdv.: ),
stupfelvogt
wohl ›Leuteschinder‹ (dazu bdv.: , ; motivationeller Bezug auf
stupfel
unsicher),
stupfelwein
,
stupfler
(dazu bdv.: , ).

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Festuca. Agel stupffel spreiß.
Kochendörffer, Tilo v. Kulm (
preuß.
,
1331
):
wer uf den vullemunt, | Daz ist des gelouben grunt, | Bwet holcz, heu, stuppel, stro | [...] | Di muzen kummer dolen.
Ziesemer, Proph. Cranc Vorr. Jes.
5, 24
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
als dez vures zunge vrizzet und di brunst des vlammen vorburnet die stuppeln, also wirt [...].
Kollnig, Weist. Schriesh.
105, 32
(
rhfrk.
,
1569
):
die schäfer sollen nicht fahren nach dem schnitt in die stupfel vierzehen tag.
Ebd.
113, 40
(
1595
):
damit das schaafviehe den trieb [...] in das undere Newenheimer feld, [...], haben kan und mag, so es im praag oder stupfeln ligt.
Brinkmann, Bad. Weist. (
rhfrk.
,
1659
):
nach eingetaner ernde aber, und so der stupfel vorhanden, ist den undertanen ein tag zwen mit ihren vieh vorzufahren vergünstiget worden.
Schmidt, Frankf. Zunfturk. (
hess.
,
1577
):
gepiettendt, daz alle die jhenigen, so mit iren pferden und geschirren stüpfel faren [...] sich des stüpffelfarens gentzlich enthalten sollen.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Der rath, welch nach der that geschicht, | Der ist so nuͤtz, wie ich bericht, | Als der Regen, der stuͤpffel ruͤrt.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Du vares unde leges schar | Eyner durren stuppeln zwar.
Hoffmann, Würzb. Polizeisätze
106, 73, 1
(
nobd.
,
v. 1350
):
Swer auch daran erwischet wirt, der git 5 ß ₰. Hat er der niht, so sol man [...] den stupfelwıͤn tragen in unsers herren buttigel. [...] Swer stupffelbere oder stupfelwıͤn kauffet oder stupfeler heltet oder kaufet, der git unserm herren 1 ℔ ₰.
Ebd.
129, 43
(
1460
):
das die metzler, [...], ir vihe [...] uff kein wisen, garten, [...], nach uff kein erbe, das man in hege haben wil, treiben sullen, doch uff stupfelecker, dorauff und dorumb das getreyde abgesniten, aufgepunten und hinweggefurt were.
Ebd.
140, 8
(
1470
):
dem hofschultheissen sollen sie rugen alle, die do pfele loßen, dieweyl sein nachtpawer den wein noch neben yme hat steen, auch die do stupfeln.
Schnurrer, Urk. Dinkelsb.
4, 882
(
nobd.
,
1447
):
Rüben, die „in die stupfeln“ gesät wurden.
Voc. Teut.-Lat.
cc viijr
(
Nürnb.
1482
):
Schreibfeder [...] stupffelhalm.
Ebd.
ff vv
:
Stupffel odʼ weisch odʼ kleinpawm paumlein. stipula culmus. [...]. Stupffeln odʼ eberauflesen. [...]. Stuppffer samler eberer.
Sachs (
Nürnb.
1562
):
als ob man leschen thu | Ein groß, gewältig brennent fewer | Mit holtz, stro, stuppel oder sprewer.
Fuchs, Murner. 4 Ketzer
3600
(˹wohl
Straßb.
˺
1509
):
Jch kam so recht zuͦ diser stundt, | Wie der dunder ind stupfflen kumpt.
Pfeiffer-Belli, Murner. Kl. Schrr.
8, 99, 20
(
Straßb.
1522
):
das dein fundament vndoͤglich sey / daruff du buwest holtz / hew vnd stupfflen als ob er sprech / das leichtlich zuͦ verbrennen ist.
Sudhoff, Paracelsus (
1531
/
5
):
er sagt aber ein gleichnus von den stupflen des felts, die das für verbrennt, und mögent nit erlösen keinem sin sel von flamen.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
so dú sunne ie schoner lúhtet, so man ie baz gesiht daz klain stúppelin, also ist es umb daz hertze.
Maaler (
Zürich
1561
):
Stupffel (die) Stipula, Culmus, Festuca. So überbleybt nach abgeschnittnen korn.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
516
(
Genf
1636
):
Stupffeln / zusammen lesen vnd suchen.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Sie
[eine
frawe
]
hat mich in dstupflen geschlagen.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1617
):
es sol zue erndzeiten, wann die stupfel verbotten, niemand darein treiben.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Ein Egyptischer Ziegeltrager / dz ist / der mit schwerer arbeit beladen ist [...] Aegyptische Fronvoͤgt / oder Stoppelvoͤgt / oder Amtsverwalter / so die vnderthanen mit newen laͤsten vnd tributen vbertreiben.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
[das feur] ist in ainem koln hitziger wann in dem strô oder in den stupfeln.
die pawläut sprechent, wenn man [...] die grüenen stupfeln umbacker [...], das tung den acker.
Brinkmann, a. a. O. ;
Vock u. a., Urk. Nördl.
2460
;
Österley, Steinhöwels Äsop ;
Schmitt, Ordo rerum
409, 33
;