streifen
I
V.;
zu
mhd.
streifen
›streifen, gleiten, ziehen‹
(),
2
streifen
›gleitend berühren‹
().
1.
›etw. von etw. anderem abstreifen, abziehen‹ (meist auf das Schinden größerer und das Abhäuten kleinerer Tiere bezogen); auch umgekehrt (selten): ›einer Unterlage etw. überziehen, überstreifen‹; teils ütr.: ›jn. ausnehmen, ausbeuten‹ (schwach belegt).
Bedeutungsverwandte:
,  1,  15,
1
 1,  1.
Syntagmen:
bäume s
. (z. B., um Harz zu gewinnen),
den fuchs / hasen / esel, die gans, das pferd / schaf, das laub s., den mantel über den kopf s., jm. die narrenkappe an den hals s
.;
sich ab einem pferd s
. ›beim Reiten in einem Astwerk hängen bleiben‹; subst.:
das streifen eine sünde sein
(ütr.);
das streifen im weingarten
›das Entfernen überschüssiger Schösslinge‹;
der vertrag des streifens
(von
flachs
; genaue Sache unklar; hierher?).
Wortbildungen:
streifband
wohl ›Schutzband bei Schmiedearbeiten‹ (a. 1465),
streifbere
›hin- und hergezogenes Netz zum Fischfang‹ (a. 1557; zum Gw s.
bere
1; ; dazu bdv.: vgl. ),
streifel
›Ehrabschneiderin, weibliche Person, die üble Nachrede betreibt‹ (dazu bdv.: ; die Motivation könnte sich aus ›jn. mit übler Nachrede überziehen‹ herleiten; vgl. s. v. ),
streifhose
›über ein anderes übergestreiftes Kleidungsstück (verschiedener Art; z. B. eine Art Stiefel, die Tunica)‹, ˹
streiftartsche
,
streiftasche
˺ ›leichter Schild zum Schutz der Oberschenkel‹ (s. ).

Belegblock:

Ziesemer, Gr. Ämterb.
121, 2
(
preuß.
,
1519
):
4 schwerdt, 7 kleynn tharzin, 3 grossin, 2 par streyfftarzin.
Volkmar (
Danzig
1596
):
ich scheele / schinde / streiffe.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
Bose striffel
[
Ebd.
10406:
cleffersse
]
und bose nachberynne | Also nennent sij yre nachberynne, | Umb das sij gerne ubel sprichet.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Nach meinem
[des
Esels
]
todt werd ich gegeben | Dem Schelmen schinder, der mich streufft, | Nach meiner Haut mein Herr denn laͤufft, | Die Gerbt er [...].
Man het wider mich
[Pferd]
gmacht ein Bundt, | Mich zu erwuͤrgen vnd zu streuffen, | Dem Gerber meine haut verkeuffen.
v. Groote, Muskatblut (
nobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
kund wir sy [genslin] recht bereuffen | die plumen von yrem ruck, | so wulden wir sie dan streuffen.
Sachs (
Nürnb.
1564
):
Und hat gestraifft dem jungen lappen | An seinen hals die narrenkappen.
Rennefahrt, Gebiet Bern (
halem.
,
1599
):
SchuR weisen die Amtleute an,
frömbde hartzer [...], die böüm streifendt und verderbend, denselben die verwisung unser landen zu betröüwen.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
513
(
Genf
1636
):
Streyffen/ Abziehen [...] Detrahere pellem. Einen Hasen / oder Fuchß (streyffen) [...]. Laub (streyffen). [...] streyffhose / die man vber andere anthut [...], Tunica. [...] streyffhosen / Tricqueheuse, Pero.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1569
):
Vertrag des
streifens und flachsröstens [...]kvon wegen deß gottshauß daselbst aigenthumblich habend vischwasser belangend deß straifens und flachßröstens halben irrung und spän erhalten, [...].
Auer, Stadtr. München (
moobd.
,
n. 1347
):
Die gesworn habent gesetzt, daz man hasen und aichhorn neur ainen tag sol vail haben under den paelgen, und fürbaz sol man sie gestraift vail haben.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
15.
/
16. Jh.
):
an sneiden und straifen in den weingarten geit man in
[den
hofstettern
]
zwen phening.
Zingerle, Inventare (
tir.
,
1479
):
i par straifftäschen.
2.
›unterschiedlich organisiert, mehr oder weniger ziellos, beutegierig plündernd, verwüstend herumstreifen, herumziehen‹; damit zugleich: ›plündern, stehlen; jn. bestehlen, berauben, erpressen; ein Land verwüsten‹; meist von militärischen Verbänden gesagt.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld): ,  13,
1
 2,  1,  4, ,  3,  1,  2,  1, , , .
Syntagmen:
j
. (z. B.
feibeuter, krabaten, kriegsleute, söldner, reiter
) / Gruppen (z. B.
die rotte / gruppe, das volk
)
s., j
. / eine Gruppe
fast / stark / ungeschiklich / hin und wieder / weit und breit
, [wo, wohin] (z. B.
am gestade, bis auf Wien
), [auf jn. hin] (z. B.
auf die von Schwyz, die Jsraeliter, die feinde, nach den feinden
)
s
.;
korn s
.;
die armen s
. ›bestehlen‹; als Part. Präs.:
der streifende hund
; subst.:
etw
. (Subj.)
am streifen geschehen
;
das streifen des feindes
.
Wortbildungen
streifbetler
›im Urteil der Zeit als Stromer, Vagabund bewertete / ausgegrenzte Person‹ (dazu bdv.:  2,  1, , )
streifecht
2 ›herumstreifend‹,
streifer
(dazu bdv.:  2),
streiferin
,
streifreise
›Streifzug, Plünderungszug‹ (a. 1468 f.; dazu bdv.: I, 1),
streifreuter
(a. 1509).

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Spoliare. Sackisieren plundern rauffen / streiffen rauben hinzucken [...] entziehen entfrembden [...] berauben emploͤssen.
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
sî lange stunde | [...] | [...] in der wûste streifin | einiz her, daz andre dar.
Und dô sî widir streiftin | und zu der vestin quâmin, | [...].
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
manig enger unbekanter weg, da er dur bramen und dorne sich streiffen muͦs.
v. Birken. Erzh. Österreich (
Nürnb.
1668
):
Ferner streiffte er bis gen Basel hinan / und dann fiele er ins Muͤnsterthal.
UB Zug
377, 4
(
halem.
,
1404
):
dz ein segense verlorn waz unn in etlichen ziten korn gestreiffet wart den lútten.
Maaler (
Zürich
1561
):
Streiffen [...], Distringere, Stringere. Am gstad anhin Streiffen / zeruͦr am gstad anhin faren. [...]. Streiffer. Vastator. Streifferin. Vastatrix. [...]. Streyffer / Roͤuber. Populator.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
513
(
Genf
1636
):
streyffen / Rauben / Beuten [...] Deuastare. Die Kriegsleute (streyffen) gewaltig.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
zoch er nach der Muer auff fur Sannd Petter [...] und strayfft allenthalben vast.
Leidinger, V. Arnpeck (
moobd.
,
v. 1495
):
in der zeit verderbten, plündreten di von Straubing, auch verprenten di dorfer [...]. in der zeit wurden [...] vil gefangen und geschäczt, [...]. das geschach als am strayfen.