strang,
1.
›Strang, Seil, stärkeres, aus Hanf oder vergleichbaren Materialien, vereinzelt aus Baumruten geflochtenes Band‹; extensional meist auf den Richtstrick beim Vollzug der Todesstrafe durch Erhängen bezogen, dann vereinzelte Metonymisierung in Richtung auf: ›Todesstrafe‹; im Einzelnen auch Bezug auf ein Schiffstau, auf eine Maßschnur, auf ein Zugseil von Arbeitstieren, auf Seile zum Zusammenbinden von Gegenständen, in 1 Beleg auf einen Gürtel; metonymisch auch Maßangabe für eine bestimmte Länge von Seilen; ütr. mit gen. explicativus etwa: ›strenge, zwingende Logik (der Vernunft)‹ (s. u. den Beleg Pyritz
).Phraseme:
es liegt also um den strang
›es verhält sich so mit dem Strang‹; kein wolf mag dem strang entrinnen
›kein Dieb (o. Ä.) kann dem Strick entrinnen‹; mit flam und strang
›aufs Härteste‹ (gleichsam ›mit Scheiterhaufen und Galgen‹; phonästhetische Formel).Syntagmen:
einen s. abhauen / lösen, j. einen s
. ›Gürtel‹ um den leib haben, den s. mit etw. verdienen, jm. einen s. an hand und fus binden, an den hals werfen
; die liebe sich als ein s. flechten
; der s. jm. bas behagen, danne [...], der minne s. jn. binden
; sich an einem s. erhängen, jn. an einen s. hängen, j. sein leben am s. enden, jm
. (dem Henker) auf s. ein einkommen gebüren
, ein seil mit 3 strängen machen, j. mit dem s. verderben, j. jn. mit dem s. hängen / richten / würgen, die kele mit einem s. beschliessen, etw. mit dem s. richten, etw. mit strängen an etw. binden, jn. mit dem s. vom leben zum tode füren / bringen, gegen jn. (gegen die todfeinde gottes) mit flam und s. forteilen
›vorgehen‹, jn. vom s. erlösen
, etw. zu einem strang machen, jn. zum s. verurteilen, den teufel mit strängen auf dem felde fangen
; der minne / vernunft, der ketten
(jeweils gen. explicativus) s
.; der hänfene s
.; ein fas vol stränge
, x stränge seile
; das seil mit strängen
; pro s
. [ein Betrag].Wortbildungen:
1
strängeln
Belegblock:
3 neybige kleyn und gros, item 3 selen mit strengen, item 3 czewme.
Der geringste teyl der diebe wird mit dem strange gehengt, Denn wenn man alle diebe hengen solt, [...], wo wolt man strick genug nemen? [...], es muͤsten alle guͤrtel und rymen zu strangen gemacht werden.
Fransiscus hatte nicht mehr Kleider denn einen boͤsen Rock / Vnd ein Niderkleid / Vnd ein strang vmb den Leib.
wann sie gegen die abgesagte Todtfeinde GOttes / solcher Gestalt mit Flamm vnd Strang fort eylen.
zuhant der waren minne strank | den selben bant in wisheit rich.
55gr. silen unde strenge zcu dem Sehe.
Er hatte eyn vas fol strengke, | dar mete wolde er sie alle hencke.
Vnd dohin geschloßen worden / das Vatter [...] mit dem Strang [...] soll Von leben Zum Todt bracht werden.
Fur war ich wolt auch meßen | Mit miner synne vernunft strank, | Ob uch die rede niht wurd zu lank.
Ebd.
4158
: Von dem do Citurelle saget, | Daz ir die strang
[der
lieb]
baz behaget, Und lieber waz dann allez daz guͦt, | Daz Artus het. Ainr in dem feur verdirbet, | genr mit dem strang, der mit dem swert. | dem andern wirt sein tot peschert | in dem wasser.
Darumb sol in disem fall der man mit dem strang vnd das weyb mit dem wasser vom leben zum todt gestrafft werden.
Die stegraif warn aus widen gepunden, | Mit strangen an den sattel gepunden.
als er sein leben an eim sayl oder strang endet / kam ein schertzrede auff / Nemlich / es hieng alhie nicht ein mensch / sonder ein weinflasch.
Die alt zauberin spricht: [...] | Zwo meiner uralten gespiln, | Wölln dich, teufel, mit strickn und strangen | Wol daussen in weitem veld fangen.
do von furkoͮfte er Cristum vmb die drisig phenninge, die er doch zuͦ iungest wider gap, do er ging vnd sich selber an einen strang erhing.
Ebd.
13
: Oͮch waz wirdig daz die kele vf der die stimme der fúrreterige was gangen beschlossen wirde mit eime strange.
zwúseul
.
vnd stricklin der haubt deck.
auff di haubtlin der zweiger seulen vnd zwei netzlin so daz sy bedackten die zwei strenglin [nd. Bibel um 1478:
lysten, 1522:
sele;
netzleEck
1537: ;
ReiffeLuther
1545, 1. Kön. 7, 41: ]
die da warent auff den houbten der seulen. do aufgieng der man gen osten der do hat ein strengel
[
messelineCranc
, M. 14. Jh.: ; Var. um 1475–1518 /
stricklinEck
1537: ; nd. Bibel um 1478:
line, 1522:
reyp;
richtschnuͦrWormser Proph.
1527: ;
richtschytFroschauer
1530: ;
MessschnurLuther
1545, Hes. 47, 3: ]
in seiner hand. Dann ja ein Scherge sonst kein ander Einkommens oder Renten hat, als was ihm auf Ruth, Schwerd vnd Strang [...] zum Vorauß mag gedeyen vnd gebühren.
der sol uff jedem lechen lassen ein drittendeil eins garnes, [...], und einen halben strangen seilen.
ist ze wússen, dz dz gotzhuß noch sin lenlút nieman in den sewen noch zúgen bekúmbren noch irren sol innrent zwoͤlf strangen seilen lang.
Strãgeln mit dem strang vmbbringen.
er warde, [...], nach ergangner urtel unverzogenlich mit dem strang gericht.
Dein lieb sich flichtet als ein stranch | Durch gotes lieb prait unde lanch.
liez man dw posen leben, | so naͤm ein anderr pild da neben | [...] | also leit ez um den stranch.
Ebd.
299, 27
: dem slecht man daz haupt ab | oder haecht in an ein stranch.
er dacht, der keten stranngen | er lösen wollt.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
483, 19
; Luther, WA ;
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
124, 10
; Merz, Urk. Lenzb.
124, 9
; Barack, a. a. O. ;
Rechn. Hermannst.
380, 4
; Voc. Teut.-Lat.
ff iiijr
; Rot
353
; Dalby, Lex. Mhg Hunt.
1965, 226/7
.‒
Vgl. ferner s. v. .2.
›schmales, strangartiges Grundstück, Acker-, Wiesen-, Weinbergstreifen‹; auch als Maßgabe gebraucht.Syntagmen:
2 stränge einen acker machen
; der s. im / zu
[+ Ortsangabe], der s. wiesen
; der kurze / lange s
.Belegblock:
ein strang zu Ober Eldig, oben und unden der her von Gronaw.
Lage der Äcker: 21
„Strangen“ im Feld
„zuͤsaker“.3.
›Arm eines Flusses; Meerbusen, Bucht‹.Belegblock:
Um Babylonie get sin
[des
Eufrates]
ganc | Und zu teilet sich in manigen stranc. man ist wol des vornemens gewest, das man den strank bis uff das Oisterwert sult zumachen.
und voirt in [vader] zo Lobeck up den Rin, ind dae deilt sich der Rin in zwei strenge.
Schib, H. Stockar
43, 14
.4.
›Strähne, einzelner Strang, Teil e. S.‹; speziell: ›Haarsträhne‹; tropisch: ›bestimmte Menge von Garnlagen‹ (s. dazu ); ›ein als strang
gedachter, konstitutiver Teil einer Glaubens- oder Moralgröße‹ (z. B. der 1; 2; 3; 4, , einiger Tugenden).Belegblock:
wann die spinnerin zehen strenglin bringt, so behalte si neun und gebe dem pfaffen einen zuͦm zehenden.
dat ingein ℔ garrins beneden 60 strenge halden in sal.
strengh garns, ist Arnß Peters frawen vor belonu(n)g als dienstmagt worden.
disse gulden snur oben unnd unden | ist mit dryen strengen zu samen gebunden, | das bedut: di heilige drivaldikeid | in eine kuscheid ist geleid.
Ebd.
3922
: di [magit] sich der geistlichkeid nymmet an, | di sal ir horn gewonden han | in dem orden van dryen strengen, | di sich nicht van einander lassen brengen, | das sint gehorsam, armut unnd kuscheid
(Zusammenhang: allegorische Deutung des Einhorns).
wasch trock muldẽ vñ blwl | Garnrocken haßpel stranck vnd klwel.
bereit er
[Seuse]
vorhin drie tag mit gebete ein kerzen der himelschen kindbeterin, und dú kerz was gewunden mit drin strangen also: (es folgen:
luterkeit, diemuͤtikeit, wirdekeit).
Vorarlb. Wb.
2, 1335
.5.
›Strahl einer hervorschießenden Flüssigkeit‹ (in den Belegen des Blutes, des Erbrechens); in 1 Beleg poetisch, s. u. den Kommentar zum Beleg Helm.
Belegblock:
[got] entseben siner gute swanc | uz rehter liebe vluzzes stranc, | Daz ist der waren minne tranc
(hier mit gen. explicativus, dieser ütr.).
Erst von im
[Bezug auf Christus]
schos | Mit strangen gros | Das plüt an allen enden, | Aüs füsen und aüs henden. So wolten die kint dann mit mir scherzen | Und gewunnen mir ie an ein rank, | Das wol einer ellen lank ein strank | Unter die kinder von mir schoß.
6.
›Strahl (der Sonne), strahlenförmige Erscheinung am Himmel im Lichte des Sonneneinfalls‹.Belegblock:
Wie die sonn mit irn lichten strangen, | Wenn sie zu morgens auff ist gangen, | Scheint an dem hohen himel klar.