strang,
der
;
-(e)s/-e
, auch
und
-en
+ Uml.;
2 bis 6 als tropisch (meist ütr.) zu 1 auffassbar.
1.
›Strang, Seil, stärkeres, aus Hanf oder vergleichbaren Materialien, vereinzelt aus Baumruten geflochtenes Band‹; extensional meist auf den Richtstrick beim Vollzug der Todesstrafe durch Erhängen bezogen, dann vereinzelte Metonymisierung in Richtung auf: ›Todesstrafe‹; im Einzelnen auch Bezug auf ein Schiffstau, auf eine Maßschnur, auf ein Zugseil von Arbeitstieren, auf Seile zum Zusammenbinden von Gegenständen, in 1 Beleg auf einen Gürtel; metonymisch auch Maßangabe für eine bestimmte Länge von Seilen; ütr. mit gen. explicativus etwa: ›strenge, zwingende Logik (der Vernunft)‹ (s. u. den Beleg
Pyritz
).
Phraseme:
es liegt also um den strang
›es verhält sich so mit dem Strang‹;
kein wolf mag dem strang entrinnen
›kein Dieb (o. Ä.) kann dem Strick entrinnen‹;
mit flam und strang
›aufs Härteste‹ (gleichsam ›mit Scheiterhaufen und Galgen‹; phonästhetische Formel).
Bedeutungsverwandte:
1
 81113, , , , ,
1
(
der
2,
1
 17913, ,  1, , .
Syntagmen:
einen s. abhauen / lösen, j. einen s
. ›Gürtel‹
um den leib haben, den s. mit etw. verdienen, jm. einen s. an hand und fus binden, an den hals werfen
;
die liebe sich als ein s. flechten
;
der s. jm. bas behagen, danne [...], der minne s. jn. binden
;
sich an einem s. erhängen, jn. an einen s. hängen, j. sein leben am s. enden, jm
. (dem Henker)
auf s. ein einkommen gebüren
,
ein seil mit 3 strängen machen, j. mit dem s. verderben, j. jn. mit dem s. hängen / richten / würgen, die kele mit einem s. beschliessen, etw. mit dem s. richten, etw. mit strängen an etw. binden, jn. mit dem s. vom leben zum tode füren / bringen, gegen jn. (gegen die todfeinde gottes) mit flam und s. forteilen
›vorgehen‹,
jn. vom s. erlösen
,
etw. zu einem strang machen, jn. zum s. verurteilen, den teufel mit strängen auf dem felde fangen
;
der minne / vernunft, der ketten
(jeweils gen. explicativus)
s
.;
der hänfene s
.;
ein fas vol stränge
,
x stränge seile
;
das seil mit strängen
;
pro s
. [ein Betrag].
Wortbildungen:
1
strängeln
›jn. hängen‹.

Belegblock:

Ziesemer, Marienb. Ämterb.
147, 25
(
preuß.
,
1410
):
3 neybige kleyn und gros, item 3 selen mit strengen, item 3 czewme.
Luther, WA (
1524
/
7
):
Der geringste teyl der diebe wird mit dem strange gehengt, Denn wenn man alle diebe hengen solt, [...], wo wolt man strick genug nemen? [...], es muͤsten alle guͤrtel und rymen zu strangen gemacht werden.
Alberus, Barf. (
Wittenb.
1542
):
Fransiscus hatte nicht mehr Kleider denn einen boͤsen Rock / Vnd ein Niderkleid / Vnd ein strang vmb den Leib.
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim. (
Frankf./M.
1649
):
wann sie gegen die abgesagte Todtfeinde GOttes / solcher Gestalt mit Flamm vnd Strang fort eylen.
Jahr, H. v. Mügeln
104
(
omd.
, Hs.
1463
):
zuhant der waren minne strank | den selben bant in wisheit rich.
Küther, UB Frauensee
213, 25
(
thür.
,
1441
):
55gr. silen unde strenge zcu dem Sehe.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Er hatte eyn vas fol strengke, | dar mete wolde er sie alle hencke.
Skála, Egerer Urgichtenb.
222, 4
(
nwböhm.
,
1577
):
Vnd dohin geschloßen worden / das Vatter [...] mit dem Strang [...] soll Von leben Zum Todt bracht werden.
Pyritz, Minneburg
1929
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Fur war ich wolt auch meßen | Mit miner synne vernunft strank, | Ob uch die rede niht wurd zu lank.
Ebd.
4158
:
Von dem do Citurelle saget, | Daz ir die strang
[der
lieb
]
baz behaget, Und lieber waz dann allez daz guͦt, | Daz Artus het.
Gille u. a., M. Beheim
173, 179
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Ainr in dem feur verdirbet, | genr mit dem strang, der mit dem swert. | dem andern wirt sein tot peschert | in dem wasser.
Kohler u. a., Bamb. Halsger. (
Bamb.
1507
):
Darumb sol in disem fall der man mit dem strang vnd das weyb mit dem wasser vom leben zum todt gestrafft werden.
Fastnachtsp. (
nürnb.
,
v. 1494
):
Die stegraif warn aus widen gepunden, | Mit strangen an den sattel gepunden.
Franck, Decl.
353, 20
(
Nürnb.
1531
):
als er sein leben an eim sayl oder strang endet / kam ein schertzrede auff / Nemlich / es hieng alhie nicht ein mensch / sonder ein weinflasch.
Sachs (
Nürnb.
1557
):
Die alt zauberin spricht: [...] | Zwo meiner uralten gespiln, | Wölln dich, teufel, mit strickn und strangen | Wol daussen in weitem veld fangen.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
218, 89
(
els.
,
1362
):
do von furkoͮfte er Cristum vmb die drisig phenninge, die er doch zuͦ iungest wider gap, do er ging vnd sich selber an einen strang erhing.
Ebd.
13
:
Oͮch waz wirdig daz die kele vf der die stimme der fúrreterige was gangen beschlossen wirde mit eime strange.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
zwúseul
.
vnd stricklin der haubt deck
.
auff di haubtlin der zweiger seulen vnd zwei netzlin so daz sy bedackten die zwei strenglin
[nd. Bibel um 1478:
lysten
, 1522:
sele
;
Eck
1537:
netzle
;
Luther
1545, 1. Kön. 7, 41:
Reiffe
]
die da warent auff den houbten der seulen.
do aufgieng der man gen osten der do hat ein strengel
[
Cranc
, M. 14. Jh.:
messeline
; Var. um 1475–1518 /
Eck
1537:
stricklin
; nd. Bibel um 1478:
line
, 1522:
reyp
;
Wormser Proph.
1527:
richtschnuͦr
;
Froschauer
1530:
richtschyt
;
Luther
1545, Hes. 47, 3:
Messschnur
]
in seiner hand.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
Dann ja ein Scherge sonst kein ander Einkommens oder Renten hat, als was ihm auf Ruth, Schwerd vnd Strang [...] zum Vorauß mag gedeyen vnd gebühren.
UB Zug
192, 32
(
halem.
,
1380
):
der sol uff jedem lechen lassen ein drittendeil eins garnes, [...], und einen halben strangen seilen.
Ebd.
516, 28
(
1413
):
ist ze wússen, dz dz gotzhuß noch sin lenlút nieman in den sewen noch zúgen bekúmbren noch irren sol innrent zwoͤlf strangen seilen lang.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
510
(
Genf
1636
):
Strãgeln mit dem strang vmbbringen.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
er warde, [...], nach ergangner urtel unverzogenlich mit dem strang gericht.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Dein lieb sich flichtet als ein stranch | Durch gotes lieb prait unde lanch.
Niewöhner, Teichner
139, 85
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
liez man dw posen leben, | so naͤm ein anderr pild da neben | [...] | also leit ez um den stranch.
Ebd.
299, 27
:
dem slecht man daz haupt ab | oder haecht in an ein stranch.
Weber, Füetrer. Poyt.
274, 3
(
moobd.
,
1478
/
84
):
er dacht, der keten stranngen | er lösen wollt.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
die reuter clagten und sagten, es möcht sich auch kain wolf in seinem land enthalten und dem strang entrinnen.
Joachim, Marienb. Tresslerb. ; ;
Ziesemer, Gr. Ämterb.
483, 19
;
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
124, 10
;
Froning, Alsf. Passionssp. ;
Kisch, Leipz. Schöffenspr. ;
Ermisch, Freib. Stadtr. ;
Rieder, St. Georg. Pred. ;
Merz, Urk. Lenzb.
124, 9
;
Barack, a. a. O. ;
Rechn. Kronstadt
1, 517, 37
;
2, 488, 8
;
3, 196, 43
;
Voc. Teut.-Lat.
ff iiijr
;
Rot
353
;
Dalby, Lex. Mhg Hunt.
1965, 226/7
.
Vgl. ferner s. v. .
2.
›schmales, strangartiges Grundstück, Acker-, Wiesen-, Weinbergstreifen‹; auch als Maßgabe gebraucht.
Syntagmen:
2 stränge einen acker machen
;
der s. im / zu
[+ Ortsangabe],
der s. wiesen
;
der kurze / lange s
.

Belegblock:

Loersch, Weist. Boppard (
mosfrk.
,
1526
):
ein strang zu Ober Eldig, oben und unden der her von Gronaw.
Hipper, Urk. St. Ulrich
92, 7
(
schwäb.
,
1343
):
Lage der Äcker: 21
„Strangen“
im Feld
„zuͤsaker“.
Kläui, Schweiz. Urbare
2, 308, 11
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß .
3.
›Arm eines Flusses; Meerbusen, Bucht‹.
Bedeutungsverwandte:
(
der
10.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Um Babylonie get sin
[des
Eufrates
]
ganc | Und zu teilet sich in manigen stranc.
Buch Weinsb. (
rib.
,
1575
):
man ist wol des vornemens gewest, das man den strank bis uff das Oisterwert sult zumachen.
Chron. Köln (
Köln
1499
):
und voirt in [vader] zo Lobeck up den Rin, ind dae deilt sich der Rin in zwei strenge.
Loersch, Weist. Boppard (
mosfrk.
,
1526
):
hinder Merttens haus ein strengelgen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Strang oder arm deß meers. [...]. Die Strangen deß meers vnd krümbe der gestaden.
Schib, H. Stockar
43, 14
.
4.
›Strähne, einzelner Strang, Teil e. S.‹; speziell: ›Haarsträhne‹; tropisch: ›bestimmte Menge von Garnlagen‹ (s. dazu ); ›ein als
strang
gedachter, konstitutiver Teil einer Glaubens- oder Moralgröße‹ (z. B. der  1234, , einiger Tugenden).
Bedeutungsverwandte:
1
 1,  1.

Belegblock:

Schade, Sat. u. Pasqu. (o. O.
1559
):
wann die spinnerin zehen strenglin bringt, so behalte si neun und gebe dem pfaffen einen zuͦm zehenden.
Loesch, Kölner Zunfturk. (
rib.
,
1370
/
1397
):
dat ingein ℔ garrins beneden 60 strenge halden in sal.
Struck, Joh. Pfannstiel
115, 12
(
mosfrk.
,
1565
):
strengh garns, ist Arnß Peters frawen vor belonu(n)g als dienstmagt worden.
Neumann, Rothe. Keuschh.
2882
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
disse gulden snur oben unnd unden | ist mit dryen strengen zu samen gebunden, | das bedut: di heilige drivaldikeid | in eine kuscheid ist geleid.
Ebd.
3922
:
di [magit] sich der geistlichkeid nymmet an, | di sal ir horn gewonden han | in dem orden van dryen strengen, | di sich nicht van einander lassen brengen, | das sint gehorsam, armut unnd kuscheid
(Zusammenhang: allegorische Deutung des Einhorns).
Hampe, Ged. v. Hausrat
3, 9, 8
(o. O.
um 1480
):
wasch trock muldẽ vñ blwl | Garnrocken haßpel stranck vnd klwel.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
bereit er
[Seuse]
vorhin drie tag mit gebete ein kerzen der himelschen kindbeterin, und dú kerz was gewunden mit drin strangen also:
(es folgen:
luterkeit, diemuͤtikeit, wirdekeit
).
Bartsch, Reinfrid (
halem.
, Hs.
14. Jh.
):
er sach ir hâres strengel | ein teil ouch dâ verirret.
Bartsch, a. a. O. ;
Vorarlb. Wb.
2, 1335
.
5.
›Strahl einer hervorschießenden Flüssigkeit‹ (in den Belegen des Blutes, des Erbrechens); in 1 Beleg poetisch, s. u. den Kommentar zum Beleg
Helm.

Belegblock:

Helm, Maccabäer (
omd.
/
nrddt.
, Hs.
A. 15. Jh.
):
[got] entseben siner gute swanc | uz rehter liebe vluzzes stranc, | Daz ist der waren minne tranc
(hier mit gen. explicativus, dieser ütr.).
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
1517
/
8
):
Erst von im
[Bezug auf Christus]
schos | Mit strangen gros | Das plüt an allen enden, | Aüs füsen und aüs henden.
Fastnachtsp. (
nürnb.
,
v. 1494
):
So wolten die kint dann mit mir scherzen | Und gewunnen mir ie an ein rank, | Das wol einer ellen lank ein strank | Unter die kinder von mir schoß.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
das dem Hutten, [...], ein groser strang bluets user dem leib were geloffen.
6.
›Strahl (der Sonne), strahlenförmige Erscheinung am Himmel im Lichte des Sonneneinfalls‹.

Belegblock:

Sachs (
Nürnb.
1562
):
Wie die sonn mit irn lichten strangen, | Wenn sie zu morgens auff ist gangen, | Scheint an dem hohen himel klar.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
Wir sehen auch oft, daz in den lüften lange strenge scheinent, sam strick umb und umb von der sunnen gên gegen der erden.