stral,
sträl,
strale,
sträle,
der / die
;
zu
ahd.
strâl
(
der/die
),
strâla
(
die
) (
Splett, Ahd. Wb.
1, 2, 946
),
mhd.
stræl
(
der
),
strâl
(
der
),
strâle
(
der/die
) (); die Einheit des Wortes ist fraglich; zur etymologischen Motivation hinsichtlich des Einbezuges von Ansatz 1 s.
Kluge/S.
2002, 888
;
zur möglichen Formengeschichte: .
1.
›Kamm‹ (als Alltagsgegenstand ohne besonderen Wert, teils als Zeichen für harten Zugriff fungierend).
Nahezu ausschließlich obd.
Phraseme:
den stral scheiden
›den Kamm abschwellen lassen‹ (ütr.);
bruch und stral nemen
›selbst das Letzte wegnehmen‹;
der stral geht oben über
›es geht hart zu‹.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):  1,
1
 1; vgl. .
Syntagmen:
den / einen s. machen / fürchten / hassen / verstehen, jm. einen s. geben
;
ein s
. (Subj.)
arg sein, die unreinigkeit abnemen
;
jn. mit dem s. büssen, das haupt mit dem s. strälen, mit dem s. läuse suchen, die locke nach dem s. flechten / bescheren, jn. über den s. bescheren
;
der alte / helfenbeinene / kleine s
.; als Genitivmetapher:
ane strales sitten
.
Wortbildungen
sträler
1 ›Zacken eines Kammes‹; 2 ›Kamm‹; 3 ›Kammmacher‹ (so vermutungsweise:
Bücher, Berufe Frankf.
1914, 124
; a. 1379); 4 ›scharfer Zahn, Schneidezahn‹ (dazu bdv.: ),
stralmacher
›Kammmacher‹ (a. 1567; dazu bdv.: vgl. ).

Belegblock:

Koeniger, Sendgerichte (
rhfrk.
,
16. Jh.
):
Ettlich [ketzersche] gehoren in das fuher, ettliche horen dem sendhern zu bussen mit der strele und scheren zeychen.
Gille u. a., M. Beheim
267, 10
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
ires hares loke, | hauben und zopf und ir gepend | Ist alles seiden gel als meines rapen swancz, | geflachten nach dem strele, | glat alz ain pesem reis.
Spanier, Murner. Narrenb.
45, 58
(
Straßb.
1512
):
Die prediger lusent ouch im grindt, | Wann sy zuͦ vil barmhertzig sindt | Vnd sagent vil, wie gott sy guͦtt, | Wie er dem menschen fründtlich thuͦt | Groß barmhertzigkeit vnd gnad; | Der strel nun oben über gadt. | Wa blybt dann gots gerechtigkeit?
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
ein Doͤchterlin, das steig uff ein Banck und wolt im [Vatter] Luͤß suͦchen uff dem Kopff mit dem Strel.
Ebd. (
Frankf.
1560
):
[ein Edelmann] gab dem Knecht einen Strel, der must fuͤr in stehen und ihm seinen langen Bart strelen.
Lemmer, Brant. Narrensch.
111, 83
(
Basel
1494
):
Eyn yeder luͦg / das er nit faͤl | Das jm nit blib der narren straͤl
(›der Kamm, mit dem die Narren durchgehechelt werden‹).
Major, Haussradt
A ijr, 12
(
Basel
1569
):
Ein rost vnd ein haͤl | Ein bürsten vnd ein straͤl.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
ane stræles sitten | [...] | Unzerstrobelt es
[das
har
]
doch lag.
Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
276, 21
(
halem.
,
1399
):
sunderlich seit man, daz etlich schifknecht, die daz guͦt fuͤrten, bruͤch und straͤl oͧch namen.
V. Anshelm. Berner Chron.
6, 35, 3
(
halem.
,
n. 1529
):
dan zwuͤschent Zuͤrich und den V Orten [...] war gar kein gedult noch verguͦt haben, sunders itel klag, truz uf truz, bis der ruch straͤl schied und den grind ebnet.
Maaler (
Zürich
1561
):
Straͤl / oder kamp (der) Pecten. Vber den Straͤl beschaͤren.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Ain hächeln gab der zäch, | Ain alten sträl der wäch.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
daz dreierlai zend sein: sagler oder stræler, als die naterzend [...], wann die sint scharf und stênd oben von ainander [...] sam die weiten zend an ainem stræl.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
843
(
oobd.
,
1607
/
11
):
1 schöner bainerner kamp oder strel mit vilen rubinlein in goldt gefasst.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
Do sach er in dem offen sarch auff dem heyligen gepain ein gar schoͤnen champpf ligen, er beger des und nam in zu im in seinen puͦsem haimleich. Derselbe champ oder straͤler irret in an seiner arbait des grabens.
Barack, Teufels Netz , Anm.;
Schnyder, a. a. O.
623, 50
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Bücher, Berufe Frankf.
1914, 124
.
2.
›Pfeil (das Geschoss)‹; auch: ›Pfeilzeichen (auf Waffen, Geschützen u. Ä.)‹; hierzu ütr.: ›Pfeil (der Lüge)‹; ›Fingerzeig, Hinweis‹ (s. u.
Perez
).
Bedeutungsverwandte
(bzw. Sachbereich): (
der
3,
1
 1,  1,  1,  1.
Syntagmen:
stralen machen / aufziehen (auf den bogen) / einziehen / anziehen, zwei sträle ineinander stecken, jm. x sträle schenken
;
der s. wunden machen, sich abschlagen
›aufprallen‹;
etw. als ein s. im herzen behaftet sein
;
mit einer sträle durch die brust schiessen, mit einem s. vergift[et]
[sein],
jn. mit stralen treffen, mit dem stral erschiessen, mit stralen auf das mer schiessen, ein bild mit einem stralen malen, die kugeln mit stralen zeichenen, j. von einem s. wund werden
;
der s. des feindes, auf dem bogen, der lügen, der narren
;
der aufgezogene / scharfe / feurene s
.;
die büchse mit einem s
.
Wortbildungen:
straleisen
›Spitze einer Lanze‹ (Gw zu ,
das
, 3).

Belegblock:

Ziesemer, Gr. Ämterb.
4, 13
(
preuß.
,
1379
):
1 silberyn kopp mit dem selbin czeichen und in der hanthabe mit 1 goldin strale.
Ebd.
92, 8
:
1800 schok pfeile, 1 komme vol stroͤle und bogen.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
8592
(
rib.
,
1444
):
Sij [Achtersprache] is scharper ind kan dieffer wunden machen | Dan eynche gleye off ander sachen, | Engeynre hande pijl noch scharpe straele.
Rueff, Rhein. Ostersp.
696
(
rhfrk.
,
M. 15. Jh.
):
dorch der grossen martel breit, | die Cristus am carfritag leit | von den judden alzumale! | daz ist uns recht als eyn strole | in unsern hertzen behafft.
Wunderlich, Fierrabr.
18, 34
(
Simmern
1533
):
so wil ich dich mit diesem Gere (das ist eyn wehr an eynem langen stab / mit eynem straleisen) den ich in handen hab toͤdlich verwunden.
Perez, Dietzin
1, 38, 27
(
Frankf.
1626
):
Wenn es [Papier] mit der Hand gezeichnet wer / so halt ich es fuͤr einen Strahl der jenigen Vhr / durch welche die verstaͤndige die hoffnung fuͤrbilden vnd zu verstehen geben.
Jahr, H. v. Mügeln
1881
(
omd.
, Hs.
1463
):
ir
[der
lügen
]
stral ist sam der slangen gift: | wo sie des menschen herze trift, | vor gott der stirbet sunder spar.
Eggers, Psalter
20, 4
(
thür.
,
1378
):
Wan dy sundere haben eren bogen gedenet; si haben gemachet stralen
[
Mentel
1466:
geschoß
;
Luther
1545, Ps. 11, 2:
Pfeile
]
in ere kochere.
Pyritz, Minneburg
2114
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Da von so tun sie molen | Min bilde mit eim strolen, | Wie ich den hab in einer hant | Und in der andern einen brant, | Durch zundet wol mit fure.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1440
/
50
):
zu ietlichem karn 20 pleikugeln, gezaichent mit 2 strolen.
Ebd. (
1449
/
50
):
daz erst zaichen auf der püchsen mit einem ganzen strol daz ist die notpüchs.
Voc. Teut.-Lat.
z iiijv
(
Nürnb.
1482
):
Poltz oder stral. catapulta.
Thiele, Minner. II,
13, 293
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
vergifft mit eynem stral, | ein wund gar selten heilt on streymen, masen, fleckenn.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Daz burg gesinde fraissan | Gegen in schïssen began | Mitt straullen vast uff daz mer.
Bremer, Voc. opt.
29042
(
halem.
,
1328f.
):
Cathapulta stral [...] est sagitta anterius habens ligneum nodum; uel pocius est sagitta cum acumine ferreo bipenni.
Baumann, Bauernkr. Oberschw. (
schwäb.
,
v. 1542
):
Ayner under ynen, der hett ain gespannen bogen, darauf ain stral, der schöß auf in ab [...], schlug sich der stral ab, [...] ward ain wenig wunt von dem stral neben zu.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
die [alten mauren] sein also geformiert gewest, als ob man zwen strell in ainandern gesteckt hett.
Bäumker, Geistl. Liederb. (
oobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Mein veint mich haben getroffen | mit stralen, tyeff geschossen.
Gereke, Seifrits Alex.
1419
(
oobd.
, Hs.
1466
):
Allexander nam czu hand, | ain pogen in sein handt, | ein scharffew strall zach er ein.
Meijboom, a. a. O.
12887
;
Eggers, a. a. O.
11, 11
;
Loose, Tuchers Haushaltb. ;
Vetter, Pred. Taulers ;
Koppitz, a. a. O. ;
Gereke, a. a. O.
1411
;
Rechn. Kronstadt
2, 482, 17
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß .
3.
›Blitz, Blitzstrahl‹ als Ereignis, dem man verschiedene beunruhigende Eigenschaften zuschreibt: Strafe Gottes zu sein, auch mit Jupiter als dem Gott des Blitzes in Verbindung zu stehen, in merkwürdigen, zeichenhaften Formen, aber nicht erkennbarer Bedeutung aufzutreten, gefährlich und von Menschen nicht beeinflussbar zu sein.
Gehäuft wobd.
Phraseme:
der stral bei sonnenschein
›Blitz aus / bei heiterem Himmel‹;
schnelle / ungestümlich als die stral
›schnell wie der Blitz‹;
das euch der stral ins herzen schiesse
(ein Fluch).
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):  1,  1,  1, , (
der
),
2
 1, , (zum Gw s. ).
Syntagmen:
guͦt sträle schiessen, der donner s. geben
;
der stral etw. schlagen
, [wohin]
schiessen / schlagen, sich verlieren, jn. erschrecken / treffen, zu jm. ins bet kommen, abenteuerlich / seltsam im haus umherfaren, sein wesen treiben
;
mit der stral schiessen / schlagen
›blitzen‹,
Jupiter mit der stral in jn. schiessen, der turn, die glocken vom s. verderbet werden
;
der donner mit strälen
;
die gähe / schnelle, der feurene / kalte stral
;
vom s. angeblasen / geschlagen / gerürt
;
der schade vom stral
.
Wortbildungen:
stralabend
›Gewitterabend‹ (a. 1673),
stralenpfeil
,
stralhammer
›Blitzhammer, Donnerkeil‹ (ütr. „auf die in der Erde gefundenen steinernen, keltischen Streitäxte“, so ),
stralschlag
,
stralschus
,
stralschuz
›Blitzschlag‹ (a. 1580f.; dazu bdv.: ),
stralstein
(laut „ein kristallines Gestein“).

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
FVLGVR. Blitz stral wetterleich.
Luther. Hl. Schrifft. Ps.
18,15
(
Wittenb.
1545
):
der HERR donnerte im Himel / [...] / mit hagel vnd blitzen. Er schos seine strale vnd zerstrewet sie.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1582
):
[Got, Herr] Wirff blitz, zuͦstrewe sich besunder, | Scheuß deine stralenpfeil herunder | Erschrecke sie mit schmach vnd hon.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
ein starke tonre den wolken zerret, daz daz ertrich erbidemet, und denn dú fúrin strale schússet gegen einem menschen.
Adomatis u. a., J. Murer. Nab.
1224
(
Mühlh./E.
1556
):
Y daß üch dstraal ins fraͤssen schieß | Daß üchs der tüfel gsaͤgnen muͤß.
Goedeke, Fischart. Flöh Haz
334
(
Straßb.
1594
):
Ja das der fromme Jupiter | Mit seinem stral schieß in sie her.
Sudhoff, Paracelsus (
1530
):
[donner] gibt auch himlizen und dergleichen aber kein stral, schauer, hagel, regen.
Bachmann, Morgant (
halem.
,
1530
):
As schoß ein strălstein uff ein tattelboum, der zaller nechst by innen was, inn söllicher gstalt, das sy inn gentzlich zerschoß.
Damit schied Astaroth hinweg, so ungestŭmigklichen wie die străl.
Ders., Haimonsk. (
halem.
,
1530
):
Damit stach er inn Bayard und fuor so schnell hinweg als die străl.
Jörg, Salat. Reformationschr.
406, 21
(
halem.
,
1534
/
5
):
wie der straal by hochem sunnenschyn / (achtend vil fromer lüt für ein zeychen goͤtlicher straaf [...]) gschlagen jnn bullverturn.
Maaler (
Zürich
1561
):
Die Straal. Fulmen. Die gaͤch oder schnaͤll Straal. Rapidus ignis Iouis. [...]. Mit der Straal schiessen oder schlahen. Fulminare, Afflare fulmine. [...]. Straalstein (der) Fulmen, Brontia.
Diehl, Dreytw. Essl. Chron. (
schwäb.
,
1553
):
Von einem strallschlag zu Eslingenn in die spittallschyrenn.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
so schlecht der stral zu inen in das gemach [...]. Under inen waren etlich von dem stral getroffen.
do hat [...] das wetter in alten spittel geschlagen, und als der stral seltzam und abenteurlich im haus umbher gefaren, ist er letstlich zu eim kranken spitaler, [...], ins bet kommen. [...] wiewol der arm man gar nahe biss uf den todt von disem kalten stral ist erschreckt worden, nochdann hat sich der stral gleich darnach verloren.
Enders, Eberlin ;
Goedeke, a. a. O. Flöh Haz
338
;
341
;
343
;
Sudhoff, Paracelsus ; ;
Lindqvist, K. v. Helmsd.
3355
;
Barack, a. a. O. ;
4.
uneigentlich in Metaphern, Vergleichen, Bildern (auch des Reimzwangs halber) gebraucht, dann meist: ›wie ein
stral
gedachte, jn. überkommende
minne
1; 3; 4‹; ›das Einbrechen göttlichen Lichtes in die mystische Erleuchtung‹.
Nahezu ausschließlich obd. belegt.
Syntagmen:
die minne einen s. schiessen, j. den s. (der minne) erwerben, einen s. durch js. herz dringen / schiessen
;
etw. als einen s. fülen
;
der / js. s. js. herz verwunden, jn. durchstechen
;
der stralen brauchen
;
ein tier mit einem s. sieglos schiessen, jm. mit (süssen) stralen das herz abstelen, hohe gotte mit einem s. in angst bringen, got die sele mit dem s. (der minne) verwunden, j. von dem s. (der minne) wund werden
;
der s. götlichen liechtes, der s. der minne
(vielfach) /
liebe, die stralen der scham, der frau Venus
;
der eiskalte / süsse / schiessende s
.

Belegblock:

Luther, WA (
1523
/
7
):
Sihe, das war ein rechter trawm, [...], denn es gieng yhm durchs hertz, das ers fuͤlete als einen stral. [...] das Gott selbs auslegt on mittel odder durch mittel, das es das gewissen wol fuͤlet.
Sachs (
Nürnb.
1563
):
So hastu
[Amor]
bracht durch dein gewalt | Mit deinem stral drey hoher gott | Durch lieb in grose angst und not.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
daz ellend ufsehen, die fúrin stralen bitterlicher scham, die bleich varw, die geswullnen oͮgen
(als Kennzeichen einer
rechten rúwerin
).
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
das die minne hat vier grete. Der erste grat der minne heisset eine wunde minne, wan die sele mit der stralen der minne von Gotte wirt verwunt.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
2, 410
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
So sol der wise mensche tuͦn als die bine [...] vnd mit der stralen der minne vnd inniges gemerkes pruͤfen alle die manigualtikeit des trostes vnd des guͦtes vnd nit rasten uf keinem bluͦmen der gaben.
Wickram
4, 37, 26
(
Straßb.
1556
):
Du hast mir fürwar mit deinen worten ein eyßkalten stral durch mein hertz gedrungen.
Pfaff, Tristrant (
Augsb.
1498
):
als die fraw lag so schwer und harte versert und verwundet mit dem stral der liebe, [...], redet sy zuͦ ir selber [...].
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
113, 16
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
daruͤmb die ordenung der gotleichen erleuchtnuͤss in wurchunden dingen sich also halt, daz des ersten die obristen entphahunt dew stralen vnd dew erleuchtnuͤss des gotleichen liechts.
Oorschot, Spee. Trvtz-N.
219, 33
;
2021, 4
;
Pyritz, Minneburg
4567
;
Bihlmeyer, a. a. O. ;
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
691, 9
;
Sappler, H. Kaufringer
4, 223
.
5.
›als angenehm empfundener Strahl der Sonne oder einer im Vergleich dazu gesetzten unterschiedlichen Größe (z. B. der
minne
1; 3; 4)‹.
Gehäuft literarische Texte gebundener Form.
Bedeutungsverwandte:
(
der
1.
Syntagmen:
einen s. erwerben / empfangen, die sonne die stralen fortwerfen, die wolken den s. von der sonne zurückstossen
;
ein s. jn. verwunden
;
der s. der königin, der sonne
;
der liebliche / schiessende / schöne s
.;
der glanz der stralen, die sonne mit iren stralen
.

Belegblock:

Luther, WA (
1522
):
es ist kein Koͤnig so starck und mechtig, der den glantz und stralen der Sonnen beugen oder lencken moͤge.
Ebd. (
1523
/
4
):
Haben etliche also gesagt, er [Regenbogen] kome davon, das die holen wolcken den stral von der sonnen zuruͤck stossen gegen die sonne, so breche sich der selb und mache einen solchen bogen von mancherley farbe.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
603, 3075
(
Magdeb.
1608
):
Sie [Kron] war von Gold formieret rund / | Mit zwoͤlff geraden spitzen stralen / | Wie man die Sonn pflegt abzumahlen.
Stoltzius, Chym. Lustg. (
Frankf./M.
1624
):
Dann auff dem Helm erscheint die Sonn | Mit jhren lieblichn Strahlen schon.
Böhme, Morg.R.
150, 10
(Hs. ˹
schles.
,
1612
˺):
alsbald aber der fruͤhling kompt / daß die Sonne mit ihren strahlen die Erde erreichet und erwaͤrmet die.
Opitz. Poeterey
32, 32
(
Breslau
1624
):
Wann Titan morgen wird sein helles liecht auffstecken / | Vnd durch der stralen glantz die grosse welt entdecken.
v. Ingen, Zesen. Ged.
383, 5
(
Breslau
1641
):
als die schoͤne Sonne mit ihren Strahlen die hoͤhe der Berge gleichsam verguͤldete.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
um 1480
):
O reren prun der lieb, | Ob ich die schuld dir gib | Mit deim schiessenden stral Sulch qual | An thun der jungen welt.
Trunz, Meyfart. Tub. Nov.
5, 23
(
Coburg
1626
):
der der Engel Lust ist / muß sich verspotten lassen / der ein Stral ist von dem ewigen Liecht / muß sich verspeyen lassen.
Fastnachtsp. (
nürnb.
,
v. 1486
):
Frau Fenus, edle kunigin milt, | [...] | Eur stral verwunt manch starkes herz | Wenn eur salb nit went den schmerz, | Der muß in flammen gar vertoben.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
510
(
Genf
1636
):
Straal / glantz der Sonnen.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Ob du erwürbst mynn stral, | Das hülff dich alles clain, | Wär gen valsch das hertze dein.
Peil, a. a. O.
440, 5577
;
Oorschot, Spee. Trvtz-N.
145, 6
.
Vgl. ferner s. v. .
6.
eine Distel.
Zur möglichen Sache s.
Marzell
1, 841
; dort von „kamm- oder borstenählichen Hüllblättern“ die Rede; insofern motivationell mit 1 verbindbar.
Bedeutungsverwandte:
.

Belegblock:

Maaler (
Zürich
1561
):
Straalen / Ein gattung distlen. Tribulus.
7.
›der mittlere Strich im Huf des Pferdes‹ (so nach
Zincke, Ökon. Lex.
1744, 2930
), so genannt wegen seiner „Ähnlichkeit mit der Spitze eines Pfeils“ (ebd.); laut : „pfeilspitzenähnlicher Teil auf der Unterseite des Pferdehufes“ (mit Belegen); s. Ansatz 2.

Belegblock:

Deinhardt, Ross Artzney
142
(
oobd.
,
1598
):
Ein anders, wen ein gaul sathufig ist oder ein faisten strall hat, dz man im die eisen nit woll richten khan
(Interpretation des Belegs unsicher).
8.
eine kristallähnliche mineralische Formation, Bergkristall (a. 1547f.).

Belegblock: