strak,
Adj.;
selten auch adverbial gebraucht.
1.
›räumlich gerade, gestreckt‹ (von unterschiedlichen Bezugsgrößen gesagt); ›geradeaus‹ (von der Richtung wohin); im Einzelnen mit Öffnung zu: ›körperlich gesund, von gerader Haltung‹; ›steif‹ (von Körpergliedern, z. B. von der Hand); ›direkt, ohne Hilfsmittel‹ (z. B. vom Jagen).
Phraseme:
strak an einen fels laufen
›schnurstracks wo anstoßen, auflaufen‹.
Bedeutungsverwandte:
2
(Adj.) 12; vgl. ,  1, , (Adv.),  1.
Gegensätze:
(Adj.) 1.
Syntagmen:
j. s. gelegen sein, j. s
. ›stark, gesund‹
werden, js. hände s
. ›steif‹
werden, jm. die liede s. werden, ein wasser s. fliessen
; mit objektbezogenem präd. Attr.:
jn. s. machen
;
strackes weges
›schnurstracks, auf kürzestem Wege‹.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Nicod. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Do kam Jesus gegangen | uber mich armen da ich lac; | do worden mir die lide strac, | die von suhten swaren | in mich geclumphen waren.
wilchs [grewlich weßen] alßo streng und strack mit dem kopff an dissen felß leufft und ßo gar widdersynnisch dem Christlichen leben wandelt.
Alberus, Barf. (
Wittenb.
,
1542
):
schaffe die nicht stehen kundten / machte er gerade [...] / vnd drey krummer Menschen macht er strack.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
242
(
Köln
1476
):
Jr wympell vrij Vntwonden strack | Dat brachten sy Aen allen lack | Zor stat wart in.
Ralegh. America (
Frankf.
1599
):
Nach vier Tagen / kamen wir in so ein schön Wasser / [...] / welchs sie den grossen Amana nenneten / vnd floß strack / nicht mit so viel Kruͤmmen vnd Ecken / wie die andern Wasser.
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
13, 11
(
Frankf./M.
1626
):
so ruͤcket doch Gottfriedt mit seinem Volck [...] durchs Koͤnigreich Tripoli, mit Verwilligung selbigen Koͤnigs / stracks weges auff Jerusalem.
Sachs (
Nürnb.
1562
):
er hett sich nach jägers sitten | Eins stracken wegs zu weit verritten.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
er [geselle] wurt so fro und strag und gemeit und loͮffet zehen milen; rechts also sol dirre mensche tuͦn den Got also sterket.
Fuchs, Murner. 4 Ketzer
3672
(˹wohl
Straßb.
˺
1509
):
Jch binn auch dick vnd manig fart | Gelegen also strack vnd hart.
Päpke, Marienl. Wernher ;
Dalby, Lex. Mhg Hunt.
1965, 226
(hier: ›ohne Hilfsmittel, „without the use of nets or snares“‹).
2.
›hingestreckt, ausgestreckt liegend‹ (von der Demutshaltung beim Gebet um Sündenvergebung); als Spezialisierung zu 1 auffassbar.

Belegblock:

Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Danyel di wile lit | Strac an siner venie | Mit gebetis menie.
Banz, Christus u. d. minn. Seele
2004
(
alem.
,
1. H. 15. Jh.
):
Du solt och din knúwen und strak venien lon, | So mag dir der andacht nit engon.
Vetter, Schw. zu Töß (
halem.
, Hs.
15. Jh.
):
Un fil ander hailiger úbung so hat sy sunderlichen andacht zuͦ den hailgen fúnf minzaichen, und eret sy mit irem gebet und mit fúnf strak venyen.
3.
›alsbald, sofort, schnell, ohne größeren zeitlichen Abstand vom Vorangegangenen und zum Folgenden‹; jeweils zeitpunktuell gesehen; als Ütr. zu 1 auffassbar (vom Raum auf die Zeit).
Bedeutungsverwandte:
 1; vgl.  7,
1
(Adj.) 8.

Belegblock:

Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1563
):
als ein junger gesell mit ir durch einen wald [...] gienge und sie zu schwechen durch umbschweiff suchet, es strack abzuthun vermeinte.
Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
mein herr [...] liss das stuck umb die bornmeister strack legen und nam ander stucke vor.
Chron. baier. Städte. Regensb. (
noobd.
,
1536
):
Der gut parisch wein war dises gar gewagssen, so er vergirt het, was er strack grob und von art aller laugfarb, wye geprochner osterwein.
Opel, a. a. O. .
4.
›geradlinig, eindeutig, einfach, direkt, unmittelbar, ohne Beeinflussung durch etw. dem Prinzip Fremdes‹; im Einzelnen z. B.: ›aufrecht, zuverlässig‹ (von e. P.); ›treu, strikt, verlässlich‹ (vom Einhalten eines Vertrages); ›streng‹ (von der Lebensführung e. P.); ›logisch, klar verständlich‹ (von einem Argument); ›beharrlich, konsequent‹ (vom Lügen); ›stark‹ (von einem Feind); als Ütr. von 1 her auf Haltungs- und Handlungsqualitäten e. P. auffassbar.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld): vgl.  5,  8,
1
(Adj.) 11,  3, (Adj.) 11.
Syntagmen:
s. in der predig bleiben, der glaube s. hindurch gehen, die kunst s. stehen, s. für etw. laugen
(s.
3
),
einen vertrag s. halten, der geist s. zu got gerichtet sein, der spruch (der propheten) s. zu Christo stimmen
›geradewegs auf Christus weisen‹;
etw. ist s. um das gericht, der stracke man / vorgang, die stracke antwort, das stracke argument / urteil / leben
.
Wortbildungen:
strakheit
1 ›strikte Gültigkeit (des Rechtes)‹ (dazu bdv.: vgl.  2,  1); 2 ›Aufrichtigkeit des Gemütes‹ (dazu bdv.:  1).

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
Also strak ist iz vmme diz gerichte, dar man noch wedder lip noch duͦrch leit noch dorch guͦt noch dorch vruͦnde willen nicht richten sal wen dorch rechticheyt.
Luther, WA (
1521
):
Hab ich auffs erst meyn richtig stracke anttwortt geben unnd alle die selben bucher bekennt.
ßo offt eyn mensch von new glawbig wirt, ßo offt wirt Christus geporn von yhnen. Das sind sie, die sich vorwundern ubir den spruͤchen der propheten, das sie ßo hubsch und strack tzu Christo stymmen.
die warheit und genade des heyligen geists werden obsiegen und stracken vorgangk haben.
Ebd. (
1532
):
Darumb stellet er ein kurtzs stracks urteil, das [...].
Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
wiewale van strackheit des rechen die stat niet schuld enwere Johan Rosenkrantz die copien tho geven.
Ebd. (
Köln
1499
):
der vurß keiser Antonius Berus was ein strak unverzuft man.
Zo deser zit wart begonnen der Carthuser orden ..... und voirten ein strack boisfertich leven.
Loesch, Kölner Zunfturk. (
rib.
,
M. 15. Jh.
):
updat sulch verdrach die stracker gehalden, und unse ampte deshalven niet zo vurder verderflicheit en komen.
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim. ;
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
17b, 4
;
Mayer, Folz. Meisterl. ;
Ruh, Bonaventura
360, 6
;
Goldammer, Paracelsus. B. d. Erk.
53, 3
;
v. Keller, Ayrer. Dramen .
5.
bedeutungsverwandt zu  2.