stimmen,
V.;
vgl. die etymologische Anmerkung unter 5.
1.
›tönen, lauten‹; auch: ›sprechen‹.
Phraseme:
der stimmende / stimmige buchstabe
›Vokal(zeichen)‹.
Bedeutungsverwandte:
 19; vgl. ,  1, , ,
1
 123.
Wortbildungen
stimbuchstabe
›Vokal‹ (dazu bdv.: ; vgl. ),
stimlich
›der menschlichen Stimme ähnlich‹ (16. Jh.),
stimmer
›Vokal‹ (dazu bdv.: , ),
stimmig
,
stimwerk
1 generell für ›Musikinstrument‹.

Belegblock:

Voc. Teut.-Lat.
ff iijv
(
Nürnb.
1482
):
Stymmen oder lauten mit der rede.
Volz, Prophet Daniel W
3, 5
(
Worms
1527
):
so jr der hoͤrner geschell / die man blasenn wirt / hoͤret / sampt den harpffen / schwegeln / psalter / stimmwerck
[
Luther
1545:
Lauten
]
/ vnd allerley gesang.
Hulsius
R jv
(
Nürnb.
1596
):
die stimmende buchstaben / les voyelles.
Harsdoerffer. Trichter (
Nürnb.
1650
):
daß wir die Stimmer / (vocales) und Mitstimmer (consonantes) nicht ohne Urterscheid vermischen.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
Vocales, Die stimmbuͦchstaben.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
508
(
Genf
1636
):
stimmig / das eine stimmt hat oder gibt. [...] stimmige buchstaben / Les voyelles.
Kohler, Ickelsamer. Gram. (wohl ˹
Augsb.
1. Dr. 16. Jh.
˺):
das, f, würdt geblasen durch die zene, auf die vntern lebtzen gelegt, vn̄ stym̄et wie naß oder gruͤn holtz am feüre seüt.
Rot
359
(
Augsb.
1571
):
Vocal, Ein laut Buͦchstab / stimmer / der ein lautte stimm vnnd thon gibt / als a, e, i, o, u, y.
Klein, Oswald
111, 147
(
oobd.
,
1436
):
Auss der ratschrann | ward er geweist [...] | den Juden für, Pilatus stimmt: | [...].
Kohler, a. a. O. ;
Vgl. ferner s. v. .
2.
als Part. Prät. (an 1 anschließbar): ›lautend, tönend‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. .

Belegblock:

Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
diu widerlaufend [stimm] die haizet ze latein echo, und geschiht wenn der gestimt luft sich widerstôzt an paumen oder an häusern.
wan wenn man sein [pellicânus] haut ab seim flaisch zeuht, sô ist si gestimt reht als si sing.
Sirene sint merwunder gar wol gestimmet, sam Aristotiles spricht.
3.
›etw. auf den gewünschten, angemessenen, richtigen Ton einstellen‹.
Wortbildungen:
stimmung
1 (Beleg s. v. ).

Belegblock:

Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
74, 6
(
Frankf./M.
1568
):
Mach Zim͂bel Schellen / groß vnd klein / | Zum Schlittenzeug / sauber vnd rein / | Auch wol gestimbt auff die Stech Bahn.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
508
(
Genf
1636
):
stimmen / die stimme außtheilen wan man singen will.
4.
›mit etw. / jm. übereinstimmen, zu etw. / jm. passen, im Einklang mit etw. / jm. stehen; e. S. zustimmen, beistimmen, beipflichten‹; trans.: ›etw. in Gleichklang, Harmonie bringen‹.
Bedeutungsverwandte:
 12, ,  35, ; vgl. , .
Syntagmen:
überein / miteinander / zusammen s
.;
die seiten
(Subj.)
s
.;
jm. (etw.) s.
;
mit etw./ jm. s., jm. zu etw. s., zu etw
. (z. B.
zu dem banne
)
s
.,
etw.
(z. B.
die predig
)
auf jn.
(z. B.
auf den man
)
s., mit etw
. (z. B.
mit den zeugnissen / worten
)
/ mit jm
. (z. B.
mit Paulus
)
s
.; trans.:
die herzen ineinander s
.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Quadrare. Reimen gatten stimmen vergleichen.
Luther, WA (
1424
):
es stimmet und reimet sich auch mit der sachen.
So muͦs das hertz mit dem munde stymen.
Ebd. (
1528
):
ALle Euangelion sind eine predigt, [...], alle stimmen und klingen sie auff den man.
So schadets doch nicht das viel mit einander stimmen und dem teuffel deste stercker begegen.
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Wenn ein oder zwo Seiten nicht stimmen / so wird der Concent verderbt.
Gropper. Gegenw. (
Köln
1556
):
darin die Euangelisten / vñ der H. Apostel Paulus mit einander stimme͂.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
1517
/
8
):
Welcher gotlichen persan das pas het gestimt | Dan Got des vatters pild?
Reichmann, Dietrich. Schrr.
129, 6
(
Nürnb.
1548
):
das er [Got] sie [eheleut] also regirn / vnd jre hertzen also in einander stimmen woͤlle.
Trunz, Meyfart. Rhet.
1, 37, 8
(
Coburg
1634
):
wann der KirchenRath einhelliglich zu den Bann gestimmet / wurde ein Trawr vnd Fasttag drumb / daß ein Glied von dem Geistlichen Leibe JEsu solte abgeschnitten werden / verkuͤndiget.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 542, 24
(
Hagenau
1534
):
Es stehet eynem biderman ubel an / wenn mundt und hertz nicht eynig seind / unnd zusammen stymmen.
Jörg, Salat. Reformationschr.
198, 8
(
halem.
,
1534
/
5
):
Darzuͦ wott jmm ouch stimen d(octor) Bastion von Schafhusen.
Enders, Eberlin (o. O.,
1526
):
dieweil sie anfencklich zuͦr sach gestymbt haben vnd zuͦr rottung geholffen.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
72r, 3
;
293v, 38
;
Vgl. ferner s. v.  2.
5.
›etw. festsetzen, festlegen, bestimmen; jn. nennen; den Wert e. S. festlegen, schätzen‹. In dieser Bedeutung graphisch und semantisch durchaus mit der Sippe von
stimme
verbindbar; aber auch Anschluß an
stima, stimieren
möglich (vgl. ).
Bedeutungsverwandte:
 14,  6,  5, ; vgl.  2,  4, .
Syntagmen:
den lon, einen rechttag, die münze / wärschaft / zeit, einen vogt, ein gericht, stätte / ziel s
.,
den markt auf einen tag, das gericht auf
[eine Zeit]
s.
;
etw. also s., das [...]
;
der ob gestimte M
.
Wortbildungen:
stimme
11 ›Festlegung einer Abgabe, Taxe‹ (möglicherweise zu
stima
zu stellen),
stimmung
2.

Belegblock:

Luther, WA (
1522
):
will nit harren nach wartten derselbigen tzusagung, stymmet unnd setzt tzill, stett, tzeytt unnd weyße seyner hulffe.
Ebd. (
1544
):
aber sihe, gleichwol drauff, es ist ihnen zeit gestimpt.
Qu. Schweiz. Gesch. (
halem.
,
1470
):
Und setzend üch heim ein gricht zuͦ stimmen, dem woͤllind sy ghorsam sin?
Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
995, 17
(
halem.
,
1500
):
Es ist angesechen, ein múnntz und waͤrschafft zuͦ stymmen, ordnen und halten wie Berrnn.
Maaler (
Zürich
1561
):
Einem ein tag Stimmen. Diem alicui constituere. Ein gewüsse zeyt Stimmen vnnd ordnen inn woͤllicher einer ab der vogtey ziehe.
Bastian, Runtingerb. 3, S. 
296
(
oobd.
, o. J.):
Gibt man auff die stimm den herrn von 100 ℔ 12 ß.
UB Zug
1876, 7
;
2151, 8
;
Vorarlb. Wb.
2, 1313
.