stengel,
stängel,
stingel
(letztere beiden Schreibungen vereinzelt),
der
;
-s/-Ø
.
1.
›Stengel von Pflanzen (generell)‹; Bezug auf ›Krautstengel‹ typischer als auf ›Halm von Gräsern (darunter Getreidepflanzen)‹, nur in 1 Beleg Bezug auf ›Stamm‹; auch ›innerer, die Trauben haltender Teil der Weinrispe‹; in 1 Beleg: ›Stengelglas‹.
Bedeutungsverwandte:
 1, , , , , ; vgl.  1.
Syntagmen:
die kreuzwurz / lilie einen langen s. haben, das gewächs s. gewinnen, die s. aufspalten / mit sensen verhauen
;
der s. wachsen, hundert körner bringen
;
aus der wurzel ein s. werden
;
blätter auf dem s. haben, an einem s. äpfel tragen, die nieswurz am s. adern haben, das blut von dem s. reren
;
der s. des krautes
;
der gestrekte / hole / lange / subtile s
.;
die länge des stengels
;
das kraut auf dem s
.
Wortbildungen
stengelknote
(dazu bdv.:
2
,
das
, 3,  2),
stengeln
›Stengel treiben‹.

Belegblock:

Goedeke u. a., Liederb. (o. O. o. J.):
es gilt dir, nechster neben, | so vil der stingel helt!
[Zuspruch beim Trinken]. Mylius (
Görlitz
1577
):
Caulis Stengel an Kreutern / Krautstengel.
Racemus Der Trauben vñ Beren stengel.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Do
[Bild zur Beschreibung der Empfängnis Christi]
wart yn ein gewymert | Gancz unerfreist | Das frey behend geschicke | Wunderperlich, nymant weiß wy | Sich eint wurcz, plum unnd stengel.
Voc. Teut.-Lat.
ff ijr
(
Nürnb.
1482
):
Stengel ein kolstock od’ kag. od’ dorß. maguderis.
Hulsius
K ijr
(
Nürnb.
1596
):
stengelKnod / halmKnod.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 11, 27
(
Hagenau
1534
):
ich uberkomme von demselbigen zwen [koͤrnlein] oder drey stengel / unnd eyn itzlicher stengel bringt dreissig / sechtzig / ja offt hundert koͤrner auß unsers schöpffers bevelh.
Maaler (
Zürich
1561
):
Stengel (der) Stipula. Stengel allerley kreüteren. Caulis, Thyrsus. Der gestrackt Stengel von eim kraut. Scapus. [...]. Stenglen / Jn stenglen aufwachsen / Ein stengel gewünnen / zuͦ eim stengel werde͂.
Rauwolf. Raiß ([
Lauingen
]
1582
):
Das ander [gewaͤchß] gewinnet auch vil stengelein / welche wie das Schaffthew mit vilen knoͤpflein / oder glaichlein abgesetzet.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
und sprechent die maister, daz er [paradis paum] der öpfel mêr den hundert trag an ainem stengel.
Deinhardt, Ross Artzney
343
(
oobd.
,
1598
):
Wann ein pferdt den vngenannten hatt [...] spalt den stüngl
[von
eisen khraut
]
auf mit ainem messer.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1615
):
so soll derselbig [reisender ...] in den weingarten geen und ein weinbör, zwei oder drei und nit mehr abbrechen, dieselbigen essen und den stingl zum warzeichen under den stock legen.
J. W. von Cube. Hortus
83, 7
;
85, 10
;
Rohland, Schäden
532
;
Lehmann, Rezeptb. S. 
263
;
Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib.
1989, 272
;
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
18
;
1702
;
Schmitt, Ordo rerum
409, 31
;
Vgl. ferner s. v. ,  21, ,  1,  6.
2.
tropisch im Sinne von ›tragender Pfeiler, Träger(in)‹ mit Bezug auf Johannes den Täufer, auf Maria, auf die Minnedame; teils mit genitivus explicativus.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2,  3.

Belegblock:

Kochendörffer, Tilo v. Kulm (
preuß.
,
1331
):
Von der genaden stengil, | Von dem ersten ursprunge, | Von Gotes ordenunge | Ettelich minnir und me | Vernemen, als ich sayte e.
Adrian, Saelden Hort
3453
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
sus inden himel tuͦmen | ist er
[Johannes d. T.]
mit allen bluͦmen | ain wol beclaiter stengel.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
In gottes hag | Bist du [muͦter] der gnaden stengel!
Weber, Füetrer. Poyt.
335, 1
(
moobd.
,
1478
/
84
):
FRaw, meiner frewden stenngel | seit ir, uil süesses weib.
3.
›stengelähnliches Stäbchen‹.
Wortbildungen:
stengelerbse
›an Stangen gezogene Erbsensorte‹.

Belegblock:

Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
82, 16
(
Frankf.
1535
):
Alaun ist vast guͦt den gschweren in der kelen / vnd sonderlich das blat das eim für die kelen scheußt / magst du mit einem hoͤltzin stengel des puluers von alaun mit imber vermengt vnd mit bertram / darein lassen.
Mylius (
Görlitz
1577
):
Pisa hortensia Stengel Erbsen.