steig
I
1.
›Weg, Pfad, Fußpfad von unbestimmter Breite und Steigung sowie mit unbestimmtem Ausbaugrad‹; mehrfach als Orientierungspunkt in Geländebezeichnungen; tropisch: ›Rank‹.Syntagmen:
den s. schlichten, einen s. machen, vier schuh weit machen, einen s. reiten
; der s. scharf sein
, [wo] anstossen
; auf einen s. kommen, der juchart an den s. stossen, bei den steigen etw. meinen / verstehen, der s. der ameisen / schlangen
; der böse / gemeine
›öffentliche‹ / krumme, neue / rechte / schmale / wunderliche s
.Wortbildungen:
steigbeseher
steige
obliegt, wohl speziell der Grenzzeichen‹ (a. 1528).Belegblock:
wi man forsteit bi deme hus di sele und bi den stigin di crefte der sele.
er leite das here zu tal | in einem smalen stig.
zu hannd kam ich uff einen steig, | der was zu massen smal.
ir hant stige und wir stige gesuͦcht.
welcher auch einen newen steig macht, der zuvor nit gewesen, der ist ein guldin verfallen.
man siht ir [amaysen] steig und ir weg auf den herten kislingen.
pan wilde strassen, durchläucht finstre gassen, | slicht krumpe steige.
Feudel, Evangelistar
3, 25
; ders., Md. Karl u. Eleg.
902
; Weizsäcker, Graupn. Bergb.
36, 31
; Wendehorst, UB Marienkap. Würzb.
310, 38
; Sappler, H. Kaufringer
3, 590
; Gehring, a. a. O.
3, 446, 20
; Voc. Teut.-Lat.
ff jv
; 2.
›steil aufwärts führender Pfad‹.Belegblock:
zugend demnach gegen dem vyend durch unwaͤgsame / so gar nitt muglich zuͤ erryten / jeger rick / steyg / fluͤ / und schrofen.
Daselbs het der benannt Puchler, [...], ain haymlichen steyg inn den hawsperg zwgericht.
so mussen die purger al pei dem wagen sein und sollen nit nach dem steich
[Schreibung oobd. unüblich]
hinauf gen. Weizsäcker, Graupn. Bergb.
116, 11
.3.
›Steg, Brücke‹; tropisch auch auf Gott bezogen im Sinne von ›Leitpfad, Halt‹.Belegblock:
Das wort ist die einige bruͤck und steig, durch welche der heilige geist zu uns koͤmpt.
eyn steg, steyg da man vber get.
Mein geng, mein steig, du merkest, | ewiger merker, als ob du | all deiner creatur, darczu | himel, erd vergessest und nu | allain merkst mein geverte.
Luther, WA .
4.
›Weg, Lebensweg, Lebensführung (jeweils unter religiösem Blickwinkel)‹; tropisch an 1 anschließbar, teilweise mit Bezug auf Mt. 7, 14; auch: ›Lebensweise (generell)‹.Belegblock:
Nuͦ wart er aldâ schouwin | ûf der reise stîge | bruͦder Lûdewîge.
eine grosse gnade gottes, das er uns eine gewisse Ban und Steig zum himmel geweiset hat.
des rehten menschen stîc wehset und nimet zuo in einen vollen mittentac. Der stîc ist schœne und behegelich.
dise stige sal auch besehin ein iclich helle sele.
er muß von gotte selik sin, | der finden sal die stige min.
Vollbrenge mine wege in dime stige
[
FussteigenLuther
1545, Ps. 17, 5: ].
ich han nach dir [frauwe] erwallet | vil manigen heidenschen stig.
Steyg oder weg. methodus.
Herr, zeig mir Deine wege hie, | ler mich auch an Dem orte | Deine steich.
der ander weg ist eng, er ist aber kurtz und schleht: dirr weg haisset ain stîg.
in verfuert dez teuffels weig, | daz er zu der genaden steig | nymmer mer hat chainen muet.
Ebd.
287, 60
: da hat er [got] pfaffen und lerer lazzen, | daz sew zaigen steig und strazzen.
es wär zu der wârhait nit ain weg, wärn mêr steig, doch alle recht giengen zu áim zil.