stechen,
V., unr. abl.;
sehr vereinzelt auch regelmäßig. – 1-6 mit der Vorstellung ›etw. in etw. hineinstoßen‹; 7-10 eher als Übertragung aufzufassen; 11 Phraseme, 12 durch semantische Vermischung mit  1 erklärbar, 13 isoliert; assoziative Bezüge von 9 und 10 mit 1ff. unsicher; vgl. dazu .
1.
›jn. mit einer Stichwaffe in einer militärischen (meist) oder persönlichen Auseinandersetzung verwunden, verletzen‹; im einzelnen: ›(einen Körperteil) durchstechen, durchbohren; jn. niederstechen, von etw. herabstechen‹; ›eine Beute stoßen (von Raubvögeln)‹; ›e. S. durch Einstiche beschädigen, (ein spitzes Instrument) in etw. hineinstechen, um einen bestimmten Zweck zu erreichen‹; mit innerem Obj.: ›jm. eine Wunde stechen‹; auch von spitzen Gegenständen, etwa von Dornen, gesagt, dann ›stechen‹.
Phraseme:
den star stechen
;
jm. die ader stechen
›jn. zur Ader lassen‹.
Bedeutungsverwandte:
 1,  1112, ,  3,  1,  1, .
Syntagmen:
die ader, den nerv s., etw. enzwei s., j. / etw
. (z. B.
das schwert
)
jn. s., etw
. (Subj., z. B.
die nalde
)
etw
. (z. B.
das auter
)
s., j
. (z. B.
der söldner
)
jn. zu tode s
., ˹ütr.:
der angel des gewissens jn. s., die sünde mit reue s
.˺,
jn. mit dem dolch / messer / sper, mit der waffe, zu der erde, von dem ors, unter den gaul, in den leib, durch den arm, an den kragen s., jm. eine geschwulst / wunde s., jm. den sper in den rachen, das messer in die kele, in das herz, das schwert durch den leichnam s
.; etw. (Subj., z. B.
der dorn
)
s
.;
fest / ritterlich auf / in jn. s
.; ˹subst.:
mit s. bei einander stehen, mit s. zugreifen
›jn. angreifen, jm. Schaden tun‹˺,
nach jm., wieder jn. s., auf ein her s., in die landsknechte s
. ›das Gefecht beginnen‹,
durch die ordnung
›Schlachtordnung‹
s., mit dem messer in das brot s., etw. aus einem brot s., etw. für hauen und stechen
(d. h. für Stichwunden)
gut sein
; vielfach Mehrfachformeln wie
(ge)hauen / (ge)schlagen und gestochen
, speziell zur Kennzeichnung der Ursache von Wunden (Schlag- oder Stichwunden), im eigenen Belegmaterial nicht phrasematisiert (vgl. );
der stechende dorn / distelstrauch
.
Wortbildungen:
stechbor
›Bohrer zum Ausdrehen von Löchern‹,
steche
1 ›Werkzeug, mit dem Fische ,gestochen‘ werden‹ (so ; a. 1563; wie
stechhame ?
),
stechelig
›stachlig, stechend (z. B. vom
dorn
)‹,
stecheln
›in etw. (z. B. in den Zähnen) stochern‹ (a. 1627),
stechhaft
›draufgängerisch‹ (a. 1627),
stechhame
ein Gerät zum Fischen, möglicherweise ein im Wasser stehender Pfahl, mit dem ein Fischhaken verbunden ist (so ),
stechharnisch
,
stechhelm
,
stechmessig
›feindselig‹,
stechpalme
(s.
Marzell
2, 978
, s. v.
Jlex aquifolium
, Nr. 4),
stechschaufel
›Spaten‹ (dazu bdv.: vgl.  1),
stechung
1 ›Stich, Reue‹ (dazu bdv.: ,  1); 2 ›Kasteiung, Peinigung, Reue‹,
stechwunde
,
stechwurzel
eine Pflanze mit stachligen Blättern (s.
Marzell
1, 890
; a. 1592),
stichelwunde
,
stichmase
,
stichwunde
.

Belegblock:

Ziesemer, Gr. Ämterb.
722, 22
(
preuß.
,
1415
):
6 brunnygen, 5 stechhelm, 10 armbroste.
Luther, WA (
1531
):
das wer ein opus und steche der son die augen
[›blende die Sonne‹; in Umkehr zum Stechen der Sonne; s. Position 8].
Peil, Rollenhagen. Froschm.
594, 2803
(
Magdeb.
1608
):
Wir wollen [...] / | Wie Helden bey einander stehen / | Mit werffen, stechen / hawen / schlagen.
Schoop, Qu. Düren
69, 30
(
rib.
,
1342
):
Die [vischere] mit reichte moegen misdoen, in die mit genaden neit, mer sij sulen gain mit yeren pulsen ind mit widen kuͦrvelen ind mit steghaemen.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
,
3. Dr. 14. Jh.
, Hs.
2. H. 16. Jh.
):
Der Limpurger soldener einer stach zu toit Diderichen von Staffele edilknecht.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
Ich clagette wenig obe er gedornet | Were odir sere gestechet.
Alberus
A jr
(
Frankf.
1540
):
ein grabeisen / schroteisen / stechbor / meyssel. Vriculum, astris, uet. quo eburcauatur.
Stambaugh, Milichius. Zaubert.
16, 28
(
Frankf./M.
1563
):
Ein Kleblat mit vier bletlin / daruͤber ettliche Messe gehalten seind / soll guͦt sein fuͤr hawen unnd stechen.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
51, 6
(
Frankf./M.
1568
):
Der Balbierer [...] Kan machen vil heilsamer Salbn / | Frisch wunden zu heiln mit Gnaden / | [...] | Frantzosen heyln / den Staren stechn.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
der carte bedutet die seilicheit werltliches gutes, wanne als der carte gruͦnet und doch stechelich ist, also ist es umme werltliche selichait.
Henschel u. a., Heidin
1037
(
nobd.
,
um 1300
):
Evch sticht liht ein dorn inden fvz.
Voc. Teut.-Lat.
ee viijv
(
Nürnb.
1482
):
Stechung berawung berewnuß. cõpunctio.
Sachs (
Nürnb.
1563
):
Daß in auch stech seins gwissens angel.
Scholz, Lanfrank. Chir. Parva
226v, 23
(
md.
/
oobd.
,
1446
/
8
):
czu mercken ab das gelit ader / der nerüus sei gestechen.
Rohland, Schäden S. 
531
(
nalem.
/
schwäb.
,
1400
/
33
):
geschwulst, die da geschlagen oder gestochen ist. [...] plut zuͦ verstellen, es sy gehauwen oder gestochen.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
742, 28
(
els.
,
1362
):
wenne das [uter] eine nolde stichet so fúrgat alle sine kraft.
Karnein, Salm. u. Morolf
563, 5
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
untz das er der heiden vaner | von dem roß zu der erden stach.
Ebd.
759, 2
:
wie sere er [Morolff] stach und slug. | zu beiden siiten hin zu dale!
Buck, U. v. Richent. Chron. Conz. (
alem.
,
um 1430
):
Do nam der ewangelier das ain brott und stach mit dem messer darin, als man ain käß versuͦcht. Und stach daruß als groß, als ain bon und gab es dem priester. [...]. Darnach stach er uß dem andern brott och ain stuck.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
ich bin bekert in meiner iamerkeit [...] die weyl das der dorne stichet.
Cirurgia H. Brunschwig (
Straßb.
[
1497
]):
apertura das ist ein vff thuͦnung eins schade͂ Punctura ist ein stechung.
Roder, Hugs Vill. Chron. (
önalem.
,
1499
):
Do ließend die Schwitzer an sy gon und stachend in die lantzkneht.
und kam zuͦ in die welsch gard, die stach truw mall durch die gantz ording der Schwitzer.
Jörg, Salat. Reformationschr.
417, 4
(
halem.
,
1534
/
5
):
Der predicant zuͦ Lucern d(otor) Toman Murner stach den Zürcher calender mit der su.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
504
(
Genf
1636
):
Stechpalmen /f. Houx. Housson, Aequifolia.
Müller, Stadtr. Ravensb.
229, 8
(
oschwäb.
,
1438
):
welher der ist, der hienach uf ainen andern wartet und in [...] wundet oder sticht, der selb sol [...] zü bessrung verfallen [sin].
Haszler, Kiechels Reisen (
schwäb.
,
n. 1589
):
purgiert ich mich und lües müer ein ader stechen.
Bastian u. a., Regensb. UB
431, 38
(
oobd.
,
1375
):
verspricht sie [Ehefrau]
freuntlich zu halten und zu handeln, [...], und mit mezzern [...] nicht zu stechen noch zu slahen.
Henisch (
Augsb.
1616
):
All zu spitzig sticht nicht.
Schmitt, Ordo rerum
358, 19
(
oobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Stigma [...] stichelwunde [...] stichwunden [...] stechwunden [...] stichmasen [...] stichwunten vel signum siue cauterium quod maleficis cum calido ferro in facie imprimitur.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
454, 7
(
moobd.
,
1473
/
8
):
[Deusebius] stach den Chriechen von seinem ors.
Reithmeier, B. v. Chiemsee (
München
1528
):
der mensch sol [...] die begangen sünd mit rew stechen vnd slahen auch mit worten durch mündliche peicht verraten.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
wann si vor totfeind gewesen, wurden si erst recht hessig und stechmessig auf einander.
Loersch, Weist. Boppard (
mosfrk.
,
1620
):
wan etliche oneinig wurden mit scheltworten, thaten, wercken, schlagen, reufen, stechen, hauen.
Rechn. Kronstadt
2, 435, 18
(
siebenb.
,
1536
):
Item quod Bartholomeus Faber tres ligones et unam palam vulgo stech schuffel ad horreum laterum paravit asp. 37.
Ebd.
512, 18
(
1537
):
Erasmo seratori, quod arma vulgo stech Harnÿsch emundavit flor. 40.
Helm, H. v. Hesler. Apok. ;
Peil, a. a. O.
669, 5114
;
Cirullies, Rechtsterm. Anh.
1981, 315
;
Froning, Alsf. Passionssp. ; ;
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
173, 26
;
Schönbach, Adt. Pred. ;
Henschel u. a., a. a. O.
612
;
Rohland, a. a. O. S. 
531
;
Williams u. a., a. a. O.
612, 18
;
Karnein, a. a. O.
161, 5
;
Dreckmann, H. Mair. Troja
31, 21
;
32, 12
;
Sappler, H. Kaufringer
23, 179
;
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 194, 12
;
710, 5
;
Dirr, Münchner Stadtr. ;
Klein, Oswald
18, 38
;
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
329, 5
;
Winter, Nöst. Weist. ;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
110, 27
;
Rechn. Kronstadt
2, 400, 21
;
3, 155, 11
;
Voc. Teut.-Lat.
ee viijv
;
ff jv
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Vgl. ferner s. v.
1
 4,  1,  4,
1
 12,  1,  6, (V.) 7,  2.
2.
›(jn.) stechen (von Tieren, oft Insekten o. ä., auch vom Teufel gesagt)‹.
Syntagmen:
der schorp
›Skorpion‹
/ wurm, die katze / nater, bienen / mücken (jn.) s
;
jn. mit dem schwanz, in die verse s
.

Belegblock:

Luther, WA (
1544
):
das er
[Teufel]
mit dem schwantz sticht und die gifft hinder jm lesst.
Ebd. App., Anm. 1 (
1535
):
pfu dich ketzlein, hastu so schonen balck und so stachel, leckts, stichts
(ähnlich
Vetter
, Pred. Taulers 282, 30).
Ebd. (
1547
):
Der Teufel mag seer zornig sein vnd vns mordlich in die versen stechen.
Ders. Hl. Schrifft.
1. Mose 3, 15
(
Wittenb.
1545
):
Der selb
[
Samen
des
Weibes
]
sol dir den Kopff zutretten / Vnd Du wirst Jn in die Verschen stechen.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
Jst dar eyn Rint, daz eynen menschen zuͦ tote stichet, man sol den ossen vortuͦmen.
Thiele, Minner. II,
9, 18
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
die [muͤcken] daten mich so übel stechen.
Bauer, Geiler. Pred.
469, 12
(
Augsb.
1508
):
So lang man den bynkorb nit rütlet so sitzen die bynen still. und stechen nit umbsich.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
23, 28
(
noobd.
,
1347
/
50
):
Daz aht zaichen haizzt der schorp
[Skorpion, Sternbild],
wanne als der schorp mit der zungen lekt und mit dem zagel hekt und sticht, also wenne deu sunne in daz zaichen tritte, so ist si dez ersten senft und ze letzest scharpf.
Andreae. Ber. Nachtmal
113r, 20
;
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
788, 13
;
Vetter, Pred. Taulers .
Vgl. ferner s. v.
1
 4,  5.
3.
›jn. erstechen; (ein Tier) erlegen‹; als Synekdochen: ›(ein Tier) schlachten‹; ›(Fleisch) produzieren‹; mit ersterer Variante nicht immer von 1 trennbar.
Bedeutungsverwandte:
 2,  48; vgl. .
Syntagmen:
jn
. (z. B.
das kind, den jungen, feinde
),
sich selbs (tot) s., etw
. (z. B.
den bären, drachen, vieh / wild, groppen / kälber / lächse / ochsen / rinder / säue / schweine
)
s., fleisch / wildbrät s., schafe in das salz s
. ›einpökeln‹.
Wortbildungen:
stechkalb
, ˹
stechsau
(a. 1540/73),
stechschwein
(a. 1557)˺ ›Schlachtschwein‹,
stichfel
›Fell vom geschlachteten Schaf‹ (im Unterschied zum
stürblingsfel
›Fell vom verendeten Schaf‹).

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor.
858, 7
(
Lübeck
1639
):
Man muß [...] Die Bernhaut nicht verkauffen / ehe der Beer gestochen.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
37, 5
(
Frankf./M.
1568
):
Der Metzger [...]. Von Ochsen / Kelber / Schaffen vñ schwein / | Gut / feist / die frisch gestochen seyn.
Schmidt, Frankf. Zunfturk. (
hess.
,
1595
):
daß hinfuro alle schirnmetzger diser statt, [...], heinerley vieh, es seien kuhe, stechkelber oder hämmel, lebendig verkauffen [...].
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
172, 3
(
osächs.
,
1570
/
7
):
das die schafmeister denselben mangel mit sturblingsfellen, [...], berechnen und achtung darauf geben, das es nicht stich-, sondern sturblingsfelle seind.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
Die Trabanten stechen den Jungen todt.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
geschehe nu, [...], daz ir ieklicher den andern stach und daz sú alle bede tot bliben.
Mollwo, Rotes Buch Ulm (
schwäb.
,
1416
):
wenne si [schafe] faist wurden, so vertriben si [metzger] di enweg oder stachen aber die in das saltze.
Kohler, Ickelsamer. Gram. (wohl ˹
Augsb.
1. Dr. 16. Jh.
˺):
[i] ist vhast der laut des kirrens der sew wenn man sticht.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1561
):
seind etliche brattmetzger in die Eisen gelegt worden, die haben nimer stechen wellen.
Ebd. (
1562
):
Ainer von Nuermberg sticht sich selbs.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1380
):
Daz wir [...] die stat, arm und reich, darinne besorgen, daz guͤt fleisch geslagen und gestochen werde.
Bauer, u. a., Kunstk. Rud.
1616
(
oobd.
,
1607
/
11
):
oben der ritter st. Georg zu pferde, wie er den trachen sticht.
Lemmer, a. a. O.
38, 5
;
Küther, UB Frauensee
414, 24
;
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
203, 3
;
Karnein, Salm. u. Morolf
703, 4
;
Wyss, Luz. Ostersp.
3470
;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Vgl. ferner s. v.  1,  1, .
4.
›nach Regeln des mittelalterlichen Rittertums im Rahmen einer höfischen, im Laufe der Zeit zunehmend auch stadtbürgerlichen und sogar bäuerlichen Festveranstaltung meist im Zweikampf zur Gewinnung von
ere
(,gesellschaftlicher Anerkennung‘) mit Lanzen gegeneinander kämpfen, an einem Turnier teilnehmen‹; vielfach subst.:
das stechen
›Lanzenkampf, Kampfspiel mit Lanzen; Turnier‹. Die Festveranstaltung wird mit Ausdrücken wie
gepränge, hübschheit, köstlichkeit, kurzweil
(mehrfach), , , , , (›Prassen‹), angesprochen, charakterisiert und teilweise kritisiert; Programmteile oder Rahmenveranstaltungen der Festlichkeit sind , (V., unr. abl.) 1, , ,  13, , (V.) 2,
laufen
(V.) 5,
wetlaufen, dichten, sagen, singen, spielen, tanzen
; zur weiteren Kennzeichnung der Veranstaltung s. die Belege.
Zur Sache: vgl. ferner ;
Lex. d. Mal.
8, 1113-8
s. v.
Turnier
(mit Ausführungen über die sozialen Implikationen des Turniers, S. 1116).
Bedeutungsverwandte:
, , , ,
2
(mehrfach).
Syntagmen:
j. mit jm. s., j. und j. sich stechen, herzöge / grafen / ritter / knechte s., mit gleven / speren, um den toppel, unter einem wappen s., die minne jn. s. leren, bei
[einer Anzahl, z. B.
38 helmen
]
s
.; subst.:
ein s. anfangen / halten, s. meiden
;
sich stechens annemen
;
dem stechen zusehen, lust ab dem s. tragen, einen hof mit s. halten, jm. mit s. ere erbieten, freude im s. haben, kurzweil mit s. pflegen, die ritterliche tat mit s. üben, mit s. kraft / manheit beweisen, den leib, die sele mit s. vertun
.
Wortbildungen:
stecharm
›Armzeug des Turnierharnischs‹,
stechdegen
(dazu bdv.:  1,  1),
stecheban
›Turnierbahn‹,
stechgeselle
›Turnierkämpfer‹ (dazu bdv.: vgl.  4; a. 1509),
stechhof
(im eigenen Belegmaterial nur in der Bedeutung ›Turnier‹ belegt),
stechklinge
(auch zu 1 stellbar),
stechpferd
(17. Jh.; dazu bdv.: vgl. );
stechplan
,
stechplatte
›Brustteil des Turnierharnischs‹,
stechplaz
,
stechrand
wohl ›Achselstück des Turnierharnischs‹,
stechsattel
,
stechscheibe
1,
stechstange
›Turnierstange‹ (s. dazu auch den Beleg
Chron. Augsb.
s. v.  1).

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Pugio. Dolch sticher stech degen.
Beckers, Bauernpr.
61, 1
(
Köln
1515
/
18
):
Dañ der adell wyll vyll houelieren | Spelen, brassen vnd bulieren. | Stechen / rennen / machen dentz | Koestelich dragen perlen krentz.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
,
3. Dr. 14. Jh.
, Hs.
2. H. 16. Jh.
):
unde hilden den aller herlichesten [...] hob zu Nornberg [...], mit großer kostlicheit, mit zirunge, kleidunge unde aller herliche manirunge der fursten, greben, herren unde frauwen, unde mit ritterlichen wapen, mit stechen brechen unde brochirunge unde von allem spele daz darzu gehort.
Unde wart geprufet, daz uf den stechebanen alle zit hilden me dan dusent man mit vurbunden gekroneten helmen
[Var.:
stechenban, stechplan, stechban
].
Knape, Messerschmidt. Bris.
13, 5
(
Frankf./M.
1559
):
DEr Hertzog ließ befelhen / den stechblatz an gewonlichem ort zu raumē / mit sand vn̄ stroh nach dem besten zu richten.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
74, 6
(
Frankf./M.
1568
):
[Jch, Schellenmacher] Mach Zim͂bel Schellen / groß vnd klein / | Zum Schlittenzeug / sauber vnd rein / | Auch wol gestimbt auff die Stech Bahn.
Ebd.
81, 6
:
Schoͤn Saͤttl fuͤr das Frauwenzimmer / | [...] | Auch Staͤchsaͤttel / vnd zum Thurnier / | Allerley art findt jr bey mir [Sattler].
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
23, 7
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
die Römer. Die haben [...] das ire kinder gelernet, das sie liebe in eren haben solten, turnieren, stechen, tanzen, wetlaufen, springen und allerlei züchtige hübscheit treiben solten bei müßiger weil.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
vil fursten graven unde herren [...] hylden eýnen houf mit tornyren unde mit stechen unde waren vil geste von mannen unde von frawen.
Schaer, Pyr.-Thisbe-Sp. III, (
osächs.
,
1607
):
Es war I(h)m auch gar keiner gleich, | In(n) allem Ritterlichen stechen | Thet e(h)r Allczeitt viel(l) Spehr zerbrechen.
Pyritz, Minneburg
1192
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Und solt auch tragen swartz ein jar | Und myden stechen, tantzen zwar.
Engel, Rats-Chron. Würzb.
168, 3
(
nobd.
, Hs.
M. 17. Jh.
):
bischof Lorentz [...] hilt ein schöne stechhof und däntze.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Er sprach: „ich bin ein aventúrer und bring die herren zesamen, daz sú hovieren, und da sticht man und turniert und dienet schoͤnen frowen; und wele es da aller best tuͦt, dem git man die ere und im wirt gelonet“.
Lemmer, Brant. Narrensch.
110b, 76
(
Basel
1494
):
So ladt man dann zuͦ dantz vnd stechen | Do muͦß man erst die sper brechen | Vnd bringen narren recht zuͦ samen | Buren / hantwerck / duͦnt sich nit schamen | Vnd nemen sich ouch stechens an.
Buck, U. v. Richent. Chron. Conz. (
alem.
,
um 1430
):
Des tags hett hertzog Ludwig [...] ain groß gestäch mit unßern burgern und stachen den mentag und den zinstag. Und stachend dry hertzogen und sechs grafen und vil ritter und knecht, by xxxviii helmen.
Wiessner, Wittenw. Ring
185
(
ohalem.
,
1400
/
08
):
Si schrien all gemainchleich: | [...] | Der muot hab, heut ze stechen, | [...] | Durch aller frawen eren, | Der schol sich gen uns keren!
[vgl. den weiteren Kontext]
.
Maaler (
Zürich
1561
):
Allerley Kampffstuck [...] / als ringen / faͤchten / lauffen / staͤchen / reñen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
E. 15. Jh.
):
Anno 1416 jar was der groß stechhoff hie mit hertzog Ludwig von Bairen und vil stet und waren sechtzig helm auff der pan.
Brandstetter, Wigoleis
194, 12
(
Augsb.
1493
):
Sy pflagen vil der kurczweyl mit stechen. turnieren. jagen. peyssen.
Diehl, Dreytw. Essl. Chron. (
schwäb.
,
1559
):
Als sich die hochzeit hat anngefangen, hat man ale riterliche thaten geiebtt mitt renen stechen kempfen thurniren.
Niewöhner, Teichner
304, 55
(
moobd.
,
1360
/
70
):
wann er leib und hab vertuͦt | mit seim stechen auf und nyder, | so nymptz ein reichen pawrn sider | der nie sper in die hant genam. | da von seit dem stechen gram | daz da sticht von der hab!
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
679
(
oobd.
,
1607
/
11
):
1 schöne stechklingen mit einer zappenschaid und viel vergulter beschläg daran.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
[künig Dietrich von Bern] ist mild und êrenreich gewesen; mit haltung grosser spil, mumerei, panketirn und fechten laufen rennen stechen und solchen dergleichen kurzweilen.
Zingerle, Inventare (
tir.
,
1420
):
zwen stechrannt. zwen stecharėm vnd áin arem.
Ebd. (
1465
):
iiii stechplatten vnd zwen helėm.
Rechn. Kronstadt
2, 615, 2
(
siebenb.
,
1539
):
Stephano seratori quod 2 novas tricuspides vulgo kryenlyn an die naÿ stech stangen vnd auch die blech paravit [...] flor. 1.
Ebd.
3, 122, 12
(
1541
):
qui in ludo hastarum vulgo Stechen vulneratus [...] fuit, fl. 2.
Toeppen, Ständetage Preußen
3, 579, 29
;
Thiele, Minner. II,
26, 105
;
Wyss, a. a. O. ; ;
Thür. Chron.
9v, 24
;
v. Keller, Amadis ;
Lemmer, a. a. O.
45, 4
;
71, 6
;
Gille u. a., M. Beheim
282, 22
;
Buck, a. a. O. ;
Adrian, Saelden Hort
2770
;
6010
;
Müller, Stadtr. Ravensb.
99, 29
;
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 11, 35
;
Barack, Zim. Chron. ; ;
Primisser, Suchenwirt ; ;
Niewöhner, a. a. O.
304, 59
(mit sozialkritischer Darstellung des Turnierens);
305, 10
;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. ;
Roth, E. v. Wildenberg ;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
24, 2
;
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 457
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Öst. Wb.
3, 202
.
Vgl. ferner s. v. , ,  1.
5.
›(einem Pferd) die Sporen geben‹; als Synekdoche: ›wegreiten‹; daran logisch anschließbar einige isolierte Belege, in denen
stechen
die Bedeutung ›sich bewegen‹ zugeschrieben werden kann, s. u. die Übersetzungsvorschläge.

Belegblock:

Löscher, Erzgeb. Bergr.
60, 8
(
omd.
,
M. 15. Jh.
):
Alß der gang an den tagk sticht
[›hervortritt, vom Erzgang‹].
Michels, Murner. Badenf.
30, 10
(
Straßb.
1514
):
Das lebendige wirme krochen | Vß sim lib, herußer stochen
[›krochen‹].
Bachmann, Morgant (
halem.
,
1530
):
Do Fieramunt die fier rytter ersach, do stach er in sin pfert und reyt zuo innen.
Ebd. (
1530
):
Darnach stăchend die buoben, so uff den rossen săssend, einer gegen Orientt, der ander gegen Occident.
Ders., Haimonsk. (
halem.
,
1530
):
do stach er inn Bayard und reytt inn die grösten huffen der Frantzossen.
Damit stăchend die Frantzossen inn ire pfert Gergis nach.
Rauwolf. Raiß ([
Lauingen
]
1582
):
Alß bald sie
[eine Art Hunde]
aber vnser ansichtig werden / wendeten sie sich / vnd stachen daruon
[›liefen davon‹].
Bachmann, Haimonsk. ; .
6.
›etw. (ein Bild) in eine dazu geeignete Unterlage (z. B. Kupfer) eingravieren, stechen‹.
Zur Sache:
Lex. d. Mal.
4, 1656
.
Mittleres und späteres Frnhd.
Bedeutungsverwandte:
(V.) 5; vgl.  7,  1, (V.) 1,
2
, .
Syntagmen:
ein kupfer s
. (dies wohl mit verschobener Bezugsgröße: vom Bild auf die Unterlage),
figuren s., etw. in kupfer s
.;
etw. an ein blech gestochen sein
;
die gestochene passion / kunst, das gestochene werkstük
.
Wortbildungen
stecher
4 (dazu bdv.:  6; vgl. ).

Belegblock:

Ziesemer, Marienb. Ämterb.
127, 3
(
preuß.
,
1437
):
eyn silbereyn blech, dorann ist eyn schiff gestochen.
Rupprich, Dürer
152, 72
(
nobd.
,
1520
):
Mehr 6 gestochene Passion pro 3 gulden.
Rennefahrt, Gebiet Bern (
halem.
,
1679
):
der, so des müntzmeisters stell versichet und die alliages macht, denne der probierer und der monnoyeur oder präger, wie auch der stecher oder graber.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
1991
(
oobd.
,
1607
/
11
):
Ein kupfer, ist des Erasmi Reterodami conterfett, hatt A. D. selber gestochen.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
16, 9
;
Rupprich, a. a. O.
152, 113
;
Hulsius
R ijr
.
Vgl. ferner s. v. (Adj.) 4,  1.
7.
›jn. verbal angreifen, jn. reizen, provozieren; jm. übel nachreden; (z. B. die Obrigkeit) schmähen, über jn. / etw. schelten‹; vereinzelt ins Posive gewendet, dann: ›jm. liebevoll zusetzen‹.
Bedeutungsverwandte:
 2,  3,  3, ,  5, (V., unr. abl.) 4,  2,  2,  2,
1
(V.) 1, , .
Syntagmen:
jn
. (z. B.
die abwesenden
)
s., jn. mit nachrede, mit einem spruch s
.;
zungen
(Subj.)
s
.;
mit worten, auf die obrigkeit / priesterschaft, auf jn. s
.;
die stechenden worte; das s.
(subst.)
wieder jn. unterlassen
,
das freundliche stechen
.
Wortbildungen:
stechwort
(dazu bdv.: vgl. , ).

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Hortari. Ermanen anregen ¶ anreitzen weiglen hetzen / beitzen beissen stoͤbern anstupffen stechen.
Luther, WA f. (
1527
):
nicht mit eissen waffen, sondern mit dem wort Gottes, denn es ein geistlich freundlich stechen sein wird, [...] gleich wie S. Paulus die Galather und Corinther sticht.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Ich han beide hy unde dort Swerlicher stechwort vil gehort.
Perez, Dietzin
1, 39, 21
(
Frankf.
1626
):
das Fewer der Mißgunst / welche dich auff allen seyten mit seinen gifftigen Zungen wird ansprengen vnnd stechen.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1488
):
du wilt villeicht uns mit dem spruch stechen, ob wir ein rechter freunt sein.
Wickram
4, 48, 16
(
Straßb.
1556
):
Diser suppenfresser / wolt gesehen sein / stach mit boͤsen worten wider hinumb.
Enders, Eberlin (
Basel
1521
):
Wann sie sunderlich vil staͤchen vff oberkeit vnd priesterschafft, das gefalt dem gemeinen man wol.
Fischer, Eunuchus d. Terenz (
Ulm
1486
):
das er ir dise stechende wort nit zehoh an ziehe.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
Alsô tuont die unküstigen niht, die den abwesenden schadent und si stechent mit nâchred.
Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. Weibe ;
Enders, Eberlin .
Vgl. ferner s. v. , (V., unr. abl.) 7.
8.
›stechende, beißende Schmerzen verursachen; stechende, beißende Schmerzen fühlen‹; subst.: ›Schmerz, schmerzhaftes Stechen‹.
Bedeutungsverwandte:
 4, .
Syntagmen:
der fürwiz, die sonne s., kleider den menschen s., die brauen in die augen s., jn
. [wo]
s.; die stechende blähung / hitze / sonne
; subst.:
ein stechen haben
;
das stechen des herzens, der milch, der augbrauen, in der haut
.
Wortbildungen:
stechlich
(a. 1627),
stechpulfer
wohl ein Pulver gegen Seitenstechen (17. Jh.),
stechwurz
eine Heilpflanze (laut : ›Pestilenzwurz‹; a. 1571).

Belegblock:

J. W. von Cube. Hortus
101, 4
(
Mainz
1485
):
Also thut auch das ertrich wente eß macht kleyder von syne͂ sweyß die den menschen zerren vnd stechen.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
168, 18
(
Frankf.
1535
):
es [Petroleum] stillt das bauchwee vnd die stechende blehung im leib.
Opitz. Poeterey
31, 29
(
Breslau
1624
):
Jch habe mich gesetzt bey diesen Buchbawm hin / | Gleich wie ein Wandersman thut im fuͤruͤber ziehn / | Jn dem die Sonne sticht.
Vizkelety, Spangenberg. Glücksw.
371
(
Nürnb.
1613
):
der Fuͤrwitz mich da stach / | Daß ich auch lieff der Trummel nach.
Sudhoff, Paracelsus (
1525
/
6
):
davon reudikeit zu einem zeichen entspringt und vil krazens und stechens in der haut.
so folgt ein erschütten des ganzen leibs mit stechen, enge umb die prust.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
stechen, n. ,cardiaca, & cardia
.‘
Stechen oder grimmen der oberen eingeweyd.
Maaler (
Zürich
1561
):
Hitzige Heisse vnnd staͤchende Sonn.
Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib.
1989, 270
(
1658
):
stächen der milch, so man das kind entwenet. [...] stichts dich im ruggen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
er ist guot für die wind in dem leib und für die darmgiht und für etleich stechent smerzen.
Eis u. a., G. v. Lebenstein
60, 4
(
oobd.
,
1. V. 15. Jh.
):
Wem ein stich in der seitten ist oder der stechen hat darjnne, der nem nacht schaden wasser.
Ebd.
60, 11
:
Wen die pra stechent in den augen, der streich das wasser oben an die pra.
Belkin u. a., a. a. O.
198, 19
;
Lehmann, Rezeptb., S. 
262
;
Vgl. ferner s. v.
1
 1, (V., unr. abl.) 9.
9.
›jn. bestechen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  5,  3,  5, , .
Syntagmen:
jn
. (z. B.
den bürgermeister / richter, herren / mönche / pfaffen
)
/ das regiment
(
mit etw
., z. B.
mit geld, geschenken / gaben
)
s
.

Belegblock:

Luther, WA (
1532
):
Jst er [Richter] aber des Mammon knecht, so lesst er sich stechen mit geschencken.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Wenn mans [Mönch] aber mit gaben stach, | So liessens dennocht etwas nach.
Roloff, Naogeorg/Tyrolff. Pamm.
449, 4434
(
Zwickau
um 1540
):
Es werdn ihr viel beharn inn unser pflicht / | Wenn man sie heimlich mit geschencken sticht.
Schulte, Rav. Handelsges.
289, 37
(
schwäb.
,
1505
):
der gelich ain tayl [wol] an die 2 som tuch gestochen, so wir üch hie mitt senden.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
wie das ganz regiment mit gelt gestochen wär.
10.
›etw. gegen etw. anderes tauschen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. , ,
1
 1.

Belegblock:

Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
259, 33
(
halem.
,
1395
/
6
):
er woͤlte die ros han verstoln und si gen Vilingen gefuͤrt han, und si do an graw tuͦch haben gestochen.
Ebd.
671, 13
(
1464
/
5
):
d(icit), er habe uff ein mal mit einem im koffhus mit yssen umb korn gestochen.
Vogel, Pract. Alg. Ratisb.
189, 1
(
moobd.
,
M. 15. Jh.
):
2 gesellen stechen mit kaufmannschaft, einer hat saffran, der ander negln.
Rupprich, Dürer
48, 18
;
Vogel, a. a. O.
191, 21
.
11.
phras. (falls plausibel zuzuordnen, s. Angabe der Bedeutungsposition in eckigen Klammern):
jn. / dem esel sticht das futter
›j. / ein Esel schlägt vor allzu üppiger Ernährung über die Stränge‹;
jn. sticht die torheit in der kappe
›jm. tut die Dummheit weh‹;
j. sticht den stern
›öffnet die Augen‹;
einen bären stechen
›Großes leisten‹ (zur eigentlichen Bed. s. 3);
jm. den kornuten stechen
›jn. zum Narren halten‹ (zu
kornute
s. , und );
jm. den narren stechen
;
die schule durch den bauch stechen
›die Schule an den Nagel hängen‹ [1];
jm. ist bas mit dem bereiten, dann mit dem stechen
[4];
stäte in arbeit stechen
›eifrig arbeiten‹ (auch zu 12 stellbar);
auf den misglauben stechen
›den Fehlglauben erkennen lassen; Mißtrauen erregen‹;
jm
. (einer Frau)
den igel stechen
(obszön) [1];
stich und schlage
ein Ausruf in der Schlacht [1].

Belegblock:

Belegreihenfolge analog zu der Folge der Phraseme:
Luther. Hl. Schrifft. 1. Tim.
5, 11
Marg. (
Wittenb.
1545
):
Als die das futter sticht / weil sie von dem gemeinen Almosen wolleben.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
452, 5929
(
Magdeb.
1608
):
Wenn dem Esel das futter sticht / | Tantzt er auffm Eyß.
Luther, WA Anm. 1 (
1535
):
Das leret kein kunst, Rechtbuch, ausgenomen ist textus: das kind rc. der sticht den stern.
Sachs (
Nürnb.
1553
):
Wenn ich im ob dem halß nit bin, | So sticht er warlich keinen bern.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
du stichst kein Bern, | Weil ein bratwurst ein kreützer gilt.
Jahn lacht, schüttelt den kopff, sticht jhm den Narrn.
Schorer, Sprachposaun
53, 24
(
1648
):
die Thorheit des Vielwissens vnd darob hoch angesehen zu seyn / sticht auch in jhrer Kappen.
Lichtenstein, Lindener. Rastb.
160
(
1558
):
Einer will im den narren bören, den cornuten stechen, bachanten behauen, oder sonst die blerpe mit witwen leym bedungen.
Spanier, Murner. Narrenb.
61, 18
(
Straßb.
1512
):
Als syn [jüngling] guͦt muͦß durch den schluch, | Vnd sticht die schuͦlen durch den buch | Vnd wurt villycht ein bader knecht.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
desshalb menigclich versteen mag, das dir bas mit dem bereiten, dann mit dem stechen ist.
Ukena, Luz. Sp.
2673
(
halem.
,
1575
):
Diewyl ich in armuͦtt bin verstrickt | Vnd stät muͦß in arbeit stechen.
Pfeiffer-Belli, Murner. Kl. Schrr.
6, 98, 24
(
Straßb.
1520
):
so nun Luters leren alle zeit anfencklich wol vnd lieplich ynfürett / vnnd doch entlich sticht vff den mißglauben / das sie lecket vornan vnd kratzt do hinden.
Fastnachtsp. (
nürnb.
,
v. 1486
):
Mir offnet einest eine ir gaden | Und wurd mich in ir petlein laden, | Da solt ich ir ein igel stechen.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Vach hie! rett da! stich und slach!
Do schrey niemant: vacha! vach! | Nür: morda! schewz! stich und slach!
Guth, Gr. Alex. .
12.
a) ›in etw. drinstecken, wo stecken‹;
b) ›etw. auf etw. stecken, in etw. hineinstecken‹. In den Belegen, die hier zusammengefaßt werden, hat
stechen
Bedeutungen von
stecken
übernommen, in der Regel – soweit erkennbar – unter Beibehaltung der unregelmäßigen Flexion, vereinzelt in der Weise, daß sich der Ablaut von
stechen
mit dem
t
-Suffix der regelmäßigen Formen von
stecken
verbindet (s.
Dammers u. a., Flexion der st. und schw. Verben.
1988, 421
ff.).

Belegblock:

Zu a):

Luther, WA (
1528
):
so sehet yhr die Juͤngere [...] so tieff ym fleische stechen, das [...]
. Chron. Köln 3, 756, 36 (Köln 1499):
do vant men bischof Werner van Trier in eime bedde stechen in den vederen.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
1754
(
Köln
1476
):
Jch syen dayr manch wympell stechen!
Buch Weinsb. (
rib.
,
1578
/
9
):
Hut euch, drin
[im Kaufhandel]
sticht unstede geluck, | Es reicht, er armt.
Göz. Leichabd. (
Jena
1664
):
Die armen verfürten leuth / die in jetz berurtem groben Jrthumb stechen.

zu b):

Loesch, Kölner Zunfturk. (
rib.
,
1397
):
en sal gein man van diesem ampte ander leder zo scheiden verwirken dan rinderenleder noch geine alde spene in nuͦwe scheiden stechen.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
4552
(
rib.
,
1444
):
Dede ich dat colier umme, des gelouft, | Ind stach do in den helm myn houft.
Qu. Brassó
5, 240, 33
(
siebenb.
,
1612
, Hs.
1726
):
hat in vergangener Mittwoch-Nacht ein Schanz aufgeworfen, darauf bei 27 Fähndeln gestochen.
Helm, H. v. Hesler. Apok. ;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Piirainen, Stadtr. Sillein
68a, 20
.
13.
›sich verstecken‹.

Belegblock:

Dierauer, Chron. Zürich (
halem.
,
1415
/
20
):
die von Wintertur [...] fúrzugen inen den weg und stachten
[zur Erklärung der Form s. 12]
sich [...] in ain holz.
14.
bedeutungsverwandt zu  2.