stationierer,
der
;
-s/-Ø
;
aus
mlat.
stationarius
›Hausierer‹
(
DuCange
7, 587b
; ).
›durchgehend negativ beurteilter Bettelmönch, der lügend, betrügend, schwindelnd durch die Lande zieht, dabei Heiltümer anpreist und Heilungen vorgibt‹; zu den Prädikationen der Quellentexte s. u. die Hinweise auf bedeutungsverwandte Wörter und die Syntagmen;
Syntagmen:
den s. nicht einlassen, mit schlägen überschlagen
;
der s. betteln, zins holen, jm. etw. abliegen
›mit Lügen abgaunern‹,
die völker bestreichen, hab und gut gewinnen, got und die welt betriegen, keine kirchweih verliegen, mit dem heiltum im lande umher reiten, gänsebein für heiltum umfüren, jn. mit einem vergüldeten eselszan bestreichen, einen herlichen mut füren
;
dem s. das pferd nemen, den säckel raumen, verbieten zu hausieren
;
sich für einen s. ausgeben
;
der schalkhafte s.
;
die lügen des s
.
Wortbildungen:
stationiererin
(a. 1493).

Belegblock:

Luther, WA (
1522
):
nach dem wir erlitten haben szo viel [...] Vorthumpte hern, Priors, Gardianten, Stacionierer, Terminierer.
Ebd. (
1523
):
Keinem munche, keinem stationirer noch kirchenbitter, sall [...] zu betteln [...] gestattet [...] werden.
Solt ich aber jnn den stifftkirchen, Thumbkirchen, Official heuser, Kloͤster und Predigstuͤl, komen, Und darnach auff die bettel Muͤnch, Stacionierer, Zu letzt unter die Sophisten jnn den hohen schulen.
Sachs (
Nürnb.
1523
):
Auch kommen stationirer, | Anthonier, Valentiner, | Die sagen viel erlogner wort.
Lemmer, Brant. Narrensch.
63, 12
(
Basel
1494
):
Des glychen duͦnt die heyltuͦm fuͤrer / | Stürnenstoͤsser / statzionyerer | Die nyenant keyn kirchwih verlygen | Vff der sie nit oͤfflich vß schrygen | Wie das sie fuͤren jn dem sack | Das hew / das tief vergraben lagk | Vnder der kryppf zuͦ Bettleheyn.
Bobertag, Eulensp. (
Straßb.
1515
):
[er] nam im für ein statzinierer vß zuͦ thuͦn, vnd mit dem heiltumb im land umher zu reiten.
Schade, Sat. u. Pasqu. (˹wohl
Schweiz
˺
1525
):
Sitzent zuͦm prass und zuͦ dem spil. | Zu teutsch heißen sie stationierer. | Si seint ein teil groß verfuͤrer: | Gensbein für heiltumb fuͤrens um.
V. Anshelm. Berner Chron.
5, 63, 22
(
halem.
,
n. 1529
):
ein stat Bern hat streng geboten die questioner, terminierer, stationierer, kilchen-, kloͤster- und landsbetler, ablaskraͤmer und curtisanen, mit iren gratzen, expectanzen, pensionen und reservaten, nit inzelassen.
Spechtler u. a., Frnhd. Rechtstexte
2, 45, 23
(
moobd.
,
1526
):
Soll auch der Starckhen und frömbden Auslendischen petler Samlern Stationierern und anndern muesgeenden leutn, in unnserm Lanndt verpoten sein zuhausieren.
Harms u. a., Alberus. Fabeln
29, 25
;
Schade, a. a. O. ; ;
Spanier, Murner. Narrenb.
16, 78
;
33, 80
;
Bücher, Berufe Frankf.
1914, 120
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;