starren,
staren,
steren,
V.;
Fortsetzung von
mhd.
starren
›steif sein‹
,
staren / steren
›starren, stieren‹
().
1.
›starr, steif sein (z. B. von Metallen, Körpergliedern)‹; ütr. auch: ›verstockt, starr, nicht aufnahmefähig sein und sich entsprechend verhalten‹; zu (Adj.).
Syntagmen:
ein glied, der darm, das herz s.; flüsse starrend werden; wie ein leich, von kälte, vor frost s
.;
das starren des geäders
.
Wortbildungen:
starkalt
,
starkälte
,
starrung
1.

Belegblock:

Luther, WA (
1544
):
finsternis [...], damit die hertzen besessen, das sie so starren und tod sind, das wir solches hoͤren und doch nicht gleuben.
Ebd. (
1544
):
damit der Teufel [...] die Leute voll stecket, das sie gar starren.
Ebd. (
1541
):
so leben wir sicher dahin in sunden on alle furcht und schew, Ja starren wie ein todter Leich.
Volkmar (
Danzig
1596
):
Rigeo, ich bin kalt / ich starre.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
673, 5232
(
Magdeb.
1608
):
ein schrecken | Das sein Arm starten wie ein stecken.
Sudhoff, Paracelsus (
1527
/
8
):
daher kompt es dan das einem ein glit starret, ut in podagra, et non potest movere.
Ebd. (
um 1567
):
dises gefeß ist ein leiblicher geist, darum sind alle coagulationes oder starrungen in ime gefangen und beschlossen.
Ebd. :
flüssen, so [...] durch die natürlichen kelte gefrierent, coagulirt und starrend werden.
darumb hat er [mercurius] in der coagulation der andern metal nichts zu schaffen und ist nit sein art, hart stênd oder starrend zu machen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Der Bart starret von eyß vnd kelte.
Starrkalt sein. [...]. Starrkalter winter. [...]. starrkelte (die) Grosse kelte darab einer gestarret. [...]. Starrung der spannaderen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
wenn man daz [pflaster] legt auf des milzes stat, sô benimt ez dem milz sein plæn und sein storren.
2.
›unablässig, mit unbewegtem Auge, starr wohin blicken; etw. unbewegt anblicken, anschauen‹; zu (Adj.).
Gehäuft in Texten religiösen und didaktischen Inhalts, darunter der Mystik.
Bedeutungsverwandte:
 1; vgl. (V.).
Wortbildungen:
starrung
2 (1. H. 16. Jh.).

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
568, 1944
(
Magdeb.
1608
):
DEr Koͤnig sahe den alten Mann / | Mit starnden Augen grimmig an.
Alberus
T iijv
(
Frankf.
1540
):
das storrn / wann einer die augen weit auffsperret / vnd sihet immer ein ding an.
Jostes, Eckhart
61, 32
(
14. Jh.
):
Unser frawe starte auf in den spiegel der gotheit. In disem staren so hat die sele siben anstarung.
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
427a, 3
(
Frankf./M.
1649
):
Verwendet man etwan die Gaja in der Folter ver Schmertzen die Augen / oder starret mit offenen Augen / so seinds newe indicia.
Strauch, Par. anime int.
66, 11
(
thür.
,
14. Jh.
):
der engil starrit an undirlaiz in den spigil der gotheit.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Wer nu daz wil bilden, der nem eins menschen forme, uss dez herzen innigosten grunde entspring ein glichú gestalt, also daz es alle zit hab ein steren wider in. Disú geischlichú úberweslichú geburt ist [...].
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
ob du mit dinen kranken oͮgen woltest staren in das rat der sunnen, das schine dime gesichte als ein dúnsternisse von úber treffendem liechte und von krankheit des oͮgen.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
3, 91
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
hie enist anders nút, dan ein ewig schowen vnd staren daz lieht mit dem liehte vnd in dem liehte.
Ebd.
100
:
Wan starren vnd schowen des geistes blibet ewig in der verborgen offenbarunge gotz.
Ebd.
179
:
das starren in goͤttelichem liehte haltet sich ob aller innikeite vnd v́ber alle tugende.
Ebd.
186
:
Dis ist die wise ob allen wisen, wie men vs gat in ein goͤttelich schowen vnd in ewig staren.
Ders., Ruusbr. steen
718
(
els.
,
sp. 14. Jh.
):
in diseme einvaltigen starren sin wir ein leben vnd ein geist mit got.
Jostes, a. a. O.
62, 17
;
Eichler, Ruusbr. steen
530
;