1
stam,stamme,
der
;-(e)s/-e
+ Uml. (für stam
), -ens/-n
(für stamme
).1.
›Baumstamm gehöriger Stärke, zwischen Wurzel und Astwerk liegender Teil des Baumes‹; von einerseits wurz(el)
, andererseits 1, , unterschieden; auch ›verholzter Pflanzenstengel‹; ›unteres Ende des Stammes, Klotz‹; teils mit Tendenz zu ›Baum‹, mehrfach bildlich oder ütr., dann z. B.: ›Stütze‹.Phraseme:
weder stok noch stam
›nichts‹.Syntagmen:
den s. abbrocken / verderben
; das herz als ein s. sein, ein s. des rechten sein
(ütr.); harz von dem s. fliessen, die wurz vom s. abschlagen, aus dem s. ein kraut wachsen, der zweig aus dem s. kommen, etw. / jn. an einen s. binden, ein loch in den s. boren
; der s. des baumes / glauben / rechten
; der grüne / junge / aufschossende s
.Wortbildungen:
stambloch
stamende
stamfalke
stamfeile
stämfeile
; Schreibung jeweils mit -pf-
; möglicherweise Zuordnung zu stampfen, stämpfen
), ˹stamgeld
stammiete
stamrecht
stämling
stamlöse
stämmen
stamort
stamplütsche
stamreid
rîden
›winden‹, 2. Hochstufe; ), stamreis
stamrinde
stamstecke
stamtrager
stamtrum
drum
›Endstück‹; ), stamwort
stamwurzel
Belegblock:
1 reisefeile, item 1 stampfeyle, item 1 reyszhoken.
Teutsche Stammwoͤrter / welche meist alle einsilbiges lautes sein / [...] von treflicher Anzahl [...] bequem zur ableitung [...] geschikt.
naturlich recht ist, swa die vrucht sich bildet nach ir stamme. .
Ebd.
23, 5
: dem [boum] sin saf daz beste | mit veüchten vromt uz stammes adel
. 12, 4, 10 (Hs.˹nobd., 3. V. 15. Jh.˺):
ieslichez obez man smecket | nach sines stammes art [zu dieser Inhaltsgruppe s.
Tpma
11, 11, 104]. dessen sol der hausman zu stamrecht geben den herren von iedem stam holz zween pfenning.
Der stam ruchet woͤl vnd ist suße.
Ebd.
133, 8
: Der wilde saffran stam glichet by nahe de͂ heymschen allein disser an dem stam nit bletter hait.
eins menschen hertz ist alss ein stam | der in ein garten dar ynne quam, | das man dar uff gepropte ein riss.
Schneide darnach die spitzen von der stammrinden [...] hinweg.
Ebd.
110, 17
: Nim ein lang propfreis unde beuge dasselbige fein gemach. Propf es mit dem stammort und wippel in den stamm.
Ebd.
220, 18
: als das stammende dicker ist als das wippelende.
Ebd.
241, 22
: das die hester fein gezogen werden mit den wurzeln und insonderheit die stammwurzel soviel muglich vorschonet werde.
von den 4 eichen stamgeltt, von ider 1 g.
Stamreyße oder sproß od’ pawmes ast.
als alle die zwige kumment uz dem stamme des boͮmes.
nement ein glichnisse an eime boͮme, an dem [...] vil este in ein stam vnd ettewenne vil stemme oder selp boͮme in eine wurzel werdent vereinet.
[Troja ward] gar eingeaͤschert / daß man bald weder Stock noch Stam davon zusehen gehaht.
Und wart der boͮm sich do zehant | Nider naigen uf das lant | Und in der heren mægte schoͮs. | Sin stam was lang und groͮs.
Codex, Dz stambloch am baum.
Grus krie [...] kranch [...] kranich [...] stamfalk.
Stam͂ des baums vnde͂ võ der wurtze͂ auff biß an die aͤst. Von einem Stammen eines baums gemachet. [...]. Stam͂blütsche (das) Der vnderist totz einer tannen. [...]. Stam͂reit / Flader sagend etlich. Molluscum.
6 wagen in daz Bindorfer tal nach zimerholtz, aim wagen 24 ß., zu stammüt dem schützen.
sind das die est, wie mag dann so | der stamm so gar volkommen sein!
dem holzwarten ist man schuldig für sein sta(m)miet von jedem ℔ hlr. 1 ₰ hlr.
solle der, welcher den iberhang
[der Baumfrüchte]
hat, die 2 thail zu dem stamen legen, den 3ten thail aber mag er behalten. in denselben wälden soll sich niemand unterstehen zu schwenden noch zu reiten und kain stamstecken abzumaissen.
so soll auch an den klain schossen oder stämbling gar kein asst [...] abgeschlagen [...] werden.
Ziesemer, a. a. O.
238, 9
; Eckhardt, Ohess. Klöster
2, 441, 35
; Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. ;
Sermon Thauleri
2rb, 5
; Ermisch u. a., a. a. O.
114, 26
; Adrian, Saelden Hort
4859
; Lindqvist, K. v. Helmsd.
1587
; Morrall, Mandev. Reiseb.
117, 22
; Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 487, 27
; Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
57, 15
; Voc. Teut.-Lat.
ee vjv
; Öst. Wb.
3, 1161
.2.
›bearbeitetes Stück Holz, Balken‹; speziell: ›Stamm des Kreuzes; Kreuz‹; ›Kerzenständer‹.Belegblock:
wie er [Christus] am Stam des Creuzes sein leib vnd blut gegeben [...] habe.
dise machung des kertzstals die was von gegossem golde als wol das mittels stamm
[
schaftLuther
1545, 4. Mose 3, 4: ]
als auch alle ding der rore. in des selbigen hënde enpfhilch ich mein geist, den tu erlöst hast an dem stam des chreüczes.
ain floß zwystöß mit 32 stämb, ain jeder 24 oder 25 schuech lang.
3.
›Geschlecht, Familie meist adligen Standes und eines über dem Durchschnitt liegenden Alters; Geschlechterlinie, Geschlechterfolge; Darstellung der Geschlechterlinie; Stammbaum (dazu speziell: Lex. d. Mal.
); Zuchtstamm von (Haus)tieren; Volksstamm, Volk‹; tropisch auch (ausgehend von ,Alter‘): ›Herkunft, Ursprung (bezogen auf unterschiedliche Bezugsgrößen)‹; erstgenannte, sehr häufig belegte Variante vielfach unter herrschaftlichen, herrschafts- und traditionsgeschichtlichen sowie erbrechtlichen Gesichtspunkten des Entstehens, Alters, Unterganges, der Funktion angesprochen; mehrfach gemeinsames Vorkommen mit Ausdrücken wie 8, 43
1
blut
4, gezücht
.Phraseme:
von gutem stamme sein
.Syntagmen:
einen s. aufrichten / ausreuten / austeilen / / örtern / verkaufen, einen s
. [woraus, z. B. aus leid
] füren, einen s. in kupfer stechen
; der s. dahin / nimmer sein, sich teilen, js. s. von königlicher art sein
; dem s. vertilgung entstehen
; aus einem s. geboren sein, aus / von einem s. entspriessen, von einem s. sein / (her)kommen, an einem s. ane erben bleiben, in gleichem stand gegen einem s. stehen
; der s. Juda, Davids, der s. der kinder Israel, der s. Steir, von Österreich, der s. des fleisches / geschlechtes, der herschaft / anmutter, der eltern, des Levi
; der s. des fleisches
; der adenliche / berümte / edle / eheliche / erliche / geringe / habsburgische / hohe / jüdische / königliche / fürstliche / (hoch)löbliche / manliche / mütterliche / väterliche s
.; das weib von js. stamme, das absterben / blut, die verwandten, die erzälung des s
.Wortbildungen
stambuch
stamhaber
stammen
stamregister
stamvater
Belegblock:
8 suwe und 1 ber czu dem stamme.
das Haus zu Sachsen, das Haus Brandenburg, das ist: der Stam [...] zu Sachsen.
und werden erzelet Mosi und Aarons Geschlechte und Stamregister.
Koͤnig in Poln / der seines stammes / | Alle verwanten vmbgebracht.
Van dyr ouch, frauw Elizabeth, | Ist er [Landtgraf Herman] gestampt na mynsch geseth.
Derhalben gedachte ich mir ein solch Stamm: Freund: vnd Gesellenbuch zuverfertigen.
Praunswich ist auch von erst entsprossen dau | her ausser Paiern, von dem rechten stam.
Stamm oder Geschlecht. Weil die Geschlechte gleichsam die Aeste sind / welche aus dem Stammvater / oder desselben Hauses Anfaͤnger und Urheber herstammen / werden sie billich mit einem Baumen vergliche͂.
der wer am reich bruchig worden und wer keiner getrewer cristen mer geheissen nach seim stam keiner freyheit werd mer genossen.
eyn eelich frouw [...] | Die von jüdschem stam wer kummen.
weliche die eygenschafften an yn hant, die sint von edelem stamme der Walhen komen.
Stammbuch / n. livre d’amie, Liber amicorum.
herr, trinkt den cläffner! | der kompt her von guotem stam.
lieb hat ainen guoten stamm: | das ist die tugent lobesam.
darin ain staininer tisch gestanden, darauf der stammen von Österreich mit vilen schriften geetzt.
Ich sag sein stamm und purdte – | ist doch von hoch und küngclicher art.
das dise aller cristenlichisten künig, [...], ir liny und ursprung haben warlich aus dem edlen stamen und pluet der herren des grossen hawss der Pfaltz.
Wartholomeus, der was ëdel von dem stam des fleisches.
Luther, WA ; ; f.; ff.; Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. ;
Köbler, Ref. Nürnberg
215, 9
; Adrian, Saelden Hort
6947
; V. Anshelm. Berner Chron. ;
Voc. Teut.-Lat.
ee vijv
; West, Dasypodius.
1989, 373
; 4.
›herausragende Einzelperson (Maria, die Minnedame), auch Allegorie innerhalb eines poetisch überhöht verstandenen „Stammes‹, insofern an 3 anschließbar.Texte religiösen und didaktischen Inhalts.
Wortbildungen:
stam
Belegblock:
dugent wunsam, | stam adels bris, | vlis ist an dir [fraw] zumal ergangen.
vrauwe
[bezogen auf
vrouwe Stede]
der vreuden stam, | durch ur dogent syt mer nit gram | of ich geczwat vragen mois. Ich sprach: „got grüsz dich juͦnffraue stam, | was ist din sendes clagen“?
Du edler stam, | Dem aine zam | Der hoͤste nam | Ze paradys ie kam.
Da die genadenreich zeit cham, | das got erlösen wolt Adam, | da wuchs ain säldenricher stam | Maria machet got so zam.
5.
›Person oder Gruppe verwandter Personen, die gemeinsam mit anderen solchen Personen(gruppen) gegenüber jm. hinsichtlich e. S. in rechtlich festgelegter Weise berechtigt und verpflichtet ist‹; auch: ›Erbe‹.Rechts- und Wirtschaftstexte.
Wortbildungen:
stamgut
stamteil
stämmen
Belegblock:
sollen die hern anstund iren schultheiss lassen dingen uf die gueter, da der zinß uf liegt, und ob die nit gnungsam weren, möchten sie alle stamgueter indingen desselbigen zinß.
wieviel stemme sein sollen zu dem gelde, haber und hoenerzinsen? Sie sagen: vier [...] oder sie sagen auch: man sol sich an den guetern erholen.
daz hye sich gestemmit hat fur in fur eyn gulden, daz (her) in nit gelosz.
so ne͂men sie ein Stamteil souil irem Vatter oder Muͦtter gepürt hett.
von der vff gifft vñ vsserung wegen so sich an des Reichs gericht verhandelt / dz ein persone oder stãme / od’ mer personen oder ste͂me sich eins andern erbguͦtes oder mehr güttere / die doch jn einen zinß gehoͤren / gegen dem zinß herren [...] entüssern / vnd für die zinß ligen lassen woͤllen / So sol der jhene oder die jhenen so die güttere ligen lassen / vnd vsserung thuͦn woͤllen das jnsatze vnd jnschryb gelt zu geben schuldig sein / Nemlich acht vnd virtzig heller / vnd sol man es halten nach anzal der personen oder ste͂men.
hett einer vnder deß vatters sünen driu / ald viere / oder me kind verlassen / die alle nement deß orts nit me dañ ein teil / wie ir vatter [...] / das heißt ein stam͂ teil.
Nach ihrem Tod aber śollen Zwa Theil auf die Verlaßne Tochter, alß rechten Stammen vnd Erben [...] fallen.
Cirullies, a. a. O.
313
; 6.
in einer Reihe meist poetischer Verwendungen bildlich oder tropisch, darunter mit Adjektivatribut oder genitivus explicativus im Sinne von ›Ursprung; Wesen, essentielle Eigenschaft, Wurzel‹.Gehäuft älteres und mittleres Frnhd.; oft Verstexte religiösen und didaktischen Inhalts.
Belegblock:
Daz her [Crist] uns mochte brengen | Hin wider an den selben stam | Dar uns der tuvel abe nam.
Gende von deme stule, | Gotes und des lammes, | Des vor alden stammes | Der ie was und immer ist.
Also nutz ist der stam | Der vorhte; swer druf pfropfet, | Daz im sine herze clopfet | [...] | Dem wirt wol aller suche buz.
Ditz wazzer machet uns sunden vri | [...] | ditz wazzer ist der ruwe stam. | sin smak ist suer und bitter.
Vil mer die im erkos | Got der vatter zw amen | Dem libsten süne sein, | Von dem er erbsünd stamen, | Do Adam uns fürt ein, | Tet rechtlich wider prüche.
der künste stam | mit sange noch uz in
[den mhd. Dichtern]
loubet. Wer dann tracht fruͤ und spat | daz er trew und worhait hat, | der ist nicht ein werltleich stam.
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 113
.