1
staffel,
(seltener, nur obd.:)
stapfel,
(sehr vereinzelt:)
staffe,
der / die
;
-s
(für
der
)
/-n
, auch
(+ Uml.).
1.
›Stufung innerhalb eines größeren konkreten Ganzen‹; im einzelnen: ›Treppenstufe‹ (meist); als Ütr.: ›Hierarchie‹; als Synekdoche: ›Stiege, Holztreppe‹; ›Podest‹; ›eingelegter Boden‹; ›Stufe in einem Wasserlauf‹; auch: ›Pfeiler‹; ›Bohle‹; ›Gaumenstaffel‹.
Bedeutungsverwandte:
,
1
,
1
 1,  1,
3
,  3; vgl.  1.
Syntagmen:
die s. abbrechen / abgehen, die staffeln hinaufgehen / zälen, zum feuer bringen, die kele staffeln haben
; [eine Anzahl]
staffeln tief sein
;
auf die s. knien, die stiege von s. zu s. hinaufkommen
;
den gaul am dritten s. lassen
;
die staffeln des altars / gerichtes / trones
;
die oberste / höchste / steinene s., gleiche staffeln
;
die brücke / truhe mit staffeln
.
Wortbildungen:
stapfelmachen
›Stufen hinaufgehen‹,
stapfelmachung
,
stapfeln
›etw. abstufen‹,
stapfelweise
.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Gradus. Seigel stapffel staffel trapp ¶ steigen leyter.
Luther, WA (
1538
):
Wil er den, das keine staffen uber der andern sein?
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Von staffeln zu staffeln kompt man die stegen hinauff.
Vnschuld stehet auff drey Staffeln. Die erste ist / das einer fuͤr sich selbst nichts boͤses thue.
v. Groote, Muskatblut (
nobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Beide aissen si den appel, si giengen abe die stappel | dieff in der hellen kappel.
Voc. Teut.-Lat.
ee vijr
(
Nürnb.
1482
):
Stapffelmachen. oder stieg auff und abgeen. gradiare.
Ebd. ee viij r:
Stapffelmachung. oder auffgeung. oder aufsteygu͂g.
Sachs (
Nürnb.
1563
):
Zu-hand thet der gemein mann rennen, | Und brachtn staffel, stül, tisch und benck | Zum todtenfewr, zu opffer schenck.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
90, 21
(
els.
,
1362
):
das was zwo vnd fúnfzig staffeln tief.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
der kúnig salomon macht ouch ein grossen trone von helffenbein: der het . vj. staffelen
[
Luther
1545, 1. Kön. 10, 19:
stuffen
].
Löffler, Columella/Österreicher (
schwäb.
,
1491
):
man muͦß die selben [in flúsß des seeß] nit in staͤffel uff richten, aber gemachsam wie das tal uff laiffen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1451
/
2
):
mit im die cardinäl und bischof zuͦ baiden seiten auf der ersten oder höchsten stapfeln.
Ebd. (zu
1548
):
hat der cardinal [...] ain pruck mit 20 stapflen hoch und darauf [...] ain grab aufgemacht.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
diu kel ist voller kruspeln und knoden und hât geleich staffeln. die staffeln steigt und gêt diu stimm auf.
Deinhardt, Ross Artzney
232
(
oobd.
,
1598
):
Ists [gaul] aber sonnst khranckh, so laß im vnder der zungen am dritten staffl.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
182
(
oobd.
,
1607
/
11
):
uf dem schnaber ein seltzam überbain gestapfelt oder knorret von 7 knorrn.
Ebd.
588
:
2 andere indianische gemeld von wasserfarben, das eine uff tuch, das ander uff papir, die man beide stapfelweis zusamenlegen kan.
Ebd.
1217
:
Ein grosser von ebin holtz gezierter schreibtisch, hatt obenauff zu beiden seitten staffel.
Ebd.
2294
:
Ein mit schwartz leder überzogen trühlin mit 4 staffeln.
Starzer, Qu. Wien (
moobd.
,
1640
):
ain lerchbaumbener staffel, der 20 schuech lang, 2 zoll dick.
Stoltzius, Chym. Lustg. ;
Opitz. Poeterey
56, 13
;
Martin, H. v. Sachsenh. Temp.
649
;
1020
;
Chron. Augsb. , 92 Vorr. zu 4;
Bobertag, Eulensp. ;
Morrall, Mandev. Reiseb.
12, 2
;
Hoffmeister, Kuffstein. Gef.
A vjr, 4
;
Eschenloher. Medicus ;
Haszler, Kiechels Reisen ;
Schmitt, Ordo rerum
54, 18
;
Rot
314
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Vgl. ferner s. v.  1.
2.
›in einer bestimmten Ordnung gelagerte Waren; Handelslager; aufgeschichtetes Tuch, Stapel (z. B. von Holz)‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  2,  4, , (
das
7, .
Syntagmen:
eine s. halten
;
von jedem s. etw
. [einen Betrag]
nemen
;
der s. gewand / holz / tuch
.
Wortbildungen:
staffelholz
›Unterlage für gelagerte Waren‹,
staffellage
›Warenstapel‹ (a. 1536),
staffeln
›(Holz) aufschichten‹.

Belegblock:

Rudolph, Qu. Trier (
mosfrk.
,
1526-31
):
damit sy
[die Trierer]
einen ader zwene jaremarckt [...] zu Trier zu halten bekommen [...] zu sampt einer niderlage und staffeln uß Oberlanden in die Niderlande und herwiderumb.
Lexer, Tucher. Baumeisterb. (
nürnb.
,
1464
/
75
):
fur ein staffelholtz, das 28 schuch lang ist, 45 pf.
Bell, G. Hager
619, 9, 10
(
nobd.
,
1588
):
dreÿ steinere stiechen nab, | der stafl aller foll.
Geier, Stadtr. Überl. (
nalem.
,
1400
):
so git och ain ieclich ball mit gewand, die fúrgăt, ain ieclichen staffel 18 ₰.
3.
›Grad der Verwandtschaft; Geschlechterfolge‹.
Bedeutungsverwandte:
,  4; vgl.  6.

Belegblock:

Koller, Reichsreg. Albr. II.
169, 23
(
1438
/
9
):
und desgleichen wir auch denselben staffeln nachfolgend gemerkt haben grosz dienst, willikeit und frewnschaft.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1488
):
bit wir dich, sag die grad, stapfel und gesipt, darinnen wir aneinander anrüeren.
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern (
halem.
,
1634
):
ordnen wir ..., daß in soͤlchem gradu, staffel oder standt, wie hievor staht, niemand sich mit und gegen derglychen verwandten [...] verheuͤraten soͤlle.
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
alsdañ sol in den andern vnd wytern sipperbfallen / [...] / all weg nach nehi deß bluͦts vnd deß grads oder staffels geerbt werden.
4.
›Stand eines Himmelskörpers; „Bogengrad als Maßeinheit und als Strukturelement der Kreise‹, 1 Bogengrad = 56 ⅔ (arab.) Meilen (so
Brévart, s. u., Glossar, s. v.
grad
).
Bedeutungsverwandte:
 7.

Belegblock:

Gille u. a., M. Beheim
22, 45
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
am himel ist auf gangen czu der friste | der funft staphel des Lewens.
Plant u. a., Main. Naturl.
300rb, 8
(
ohalem.
, Hs.
E. 14. Jh.
):
ieglich zeichen ist geteilit in drizic stucke vn̄ ieglich stucke heizit ein grad’ dc ist ein staffel.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
24, 18
(
noobd.
,
1347
/
50
):
also gent die sternseher piz an die sehsten stapfeln.
5.
›Stufe, Grad im Prozeß religiöser Heiligung, Andacht, Erkenntnis, auch moralischer Entwickung; Grad, Staffel göttlicher Liebe o. ä.; Stufe eines sozialen, hierachischen Aufstiegs (seltener)‹; jeweils bildlich im Anschluß an 1 gedacht.
Texte religiösen oder didaktischen Inhalts.
Bedeutungsverwandte:
 1,  5, ,  1; vgl.  5 (subst.),  3,  7,  4.
Syntagmen:
den s. erlangen, eine s. höher nauf rücken, den s. zu got aufsteigen; armut ein s. der volkommenheit sein, ein s. bar
›leer‹
bleiben, der s. bildung sein, im gebet, in der liebe staffeln sein
;
von dem s. fallen, durch die s. aufsteigen, durch sieben staffeln klimmen
;
die staffeln der minne / liebe / säldekeit / wirde, zu dem ewigen, dem busfertigen leben; die heilsame / rechte s
.
Wortbildungen:
staffellich
›von Stufe zu Stufe‹.

Belegblock:

Stambaugh, Milichius. Zaubert.
6, 31
(
Frankf./M.
1563
):
nach dem die Erkaͤnntniß der Suͤnden die erste staffel ist / zuͦ einem buͦßfaͤrtigen leben.
Jostes, Eckhart
105, 6
(
14. Jh.
):
Diz wirtschaft hat sehz staffel, daz ist su̇zzekeit, gitykait, setty, trunckenheit, sicherheit, ru̇we.
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
13b, 19
(
nobd.
,
E. 14. Jh.
):
Ditz sind die funf staffeln der minne.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
um 1480
):
ein ider acht | Wie er den andern unter sich mug druken; | Er meint ein staffel hoer nauff zu ruken.
Schmidt, Rud. v. Biberach
71, 18
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Augustinus spricht, daz der ander staffel bildung ist. Aber bilderin ist dvͥ kraft der sel.
Ebd.
75, 27
:
da vat das beschoͧlich leben ordenlich an vnd klimmet staffelich vf.
Goedeke, Fischart. Schiff
621
(
Straßb.
1576
):
arbait, müde, schwaiß und frost | Sind des rums und der tugend kost, | Das sind die staffeln und stegraif, | Darauf man zum lob steiget steif.
Maaler (
Zürich
1561
):
Staffel oder seigel zuͦ eeren. [...]. Ab einem Staffel auff den andern steyge͂. [...]. Die Staffel vnd wirde od’ eer eines radts herren. [...]. Von Staffel zuͦ staffel zuͦ eeren auffsteige͂.
Höver, Bonaventura. Itin. B
558
(
moobd.
,
1450
/
60
):
Die vorgeschriben sechs grad der beschawung sind sam sechs staffel, dar durch ain andachtige sel auffsteiget zu dem waren thron Salomonis.
Ruh, Bonaventura
337, 7
(
oschwäb.
,
2. V. 15. Jh.
):
Ist not, das man zum aim iglichen diser dreier durch siben staffen kluͤme nach dreierlay weg.
Ebd.
352, 31
(
orhein.
,
um 1480
):
Vnd sint diß etliche bewertte tugenden besunder in jungen personen vnd heilsame stafflen oder sprossen, do durch sy [...], vollendung der tugende vnd den obersten tolden der hymmelschen eren mögen erst begeren.
Adrian, Saelden Hort
549
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
[Daz] wir von dem stapfel | vielen aller sælden kait | in armuͦt und in arbait.
Niewöhner, Teichner
464, 1034
(
moobd.
,
1370
/
80
):
den nȧchsten staffel drunter | hat man unser frawn geschriben, | daz div ist aͮn sünd beliben.
Höver, a. a. O. A
450
;
Asmussen, Buch d. 7 Grade
58
;
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
191
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Ruh, a. a. O.
331, 20
;
Niewöhner, a. a. O.
464, 998
;
1028
;
1082
;
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
111, 32
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß .
Vgl. ferner s. v. .
6.
›Station auf einem Prozessionsweg‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2, (
das
2.

Belegblock:

Blümcke, Hans. Gesandtsch. (
nrddt.
,
1603
/
05
):
fur 7 ℔ wachsslichter unnd Stapels auf den wegh, [...] 4 M. 13 Sch.
7.
›Stäbchen zum Anschlagen der Saiten (der Laute)‹.

Belegblock:

Brack (
Basel
1483
):
Pecten. staffel.
Voc. rerum (
Augsb.
v. 1474
):
Pecten / staffel / Jn Proposito est pars musici instrumenti cordas sustinens et supportans.