stören,
V.
1.
›(Fische) aufscheuchen und dadurch ins Netz treiben; jn. vertreiben‹; auch: ›jm. unangenehm, störend in die Augen fallen (gleichsam stieben)‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1, ,  7,  2.
Wortbildungen:
storbere
›Netz zum Aufstöbern und Fangen von Fischen‹ (a. 1525; Gw zu
1
 1).

Belegblock:

Jostes, Eckhart
81, 28
(
14. Jh.
):
Ir unrein fleken, [...] vart von mir, ich ewil eu niht mer leiden noch tragen, daz ez so dik in sein [got] augen storet.
Merk, Stadtr. Neuenb. (
nalem.
,
1681
):
wan einer ein lihen hat und ongevohr einer auf- oder ab mit einem garn abzeücht, so solle er bei dem wenigsten die lihen ongeirrt nicht darein stecken oder storen bei der straf ein pfund fünf schilling stebler.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 643, 25
(
schwäb.
,
1454
):
Zum sibenden soll unser keiner mehr stehren noch schepfen im weitsee, weder mit engen noch hechtnezen, aber yber tribnezmödl mag ein ieder wol steren; welcher anderst stört oder schepft, der wirt allweg gestrafft.
Niewöhner, Teichner
451, 52
(
moobd.
,
1360
/
70
):
zeuch ich nu daz guͦt zu mir | daz ein andern an gehoͤrt, | so wurd ich in dw hell gestoͤrt.
2.
›etw. behindern, beeinträchtigen; jn. verwirren‹; offen zu 3.
Wortbildungen:
stör
(
die
) 1,
störenfried
(a. 1621; auch zu 3 stellbar),
störjar
(zur Bedeutung s. u. den Beleg
Pfeiffer
).

Belegblock:

Jahr, H. v. Mügeln
22
(
omd.
, Hs.
1463
):
naturen bundes bistu
[Gott]
fri, | ouch stürt kein dink din edeli.
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
Was geistlich recht antrit und wertlich recht nicht ruret, do mogen sy nicht willekure uff seczen, also obir erbe an czu sprechen adir von wibe zcu fordern adir von ee zcu storen.
Wiessner, Wittenw. Ring
4191
(
ohalem.
,
1400
/
08
):
Der den leib mit vasten stört, | Pei dem weleibt die sele nicht.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1587
):
So soll auch das stohren aushawen, wardurch die baum ganz ruiniert werden, [...] verbotten sein.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
der êrst [planêt] haizt ze latein Saturnus, daz ist der Satjâr, dar umb, daz er den frühten und dem leben wider ist, und sölt er ze reht haizen der Stœrjâr oder der Hungerjâr.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
38, 65
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
darinn las dich nicht stören | verzweifel noch gavar.
Klein, Oswald
5, 7
(
oobd.
,
1422
/
3
):
Mit kranker stör
[›Schwäche‹] |
houbt, rugk und bain, hend, füss das alder meldet.
Behrend, a. a. O. ;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Hübner, Buch Daniel ; ;
3.
›so gegen etw. (Konkretes, Abstraktes) oder jn. handeln, daß dessen spezifische Existenz aufgehoben oder gefährdet wird‹; meist resultativ (je nach Bezugsgröße) z. B: ›etw. (z. B. das Unrecht) aufheben‹; ›etw. (Konkretes) zerstören, vernichten‹; ›etw. (z. B. Unflat) entfernen‹; ›jm. etw. (z. B. den Zweifel, das Leben) nehmen‹.
Gegensätze:
 3.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
beel, den frieden / garten / preis / tempel / tod / unflat / unglauben / zweifel, den stul zu Rom, die andacht / burg / christenheit / heiligkeit / helle / ordnung / sitte / sorge, das haus / unheil / unrecht
)
s., jn
. (z. B.
die christen / feinde
)
s., jm. das leben s
.;
von stören und gebären sagen
;
das breite stören
.

Belegblock:

Luther, WA (
1519
):
das man [...] strebt und storet widder die eynige [...] gemeyne aller heyligen bruderschafft.
Ebd. (
1536
):
angefangen den tempel zu storen.
Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Die [ketzer] nimmer tac noch nacht geruent | Sie enstoren die cristenheit.
Rueff, Rhein. Ostersp.
700
(
rhfrk.
,
M. 15. Jh.
):
do wir sahen und horten | daz sie [judden] eme [Cristus] sin leben storten.
Köbler, Ref. Wormbs
323, 13
(
Worms
1499
):
die widerwertigen so friden stoͤren. zweytracht vñ vffrur erwecken.
Jahr, H. v. Mügeln
794
(
omd.
, Hs.
1463
):
er sprach: ,mich dunkt: die erste meit | von stören und geberen seit‘.
Ebd.
2073
:
wo das min libe were nicht, | die werlt von not sich storte gar.
Valli, Baldemann
154
(
rhfrk.
/
nobd.
,
um 1350
):
Mich sant uz engil koͤre | Und hiez mich unrecht stoͤre.
Gille u. a., M. Beheim
69, 156
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
was altes unflatz an mir hefft, | den stor und mach mich reinig.
Völker, Antichrist
665
(
wschwäb.
,
15. Jh.
):
Er [anticriste] wirt auch furder werffend das gewonlich oppfer, wann er alle die andacht störend wirt, [...], vnd er wirt auch furder werffend die statt gottes hailigkait, das ist, das er alle gotshúser störend wirt.
UB ob der Enns (
moobd.
,
1377
):
ob das Haws von dem fewͤr, alter oder andern sachen chrenchtt wuͤrd oder gestoͤrt.
Gierach, Märterb.
22666
(Hs. ˹
moobd.
,
A. 15. Jh.
˺):
wie sich hüb ein storen prait | manigen enden wider daz reich.
Weber, Oswald. (
oobd.
,
1428
?):
Wer nesseln zafft und gilgen strafft, | der wil das gärtlin stören gar.
Piirainen, Stadtr. Sillein
62a, 14
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
Daz erste daz ist ab er den stuͤl czu rome stoͤren wolde daz ander ist daz ob er den vngelavben sterkte.
Rueff, a. a. O.
395
;
Hübner, Buch Daniel ;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Koller, Ref. Siegmunds ;
Völker, a. a. O.
1010
;
Munz, Füetrer. Persibein
371, 4
;
Schmitt, Ordo rerum
685, 27
;
Vgl. ferner s. v.  1, (
die
12.
4.
›im Lande herumziehen; vagabundieren‹; damit verbunden: ›schlechte oder unerlaubte Gelegenheitsarbeit leisten; als Wanderarbeiter (im Hause des Kunden) tätig sein‹.
Gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte.
Bedeutungsverwandte:
,  2; vgl.  1, (V.).
Wortbildungen:
stör
(
die
) 2 ›Handwerkstätigkeit im Hause des Kunden‹,
störarbeit
,
störenshalb
,
störerei
,
störmeister
›Handwerksmeister der Wander-, Hausarbeiter‹ (17. Jh.),
störwerk
(a. 1655).

Belegblock:

Schade, Sat. u. Pasqu. (o. O.
1587
):
Darnach er sich auf den dörfern nert, | Stört und pfuscht wo er kan.
Bergmann, Ambr. Liederb. (
Frankf.
1582
):
VOn einen mönch hab ich offt gehört, | der hab im bettel umbher gestört.
Maaler (
Zürich
1561
):
Stoͤr / arbeit deß handwercksmañs aussert seinem hauß. [...]. Auff die Stoͤr gon / als die schneyder vnnd schuͦchmacher.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
509
(
Genf
1636
):
Stoͤrende / oder stortzende.
Müller, Nördl. Stadtr. (
schwäb.
,
1513
):
so möchten die frömbden wol flicken und stern, doch allain mit wissen [...] ains ersamen rats.
Müller, Stadtr. Ravensb.
301, 15
(
oschwäb.
,
1558
):
Sattler störenshalb. [...] anno 58 ist den sattlern des storens halb nachvolgender beschaid gegeben worden, namlich das ain rath inen zulassen und vergonnen wölle, das si den mayern auf dem land auf ir erfordern arbaiten und stören mögen, doch das die maister, so dermassen storen wöllen, kain gsünd halten noch jungen leren.
Wutzel, Rechtsqu. Eferding
49, 26
(
moobd.
,
1588
):
welcher pinder auf dem gey ain redlicher maister sein oder werden will, der soll sich alhie in dises oder ain annder redliche hanndtwerchs zunnfft [...] einkhauffen, [...], damit alle vnordnungen vnd sterereyen abgethan [...] werden.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
1568
):
das inen durch die schuester [...] mit der stör bei den undertonen auf dem gei zu schmelerung ierer narung einträg und verhinderung beschehe.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
):
daß mann dieselben [störer, landfahrer und hantwerker] nit fürdern noch aufhalten, auch ir hantwerk und hantierung den angesessnen zu nachtel nit treiben noch störn lassen solle.
5.
›jm. das Gut, mit dem er bestiftet (s.  8) ist, entziehen‹.
Syntagmen:
ohne Obj. sowie mit Akk.obj. d. P. (z. B.
die seinen
) / S. (z. B.
das gut
)
s
.
Wortbildungen:
störer
4.

Belegblock:

Fuchs, Urb. Göttweig
29, 31
(
moobd.
,
um 1345
):
Er hat auch ze stiften und ze stoͤren.
Hör, Urk. St. Veit
110, 25
(
moobd.
,
1373
):
so habent si vollen gewalt vns abzestiften vnd ze stoͤren.
UB ob der Enns (
moobd.
,
1379
):
derselb schol dez ongenanten hofs̈ vnd hofstat nach meinem töd fürbas ewichleich styfter vnd störer sein.
Fuchs, Kart. Aggsbach (
moobd.
,
1403
):
wer derselben voͤrgen(anten) guͤeter rechter herr suͤll sein und stifftêr und stoͤrer.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
15. Jh.
):
Ob mein herr von sand Peter icht alle di gerechtigkait hab, di seinen ze stiften und ze stören, di mein herr von Salzburg hat.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
):
ain freis aigen zu Münnichwalt ze stiften und ze stërn.
Fuchs, Kart. Aggsbach ;
Winter, Nöst. Weist. ;
Mell u. a., a. a. O. .
Vgl. ferner s. v.  4,  1.