stäte,
vereinzelt:
state,
Adj.,
in adv. Gebrauch vielfach:
1
stätlich
; enge semantische Vernetzung des Bedeutungsfeldes, insofern für eine Reihe von Belegen andere Zuordnung möglich.
1.
›fortdauernd, fortwährend, fortgesetzt, anhaltend, dauerhaft, ständig, ununterbrochen, unaufhörlich‹, bezogen auf die volle Spanne der im jeweiligen Text genannten oder vorausgesetzten Zeit; vereinzelt mit Tendenz zu iterativem ›wiederholt, immer wieder, regelmäßig‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  1, , , , ,  8,  2.
Syntagmen:
das leid sich stätlich meren, das heil jm. stätlich bleiben, s. etw. bereit halten, s. grosser hans bleiben, in ängsten sein, nach eren streben, etw. verzeren, sich auf s. vergleichen / vertragen, die sünde stätlich büssen, das anfechten stätlich überwinden, stätlich bei jm. wonen, der site jm. stätlich beiwonen, die weisheit jm. stätlich leuchten, e. S.
(Gen.)
s. eingedenk sein
;
der stäte amptman / aufgang / (ein)flus / gebrauch / krieg / rum / scharwächter, die stäte huldigung / kälte / rast / übung, das stäte ratspflegen
.
Wortbildungen:
stätbleiblichkeit
(›continuitas‹; Beleg s. v.  1),
stätbleibung
.

Belegblock:

Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
11971
(
rib.
,
1444
):
Alwege koment sij up yre begynnen, | Mer nummer sij stede raste en wynnen.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
32, 38
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
die tötliche menschheit ist stete in engsten.
Opitz. Poeterey
57, 21
(
Breslau
1624
):
welche [Lateiner] diese woͤrter mehrentheiles [...] durch stetten gebrauch so gemeine gemacht haben / das sie sie nicht weniger als jhre eigene woͤrter verstanden.
Schottenloher, Flugschrr.
96, 11
(
Würzb.
1523
):
Wan sie nur mochten kommen hyn, | Domit groß Hansen plieben stet, | Kleyn sorg man umb den fursten het.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
enpfohet es [glid] nút einen steten influs von dem hoͮbete, es verfulte.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
285, 3
(
els.
,
1362
):
der búwete ein hus nohe bi sant Ambrosien vnd hielt dar inne stete einen wagen bereit daz [...].
Schmidt, Rud. v. Biberach
81, 13
(
whalem.
,
1345
/
60
):
er [Cristus] zoͮgt im [Johannes] stetlich vil heimlicher zeichenen der fruntschaft.
Adrian, Saelden Hort
341
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
daz von ir [unkúsch] ist vil schad komen | stetten manigen lúten.
Ruh, Bonaventura
312, 23
(
Basel
1507
):
Diewil solichs [...] aller vnwandelbarist ist, darumb jn stetblibuͦng thuͦt es alle ding bewegt werden.
Müller, Stadtr. Ravensb.
83, 19
(
oschwäb.
,
1335
):
der schriber, der gebuͥttel ald die torbesleizzer ald die scharwahter, si sigen staͤte scharwahter ald in von der burger wegen suz geboten.
Sappler, H. Kaufringer
4, 65
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
wannen kompt im [student] nur das guot, | das er hi verzert gar stät?
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1548
):
muͤssen sie durch teglichs, stets ratspflegen [...] ir aigen arbeit, daran all ir narung hangt, [...] verligen lassen.
Ebd. (
1522
):
verainigen, vergleichen und vertragen uns noch auf stet, ewig und immerwerendt hiemit in craft diß briefs.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1400
):
Sie schullen auch ainen steͣten amptmann haben.
Fischer, Brun v. Schoneb. ;
Hübner, Buch Daniel ; ;
Jostes, Eckhart
43, 28
;
Neumann, Rothe. Keuschh.
392
;
600
;
1530
;
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe ;
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
26, 41
;
Opitz. a. a. O.
31, 32
;
Gille u. a., M. Beheim
73, 102
;
Thiele, Minner. II,
4, 82
;
17, 140
;
Schmidt, a. a. O.
16, 18
;
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 17, 23
;
Behrend, Spangenb. Anbindbr. ;
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
103, 22
;
Roth, E. v. Wildenberg ;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. ;
Primisser, Suchenwirt .
Vgl. ferner s. v.
5
 2.
2.
›fest, standhaft, beharrlich im Charakter und Verhalten, speziell in Beziehungen erotischer Art‹.
Syntagmen:
jn. s. machen, e. S.
(Dat.)
s. wiederstehen, sich s. gegen jn. halten, jm. die treue s. halten
;
der stäte diener / fechter / mut, die stäte liebe / pflicht / treue, das stäte angedenken / herz
;
s. der eren (sein)
.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Perseuerans. Bestendig Standthafftig, beharrlich bleiblich stätt väst.
Schwartzenbach (
Frankf.
1564
):
Bestendig. Staͤt. Steiff. Standthafft. Vnversert. Vnbeweglich. Vnzweiffelhafft. Vnwandelbar. Vnverwandt. Großmuͤtig. Vnverruckt.
Goedeke u. a., Liederb. (
Nürnb.
1539
):
ich bit dich, allerliebste mein, | tu dich stet gen mir halten!
Thiele, Minner. II,
1, 33
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
mynn lat komerlich genesen, | mynn lert stetlich angedencken.
Sappler, H. Kaufringer
12, 31
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
Der pfarrer zuo dem weib gewan | gar grosse lieb mit stater pflicht.
Ebd.
26, 86
(Hs.
1472
):
leiden pringt lauter gewissen guot, | leiden pringt steten hohen muot.
Dreckmann, H. Mair. Troja
19, 13
(
oschwäb.
,
1393
):
fründ Jason, der deinen gelübt wil ich, daz du mich der sicher machist mit ainem steten und nit mit ainem wankelichen hertzen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
ain slangen, der macht den menschen kündich und macht in stark und stæt und genæm allen läuten.
Adrian, Saelden Hort
170
;
Sappler, a. a. O.
14, 552
;
Brandstetter, Wigoleis
229, 6
;
Primisser, Suchenwirt ;
Klein, Oswald
40, 33
;
97, 26
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
10, 33
;
Voc. Teut.-Lat.
ee viijv
.
3.
›beständig, standhaft, fest, unwankelbar, gleichbleibend und dauerhaft in der Haltung des Glaubens, der Treue, Liebe, Hoffnung gegenüber Gott sowie in den daraus entspringenden Handlungen‹.
Bedeutungsverwandte:
, , , ; vgl. .
Syntagmen:
s. sein / werden, s. in (un)glauben, am gebet sein, s. mit got sein, vor got bleiben
;
jn. (Jesum) s. lieben, etw. s. glauben, jm. (got) stätlich dienen; der stäte glaube / sin, die stäte begierde (zu got) / gehugnis / hofnung / liebe / süsse / treue / warheit, das stäte gebet / werk / warnemen / mitwonen
.
Wortbildungen:
stäte
(
die
) 2.

Belegblock:

Anderson u. a., Flugschrr.
3, 7, 17
(
Wittenb.
1525
):
Ym Euangelio clar vnd helle stehet / das er das wunder gethan hat / so wollen wyr solchs stet vnd feste glewben.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
stæte unbeweget suln wir mit gote ein sîn.
Strauch, Par. anime int.
25, 38
(
thür.
,
14. Jh.
):
da fon wirt ein mensche stede und unwankilhaft daz he sich heldit zu Gode, der unwankilhaftic ist.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
7, 4
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
her was ouch eynveldik unde stete an syme gebete.
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
156, 28
(
nobd.
,
E. 14. Jh.
):
zwei dinck / sint di vns in gotes minne / zihin Daz erste / ist gotes leichnam wirdiclichen / enphangen. Daz ander stetlichev gehvgnvsse. der gutet gotes.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
51
(
Nürnb.
1517
):
Darauf gründen und setzen wir ein stete hofnung oder erkennen.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Ein gelassenr widerker ist gote dik lieber denn ein behangnú steti.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
191
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Das Maria, als wir lesen, | Ain tempel ist der dryvaltikait, | Schon wiss, luter in kúnschait | Mit gantzen staͤtten sinnen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
die pfâwen habent saphirisch prüst und häls, daz ist stæter gelaub und stæteu werk.
Quint, a. a. O. ;
ders., Eckharts Trakt. ;
Kehrein, Kath. Gesangb. ; ;
Sievers, Oxf. Benedictinerr. ;
Mone, Adt. Schausp. ;
zu Dohna u. a., a. a. O.
120
;
Trunz, Meyfart. Tub. Nov.
61, 13
;
Schmidt, Rud. v. Biberach
42, 21
;
Vetter, Pred. Taulers ;
Lindqvist, a. a. O.
456
;
Sappler, H. Kaufringer
2, 62
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
16, 28
;
dies., Imitatio Haller
44, 26
;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 114
.
Vgl. ferner s. v.  1.
4.
›fest, beständig, unverbrüchlich, unabänderlich‹, sowohl auf die Absichten von Vertragsparteien bei Rechtsgeschäften wie auf die intendierte zeitliche Dauer des Vertrags bezogen; insofern an 1 anschließbar.
Gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte.
Bedeutungsverwandte:
 56, ,  1, , .
Syntagmen:
etw
. (z. B.
den brief / vertrag, die bündnis / einung / ordnung / satzung
)
s. haben / halten
;
etw. s. bleiben / sein sollen
;
die stäte haltung
,
das stäte lehen
›Dauerlehen‹
/ urkunde, der stäte friede / kauf
.
Wortbildungen:
stäte
3 ›Sicherheitsleistung für die Gewährschaft eines Verkäufers über „Jahr und Tag“ gegen Ansprüche Dritter‹,
stätehabung
›Einhaltung eines Vertrages‹,
stätehalten
›Zustimmung‹,
stätig
3,
stätkauf
›rechtsgültiger Kaufvertrag‹ (Beleg s. v. ,
der
, 3) sowie metonymisch: ›ein Gegenstand als Zeichen der Rechtsgültigkeit des Vertrages‹ (s. den Beleg
Schwartzenbach
).

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
Swaz der man dem anderen louͦbet, daz sol her stete halden.
Loesch, Kölner Zunfturk. (
rib.
,
1491
):
haint die eirsamen burgermeister [...] mit stedehalden beider partien vurg. eindrechtlichen uisgesprochen dat [...].
Froning, Alsf. Passionssp.
2480
(
ohess.
,
1501ff.
):
das sij ein gestabet eid, | Daß es stede solle wesen.
Schwartzenbach (
Frankf.
1564
):
Bestaͤtigung. [...]. Stettkauf / ein warzeichen / Als Gemahelring / Wein oder Leitkauff / Stuͦlfeste [...] / so zu einer gedechtniß / daß die Ehe ordenlich vnd mit willen versprochen sey / gegeben.
Jahr, H. v. Mügeln
122, 1534
(
omd.
, Hs.
1463
):
dem richen und dem armen glich | min [Gerechtigkeit] wage mißet stetiklich.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
102, 9
(
schles.
,
1431
):
vnd habin globit uor hannossen, [...], der do vnmundisch ist, vor stete habunge des kauffis des haussis vnd erbis.
Hauber, UB Heiligkr. (
schwäb.
,
1337
):
das duͥ aͤptissen und der convent ze Hailigcruͥztal mir und minen erbon die wis lihen son ze ainem staͤten lehen.
Vock, Urk. Hochst. Augsb.
194, 37
(
schwäb.
,
1359
):
Wie herr Schweigkhart von Gundelfingen ... die vogtey Ottenbeurn zu einem ewigen stäten khauff verkhaufft.
Herzog, Landsh. UB
476, 4
(
moobd.
,
1378
):
den verpfändeten Hof freizugeben, sobald sie ihre staet an dem gekauften Hof durchsessen haben.
Ebd.
541, 39
(
1387
):
Swer auch den brıͤf von iren wegen inn hat mit irem guten willen vnd gunst, dem suͤllen wir alles daz staͤt haben, daz an dem brif verschriben ist.
Hör, Urk. St. Veit
126, 7
(
moobd.
,
1379
):
Vnd suͤllen in auch den zehent ausrichten vnd vertreten, als aygens vnd dez landes recht ist, mit aller der staet, di darzuͦ gehoͤrt.
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
23
(
mslow. inseldt.
,
1492
):
das sie dise keg(e)nnwertige saczung trewlich; steth; fest vnd vnczebroch(e)nn hald(e)nn.
Küther, UB Frauensee
320, 3
;
Rennefahrt, Statut. Saanen ;
V. Anshelm. Berner Chron. ;
Dierauer, Chron. Zürich ;
Hör, a. a. O.
69, 26
;
136, 34
;
Mell u. a., Steir. Taid. ;
Kummer, Erlauer Sp. .
Vgl. ferner s. v. .
5.
›rechtskräftig, rechtsgültig (von Rechtsgeschäften, Einrichtungen u. ä.)‹.
Rechts- und Wirtschaftstexte.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  4,  3,  4,  6,  5.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
Swer recht in steten machen wel, der sal se wisen luͦten vore legen, vnde gevallen se den wol, se solen stete syn.
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
Dy globde, dy der man in gefengnisz [...] globit hat, dy sullen durch recht nicht stete syn.
Buch Weinsb. (
rib.
,
um 1560
):
gutter, wilche er und sin gesel Engel Lepgin in einem steden kauf an sich gegolten.
Müller, Stadtr. Ravensb.
85, 19
(
oschwäb.
,
1326
):
ist gesetzet, daz man alle uppige markite und uͥbergewette nit staͤte habe.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1603
, Hs.
18. Jh.
):
daß sie jeder zeit haben ein stette gerecht waag mit rechtem gewicht.
Merk, Stadtr. Neuenb. .
6.
schwach belegt von unterschiedlichen Bezugsgrößen gesagt im Sinne von ›fest konturiert, feststehend o. ä.‹; im einzelnen z. B.: ›stabil (z. B. vom Wetter, vom Stand der Augen)‹; ›konkret (im Gegensatz zu
daz fleuzet
)‹; ›haltbar (von Wein)‹; ›gerade (von Linien o. ä.)‹; ›feststehend (von Fixsternen)‹.
Wortbildungen:
stätig
4a) ›mit fester, ruhiger Hand‹; 4b)›in gutem, stabilem Zustand‹,
stätigkeit
5 ›physische Festigkeit (z. B. von Erde, Steinen)‹.

Belegblock:

Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
wann hoher wint in lüften wet, | so mach das weter stet.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Vlute und etwinden breit | Verzeren der erden stetykeit, | So daz kein gedechnis blibet | Des daz diz wazzer da vertribet.
Beckers, Bauernpr.
54, 8
(
Köln
1515
/
18
):
vp d’ heytger dreyer koeninck dach is idt nu͂mer eyn steet wedder.
Jostes, Eckhart
21, 23
(
14. Jh.
):
Swaz nicht stet ist, daz fleuzet.
Küther, UB Frauensee
351, 28
(
thür.
,
1524
):
die schengkstadt ordentlichenn mit win unde mit byer stetig czu halten.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1513
):
der anfang seÿ a vnd end b. Dÿse linj sey stett.
Ott-Voigtländer, Rezeptar
216v, 12
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1400
˺):
Das selb salb das ist guͦt zuͦden tunkelen oͮgen vnd weczet die gesiht vnd machet si staͮt.
Maaler (
Zürich
1561
):
Staͤt vnd steyff. [...]. Mit Staͤtem aug / Mit vnuerwendter gesicht etwas anluͤgen.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
503
(
Genf
1636
):
Trage die suppe fein (staͤtig) sonst verschuttest du sie.
Plant u. a., Main. Naturl. 293vd,
15
(
ohalem.
, Hs.
E. 14. Jh.
):
alle sternen an dise siben heizent die steten sternen oder die gesteten.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
1523
, Hs.
1818
):
nach derselben gassen an den Starnbach und nach den Starnbach stat hinauf die höhe des Starn.
Vgl. ferner s. v. .