ringen,
V., unr. abl.;
in 5 im Wmd. vereinzelt mit
wr
-Anlaut (dazu s. f.);
zu
mhd.
ringen, wringen
›sich hin und her bewegen; kämpfen, sich abmühen‹
().
1.
›sich mit jm. im Ringkampf, Zweikampf messen‹; häufig subst.: ›Ringkampf, Zweikampf‹ (unter Anwendung von Körperkraft, ohne Waffen).
Gehäuft erzählende Texte.
Bedeutungsverwandte:
, , (V.) 2,  1, (V.) 4,  4,
2
.
Syntagmen:
j. r
. (absolut);
j. mit jm. r
.; subst.:
jn. ringen leren
;
j. mit seinem ringen gewaltig sein, jm. mit ringen gleichen, sich mit ringen üben
(mehrfach);
das spiel des ringens
.
Wortbildungen:
ringmässig
›zum Ringkampf gehörend‹,
ringung
(dazu bdv.: , ).

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
1. Mose 32, 24
(
Wittenb.
1545
):
DA rang ein Man mit jm [Jacob] bis die morgenröte anbrach
. [Dazu Marg.:]
(Rang) Jm Ebreischen kompt ringen vom staub her / Als wenn Zween miteinander ringen / das der staub sich erhebt vnd dicke vmb sie wird.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
Fechterey / ringung. Palestra.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
der [Jacob] [...] rang also sere mit im [engel] daz er hinkent wart.
Maaler (
Zürich
1561
):
Das Ringen / Die kunst vnnd uͤbung deß selben.
Ringmaͤssig / Das zum ringen gehoͤrt / oder zum faͤchten. [...]. Ringmaͤssigklich / Wie ein ringer oder faͤchter.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
383
(
Genf
1636
):
ringen / wann zwee sich vmbfassen / vnd einer denn andern vmbwerffen will.
Sappler, H. Kaufringer
32, 59
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
ich sprach: „ist ditzs der held sal? | wollauf, will iemant ringen, | laufen oder springen? | [...]“.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
also das im nit vil an dem hof mit rennen, stechen, ringen, springen, den stain stossen und dergleichen adenlichen iebungen [...] gleichen mechten.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
70, 4
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Fraw, ew̃ zue eeren | will ich [Schyron] in [Achilles] fuege vil | gar künstlichen leren: | schirmen, ringen unnd auch saitten spil.
Schaer, Pyr.-Thisbe-Sp. I, ;
Schmitt, Ordo rerum
666, 20
;
Rohland, Schäden
503
;
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
54
;
Vgl. ferner s. v.  1,  2, .
2.
›(mit jm., gegen jn., über / um etw.) kämpfen, (häufig auch: mit Waffen) streiten‹; auch bildlich sowie ütr. auf die Auseinandersetzung mit existentiell bedrohlichen Abstraktgrößen wie Krankheit, Tod u. dgl.; subst.: ›Streit‹; als Generalisierung von 1 auffassbar.
Phraseme:
mit dem / wieder den tod ringen
›im Sterben liegen‹.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):
4
 19, , ,  1,  2, ; vgl.  3, (V.) 1.
Gegensätze:
; vgl. .
Syntagmen:
j
. (z. B.
schützen und reiter
)
r
. (absolut);
j. mänlich / ritterlich, mit nöten r
.;
mit e. P. / e. S
. (z. B.
mit dem tod, dreierhande leiden, wilden tieren
),
über / um etw., wieder got r., der tod
[wie] (z. B.
faste
)
mit jm. r
.;
mit jm. gefärlich zu r. sein
; subst.:
das ringen
(Subj.)
sich heben
;
ein schweres ringen
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Nicod. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
swaz von gote keret | und wider gote wil ringen, | daz sal daz swert betwingen.
Luther, WA (
1524
):
O Herr durch deyn krafft uns bereyt | und sterck des fleysches blodickeyt, | Das wyr hye ritterlich ringen, | durch tod und leben zu dyr dringen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
61, 554
(
Magdeb.
1608
):
Wil die Flig mit dem Elephant ringen?
Ebd.
134, 2835
:
Helt aber vnser feind nicht still / | Vnd vnser haar ja haben will / | Das man nicht allein manlich ringe / | Sondern vorsichtig dauon springe.
Spanier, Murner. Schelmenz.
1, 25
(
Frankf.
1512
):
Wie die von basel vnd von bingen | Umb eyn barchet wellen ringen.
Pyritz, Minneburg
5026
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Doch wen ich daz du ringest | Mit tode, so tustu ehtzen.
Ebd.
5058
:
Swig, lip! ich hertz ich ringe | Mit dryer hande leyden, | Der ich eins bescheyden | Nyeman gerechticlichen kan.
Asmussen, Buch d. 7 Grade
190
(
nobd.
, Hs.
A. 15. Jh.
):
So den di andaht niht enwil | dem willen helfen pringen, | so hebet sich ein sweres ringen; | der wille zeuhet her, di sine hin.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Der tot mit im so vaste rang | Das er vil minneklichen zart | Von angsten bluͦt do swiczende wart.
Wiessner, Wittenw. Ring
8401
(
ohalem.
,
1400
/
08
):
Der veinten phärt seu schüllen stechen | Und der gfallnen drüssel brechen, | Ringen, schlahen, dar zuo würgen, | Daz ander fuossvolk nider mürden.
Sappler, H. Kaufringer
25, 127
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
mit wem der selb geprech [paralisis] ringt: | die gelider er zesammenzwingt.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Pald het er [Karolus] ersehen, wo die seinen mit nöten rungen. Er kam in den streit zueslahent und rait die schar durch.
Peil, a. a. O.
632, 3923
;
638, 4133
;
Jörg, Salat. Reformationschr.
767, 14
;
Vgl. ferner s. v.  3.
3.
›sich um etw. heftig bemühen, mit großem Verlangen nach etw. streben‹; gelegentlich auch: ›sich um jn. bemühen, sich für jn. einsetzen‹; resultativ: ›etw. (zusammen mit jm.) durch Bemühungen erwerben, zustande bringen‹; als Metonymie zu 1; 2 auffassbar.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Phraseme:
ringen und dingen
›etw. gerichtlich verhandeln‹.
Bedeutungsverwandte:
 1,  2, (V.) 2,  34,  1,  5, (V.) 8, , ,  326,  8,  3,  2, (V.) 3, ; vgl. (V., unr. abl.), (V.) 1.
Syntagmen:
sich mit gewalt in die oberkeit r
.;
etw
. (Subj.) [wie]
r., j
. [wie]
r., das [...]
;
die götliche kraft
(Subj.)
mit jm
. ›gemeinsam mit jm.‹
, die minne
(Subj.)
nach jm. r., j. nach etw
. (z. B.
nach der minne, dem hellischen feuer, nach der hoheit, heimlichkeit gottes, nach eren / schlägen
),
nach etw
. [wie] (z. B.
lange, tag und nacht, mit fleis / gewalt
)
r., etw
. (Subj.)
nach etw
. (z. B.
js. mut nach abenteuer, die welt nach dem tod, das gemüt nach ruhe
)
r., j. um jn. r
.; subst.:
kein ringen
(Subj.) [wo]
sein
;
etw
. (Subj.)
in seinem ringen geboren werden
;
das ringen des herzens
;
die natur in irem ringen
.

Belegblock:

Luther, WA (
1525
):
der weyse man spricht: ,Wer lust hat zur fahr, der wird druͤber umbkomen‘, denn darnach man ringet, darnach es gelinget.
Ebd. (
1531
):
das jr leret und prediget, das heisst nach schlegen gerungen, und da solt einer wol einen blutigen kopff davon tragen.
Ebd. (
1535
):
noch solchem ungluͤck ringen wir mit allem vleis, Denn, wo der Herr sagt: gebt, da wollen wir ein nemen draus machen.
Rueff, Rhein. Ostersp.
1504
(
rhfrk.
,
M. 15. Jh.
):
[Jhesus] must alczyt darnoch ringen, | daz er die schrifft mocht volnbrengen.
Neumann, Rothe. Keuschh.
386
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
welch magit man zu der kuscheit twingit | die da nach der werlde ringit, | der kuscheit ist zu male kleine.
Böhme, Morg.R.
482, 10
(Hs. ˹
schles.
,
1612
˺):
die wunderliche Proportz und Gestalt der Natur ist in ihrem ringen und auffgang von Ewigkeit gebohren worden.
Sachs (
Nürnb.
1563
):
Wer aber nach dem unglück ring, | Dem wirds begegnen aller ding.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
[Zartú minneklichú wisheit,] Bist du daz, nah dem min muͦt ie und ie rang?
Spanier, Murner. Schelmenz.
34, 5
(
Straßb.
1512
/
3
):
Wa nach ein yder selber ringt, | das selb im ein nach reden bringt.
Pfeiffer-Belli, Murner. Kl. Schrr.
7, 5, 6
(
Straßb.
1520
):
zuͦ dem andren sich der bapst in solche oberkeit selb gerungen hab mit eignem gewalt.
Steer, Schol. Gnadenl.
5, 148
(
halem.
,
15. Jh.
):
Wer hailigklichen warten woͤlte aines saͤligen ende, des sele ringe demuͤteklichen in genaͮden naͮch gotes haimlichait.
Stammler, Berner Weltger.
725
(
ohalem.
,
1465
):
Vmb den sünder muͦs ich [froͮ] ringen.
Henisch (
Augsb.
1616
):
So gerungen / so gelungen.
McClean, Havich
4764
(
moobd.
, Hs.
15. Jh.
):
lat euch nit erpärm das golt, | macht euch dy lewt holt! | wie ïr das nü ringet | das ïr yo das gepain pringet, | so habt ïr lieb mïr gevaren.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
388, 5
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Da gund er nach der zarten minne ringen. | Von irer wer, der starcken, | mocht er seins willens an ir nicht volpringen.
v. Ingen, Zesen. Rosenw.
49, 25
;
50, 71
;
Froning, Alsf. Passionssp. ;
Hübner, Buch Daniel ; ;
Bihlmeyer, a. a. O. ; ;
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 346, 4
;
Munz, Füetrer. Persibein
385, 5
;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 98
.
4.
›Geschlechtsverkehr haben‹; als Ütr. anschließbar an 1.
Zur Sache:
Herchert, Acker mir mein bestes Feld
207
f.

Belegblock:

Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
[Ich] graiff ir nach dem vff past. | [...] | Vnd rang mit ir in peẅrlins weis.
v. d. Broek, Spiegel d. Sünders
249, 17
(
Augsb.
1476
):
Hast du schwangere fraw wider deinen willen [...] eyn todt kind gebracht
.
villeicht du hast [...] zevil mit mânen gerungen.
5.
›sich (auch: etw.) drehend, hin und her bewegen; sich winden‹; speziell auch: ›etw. wringen, mit drehenden Bewegungen durch etw. hindurchpressen‹.
Phraseme:
die hände ringen
›die Hände in drehenden Bewegungen nach oben strecken‹ (als Gebärde der Trauer, Verzweiflung u. Ä.).
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld): (V., unr. abl.) 5, (V.) 1, ,  2, (V.) 4, ,  1,  1,  2, ; vgl.  6,  3, (V.) 1,  2.
Wortbildungen
2
ringeln
›sich winden‹ (dazu bdv.:  1).

Belegblock:

Luther, WA (
1522
):
da ringet und windet die vornunfft, [...], mag sich nit erwegen und begeben auff das Euangelium und yhr liecht faren lassen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
243, 6127
(
Magdeb.
1608
):
Darauß er sich nicht kont entruͤcken / | Wie sehr er sich auch wand / ranck / trang / | Biß / rieß / stieß / zog / reckt / streckt vnd sprang.
Ebd.
669, 5106
:
Das die Koͤrb anfangen zu beben / | Vnd endlich sich all auff einmahl / | Zu den Froͤschen waltzen ins Thal / | Als sehe man GerstenGarben ringen.
Thiele, Minner. II,
27, 487
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
doe die joncfrow dese wort | van mir hette irhoert, | [...] | sie liet als se onsinnich were, | se erscrach und wranc hair hande.
Hajek, Guͦte spise
39
(
rhfrk.
/
nobd.
,
um 1350
):
stoz sie [mandel kern] vaste vnd menge sie mit kaldem wazzere eben dicke vnd rink sie durch ein schoͤn tuͦch.
Maaler (
Zürich
1561
):
Geringlet vnd zuͦsamen kuglet schlangen / dracken.
Sappler, H. Kaufringer
16, 179
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
er [tiufel] ratet oft dem torothen weib
[hier bezogen auf eine schwangere Frau]
, | das si hupf, danz oder ring, | ungewär trett oder spring.
Froning, Alsf. Passionssp. ;
Lehmann, Rezeptb.
240
.