rind,
das
;
-(e)s/-er, -Ø
.
›wiederkäuendes Nutztier aus der Gattungsgruppe der Hornträger, das zur Arbeit in der Landwirtschaft und als Fleischlieferant verwendet wird; Hausrind‹; überwiegend als geschlechtsneutrale Bezeichnung gegenüber
ku
und
bulle
; speziell: ›Stier; Ochse‹; häufig im Orientierungsfeld mit anderen Nutztieren wie
1
 1,  1, , , , (
das
1,
schwein
u. A.; in bildhaftem oder exemplarischem Gebrauch wird dem
rind
häufig die Eigenschaft ,dumm, ohne Verstand‘ zugeschrieben.
Phraseme:
x rinder (lang)
ungefähres Längen- oder Flächenmaß.
Bedeutungsverwandte:
1
, ,  12, (
der
1; vgl. (
der
), , .
Syntagmen:
j. das r. / die rinder anbeten / essen / haben / kaufen / mästen / mühen / schlachten / stelen / verdingen / verkaufen / verzeren / weiden, daheim behalten, untertan machen, zur tränke füren, von der krippe lösen, auf die trat / weide, mit sich, über die brücke treiben, mit x schillingen gelten, an dem pflug einsetzen, aus dem tempel schlagen, jm. x rinder nemen, j. die rinder zu lehen nemen
;
das r. / die rinder
(Subj.)
gras, das winterheu essen, jm. zustehen, den wagen ziehen, in die stat kommen, zu dem erbe, zu dem farenden gut gehören, zur nacht heimkommen, einen menschen zu tode stechen, eine grössere stimme als der ochse haben
;
j. unverständig als ein r. sein, das kind zu hof wie ein r. sein, der löwe wie ein r. futter essen
;
die küe des rindes begeren, j. der rinder
(Gen.obj.)
pflegen, der rinder
(gen. partitivus)
genug haben
;
j. aus den rindern die schlosse
›Hüftgelenke‹
nemen, die diebe
(Subj.)
mit x rindern fortkommen, j. mit x rindern zu acker gehen, das heu dannen füren, die gebauersame mit einem r. versorgen, die ställe
(Subj.)
vol rindern stehen,
j. die küe zu rindern treiben
›die Kühe zum Decken treiben‹,
die küe
(Subj.)
zu rindern laufen
,
Jesus zwischen einem esel und einem r. geboren werden
;
das r. ane horn
;
das auserlesene / beste / grosse / heimische / kleine / magere / müde / müssige / scheue / schmale / wilde r., die verheilten rinder
;
der mist, die leber / lunge / milz eines rindes, die heiligkeit des rindes, das lühen
(s.
2
)
der rinder
;
die viehmaut, das haupt / mark von einem r., x denar / mark / pfennige von dem r
.
Wortbildungen
(in Auswahl):
rinderbraten
,
rinderfel
,
rinderhar
,
rinderhaut
,
rinderhirt
,
rinderknecht
,
rinderkot
,
rindermark
,
rindermarkt
,
rindermenger
›Rinderhändler‹,
rindermilch
,
rindermist
,
rindern
(Adj.) ›vom Rind stammend‹,
rinderpflug
,
rindersucht
,
rinderstelle
,
rinderzug
,
rindhaftig
›nach Art eines Rindviehs‹,
rindleder
,
rindmezger
,
rindmiete
›Zins, der bei der Viehverstellung zu entrichten ist‹ (vgl. ),
rindsauge
,
rindsblut
,
rindsdarm
,
rindsgalle
,
rindshaut
.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
[die Belagerten]
wurdin darzû brâcht | von ubirgrôzis hungirs macht, | dâ sî schâfe, rindir, swîn | [...] | vorzertin.
Ziesemer, Marienb. Ämterb.
6, 29
(
preuß.
,
1387
):
2 schoc ryntleder czu rymen.
Luther, WA (
1535
):
Das du da ligst auff duͤrrem gras, | Dauon ein rint und esel ass.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
133, 2166
(
Magdeb.
1608
):
[mein Mutter] wolts [...] | Mich auch lassen die Welt besehen. | Dieweil ein heim gezogen Kind / | Vnuerstendig blieb als ein Rind
(sprichwörtlich: ›wer zu Hause erzogen wird, bleibt naiv und unerfahren‹).
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
wir leben von dem tôde. Sol ich ein huon ezzen oder ein rint, ez muoz vor tôt sîn.
Loesch, Kölner Zunfturk. (
rib.
,
1348
/
1407
):
gebieden wir den rindermengeren, dat si gein rint, dat si up deme marte geldent, [...] verkouͦfen en soillen.
Follan, Ortolf. Arzneib.
125, 14
(
rib.
,
1398
):
nym [...] ryndez myst [...] vnde lege ez eme ouer dy syden.
Ebd.
139, 16
:
Du salt ouch geben rinderne milch, dar eyn wenich bresilien ynne gesoden sy.
Scholz-Babisch, Klev. Rheinzollw.
404, 19
(
rib.
/
westf.
,
1587
):
van allen ochßen-, koe- und rinderfellen [...] 1 alb.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1582
):
Jch wil dir fein reuchwerck daneben | Zuͦm angenemen opffer geben, | Mit rinderen vnd boͤcken guͦt.
Hajek, Guͦte spise
29
(
rhfrk.
/
nobd.
,
um 1350
):
Nim ein rindes lebern [...] vnd snit si an fünf stuͤcke.
Dubizmay, kurß zu Teutze
9, 3
(
hess.
,
1463
):
Alle ding | hastu im gemacht vnterthan | rinder vnd schaff vnd alles | vihe der erden.
Froning, Alsf. Passionssp. (
ohess.
,
1501ff.
):
du salt [...] | zuschen zweyn tyern geborn werden, | das eyn eyn esel, das ander eyn rynt.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Lk. (
osächs.
,
1343
):
Ir glîsenêre, ein îclîcher undir ûch, inlôsit her nicht sîn rint
[
Mentel
1466 /
Froschauer
1530 /
Dietenberger
1534 /
Luther
1545:
ochsen
]
odir sînen esel an dem sunâbinde von den krippen und fûrit iz zuͦ trenkine?
v. Tscharner, Md. Marco Polo
61, 20
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
In dem gebirge der grozen insuln do wonit eyn volk, das anebetit eyn rynt; noch si essin rynt vleysch.
Ebd.
64, 28
:
das sy nicht mogin werdin obir wundin von den vyndin noch gewunt von der heylikeit des ryndis, und umme das sint di rindis hor do gar tugir.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
25, 16
(
osächs.
,
17. Jh.
):
rindesgallen, so balden daz rind geschlachtet wird, und den hunt damit geschmiret.
Ebd.
42, 10
:
3 kannen rindesblut.
Ebd.
188, 7
:
Nim reiermark und rindermark, [...] henke es in die reusen.
Ebd.
198, 20
:
Rindesdärmer gekocht und rohe.
Gille u. a., M. Beheim
447, 248
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Kung Saul, der waz ain hirt und pflag | der esel und ach rinder.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
):
All Ställ vol Rinder vnd Schaf stehn.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
ein wolf solte wonen bi eime schaͤfflin [...], und ein loͤwe solti als ein rint fuͦter essen.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 96, 26
(
Hagenau
1534
):
Eyn heymgezogen kindt / ist bey den leutten wie eyn rindt.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
Bostar, Ein rinderstelle / ein ort da die Ochßen stoͤndt.
Roder, Stadtr. Villingen (
önalem.
,
1500
):
waz von rossen, von fülin oder von rindhaftigem vich nach dem Ave Maria nachts in schaden gat.
Leisi, Thurg. UB
7, 884, 27
(
halem.
,
1332
):
Wir haben vier rinder pfluͤg und den fúnften von rossen.
Ebd.
8, 505, 18
(
um 1400
):
Er sol im oͮch das [stroͮw] [...] laden laͮssen und mit ainem rinderzug von dannen fuͤren.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
um 1435
?):
Ein rintzhutt iiii d.
Broszinski, Minner. Chir. Parva
72v, 27
(
halem.
,
2. H. 15. Jh.
):
äntenschmalcz, hennenschmalcz, margk von einem rind, iegklichs ein vntz, [...] mach ein vnguentum.
Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
977, 23
(
halem.
,
1498
):
allein von den gesten [...] zins und rind miet hab er núcz genommen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Ein Rinderhirt sein oder rinderknaͤcht.
Hauber, UB Heiligkr. (
schwäb.
,
1343
):
zwai rindern akkers.
Ebd. (
1449
):
Welher och [...] uff Landow gesetzt wirt, der sol [...] mit acht rindern triben [...] uff die tratt.
Sappler, H. Kaufringer
4, 16
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
das dahaim erzogen kind | haist und ist ze hof ain rind
(sprichwörtlich).
Ebd.
30, 64
:
es [hüetlein] gnappet hindan auf dem haupt genot | und clebet da als ain rinderkot.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
ließ Hans Gewerlich vor seinem haus, das gelegen ist an dem rindermarkt [...] pflastern.
allerlai flesch, es sei schweinin, rinderin [...] metzgen mag selb oder durch ander metzger.
Ebd. (zu
1561
):
Es haben inen auch die rindtmetzger fürgenomen, sie wöllen auch nit schlachten.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 749, 5
(
schwäb.
,
1580
):
Kainer soll auch seine roß, rinder und ander deßgleichen nachts dahaim behalten.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
welhes augen rindesaugen geleichent, die bezaichent krankmüetichait.
daz rint hât ain grœzer stimm wan der ohs.
Boa ist ain slang [...]. si müet [...] des êrsten diu wilden rint und auch diu haimischen.
den sichtuom haizt man ze latein boam, daz ist gesprochen ain rindersuht, dar umb, daz man den siehtuom vertreibt mit rindermist.
und seudet die [knögerlein] in ungesalzenr putern, diu neur von rindermilch kümt.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
um 1365
):
swelich flaeschman [...] daz flaesch, daz die juden slahen, under der christen panch verchauffent offenlichen, der gibt von dem rind 60 dn und von dem kalb 30 dn.
Und suͤllen aus den schaffen und aus den rindern nicht nemen newr diu slos.
Niewöhner, Teichner
560, 52
(
moobd.
,
n. 1400
):
sie kriegent umb die rinder heut | mit den kochen manik frist.
Ebd.
571, 21
(Hs. ˹
önalem.
,
um 1433
˺):
so spricht jener, er wol sich nern | acker spiß und rinder praten.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1564
):
Alle viechmaut von ainem ieden ross, ochsen oder rint [...] gehört ainem richter daselbst zu Neunkhirchen zue.
Hertel, UB Magdeb. ;
Große, Schwabensp. ; ;
Ziesemer, Gr. Ämterb.
89, 24
;
ders., Marienb. Konventsb.
247, 6
;
Peil, a. a. O.
257, 26
;
v. Tscharner, a. a. O.
36, 29
;
48, 1
;
Ermisch u. a., a. a. O.
78, 36
;
187, 30
;
Palm, Veter Buoch ;
Skála, Egerer Urgichtenb.
60, 14
;
Gille u. a., a. a. O.
111, 338
;
Schultheiss, Achtb. Nürnb.
132, 20
;
Vetter, Pred. Taulers ;
Leisi, a. a. O.
7, 257, 9
;
Rennefahrt, Recht Laupen ;
Müller, Alte Landsch. St. Gallen ;
Merk, Stadtr. Neuenb. ; ;
Müller, Stadtr. Ravensb.
63, 1
;
240, 5
;
Klein, Oswald
44, 46
;
Dirr, a. a. O. ;
Bretholz, Liechtenst. Herrsch.
234, 7
;