riechen,
V., unr. abl.;
zu den etymologisch verwandten Formen von
M 109.räuchen, rauchen
vgl. Frnhd. Gr. § M
; 99
1.
›über Geruchsempfindung verfügen, riechen (können)‹ (von Personen gesagt); häufig im Orientierungsfeld mit , , ; subst.: ›Geruchssinn‹ (als einer der fünf Sinne).Belegblock:
Sees portzen hait, der vunffe synt | Dar durch de onvledicheit yn koempt. | Die eyne is de portze van ruychen.
Riechonge, gesmack und gesehende, | Die erkennent viel subtileclich.
jn den henden ist ein crafft zu tasten [...], jn den naselochern ein crafft zu riechen oder zu smacken.
Si haben oren vn̄ horen nicht; si haben nasen vn̄ richen nicht.
Dan in diesen 5. qualitaͤten gehet auff das sehen / riechen / schmaͤcken und fuͤhlen / und wird ein vernuͤnfftiger Geist.
2.
›etw. riechen, den von e. S. / e. P. ausgehenden Geruch wahrnehmen, bemerken‹; von Tieren gesagt: ›etw. wittern‹; ütr.: ›etw. ahnen, einen verborgenen, nicht unmittelbar evidenten Sachverhalt erkennen‹; ›js. Nähe spüren‹.Phraseme:
den braten riechen
›die versteckte Absicht erahnen, erkennen‹; jn. / etw. nicht riechen können / wollen
›jn. / etw. nicht leiden, nicht ausstehen können‹.Gegensätze:
.Belegblock:
Wer Pulver riechen kan, | auf Balg und Stoß besteht, nicht die Kartaunen scheuet, | der ist ein Man wie ich.
die ersten [hunde] rücken das gewild, dem gerüch lauffen sie nach.
Auch muͤste Gott selbs sampt allen Engeln mit gewalt den schnuppen haben, und solchen braten nicht riechen.
Vnd manchs Manthier mich
[
Murner, die Katze]
nit wil riechen / | So mus ich mich elend verkrichen. Ebd.
140, 3017
: Koͤmpt auch mein Doctor Hippocras | Reucht das toͤdliche Gifft am Weibe.
Der helm is Middelmeissicheit, | Wale getempert in redelicheit, | Umb zo ruychen ind zo hoeren | Sachen de dich moegen stoeren.
Als der jeger vsspüret den hirtze durch riechen des leythunds, also ist die sele ein aller bequemelichster spiegel zu schauwen got.
,Lieber Meyster [Bader], [...] Es bedarff sein [reiben] nit, der Wuͦst ist mir von selbst abgangen.‘ Damit gienge er zur Badstuben auß, und alsbald ruch mann in der Stuben, daß er war gesagt het.
Das dritte ros
[allegorisch: eines der fünf Pferde bzw. Sinne, die der Vernunft zur Verfügung stehen]
was stete gut; | [...] | vil manchen underscheit es rouch | der dinge, der es nie gesach. ez sint einirleige lude di richint Got.
alsdan werden die geister lebendig / und dringet die krafft des Lebens durch alles / und in derselben krafft reucht einer den andern.
dy selb gut unsers hern fran | erkenn wir auss den werken | Als ain güten speiss auss irm rǎch | riechen oder geschmaken.
Peil, a. a. O.
294, 1104
; Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. .
3.
›an etw. riechen, schnuppern, etw. beschnüffeln‹ (von Menschen und Tieren gesagt).Bedeutungsverwandte:
vgl. .Belegblock:
ich weis wol, das sie gern pflegt an Epffel zuriechen, vnd auch zu essen.
Vnd halff nicht / das der Hund vmbgieng / | Die Naß fuͤr alle rißlein
[Ritzen]
hieng / | Vnd roch / wer da verborgen lage. min moder [...] sag das schenkkantgin [...], rucht darin und befint, das es nach dem wein rouch.
4.
›einen bestimmten (guten oder schlechten) Geruch verströmen‹; ›in bestimmter Weise (gut oder schlecht) riechen; duften; stinken‹ (überwiegend von Gegenständen, Pflanzen, Körperteilen gesagt); subst.: ›Geruch, Duft‹; tendiert in Verbindung mit wol
zur Univerbierung; ütr.: ›einen schlechten Leumund haben‹; auch: ›jm. in Erinnerung bleiben‹.Phraseme:
etw. wieder jn. riechen
›jm. etw. anlasten, jn. wegen e. S. anschwärzen‹.Syntagmen:
etw
. (Subj.) r
. (absolut); etw
. (Subj., z. B. der stam, die blume / küche / viole, das fläschchen / kraut, die zehen
) [wie, wonach] (z. B. lieblich / stark / süs / wol, nach dem wein, von (dem) ambra / bisam / laster / kat
) r
.; subst.: das riechen
(Subj.) mannigfalt sein
; das riechen des balsams, der bäume / blüten / rosen / wurzen
; süses riechens um jn. sein
; das edle / starke / süsse riechen
; als part. Adj.: der (wol) riechende gauch / mund, die riechende salbe
.Belegblock:
Die Zeen [...] | [...] roͤchen von Zimmet so suͤß / | Als des Mistbauren faule fuͤß.
di
[Blumen namens
crocus]
ist goltvar [...] | und ruchet wol. daz dirde casteel hies Ruychendale; | in dem casteel roecht also wale.
Eppich [...] machet eyn woͤl richenden mũdt.
Ebd.
95, 5
: Der stam ruchet woͤl vnd ist suße.
herre, her
[Leichnam]
ruchet itczunt, wen her hat vire tage gelegen. disse blume ist gar suberliche | [...] | unnd ruchet doch zu male nicht.
Ebd.
938
: das violichen in dem grase kruchet, | dannoch ess gar wol ruchet.
sußes richens umb uns waz.
man sicht die pom vol plüte, | [...] | ich lab ir susses richen.
Riechung odʼ guter schmack.
do rúchet die kuchin so wol der edelen guͦten spise.
Balsams riechen suss und stark.
2 kleine [...] fläschlein, [...] riechen starckh von ambra oder bisam.
J. W. von Cube. a. a. O.
77, 19
; Gille u. a., a. a. O.
51, 13
; Menge, Laufenb. Reg.
5181
; Voc. Teut.-Lat.
aa viijv
; 5.
›rauchen, qualmen, dampfen‹; ›in Rauch aufgehen‹; in spezieller Ütr.: ›von der Hitze des Kampfes dampfen‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. .Belegblock:
ein hütte sach er riechen, der werde tegen zart, | darin was gestrichen der ungetöfte man.
daʼs den lezten schaur [...] thet, da ruchen dy stain.
ir landt, so das man sicht | stett und castell gar alls von few̄r riechen!
Ebd.
514, 3
: Der streit mit tampf gund riechen.
6.
›jm. in die Nase steigen‹ (von Dunst, Gerüchen u. Ä.); auch: ›jm. zu Kopf steigen‹;