2
rauschen,
V.;
zu
mhd.
riuschen, rûschen
›ein Geräusch machen; rauschen‹
().
1.
›durch Eigenbewegung oder passives Bewegtwerden Geräusche erzeugen‹ (überwiegend von sachlichen Bezugsgrößen); im Einzelnen mit Blick auf die je spezifische Art und Stärke der erzeugten Geräusche z. B.: ›knacken‹ (z. B. von Ästen); ›rascheln‹ (z. B. von Blättern); ›knistern‹ (z. B. von Papier); ›rauschen, brausen, tosen‹ (z. B. von fließendem Wasser, von Wind, von Mühlenflügeln); ›zischen‹ (von durch die Luft fliegenden Objekten).
Bedeutungsverwandte:
,  1, , .
Syntagmen:
der wolf r
.,
etw
. (Subj., z. B.
der bach / mund, die müle, das wasser
)
r
. (absolut);
dem wolf ein fus r.
;
etw
. [wie] (z. B.
emsig / fast / sanft / ser
)
r
.,
wie papier r
.; Part. Präs.:
das rauschende blat
; subst.:
ein r. machen
;
die wasserwellen sich mit irem r. an das ufer schnellen, die blätter / worte etw. mit ihrem r. ausrichten
;
das r. des windes, der flut, der handbögen
.
Wortbildungen:
1
rausch
1 ›Gewitter‹ (dazu bdv.: vgl.  2,  2),
rauschig
2 ›geräuschvoll‹ (dazu bdv.: vgl. , ).

Belegblock:

Luther, WA (
1522
):
Was sollten die bletter unnd wort mit yhrem rauschen außrichten, wenn diße donnerschleg von Christus exempel nit bewegen?
Der windt weet, wo er wil, und du hoͤrest sein rauschen, waist aber nit, wo er her kumbt.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
517, 344
(
Magdeb.
1608
):
Wie im Sturmwind die Wasserwellen / | Sich mit eim rauschen ans Vfer schnellen.
Ebd.
552, 1442
:
Wie vns auch bey der finster Nacht / | Ein rauschend Blad ein grawen macht.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
min munt sal ruschen also mullen | tun uf dez wazzeres riveren.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
373
(
Genf
1636
):
Rauschig / Rauschendt / so ein Geraͤusch macht.
Schade, Sat. u. Pasqu. (wohl
schwäb.
um 1521
):
laß die schwarzen wolken in dem rausch iez mal über gon!
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
wenn er [wolf] auf laub gêt, sô macht er sein klâen naz mit der zungen, daz er iht rausch und in die hund iht hœren.
ist dann daz im [wolf] ain fuoz rauscht oder kraspelt an dem zaun, sô peizt er sich selber in den fuoz, sam ob der fuoz dar an schuldig sei.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
sunder auch gehört den snalz kracher knal und rauschen der hantpogen und klingen des harnasch.
Vgl. ferner s. v.
1
 7.
2.
›sich ungestüm, unter Lärmerzeugung (wohin) bewegen‹ (überwiegend von Personen; zum Ausdruck heftiger emotionaler Bewegtheit); im Einzelnen: ›(zornig) auffahren‹; ›seinem Unmut (lautstark) Ausdruck verleihen‹; ›wohin stürmen, stürzen‹; ›gegen etw. anrennen, anstürmen‹.
Bedeutungsverwandte:
 2,  12, , (V.) 3, .
Wortbildungen:
1
rausch
2 ›Ansturm‹ (a. 1529; dazu bdv.: vgl. , I, 7),
rauschig
3 ›wild, ungezähmt‹ (dazu bdv.: vgl. , , Adj., 4, , Adj., 5, ).

Belegblock:

Luther, WA (
1518
/
9
):
Auch das man mit ablaß ynß fegfeur rauschen wil und alßo mit gewalt in gottes heymlich gericht fallen, hab ich nit wyssen.
Buch Weinsb. (
rib.
,
um 1560
):
Aber die liebde und eifer [...] hat mich herzu getriben, das ich plotzlich darin gerauscht, der zeirlicheit und geschicklicheit nit acht gehatt.
Ebd. (
1577
):
den 10. jan. mach ein scharmutzel bei Mastricht gehalten sin zwischen etlichen prinschischn fenlin lanzknechten [...] und den Hispaniern, die uis der stat an sie gerauscht waren.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1450
/
80
):
do wischt das volck auff und begunde zu rauschen und zu eylen von der lauben auff dem slos zu Nuremberg ein stygen nyder.
Voc. Teut.-Lat.
aa vr
(
Nürnb.
1482
):
Rauschen rumeln toben vngestumen.
Sachs (
Nürnb.
1572
):
Das ist ain dürckischer stalknecht, | Der wart der rawsig geul recht | Mit futern, strigeln und strew.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
Her nach so snidet denne der herre das seil des schiffes en zwei und lat das schif denne en gegen dem sturm rúschen.
Qu. Schweiz. Gesch. (
halem.
,
1470
):
Do fiengen etlich miner herren der burger an zuͦ ruschen.
etliche metzger, die uß verdruß ruschtend und geschweigt wurdent.
Bauer, Geiler. Pred.
469, 24
(
Augsb.
1508
):
so bald man die stuben woͤrmet [...] so rauschend sy [mugken] und beissen.
Vetter, a. a. O. ;
3.
›laut sein, lärmen‹ (von Personen und ihrem Verhalten; mit verschiedenen positiven und negativen Nuancierungen); im Einzelnen: ›feiern, sich vergnügen‹; ›(mit einander) herumtollen‹; ›sich wild, ausgelassen, unkontrolliert gebärden‹; ›(miteinander) streiten‹; ›schwatzen, Unruhe verbreiten‹; in religiösen Kontexten abwertend: ›dem irdischen Leben, irdischen Vergnügungen zugewandt sein‹.
Bedeutungsverwandte:
2
,  1, .
Wortbildungen:
rauschend
›wild, übermütig, verwegen‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1523
):
Wenn du aber etwas hoͤrest, so sprich ,du bist der teuͤffel‘, nym dich sein nit an und laß rauschen und poldern.
Jahr, H. v. Mügeln
2406
(
omd.
, Hs.
1463
):
das selb der Zwillink ist genant. | welch mensch darin geboren wirt, | der argen list es gar enpirt: | [...] | doch ist gar ruschende sin mut.
Pyritz, Minneburg
2787
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Dar under kam auch riten | Ein ruschendes gesinde, | Daz gacht zu sturme swinde.
Ebd.
2871
:
Wer ger ein frawen gewynnen, | Die mit eren ist begraben, | Daz sie in werde liep haben. | Der sol sin ruschen laßen | Und sol unsiten sich maßen.
Fischer, Folz. Reimp.
32, 164
(
Nürnb.
1485
/
6
):
Was ligt dir aber dran, du tausch, | Wie ser man mit dir zanck und rausch?
Vetter, Pred. Taulers (
els.
, Hs.
1359
):
zuͦ den du niemer kummen kundest denne mit lidende und an wurkende ussewendig von dem viende oder von den ruschenden menschen.
La din ruschen, din mengelen, din wirrewarren sin; das bevilch diner muͦmen und blip bi dir selber und nim des herren war in dem grunde.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
das sie [des Datlers discipuli] zu zeiten mit ainandern nachts uf der gasen umbher giengen terminiern und rauschen mit der were.
Sexauer, Schrr. in Kart.
222, 2
(
nöst.
,
v. 1450
):
welcherlay andrer arbeit in empholhen ist / die sullen sy an rawschen
.
in still tün.
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. ;
4.
›beseelende Wirkung entfalten‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1526
):
Wo du das Euangelion hoͤrist hauchen und rauschen, da kanstu sagen ,Da ist geist‘.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
Das sint die woren armen des geistes: die er fúllet der heilig geist und ruschet in den menschen, das ist: er begússet in mit allem sime richtuͦme.