raufen,
V.;
auch mit Uml. (
räufen,
reufen
), gelegentlich mit Affrikata (
raupfen
).1.
›jn. anrempeln, herumschubsen; an jm. zerren‹; auch: ›rangeln, (gegenüber jm.) handgreiflich werden, sich mit jm. schlagen‹; häufig subst.: ›Handgreiflichkeit, Gerangel, Schlägerei‹; offen zu 2.Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘, Rechts- und Wirtschaftstexte.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld): 1, , 4, 10, 2
1, 2, (V.) 7, 1; 15, 1, 14, , , , , ; vgl. 1, 2
1, I, 12; für die Subst. auch: , 1, , ›Schlägerei‹, 1.Syntagmen:
die junkern
(Subj.) r
. (absolut); jn
. (z. B. einen knecht, die leute
) / einander r., j
. (z. B. die herren / weiber, man und weib
) sich r
.; mit jm., um jn., um weite länder r., sich um etw
. (z. B. um spek, würste
) r
.; subst.: ein r
. (Subj.) sich heben / zutragen
; mit r. unlust anrichten, einen frevel verschulden, einen frieden brechen, hand an jn. legen, sich miteinander mit r. weren, über r. richten, es
(Subj., unpersönlich) zum r. kommen
; das r. der löwen
.Belegblock:
wenn die Saw wol gemestet und fett gnug ist, so reufft man sich umb den speck und wuͤrste.
So wele du nu, ob du dich lieber wilt mit dem teufel reuffen odder lieber sein eigen sein.
wenn die Junckern reuffen / schreien / | Muͤssn die Bawrn jhr Haar darzu leihen.
Biß es endtlich zum schlagen / reuffen und wuͤrgen kompt / das mancher seinen guten freund / welchen er vorhin auff den henden tragen wolte / erwuͤrget.
O wie grosse Suͤnde ist es / solchen Leuten arges wuͤndschen / Noch groͤsser Suͤnde / Hand an sie legen / mit rauffen vnd schlagen.
Kathrey Molerin ist die stat verboten [...] daruͤmb, daz sie boͤslichen redt und fridbrech waz und die leut ubel handelt und raufft.
des Teuffels anschlag geredt nicht / der da gern sihet / das Mann vnd weyb vneynig sind / keins dem andern weychet / sich rauffen vnd plewen.
Ich kan mit eim fressen und sauffen / | Und (wanns noth thut) auch mit ihm rauffen.
Weliche frouw [...] einen freffen verschuldt mit schlachen, rouffen oder ungevarlichen boͤsen worten [...], die sol das ableggen mit zeͣchen schillingen ze buͦß.
Ich will nit vil Par schuͦch zerlauffen | vnd mich vmb wytte lender raupffen.
Wa sich schlag und raufhändel eraignen [...], man aber den tätter uff fleüsige erforschung nit wüßen köndte, sollen [...].
socrates aber das gespoͤt darauß trÿb das sÿ [dÿe zwaj weÿber] sich vmb in beÿd raͤfften.
nuͦ ruͤcz umb mein grint nicht ze vil, | oder sich hebt ein rauffen oder ein spil | zwischen uns paiden.
Luther, WA ;
Peil, a. a. O.
286, 797
; Köbler, Ref. Wormbs
102, 8
; Lippert, UB Lübben
2, 256b, 2
; Dinklage, Frk. Bauernweist.
18, 4
; Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. ;
Jörg, Salat. Reformationschr.
866, 11
; ‒
Vgl. ferner s. v. .2.
›jn. / sich an den Haaren, am Bart ziehen, zerren‹; ütr.: ›jn. misshandeln, empfindlich schädigen‹.Phraseme:
˹seine hare raufen
; sich die hare raufen
˺ als Gebärde der Wut und Verzweiflung; jn. in der hand raufen
etwa: ›sich etw. holen, wo nichts zu holen ist‹ (in der Handfläche gibt es keine Haare).Belegblock:
Der Tuͤrck ist [...] wie ich hoffe, auff der hoͤhesten stuffen, das ers nicht hoͤher bringen kan noch wird, on, das er uns noch mag reuffen und demuͤtigen.
reuff mich In der hand.
[Morolff] nam die eilffe bi dem hare, | er zoch sie [...] | [...] | abe dem berge in das dale. | er rauffte sie also sere, | das sie uff dem heubte wurdent kale.
Do sprach der grosse coralis: Ye, du bosser bufe, wie fluchstu? [...] Unnd rouffte on enwenig bie den harn.
Achiles [...] | By sin selbs harre | Sich begunde roffen hartt, | Daz im uss siner schwartt | Manig lock wunne san | Vor nötten schaiden sich began.
schlachend in, den trugner, hart, | ziend vnnd roupffend inn bim bart!
Mancher raufft den todten Loͤwen beim Bart / der in / wann er lebet / nicht getoͤrste ansehen.
Wann ainer ainen rauft, als oft ain vinger im har als oft ist er umb 5 tal. ₰.
3.
›ein Tier enthaaren, eine Tierhaut von Haaren, Federn befreien; Haare, Federn aus einer Tierhaut herauszupfen‹; ütr.: ›jn. / etw. schröpfen, plündern‹.Belegblock:
und ander Bepstliche Fuͤrsten mehr, so die geistlichen personen und guͤter schatzen und so reuffen, das jhn die schwarte krachet.
Ebd.
30
: das solch rauben und reuffen sey das Euangelion geleret.
[haben wir] entschaiden dermassen, das die lederer mögen kaufen lambfel und dergeleichen zu roufen und füro leder daraus machen.
Reüffe der Gans aine Platten / so frißt sy mehr / dann andere zwuͦ.
rauffen feder abziehen.
4.
›(eine Pflanze) mit der Wurzel aus dem Boden ziehen‹; speziell: ›Flachs raufen‹.Belegblock:
do sprochen dy knechte: „wiltu, wir gen unde roufen den raten us?“ Do sprach her: „neyn, wen ir roufet vil lichte den weize. [...]“.
Den flachs und hanf zu rechter zeit gerauft, geriffelt, den hanf, wann er wohl treuge worden, gedroschen.
Ebd.
255, 2
: Man reuffet den hanf und flax, wann er gilblicht und fahl wirdet.