raub,
der
;-(e)s/-Ø, -e
+ Uml.1.
›gewaltsame Wegnahme, Entwendung fremden Besitzes‹; dies im Kontext von Fehde und Krieg zwecks Repräsentation des Sieges und zum Ausdruck eines asymmetrischen Beziehungsgefüges legitimiert; ohne rechtliche Legitimation: ›Raubzug, Plünderung‹; dies häufig in formelhaften Verbindungen mit anderen moralisch wie rechtlich disqualifizierten Gewalthandlungen wie mord
1; 2, brand
1 u. dgl.; in Rechtstexten auch: ›Tatbestand, Delikt des Diebstahls‹; in diesem Kontext wird der Aspekt der (physischen) Gewalt durch Aspekte der Heimlichkeit, des Betrugs überlagert; speziell kirchenrechtlich: ›unrechtmäßige (beispielsweise durch Bestechung erreichte) Aneignung öffentlicher Ämter, Positionen‹; auch: ›unrechtmäßige Vorenthaltung von Lohn, Unterhalt, Pflichtabgaben‹ sowie ›Unterlassung sozialer Hilfeleistung‹ (vgl. dazu auch ff. mit stärkerer rechtssprachlicher Ausdifferenzierung und breiterer Belegung); speziell mit Bezug auf das Jagdverhalten von wilden Tieren: ›Beutezug‹; mit moralischer Konnotation: ›Raffgier, Habgier‹; selten generalisierend: ›Verworfenheit, Neigung zum Verbrechen‹; Phraseme:
auf raub gehen
›plündern‹; in raubes weise
›unberechtigt; mit Gewalt‹.Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld): 1, 1, 1; 2, 1; 4, (der
) 1, , , , ; vgl. 1, , 2
18, , 2, , 3, 1, 2.Syntagmen:
(den) r. begehen / leiden / stiften / treiben / tun, zweifaltig gelten, in die hohe obrigkeit ziehen
; etw. einen r. heissen
; der r
. (Subj.) im schwang gehen, sich von den ufern packen
›aus der Gegend verschwinden‹, den amptleuten zu strafen zustehen
; etw. ein r. sein
(gehäuft in rechtlichen Definitionen von Tatbeständen; vgl. im Einzelnen ff.); j. des raubes leben
; auf r. gehen / umherterminieren, x klagen
(Subj.) aus dem r. erstehen, j. etw. für r. halten, etw. mit r. gewinnen, x dörfer mit r. aufnemen, j. mit r. seinen mutwillen treiben, jn. / etw. mit r. angreifen / schädigen / überziehen / verderben / verheren / veröden, etw. mit r. böslich besitzen, jm. etw. mit r. abgewinnen, jn. um r. ansprechen / beklagen / beschuldigen, in gefängnis bringen, j. um r. in acht sein, vol raubes sein, die wege von r. rein und sicher halten, got
(Subj.) haus und hof vor r. in seiner hut halten
; der geistliche / leibliche / offenbare r
.; der r. der absolution
; der ansprecher / kumpan des raubs
.Wortbildungen:
raubgasse
raubschatzung
raubsrecht
Belegblock:
Er [das beichtkind] ist fur got gewiszlich absolviert und musz den raub seiner absolution gedultig und frolich leiden, wie er leiden must einen leiplichen raub.
Neid / eiffer / zwitracht / haß [...] | Raub / tewrung [...] sünd vnd schand / | Gehn hefftig drin im schwang.
wir sehens taͤglich vnd wissens / daß alle Tage vnd ohne alle vnderlaß / grosse Laster vnd Bubenstuͤck mit Raub / Diebstal / Meinayd / Mord / vnnd Todtschlag [...] begangen werden.
das dy kirchen in ewern noten mit euch mort, brand und vorterpnis, und in euwerer wolfart rob und dirfolgunge von den euwern musten leyden.
Mit kriege, mit raube gewinnen sie es, wann je mer gehabt, je mer geraubt.
von binnen sît ir vol roubis und unreinikeit.
Si han eynen kunig, des lastirs unde des roubis eyn kumpan.
die obilteter, die unserm gnedigen herrn in seiner gnaden furstentumb und gerichte mit gewalt gefallen, roup und mort darin begangen haben.
wo jemands im lande mit raub brant ader andere beschwerung eingriffe, sollen sie [alle gewergken und bergleut] neben andern huelf und beistand thun.
Auch von der pfaffhait wegen, | der vil pesiczen gotes gaͮb | pösslich mit simonei und raͮb.
Die knecht sollenn auch, weder auff die veindt, noch sunst auff raub, auß jrer ordenung nit gehen on erlaubung jrß hauptmans.
dez lant verherget er mit roube und mit brande.
Woll halten Gott in seiner Hut: | Auch Hauss und Hoff [...] | Für Wassersnoth / Krieg Raub und Brandt.
Da was ein kŭnig [...], der läpt nun der röben der schiffen, die da fŭr fuorend.
Raubgasse (die) Ort da man die leüt außzeucht / entplünderet vnd beraubet.
do haben die pauren geachtet [...] es were ain reuterei verhanden, die uf den raub und nom umbher terminierten.
so jr bedenckend dz eüch nicht gezimmet. soliches in raubß weyß hinweg zefueren.
die Wolff Cygalli [...] (deren gar vil in denen Landen / die mit hauffen auff dem raub bey der Nacht herumb lauffen).
Man sol allen raup und alle diupheit zwivalt gelten.
Die erst ziech umb im lande | unnd tzwing gar arm unnd reich | mit rawb unnd auch mit prande!
ewr hoher nam das solte han vermiten, | das ir den mägdten sunst in ravbes weyse | zu vellde icht ennemmet ab.
2.
›widerrechtlich angeeignetes oder jm. unrechtmäßig vorenthaltenes Gut oder Land‹; ›Diebesgut‹; mit Possessivpronomen: ›jm. gestohlene Habe‹; im Kontext von Krieg und Fehde legitimiert (und insofern nicht ausschließlich negativ konnotiert) als: ›(Kriegs)beute; Gewinn‹; ütr. und generalisierend auch: ›Erfolg, Sieg‹; mit Bezug auf die Jagd: ›Fang, Beutetier‹; ütr. auf Personen: ›(Kriegs)gefangener‹; generalisierend auch: ›Gegenstand der Begierde‹; metonymisch zu 1.Phraseme:
einen raub an / mit e. S. nemen
›etw. als Beute mitnehmen‹; etw. (für) einen raub achten / halten / schätzen
›etw. für erstrebenswert / begehrenswert halten‹.Syntagmen:
den r. austeilen / davonbringen / erretten / fahen / hereinbringen / holen / (wissentlich) kaufen / nemen / (von ferne) sehen / zusammentreiben, im krieg gewinnen, im blut waschen, in einem sak verstossen, bei jm. finden, jm. den r. abereilen / bringen / wiedergeben
; dem r. nacheilen
; bei dem r. sicher bleiben, etw. für den r. mit sich tragen, der wolf nach dem r. umhertrollen, j. / etw. (jm.) zum r. werden, j. sich etw. zu einem r. einräumen
; der r. an gut / vieh, von dem feind
; der erwünschte / grosse r
.Wortbildungen:
raubeberg
raubgeld
raubgierig
Belegblock:
O, das ist ein grosse kunheit und grosser raub von solchem jungen, kleynenn Megdlin
[Maria]
, darff mit einem wort alle mechtigen kranck, alle grosztettigen krafftlosz [...] machen. Jhesus Cristus [...] ob er wol inn goͤttlicher gestalt ware, hatt ers nicht ein raub geachtet Gott gleich sein, sondernn hat sich selbs geeüssert, und die gestalt eines knechts angenommen.
Da zu der .76. Psal. nennet sie [Koͤnigreiche] raubeberge, Darumb das gar selten ein keyserthum ist auff komen on raub
[dies zu
raub 1],
gewalt und unrecht. Sollen sie denn nicht finden vnd austeilen den Raub
[
die reubMentel
1466: ]
/ einem jglichen Man eine metzen oder zwo zur Ausbeute. wer obir den andirn tag syne dupheyt adir synen roub by ymande vyndet. der das offenlich gekouft hat [...] vnd des getzuge hat. den en mag man keynir hant getat beschuldegen.
JNdes nam der Muͤnch seinen raub / | Vnd macht sich damit auß dem staub.
Ebd.
540, 1061
: Vnd da sie viel zusamen bracht / | Gab der Lew dem Esel die macht / | Das er den Raub außtheilen solt.
Wie offtmals hab ich
[der Wolf]
bey der nacht / | Nach einem raub vmbher getrollt. das Gesicht [wird] dermassen gescherpfft / daß sie
[Adler]
den Raub von ferne koͤnnen sehen. Ebd.
411, 25
: vnnd [die alte Fraw] zeigt jhr [Cleria] den erwuͤnschten Raub
(hier: den in die Falle gegangenen Mörder ihres Mannes).
Aber von dem verdinst Christi söllen wir nit zweifeln, wol wissent, das ein person got und mensch ist und das er ,keinen roube geacht hat‘, das er got gleich were.
allweg gepuͤrt der best theil den beschornen vnd vollen moͤnchen zum raub / welche mitt iren doͤrffern die Cloͤster haben begabt.
Wie er hie vom starcken sagt / das er den raub werde außtheilen. Denn Christus [...] schencket auch den heiligen Geist / vnd damit gibt er vns wider / was der Teufel im Paradeiß vns genommen hat.
nu hatte únser herre gebotten [...] swer iht rôbes naͤme, daz man den verstaineti.
Die iüdisch schar, ir freüd was groß | Das iesus worden wer ir roub.
sy [die edel kúnginn] nimet ainen rob mit selen ûss dem fegfúr, des sich alles himelsch hêr froͤwet.
Jetz ist es darzuͦ kom̃en / dz die zeichẽ vnd reub so jm krieg gewunnen / vnd geweschen mit dem bluͦt deren / für die Christ sin bluͦt v́gossen hat / in tempel vnd kilchen gehenckt werden.
Raubgaͤlt (das) Gaͤlt auß verkaufftem raub geloͤßt / oder vom feynd im krieg überkommen.
Die stett deß globten landts herumb, | zuͦ einem roub ich [Beelphegor] mir inrumm.
wenne er [greiffalk] den raup siht den er vâhen wil, sô swingt er sich auz und schawet, ob er im eben sei.
die schikhet er aus auf alle wëg vnd strassen, das si die mënschen vmprëchten vnd das si im den raub vnd das guet prëchten.
Luther. Hl. Schrifft.
Jes. 33, 4
; v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe ;
v. Tscharner, Md. Marco Polo
24, 26
; v. d. Broek, Suevus. Spieg.
183v, 46
; Voc. Teut.-Lat.
aa vr
; 3.
›Ernte, Ertrag‹; ›Einkünfte‹.Wobd. / oobd.; Rechts- und Wirtschaftstexte.
Wortbildungen:
˹raubhaber
raubkern
raubsteuer
Belegblock:
Als der egenant hoff ain friges, vogtbar aygen waͤre, und als man etwen roͮbstúr dar uff layty.
dieselbigen matten soͤlltend, nach dem der erst roub darab kaͤme, ußgeslagen werden.
das niemandt wegen ußgelychnen gelts von ligenden stucken und guͤteren [...] den jaͤrlichen nutz und roub einiches wegs nemmen [...] soͤlle.
das sy den roub uff den ägerten zuͦ unzythen ingesümeret und hierdurch der herpstweid ein abbruch beschechen, so soll nun fürthin ein ieder sein roub daselbst untz mithen augsten ungevarlich abgemäyt haben.
ein jeder sölle den zechenden von dem roub, so er in jedem stuck ufnemen wirt, angentz endtrichten.
5 malter aus unser raubsteur ze Seebrunnen und 5 malter aus unser zehntsteuer hie zu Rotemburg.
4.
›Entzug der leibherrlichen Rechte über eine Person durch deren Heirat außerhalb der Herrschaftsgrenzen‹; vgl. mit weiteren Belegen; Alem.
Bedeutungsverwandte:
.Syntagmen:
x gotteshäuser miteinander r. (und wechsel) brauchen / haben
; der r. der gotteshäuser, der leibeigenen leute
; der brauch, die freiheit, das recht des raubs
(vgl. ).Wortbildungen:
raubschilling
Belegblock:
wann ain stifts oder gotshausmann [...] ain weibsperson geroubet, so hat er sollen dem herrn, so er si abgeroubet, für den roubschilling drei batzen [...] geben und zalen.