quellen,
V., unr. abl.
›entspringen, sich ergießen‹; ›sprudeln, strömen‹ (von Wasser); häufig bildlich und in verschiedene Richtungen ütr.; im Einzelnen: ›sich erheben‹ (z. B. von Stimmen); ›anschwellen‹; ›aufquellen‹; ›eindringen‹; ›hervorbrechen, überquellen‹ (z. B. von Gefühlen); ›sich verströmen‹ (von Gottes Liebe); ›wo herausquellen‹ (z. B. von Eingeweiden); ›wachsen‹ (z. B. von Talenten, Geisteskräften, vom Glauben); ›aus etw. resultieren‹ (z. B. von Gesetzen, Geboten).
Bedeutungsverwandte:
 3, ,  2, (V.) 8,  1, , , (V., unr. abl.) 3, , ,  12; vgl. (V., unr. abl.).
Syntagmen:
etw
. (Subj., z. B.
der brunnen / wassergraben, das blut / fleisch, der siedende topf
)
q
. (absolut);
etw. aus etw
. (z. B.
der glaube aus den wunden Christi, die liebe aus dem herzen, das gebot aus den vorigen [geboten], die lunge aus dem rücken, das blut aus dem hirschhorn, das leben aus dem eigen, das testament aus der verheissung, die eingeweide aus der seite, die stimmen aus den mündern, die worte aus dem grund des herzens
)
q
.,
die weisheit von Christus q
.,
etw
. [wo, wohin] (z. B.
got in sich selbst, der wein in dem brunnen, die ader in die sele Christi, die sünde in die menschliche natur, das lebendige wasser in das ewige leben, die brunnen in den gründen
)
q
.,
etw
. [wie] (z. B.
inwendig, in freuden, mit wasser, mit lieblichem gerausche
)
q
.
Wortbildungen:
quelbad
›Sprudelbad‹,
quelbrunnen
›sprudelnde Quelle; Springbrunnen‹,
quellendig
›sprudelnd‹,
quelmeissel
›chirurgisches Gerät zum Aufspreizen von Wunden‹.

Belegblock:

Schade, Sat. u. Pasqu. (o. O.
um 1524
/
7
):
wer ir
[der heiligen Messe]
nicht indert mit einem warmen quellbade zu helfen oder mit einem guten sirop?
Ebd. (
1559
):
darnach [die geistlosen kinder] gen Rom schicken, daß sie leren [...] alle buͤberei auß dem quellbrunn aller laster mit sich wider anheim bringen.
Luther, WA (
1519
/
20
):
Darumb hebt der glaub nit an den wercken an, sie machen yhn auch nit, sondern er musz ausz dem blut, wunden unnd sterben Christi quellen und fliessen.
Meyn lippen werden dyr eyn lob eraußschewmen, gleych wie eyn siedend topffenn quillet und schewmet.
man spuͤrtt woll, das ewer wortt auß hertzen grundt und brunst quellen.
Ebd. (
1524
/
7
):
Dis gebot [Du solt nicht falsch gezeuͤgnis reden widder deinen nehisten] quilt aus den Dreyen foͤrigen.
Blut und fleisch quillt an unterlas, yhe mehr man stoͤpffen und weren wil.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
629, 3846
(
Magdeb.
1608
):
Bluth / so in des Koͤnigs Saal / | Aus einem todten Hirschhorn quall.
Ebd.
660, 4842
:
feyst aber vnd eingeweid / | Quall da mit hauffen aus der seit.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
leben lebet ûzer sînem eigenen grunde und quillet ûzer sînem eigen.
Böhme, Morg.R.
150, 31
(Hs. ˹
schles.
,
1612
˺):
Allein das ist zu beklagen bey dem Menschen / daß seine qualitaͤten verderbet und halb todt seind / darumb dan deß Menschen geist / oder sein quallen / auffsteigen oder anzuͤnden in dieser Welt zu keiner vollkommenheit kommen kan.
Opitz. Poeterey
29, 3
(
Breslau
1624
):
Der klare brunnen quilt mitt lieblichem gerausche.
Gille u. a., M. Beheim
442, 15
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Du
[Maria]
quellendiger brunnen flosch | von dem ursprung der wunder.
Bell, G. Hager
619, 12, 9
(
nobd.
,
1588
):
wan in dem prunen qwel der wein, | kem ich dar zu al zeit!
Sachs (
Nürnb.
1531
):
Ein blumenreiches schönes thal | Mit wald umbringet uberal, | Darinn fischreiche pechlin flossen | Und viel klarer quel-prünlein gossen.
Ebd. (
1530
):
Mein hertz ynn grossen frewden qual.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
dise froͤide die ist als gros das si inwendig qwilt reht als ungehaben win, der brocht in dem vasse.
Cirurgia H. Brunschwig (
Straßb.
[
1497
]):
ob das pfilysin also tieff in die hüle des lybes gesencket were das man es mit nichten vß geziehen moͤcht in keinerley weg weder mit pfil zangen oder mit plastern. quelmeysselenn oder schniden.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 12, 24
(
Hagenau
1534
):
Du lest brunnen quellen inn den gründen.
Steer, Schol. Gnadenl.
1, 279
(
noschweiz.
,
15. Jh.
):
Die ader [der gnade] quillet in die luter sel Jesu Christi.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Des hoͤrt man chlagender stimme doz | Auz roten muͤnden quelen.
Peil, a. a. O.
642, 4253
;
657, 4724
;
Quint, a. a. O. ;
Rieder, Gottesfr. ;
Schmitt, Ordo rerum
703, 18
;
Voc. Teut.-Lat.
aa iijr
;