quart,
quarte,
die / das
;
–/-en
;
aus
mlat.
quarta, quartum
›Hohlmaß; Viertelhufe; Viertel des Zehnten‹
(
Niermeyer
2002, 2, 1140
).
– Alle Ansätze sind als Spezialisierungen zu 1 auffassbar.
1.
›der vierte Teil einer Sache; ein Viertel‹ (von Bezugsgrößen unterschiedlicher Art).
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.

Belegblock:

Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
DV Lentze gut deß Jahres thewres quarte, | Zwar bist du mancher listen voll.
Sudhoff, Paracelsus (
um 1520
):
das der mensch muß nachgeben das der neumon, vollmon, quart ec entpfintlich sei in im und sich rüre in im.
Menge, Laufenb. Reg.
2071
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
recht nach des Iares quart
[›gemäß der Einteilung des Jahres in vier Abschnitte‹]
| Ist viererleye nature vnd art | Der mentschen nach Elementen.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
367
(
Genf
1636
):
quart / n. Der vierdte Theil eines dings.
Klein, Oswald
17, 43
(
oobd.
,
1410
):
vach ain quart mit des zirkels furm
(›miss ein Viertel mit dem Zirkel ab‹; bezogen auf die Positionsbestimmung mittels einer Seekarte).
M. Cunitia. Ur. Prop. ;
Weber, Oswald. .
2.
›vierter Teil einer steuerlichen Abgabe‹; überwiegend speziell: ›bischöflicher Zehntquart (vierter Teil des Kirchenzehnten, der an den Bischof zu entrichten ist)‹.
Wobd.; Rechts- und Wirtschaftstexte.
Bedeutungsverwandte:
, .
Syntagmen:
die q. beziehen / haben / kaufen / lösen / übergeben / verkaufen / versetzen / zustellen, jm. (zu lehen) geben
;
die q
. (Subj.)
jm. bleiben / gehören, ab dem zehenden gehen, jm. (nach recht und gewonheit) gebüren
;
jn. an der q. beschweren, järlich etw. für die, von der, zu der q. geben, jn. mit der q. erweichen
;
die q. des zehenden, der kirche, des gotteshauses
;
die q. auf den zehenden, aus dem kornzehenden
;
die bischöfliche / grosse q
.;
der kauf der q
.;
die pfarre mit der q
.
Wortbildungen:
quärtig
›quartpflichtig‹.

Belegblock:

Leisi, Thurg. UB
5, 200, 3
(
Konstanz
1347
):
Und hat mir der selb min herre bischoff Uͦlrich umb die selben sehszig pfund pfenning versetzet die quart der kilchen ze Singen.
Ebd.
6, 222, 25
(
1362
):
wand nû duͥ selbuͥ kilche Syrnach quertig ist und uns und alle pyschofe ze Costentz duͥ quart derselben kilchen [...] zuͦgehoͤret.
Ebd.
8, 157, 27
(
1394
):
Als der vest ritter, hern Ulrich der Paigrer seͣlig [...] von unserm gotzhus koufft hett die stat und burg ze Arbon mit [...] núczen und gúlten, zinsen, zehenden, quarten, veͣllen und geleͣzzen.
Kläui, Urk. Kaiserstuhl
40, 3
(
halem.
,
1404
):
Marquart, Bischof zu Konstanz urkundet, daß ihm
Cuͦnrad Wirt von Kaiserstuͦl sinen zehenden ze Kaiserstuͦl und ze Herdern gelegen, den er von uns und unserm gotzhuse ze lehen bisher gehebt haͧt, dar uff uns ouch jaͤrlich die quart gaͧt.
Boos, UB Aarau (
halem.
,
1426
):
den zehenden ze Lintzenach und ze Felterin, den man nennet den quart und den byschoffzehenden.
Gagliardi, Dok. Waldmann
1, 243, 16
(
halem.
,
1487
):
die zwey dörffer Rieden und Diettlikon [...] sind ablösig mit 80 guldin rinischer houptguͦtz [...] für fryg, ledig, unverkümbert eigen, byß an die quart, so ab dem zechenden gemeinlich zuͦ Rieden gaͧt.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1525
):
Darzu hab das gotzhus der pfründ mergklichen schaden, nemlich muss er geben jerlich dem priester für sin pfrund zwaintzig malter beder korn und sechs som win und gen Costentz
[an den Bischof]
für quart.
Boner, Urk. Brugg
442, 30
(
halem.
,
1554
):
daß alle Güter im Kirchensatz und Zwing Bötzberg den frowen zuͦ Wicken mit cleynen vnd grossen zehenden ze dienen schuldig sei, davon gehöre dem von Ratperg die quart oder vierdt theil.
Mollwo, Rotes Buch Ulm (
schwäb.
,
4. V. 14. Jh.
):
die pfarr in uͥnser stat ze Ulme gelegen mit der pension und quart, mit zehenden ze Pfuͦl und och mit dem klainen zehenden ze Ulme.
Müller, Grafsch. Hohenb.
1, 166, 5
(
schwäb.
,
1392
/
3
):
Ich haͧn geben ze quart von der kirchen ze Rotemburg 4½ lb. h. minus 8 ß.
Schade, Sat. u. Pasqu. ; ;
Boner, Urk. Zofingen
316, 11
;
608, 3
;
Müller, Grafsch. Hohenb.
1, 5, 17
;
Rwb  f.;
3.
›Hohlmaß für Flüssigkeiten‹: speziell: ›Maßeinheit für Wein; Viertel‹; auch: ›Gefäß, das die Menge eines Viertels fasst‹; dies auch in der Diminutivform
quärtel, quärtlein
gebräuchlich.
Bedeutungsverwandte:
 6, , , ; vgl.
1
 5.
Wortbildungen:
quartflasche
,
quartkanne
,
quartmas
,
quartpot
.

Belegblock:

Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
,
3. Dr. 14. Jh.
, Hs. 
2. H. 16. Jh.
):
di wine worden also sure, daz si worden smackende als saft von holzeppeln [...] unde di qwarte wolde nit gerne gelden 3 haller.
Ebd. 3:
in dem andern jare wart gut win, unde galt di qwarte zwene engels.
Loesch, Kölner Zunfturk. (
rib.
,
1494
):
item drij kessel, item drij zenenschuttelen, item ein quartflesche ind 1 echtelspott.
Lau, Qu. Siegburg (
rib.
,
2. H. 15. Jh.
/
A. 16. Jh.
):
De oilner ensullent geyn roetger machen noch quartkannen, de man mit dem hundert tzelt.
Buch Weinsb. (
rib.
,
1566
):
2 groisse Silbersche quartpot; 6 erden weinpot.
Sachs (
Nürnb.
1556
):
Glück zu, gebt mir zwo quarten bier | Und schreibets zu dem andren an!
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
Cotya, Ein hol trinckgeschirr / vnnd ein meß. [...] Ein fierling oder vierteyl einer maß / quaͤrtlein.
Broszinski, Minner. Chir. Parva
70r, 33
(
halem.
,
2. H. 15. Jh.
):
arcznien, die da zesamenziechen. Des ersten so mach ein epithima: 1.) Rp. süssen win ein quart, roswasser, essich, iegklichs j fierling, saffran j lot.
Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
819, 17
(
halem.
,
1486
):
es sol oͧch nieman weder oͤl noch schmaltz bi dem becher und kwertli verkoͧffen noch us messen, der únseri zúnft nit enhat.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
M. 15. Jh.
):
auch sol im ain ieder richter wann er auf dem zol an markchttägen get ain suppen und ain quërtel wein geben.
Leidinger, V. Arnpeck (
moobd.
,
v. 1495
):
Item zbo gulden kandl; der hat yede zbo quart.
Zingerle, Inventare (
tir.
,
1474
):
Item ein stärmoß vnd ii quartenmoß.
Lau, Qu. Neuß ;
Keil, Peter v. Ulm
447
;
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 592, 16
;
Rot
344
;
4.
›Maß- und Gewichtseinheit für nichtflüssige Waren und Abgaben, vor allem für Getreide‹.
Bedeutungsverwandte:
; vgl. , , (
der/die/das
1.

Belegblock:

Leisi, Thurg. UB
7, 883, 26
(
halem.
,
1332
):
Dis lehen ist geligen H. Etterun umb v quart kernen und umb herbeste huͤnr ij.
Ebd.
914, 9
(
1355
):
Hans Sing git j quart. kernen ab aim wingarten.
Müller, Welthandelsbr.
182, 19
(
schwäb.
,
1506
):
ain quart wigt ain teuschn centner.
Ebd.
231, 22
(
1508
):
man wigt auch mit so schwerem gewicht 1 halben centner, ist 56 ℔. [...] Waß das quart nit erreichen kan, da gibt man kein aufschlag.
5.
›Maßeinheit für die Bestimmung des Gewichts von Edelmetallen; Viertelunze‹; im omd. Raum (Preußen, Schlesien) überwiegend als Kurzform für
denarii quartenses, quartones
u. Ä.: ›Rechnungsmünze im Wert eines Viertelschotts (Münze mit einem bestimmten Silbergehalt)‹.
Zur Sache:
v. Schrötter, Wb. der Münzkunde.
1970, 542
;
619
.
Rechts- und Wirtschaftstexte.

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
1, 33, 25
(
preuß.
,
1335
/
6
):
Vier quart gewichtes macht 1 scotgewichte.
Ebd.
82, 15
(
1395
):
an der Mitwoche czu Pfingesten sal eyn iczliche stat [...] ir gewichte senden czum Culmen, das mans do ychte: 1 mark [...], 1 ferding [...], 1 scot [...], 1 qwart und 1 waghe ℔.
Ebd.
2, 102, 30
(
1439
):
Der pfennig sal halden konigsilber eyn qwart myner adir mehe umbgriffen.
Ebd.
5, 251, 18
(
1469
):
Wicht all eyn halff qwart myn, gahn teygen schilling upp de mark.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
53, 8
(
schles.
,
1327
, Hs.
1358
):
Wer shone gewant ws der Stat fuͤrit, das dorinne gekoͤufit ist, der shal gebin von dem Tuche ein quart.
Ebd.
31, 2
:
Welch gast her brengit einin moͤlstein, do von gibt her ein quart vnde von dem Sliffstein also vil, vnd alle andire Steine sullin vrig sin.
Ebd.
68, 9
(
1370
):
czu gebin vf sente michils tag sebindehalbis scot vnde eyn quart, vf wynachten sebindehalbis scot vnde ein quart.
Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica (
schles. inseldt.
,
1478
):
dem ander sal werden Michel Gesenden eyn halbe marg vnd XVI quarttones.
Müller, Welthandelsbr.
183, 13
(
schwäb.
,
1506
):
Zu Venetia haist man das silber gewicht marck; (1 marck) ist 8 onz und 1 onz ist 4 quart und ain quart ist 36 karat.
Matzel u. a., Spmal. dt. Wortschatz.
1989, 233
;
Barke, Spr. d. Chymie.
1991, 320
 f.
6.
›Intervall von vier Tonstufen; Quarte‹.

Belegblock:

Jahr, H. v. Mügeln
445
(
omd.
, Hs.
1463
):
so sal sich uß der quarten lan | die wise diatesseron
(auf die Ars musica bezogen).
Ebd.
113, 828
:
die sibnde meit die wirket schon | in quinten, quarten manchen don.
Wackernell, H. v. Montfort (
soobd.
,
A. 15. Jh.
):
Die vogel singent überal | quint und quart mensur.