pöbel,
pöfel,
der
, auch
das
;
-s/–
;
zu
mhd.
bovel, povel
›Volk, Leute‹
(), dies aus
afrz.
poble
, einer regionalen Form zu
afrz.
pueble
›Volk‹
, das auf
lat.
populus
zurückgeht (
Kluge/S.
1995, 638
).
1.
›(einfaches) Volk, breite Volksmenge, Leute‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Die guten wib, die guten man, | [...] Die ligen dort in den wenden | Enbuzen und enbinnen; | Dar zwischen ist mit sinnen | Daz bovel groz und cleine | Geleit als vulle steine | Nach deme daz sie wirdic sin.
Ziesemer, Proph. Cranc Ez.
30, 5
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
Ethiopia und Lybia und Lydii und alle das andir bovil und Chub und dy sone des landis des gelobedis mittin werdin vallin von dem swerte.
Luther, WA (
1530
):
wie ein kind seinen Eltern und der Pofel seinem Fursten befolen ist, so sind wir ynn der Engeln schutz und yhn befolhen.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Pliades, di sterne fin, | Di das povel phliget nennen | Sechs kuechel mit der hennen, | Das ist das sibengestirne.
Sachs (
Nürnb.
1557
):
Es gschicht dem pöfel nit unrecht.
v. Birken. Erzh. Österreich (
Nürnb.
1668
):
Endlich ware er auch auf des Pöbels seite.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Dorumb aller der pofel murmelt wider die fúrsten jsrahel.
Behrend, Spangenb. Anbindbr. (
Straßb.
1611
):
Darumb der gmeine Man hernach / | Die Nahmen auch auss Unverstand | Verkürtzt; dass sie gantz unbekand | Worden dem Pöfel in gemein.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
v. 1536
):
gieng der boffel das 3. mall für ain rat und bathen ain rat.
Gagliardi, Dok. Waldmann
2, 558, 26
(
halem.
,
um 1541
):
Hiemit richtet das vilköpffig thier, her om̄nes den kopff uff, und lüff das popel zůsamen in harnisch und gwer für das Rhadthuß.
Munz, Füetrer. Persibein
112, 7
(
moobd.
,
1478
/
84
):
zum iüngsten sy den helld ersach, | der stúend pey annderm pouel verr da hinden.
Chron. baier. Städte. Regensb. (
noobd.
,
1512
):
Da wurden dy verstendigen ganz still und galten nichz und kamen in grossen haß vor der gemain und pöfl.
Schmitt, Ordo rerum
84, 21
;
103, 38, 10
;
Hulsius
N iijr
;
Wiessner, Wortsch. Wittenw. Ring.
1970, 25
;
Schmid, R. Cysat
6, 68
;
Schmid, Pilgerreisen.
1957, 406
;
Eckel, Fremdw. Murners.
1978, 48
;
Rosenqvist, Frz. Einfluß.
1932, 182
;
1943, 435
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Bad. Wb.
1, 280
;
Öst. Wb.
3, 544
.
2.
›niederer Stand, rohe (ungebildete) Volksmasse, Pöbel‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2.
Syntagmen:
der frevele / gemeine / grobe / lose / mutwillige / törichte / unnütze / unverständige / wiederwärtige p
.

Belegblock:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
, Hs.
1601
):
soviel mit diesem losen Pöfel [...] gehandelt, das sie dozumal solches abgestanden sein.
daruber nun der Hader so groß geworden, das das gemeine Pöfell mit steinen zu dem uff dem Predigtstule mit macht geworffen.
Allg. Schau-Buͤhne (
Frankf.
1699
):
Der erzuͤrnete Pöbel aber laͤsset sich damit nicht begnuͤgen / sondern pluͤndert den Pallast.
Luther, WA (
1530
):
Dem gemeinen pöfel stinckt sein Adem nach dem geitz.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Elyphas mit ungelimphe | Mich gesatzet hat zu schimphe | Dem povel und den veygen.
Steinberger u. a., Urk. Hochst. Eichst.
372, 15
(
noobd.
,
1349
):
alle handelung, dye heur ist geschehen an den Juden von dem povell zu Eystet, der etlich erschlogen worden.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1450
/
80
):
Des malß kam das widerwertig pövel der gemayn der stat Nürenberg wyder in genad und untertenikeit kunig Karls.
Ebd. (
nobd.
,
1488
):
Als das also von dem unfürsichtigen, mutwilligen, freveln pöfel geschrien was, machten sie zuhant hauptleut und zunftmaister.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1548
):
daß so ain uralte, mechtige und weitberuͤmbte stat, die voller namhafter personen der alten geschlechten ist, soll also von dem groben, unverstendigen poͤvel geregiert [...] werden.
Diehl, Dreytw. Essl. Chron. (
schwäb.
,
1550
):
da habenn sich ettlich bes knabenn zusamenn gettan, alls das grob ungeschicktt volk, metzger, fischer und andere beffel und seyen iber denn bryester gefallenn ongewartter sach.
Jörg, Salat. Reformationschr.
356, 4
(
halem.
,
1534
/
5
):
dann by dem poͤfel was weder vernuftt / raat / noch bescheydenheyt / sunder alles trutzenn, ungerechtikeytt / mort / brand.
Gagliardi, Dok. Waldmann
2, 561, 37
(
halem.
,
um 1541
):
da ward ein nüw regiment uffgeworffen von dem popel, und welcher mit schryen und wüetten sich letz stalt, der kam wyt hinfür.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Das g‘main torecht pöfel, wâ es ain christen auf der gassen, am markt ersach, warf‘s mit kot, mit stain zue im.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1533
):
das bos böfel so alwegen zu crieg und muetwillen genaigt.