pulfer,
pulver,
das
;
-s/–
;
zu
mhd.
pulver
›Puder, Staub, Asche‹
(), seit dem 14. Jh. auch
›Schießpulver‹
, dies letztlich aus
lat.
pulvis
›Staub, Sandstaub, Erde‹
(, 2083f.;
Pfeifer, Etym. Wb. d. Dt.
1993
, 1058f.).
1.
›Staub, Asche‹.
Bedeutungsverwandte:
1
 1,  1.
Syntagmen:
etw. zu p. brennen / machen / stossen / verbrennen / verkeren / zerstieben / zerstossen, zu p. gebraten werden / verbrennen, im p. liegen / rasten
›ruhen‹.

Belegblock:

Chron. Köln (
Köln
1499
):
gebeintze der liever hilligen, die hochwirdich vur gode hie in pulver rasten.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, zu
1388
):
worfen der bloßen buben funfzig in den kalkoben unde vurbranten di zu pulver.
Dubizmay, kurß zu Teutze
1, 10
(
hess.
,
1463
):
fur dy Roten Rurer faul | Pirenn baum holtz zw puluer | Gemach vndt in ein Ey geRurt | Vnd gebacken in einer aschen.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
58, 18
(
Frankf.
1535
):
Wiltu wissen ob eine ein jungfraw sei odder nit / nim dises steynes / zerstoß jn zu puluer.
Ralegh. America (
Frankf.
1599
):
Diese stossen die Beyn jhrer Herren / Frawen vnd Verwandten zu Puluer / vnd trinckens in allen jren Getraͤncken.
Luther, WA (
1544
):
Denn wie er den othem des lebens und geist ausser dem leibe erhalten kan, so kan er auch den leib aus dem staub und pulver wider zusamen bringen.
Anderson u. a., Flugschrr.
1, 7, 19
(
Leipzig
1520
):
die angetzeigte͂ ketzer võ Sangerhausen tzu puluer prennen.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
5, 20
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Got beraube euch euer macht und lasse euch zu pulver zerstieben.
Gille u. a., M. Beheim
171, 105
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Auch wirt der mensch zu pulver und | czu kot und aschen czu der stund | van ainem clainen ungesunt, | von platern oder vieber.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
466, 27
(
els.
,
1362
):
ob su us kement daz man inen noch fuͤre vnd sú denne fúrbrante vnd daz pulfer do noch in daz mer wurfe.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
nu habe ich an mir keinen gewalt und lige hie in disem pulver.
Sappler, H. Kaufringer
14, 613
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
in der kamer da verpran | die junkfraw ze pulver schon.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
v. 1536
):
ob 250 häuser gar zů pulver und eschen verprunnen.
nachdem in der hencker zů pulver verprindt hat und die eschen in die Wertach het geworfen.
Menge, Laufenb. Reg.
4499
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
Nyme eyger schalen ein michel teil | Die mache ze puluer.
Roder, Hugs Vill. Chron. (
önalem.
,
1523
):
und ferbrant das schloss zů bulffer.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Hett er Troye ze bulver brannt, | Min trüwe sol des werden ain pfand.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
also verbrinnet er, und von dem pulver wirt denne ain núwe fenix.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
der ander tail seins leib was aller zu pulver worden.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
wer ain kroten ze pulver prennt und den pulver læzt ligen, dâ werdent lebendig kroten auz.
Schmitt, Ordo rerum
184, 17
;
Voc. inc. teut.
t viijr
;
d iiijv
;
Hulsius
N iijr
;
Rohland, Schäden
497
;
Stedtfeld, Roger-Glosse
99
;
Wiessner, Wortsch. Wittenw. Ring.
1970, 147
;
Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib.
1989, 222
f.;
Lehmann, Rezeptb.
237
;
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 218
f.;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Bad. Wb.
1, 366
;
2.
Pulver für verschiedene Zwecke, bes. ›Arzneipulver‹.
Bedeutungsverwandte:
.
Syntagmen:
p. daruntertun / dreinmengen / einnemen / essen / lecken / machen / nutzen / schütten / untermischen / untersetzen / zerlassen / zurichten / zusammenreiben
.
Wortbildungen:
pulferkrämer
.

Belegblock:

Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1405
):
1 m. in die apoteke vor das pulfer, das unserm homeister gemacht wart.
J. W. von Cube. Hortus
118, 27
(
Mainz
1485
):
vor das zyttern deß hertzen Nym des puluers ein quincirs.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
132, 10
(
Frankf.
1535
):
Nütz diß puluer mit wegrich safft / es stopfet den weissen vnd roten fluß der frawen.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
52, 9
(
Frankf./M.
1568
):
Hab auch gut Salbn / für Flöhe vñ Lewuß / | Auch Puluer für Ratzen vnd Meuß.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
24, 26
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Die leuse zu vortreiben: nim das pulfer oder abfeilach von hirschhorn im weine getrunken.
Pyritz, Minneburg
3508
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Und daz min hertz auch genuße | Ir gnaden suße confeckt | Und auch ir helfflich bulver leckt.
Keil, Peter v. Ulm
220
(
nobd.
,
1453
/
4
):
schutt daz puluer dor ein vnd seih es denn durch ein thuch.
Gille u. a., M. Beheim
108, 27
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
ir antlucz waz pestreiet | Mit pulver
(›Puder‹)
wüstigleiche.
Keil, Peter v. Ulm
259
(
nobd.
,
1453
/
4
):
Ein gut puluer daz all vnreinigkeit ausisset.
Fastnachtsp. (
nobd.
,
15. Jh.
):
Da hab ich ain pulfer, daß hat solch macht.
Cirurgia H. Brunschwig (
Straßb.
[
1497
]):
an dem fierden tag würff dann dar vff das vorgenant püluer das ich geleret hon in dem capitel von dem hefften der wunden.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
er hab im ain pulver durch sein arzet lassen zurichten wider alle flaischliche anfechtung.
Ott-Voigtländer, Rezeptar
205r, 11
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1400
˺):
Dem das hopt bestept / ist, das er durch die nasen nit atmen mag, / der nem ziminin vnd esse das puluer dik vff / brot oder lecke es vss der hand.
Menge, Laufenb. Reg.
5565
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
Das hertze soltu sterken | Mit eyme electuario | Das sol gemachet sin also | Von puluer triasandali.
Broszinski, Minner. Chir. Parva
82r, 2
(
halem.
,
2. H. 15. Jh.
):
Die ander cura ist puluer von dactelkernen daruff geworfen.
Sudhoff, Paracelsus (
1529
):
So ist auch gebreuchlich und nuz, das ir derselbigen kreuter pulver nemen und seents in die scheden.
Scholz, Lanfrank. Chir. Parva
237v, 1
(
md.
/
oobd.
,
1446
/
8
):
jst er aber / gar kranck, so smir dy stet mit roßenol vnd mit puluer mirtillorum.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
daz selb pulver ist auch dem guot, dem diu stirn wê tuot.
Weitz, Albich v. Prag
152, 19
(Hs. ˹
oobd.
,
A. 16. Jh.
˺):
Wirt aber der mag oder der groß darm verwundt, [...] saͤ auff die wunden das rot puluer.
Belkin u. a., a. a. O.
78, 4
;
82, 16
;
86, 7
;
100, 19
;
150, 15, 152, 12
;
Keil, a. a. O.
39
;
238
;
Ott-Voigtländer, a. a. O.
207r, 16
;
214r, 3
;
Broszinski, a. a. O.
72v, 17
;
74r, 13
;
75r, 10
;
Scholz, a. a. O.
228r, 22
;
233v, 17
;
234r, 10
.
3.
›Schießpulver, Sprengpulver‹.
Syntagmen:
p. anzünden / bedürfen / bringen / kaufen / machen / nemen / riechen / schicken / verschiessen; ein zentner, eine tonne pulfer(s), ein fas mit p
.
Wortbildungen:
pulfergehäuse
(a. 1409),
pulfergesäs
›Pulvertasche‹ (a. 1536),
pulferhaus
›Pulvermühle, pulfermagazin‹ (a. 1525),
pulferlade
›Pulverpfanne‹ (a. 1417),
pulferschaufel
(a. 1434),
pulfersieb
(a. 1401),
pulfertruhe
(a. 1552).

Belegblock:

Ziesemer, Gr. Ämterb.
26, 33
(
preuß.
,
1424
):
7 tonnen pulvers, 4 tonnen salpetir und eyne neyge, czwu tonnen swefil.
Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1401
):
9 firdung, dy buchsen harnusch phile unde pulver, das uf das Nuwe hus sulde, ken Konigisberg zu furen.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
1007
(
Köln
1476
):
Eyn halff ton puluers oeuer all | Was nyet dae bynnen, as ych sall | Dye rechte wayrheyt claren.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
109, 21
(
thür.
,
1474
):
geczug, der zcur were gehoret, also armbrost, lyren, buchßen, pafeyßin, phile unde pulver.
Lippert, UB Lübben
2, 72b, 27
(
osächs.
,
1429
):
5 sch. vor pulver und buchsen.
Opitz. Poeterey
40, 15
(
Breslau
1624
):
Die wolcken werden schwartz von vnsers Pulvers rauch.
Gille u. a., M. Beheim
328, 484
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
wir furten auff den wasser | speis, pulver und geschoss.
Hampe, Nürnb. Ratsverl.
1, 413, 16
(
nobd.
,
1545
):
Oßwalden Paltner, dem püxengisser, sein begern umb 12 centner pulvers, gen Strasburg ze schicken, dweils ein furkauf ist, ableinen.
Sachs (
Nürnb.
1563
):
Und ward die stub vol feuer-funcken, | Pulfer und pech ser ubel stuncken.
Müller, Nördl. Stadtr. (
schwäb.
,
1482
):
darauf den zeugmaistern bevolhen, ob etlich zu solher notwer und rüstung pfeil oder pulver bedorften, denselben das nach zimblichen zugeben.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Desselbigen tags hat Renhart von Neuneck ain wagen mit büchsen, blei und bulfer zu Calenberg [...] gefunden.
dieweil das feur so nahe bei dem stattthurn am sewmarkt so ward das pulver eilends an ain gewarsams ort behalten.
Memminger Chron. (
Ulm
1660
):
verschossen auff einen Tag 28. Centner Pulver.
Thiele, Minner. II,
13, 213
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
das pulver us salpeter | macht man mit listen also mangerley, | das es die thurn unnd die huser kann gefellen.
Roder, Hugs Vill. Chron. (
önalem.
,
1519
):
Die hatten win und brott und flaisch und wol 7 tona bullfer und fill gůtz geschutz.
Geier, Stadtr. Überl. (
nalem.
,
1564
):
wöllicher, er sei reich oder arm, ainichen klotz, klain oder groß, in der statt mit pulver zersprengt, ist die straff fünf phund phening.
Seuffert u. a., Steir. Landtagsakten
1, 102, 29
(
m/soobd.
,
1445
):
deixelwagen mit 4 pferden, darauf man stain, puxen, pulver und ander notturft in das veld füere.
Zingerle, Inventare (
vorarlb.
,
1479
):
zwai veßlin mit buluer vnd by hundert vnd zwaintzig pfund buluer in aim veßlin vnd in den ladtrucken.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
nach prachten die kunigisch in das gslos speis, weinn, puchsen und pullver in ainer wochen zwir.
Qu. Brassó
423, 17
(
siebenb.
,
1611
):
also dasser begehrt hat von uns [...] 100 Wägen mit Proviant, item 100 Zinten Polver, Blei.
Skála, Egerer Urgichtenb.
115, 7
(
nwböhm.
,
1574
):
des Cramers Sohn hab ein wenig Pulffer vnd 3 Creutzer In eim Truhl gehabt.
Ziesemer, a. a. O.
7, 22
;
164, 18
;
224, 25
;
294, 36
;
673, 36
;