prüfen,
V.;
zu
mhd.
prüeven, brüeven
(md.:)
prûven, prôven
›erwägen, erkennen, beweisen, erweisen, dartun, berechnen, erproben‹
(), dies über
afrz.
prover
aus
lat.
probāre
›erproben, prüfen, untersuchen‹
(
Georges
2, 1934
;
Kluge/S.
1995, 652
).
1.
›etw. wahrnehmen, erkennen, einsehen, beobachten‹.
Bedeutungsverwandte:
 5, I, 4.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Nicod. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
doch pruve in dinem gemerke | die almehtigen gotes sterke, | [...] und pruve, durch wilche sache | er hier die wunder mache.
Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Swer nicht daz herze reinet | [...] Der muz vorlorn werden. | Daz man an diser rede wol | Mac pruven die nu volgen sol, | Wie verre die wort reichent.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
8082
(
rib.
,
1444
):
Ich wille yn dir balde an doen ind proeven | We du dich da ynne soels oeven.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, zu
1395
):
Unde fant man da auch alde graben unde sache von einer alden burg, daz man wol prufete.
Schneider, Pont. u. Sid.
78, 32
(
rhfrk.
/
mosfrk.
,
2. H. 15. Jh.
):
Lang dreip ir eyner den andern wieder vnd vort mit grossen slegen, das man neuwelichen hette mogen proven, welicher der best were gewest.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Ein mâler, der ein volkomen bilde hât gemachet, dâ prüevet man sîne kunst ane.
Strauch, Par. anime int.
19, 13
(
thür.
,
14. Jh.
):
an disin wortin mogin mir mirkin dru dinc, an den man di allir groste minne prufin mac.
Neumann, Rothe. Keuschh.
2931
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
du salt des sin van mir bericht | das man an deme rechte liebe prubet | wer das an den wercken ubet.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
10, 1
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Du hast nicht aus der weisheit brunnen getrunken: das brüf ich an deinen worten wol.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
An en wart gepruvet nicht | Keiner serde, wewen icht, | Sundir schone unde glantz | Was ir lib.
Henschel u. a., Heidin
1403
(
nobd.
,
um 1300
):
Ich bin ein kint daz prvf ich wol.
Gille u. a., M. Beheim
69, 67
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
ich wol pruf un merke, | wann mich haimlich pegreifft dein gnad.
Stackmann u. a., Frauenlob
5, 76, 1
(Hs. ˹
nobd.
,
3. V. 15. Jh.
˺):
Swie tum ich bin, so kan ich ein ding prüfen wol.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
hant ir út gepruͤfet, wie wunderliche wege er sú gefuͤret het?
Schlosser, H. v. Sachsenh.
4739
(
schwäb.
,
1453
):
Sich rust gar vast das her enbor, | Das brüf ich wol an dem geschell.
Kohler, Ickelsamer. Gram. (wohl ˹
Augsb.
1. Dr. 16. Jh.
˺):
Man sol mercken vnd bruͤfen, welche Buchstaben die silben in der mitte des worts schliessen moͤge.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Es ist ein wunderlichú blintheit menschlicher vernunft, daz si nit mag bruͤfen daz.
Munz, Füetrer. Persibein
511, 6
(
moobd.
,
1478
/
84
):
es chumpt ain ritter ellensreiche, | ich prúeffs an seiner pärde, | das er euch mainet nicht wann gar streitleiche.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
an dem pfärd under allen tiern prüeft man an den ôrn sein siten.
Leidinger, A. v. Regensb. (
oobd.
,
um 1430
):
Wenn das also geschiecht, so prüft man wol dy menschlich sälikait.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
17, 3
;
17, 15
;
18, 18
;
56, 2
;
Pfeiffer, a. a. O. ; ; ;
Voc. Teut.-Lat.
z viijr
;
Weber, Oswald. ;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 94
;
Rosenqvist, Frz. Einfluß.
1932, 189
f.;
1943, 452
f.;
Öst. Wb.
3, 1156
.
2.
›etw. bedenken, prüfend betrachten, auf die Probe stellen, nachprüfen, überprüfen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. (V.) 10;  3,  2,  5.
Wortbildungen:
prüfherre
(a. 1440),
prüfmeister
(a. 1516).

Belegblock:

Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
6277
(
rib.
,
1444
):
Dat ich de wapene dede an | Ind bestoende de zo drain | Eyne wile, umb zo proeven | Off ich de mochte oeven.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1582
):
Sein augen sehn mit vleis hernider, | Vnd sein scharffsichtig augenlieder | Pruͤfen die menschen kinder all.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, zu
1360
):
nu saltu wißen phyzonomien unde gestalt hern Conen vurgenant, want ich in dicke gesehen unde geprufet han in sime wesen unde in mancher siner manirunge.
Rueff, Rhein. Ostersp.
52
(
rhfrk.
,
M. 15. Jh.
):
herre, des hastu geprufet mich.
Froning, Alsf. Passionssp.
5158
(
ohess.
,
1501ff.
):
wiltu nach nyt syn oberwonden, | ßo prufe auch der seitten klangk. | das da ist ein susßer sangk.
Jostes, Eckhart
73, 13
(
14. Jh.
):
Wan alle di kunst, di der mensch kan, di pruͤfet man an den werken.
Göz. Leichabd. (
Jena
1664
):
Ferner [...] tuht eben dieses Gott / damit er der Eltern Geduld pruͤfe.
Anderson u. a., Flugschrr.
17, 6, 21
([
Wittenb.
]
1523
):
Pruffet alles / was gut ist das behaltet.
Ebd.
17, 12, 6
:
die Diacon soll man [...] pruffen.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
pruͤwe, mensche, dich selben.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
50, 222
(
Magdeb.
1608
):
Last mich sie erstlich sprechen an / | Jch wil gar bald pruͤffen den Mann.
Pyritz, Minneburg
3657
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Die bruften an der burge zwar | Und an dem berg heimlich gar, | Wo sie die burk vil werden | Gegraben mochten under der erden.
Bell, G. Hager
317, 1, 3
(
nobd.
,
1608
):
Merck Eben, | mein kind, vnd lerne fein, | vnd Brife gar mit fleise, | was deim leib ist ge sundt.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
Disen allen solt du in minnen vertragen, und do soltu pruͤfen dich selber.
Thiele, Minner. II,
8, 100
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
er soll auch gutt sitten uffen, | das man da by müg brüfen | sin dugent.
Kohler, Ickelsamer. Gram. (wohl ˹
Augsb.
1. Dr. 16. Jh.
˺):
wer diser ding verstand hat, der bruͤfe es.
Steer, Schol. Gnadenl.
5, 161
(
halem.
,
15. Jh.
):
Dis ist ze bruͤfende an Moyse vnd dem volke Ysrahel.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
dô was ich gar junk und prüeft doch allez, daz dâ nâch geschach.
Leidinger, A. v. Regensb. (
oobd.
,
um 1430
):
sy auch also prüften dy gross huet, dy der von Mayland het.
3.
›etw. erregen, bereiten, verursachen‹.

Belegblock:

v. Groote, Muskatblut (
nobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
herre prüff kein schant, | du salt mich recht vernemen, | daz ist dir sicherlichen not.
Leisi, Thurg. UB
7, 194, 25
(
halem.
,
1379
):
daz si dem vorgenemten Wilhelm von Enne noch frǒ Angnesum, siner elichen frowen, noch kainem erben noch nahkomen dekainen nutz noch frômen nit bringen noch pruͤfen sont.
Koppitz, Trojanerkr. (
halem.
, Hs.
E. 14. Jh.
):
waz manes mag er sin | Der der edlen künegin | Brüwett alsölichen schaden.
Gierach, Märterb.
3028
(Hs. ˹
moobd.
,
15. Jh.
˺):
nün hat sein tod mit arbait | uns geprüft manig lait.
Ebd.
15731
:
er prueft da grozzes hail, | wann er manigen von der stünd | an sel ann leib macht gesünd.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Vor Choͤtzse man den werden sach | Den veinden pruͤfen ungemach.
4.
›etw., z. B. eine Anzahl von Menschen, zählen, schätzen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
2
 2.

Belegblock:

Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, zu
1361
):
Unde wart geprufet, daz uf den stechebanen alle zit hilden me dan dusent man mit vurbunden gekroneten helmen.
Ebd. (
mfrk.
, zu
1372
):
also daz man prufete, daz di selben gesellen von den sternen bi zwei dusent ritter unde knechte waren.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Zen tusent na bi im stan, | Dar zu hundert tusunt | Pruefte ich.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Den helm prüffe ich für tussend mark.