polieren,
palieren,
2
bolieren,
balieren,
pulieren,
V.;
Schreibungen mit initialem
p-
und medialem
-o-
häufiger als diejenigen mit
b-
bzw.
-a-
,
pulieren
selten;
zu
mhd.
palieren, polieren
›glätten‹
(); dies aus
lat.
polı̄re
über
afrz.
polir
(
Pfeifer, Etym. Wb. d. Dt.
1993, 1024
; ).
1.
›etw. (Rohstoffe) glättend, schleifend, feilen oder in sonstiger materialadäquater Weise bearbeiten, polieren; etw. (Produkte des Handwerks) durch gegenstandsadäquate Behandlung auffrischen, zu höchster Schönheit gestalten‹; vereinzelt allgemein: ›etw. säubern, sieben, reinigen (z. B. Getreide)‹.
Syntagmen:
den diamanten / rubin / smaragd / harnasch / spies / stein, das edelgestein / gold / kristal / papier / schwert / siegel / tor, die fiedel / frucht / klinge p.; etw. glat / klar / liecht / meisterlich / rein p.; der (ge)polierte marmor / rubin / sattel / spiegel, das (ge)polierte erz / glas
.
Wortbildungen:
balierknecht
›Geselle des Harnischfegers‹,
balierküche
›Werkraum, Edelsteinschleiferei‹,
baliermüle
›Schleifwerk, Schleifmüle‹ (dazu bdv.: , ),
baliermüller
›Betreiber eines Schleifwerks‹,
balierpulfer
,
balierrad
›Schleifrad‹,
balierscheibe
(dasselbe).

Belegblock:

Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1404
):
3 fird. dem goltsmede vor des meisters silberynne gevese of den tag zu polliren.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
52, 7
(
Frankf.
1535
):
Feursteyn gepüluert / damit polirt mann alle harte steyn / als Berillen.
Ebd.
52, 16
:
Smaragd sol man außwendig polieren vff dem rohr mit reynem wasser / Man mag jn auch poliren auff birbaͤumen holtz.
Ebd.
128, 1
:
Corneolus ist ein rotgeeler stein [...] so man jn baliert / so glestet er sere.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Bautzen
1584
):
Die Stein sind gepoliert reinlich.
Pyritz, Minneburg
2464
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Durch sliffen und puliret | Ligt aber dar inne palaz rubin.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
um 1400
):
und sol daz papir allez mit sein selbs kost aus beraiten mit paliren und allen sachen.
v. Groote, Muskatblut (
nobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
der rubin rot hubschlich dar in poleret.
Hampe, Nürnb. Ratsverl.
1, 150, 11
(
nobd.
,
1513
):
Dem Schirmer, plattner, sein begern, im etlichen harnasch [...] paliren ze lassen, ablaynen.
Sachs (
Nürnb.
1553
):
Ein paliert ertz ein spiegel bleybt, | Darinn der mensch sein gstalt ersicht.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
er schickt von in stein metzeln zehawen die stain vnd zů balieren das das haus gotz wurde gepaut.
Morrall, Mandev. Reiseb.
103, 6
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
wie wol sie [yris] dyomanten glich syent, so sind sie doch an dem spitz nit als hert als die rechten und lond sich licht bulieren. Aber etlich goldschmid die bulieren sie von boßhait nit gar, daz man soͤl wenen, daz sie von hertin wegen nit múgen bolieren.
Löffler, Columella/Österreicher (
schwäb.
,
1491
):
ob du vil frúcht in die jar behalten wilt, so soͤllen sy gedertt und gerittert werden; dann so vill sy gesybert und gebaliertt sin, so vil werdent sy minder von den korn wúrmen usß geessen. Ob sy aber glich dem bruch zů geordnett sind, ist nit nott das sy also wider poliert werden.
Rot
339
(
Augsb.
1571
):
Polirn, Schön machen / außreyben / huͤpsch fegen vnd putzen.
Sudhoff, Paracelsus (
1525
/
6
):
sie [erden] muß haben ein balirer, der sie balirt, das ist ir arbeit auf den schein mache.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
dar umb spricht ain rauheu videl niht sô wol sam ain wol palierteu fidel.
wilt dû den stain polieren und schœn machen, sô wirt er dunkel.
Gereke, Seifrits Alex.
6728
(
oobd.
, Hs.
1466
):
man muest den stachl rain purgiern | und dar nach schon poliern.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
3, 57
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
Rubein roter, fein poliret, | keuscher smaragd, durchfloriret, | diamant ward nie so vest.
A. à S. Clara. Glori (
Wien
1680
):
mit Lieb vermengte Wangen in das Gesicht gesetzt / aus denen / wie aus einem poliertem Spiegel die Holdseeligkeit heraus schauet.
Lexer, Tucher. Baumeisterb. ;
Hampe, a. a. O.
1, 191, 9
;
454, 25
;
Schmitt, Ordo rerum
646, 6
;
Rosenqvist, Frz. Einfluß.
1932, 181
;
1943, 432
;
2.
in verschiedener Richtung ütr., z. B. auf die Sprache, auf Wörter, dann ›etw. (die Sprache) reinigen, regeln; etw. rhetorisch geschickt gestalten‹, auf Personen, dann ›jn. (im Fegefeuer) läutern‹, auf Gruppen, dann a) ›jn. vorbildlich ausstatten, ausrüsten‹, b) ›auf dem Eise gleiten‹.
Wortbildungen:
ungeballiert
.

Belegblock:

v. Keller, Amadis (
Frankf.
1571
):
damit hiedurch die [...] geliebte sprach Teutscher Nation [...] an tag erklärt, vnnd poliert, auch der Jungen [...] bessere Ingenia [...] auffgemundert werden.
Pfeiffer-Belli, Murner. Kl. Schrr.
6, 121, 15
(
Straßb.
1520
):
vwere wörter seint glat ballieret vnd aller andrer ruch vnd rostigk.
Kurz, Murner. Luth. Narr (
Straßb.
1522
):
Vnd künnen vnsere lügen fidern, | Schleiffen, gletten vnd ballieren.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
zu winters zeiten uf den gefrornen weiern zu Fontenebleau gefaren und darauf umbher baliert.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
sô schickent si ir schar, sam ain gepalierte ritterschaft tuot gegen den veinden.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
7, 48
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
lob lobsam menschlich geslechte, | aller tugent ain übermächte | du traist in polierter zir.
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß .